29.5.08

Joe privat

Nach einigen Berichten über Joe´s jagdlichen Werdegang ist es Zeit, über Joe´s Privatleben einige Zeilen zu schreiben.

Joe´s Begeisterung für Kinder ist mittlerweile weit bekannt. Das liegt wohl auch daran, dass er ein überaus herzliches Verhältnis zum Sohn der Familie unterhält. Zwar macht Joe´s immer noch welpenartiges Verhalten, das aus der Rolle des Familienclowns herrührt, die jagdliche Ausbildung nicht einfacher. Aber es ist eine Freude, Joe in seiner Rolle als Spielkumpan zu beobachten.
Die Leidenschaft des Autofahrens, wie soll es anders sein, teilt er mit dem Sohn der Familie.



Auch Joe kann sich fürs Cabriofahren begeistern














Bedenkt man, dass er zu Beginn noch Angst vor Fahrzeugen aller Art hatte und wochenlang ins Auto getragen werden musste, springt er heute in jedes Auto mit offener Tür.

Bei der Fahrt durchs Revier lehnt er sich bedrohlich weit aus dem offenen Fenster und lässt sich den Fahrtwind um die Behänge wehen. Ist ja auch genauso schön wie herum rasen, aber nicht so anstrengend.

Seine besondere Begeisterung zeigt er beim Fahrradfahren. Doch hier läuft er nicht neben dem Fahrrad her, sondern zieht es hinter sich her. Wichtig ist es dabei immer, dass am Ziel ein Kühlmöglichkeit vorhanden ist.

Joe nimmt ein Schlammbad, nachdem er 10 Kilometer das Fahrrad gezogen hat.













Doch Joe´s liebste Beschäftigung ist das Liegen auf dem Sofa vor dem Fernseher. Hier kann er sich vom anstrengenden Tag ausruhen.


Nach einem anstrengenden Tag
















Der am Anfang völlig verängstigte Joe ist in seiner Familie vollständig angekommen und als Familienmitglied nicht mehr wegzudenken.

waidmannsheil

Euer

stefan

Sie sind Nichtjäger und benötigen Hilfe bei der Erziehung Ihres Jagdhundes?

Jagdhundeseminar für Nichtjäger und Erstlingsführer von Jagdhunden

21.5.08

Umfrageergebnis zur 1. Jagdmöglichkeit

Hallo,

Kaspar Hauser mit den jüngsten Umfrageergebnissen.

"Wie fanden Sie Ihre 1. Jagdmöglichkeit ?", war die Frage.

Wie erwartet, fanden 60% diese in der Familie und bei Bekannten.
Knapp 10% begannen die Jagd per Begehungsschein und 5% im eigenen Pirschbezirk.

Die Kreisjägerschaften und das berufliche Umfeld spielen fast gar keine Rolle.

Damit sehe ich zwei Thesen bestätigt:

1.
Der Jagdschein hilft nicht bei der Karriere.
Allen Karrieristen sei gesagt: Geht bitte wieder Golf oder Tennis spielen.

2.
Jäger ohne Revier werden von Kreisjägerschaften nicht vertreten. Jungjäger dürfen sich beim Lehrprinz melden.


Ihr "Nicht Golfer" und "Nicht Tennisspieler",
Kaspar Hauser

PS: Natürlich dürfen sich auch Beständer als Lehrprinz bewerben.

Das erste Jungjägerseminar

Als der Jagdverein Lehrprinz e.V. Anfang des Jahres seine Arbeit aufnahm, war es an der Zeit, das erste Seminar für Jungjäger zu starten. Im Januar hatte ich mir bereits einen Eindruck vom Wildreichtum auf der Insel Usedom gemacht und mich entschlossen, mit Hubertus von Rochow als zweitem Lehrprinzen dort das Jungjägerseminar abzuhalten.


Wir hatten uns auf eine Woche Mitte Mai geeinigt, da in dieser Zeit das Rehwild besonders aktiv ist und somit Ansitze zahlreichen Wildanblick versprechen.

Die Resonanz auf die Beschreibung des Seminars war zunächst groß. Am Ende meldeten sich nur zwei Teilnehmer an. Das stellte sich später als Glücksfall heraus, da beide Teilnehmer mit ihren Hunden anreisten und wir unsere ganze Aufmerksamkeit den beiden Jungjägern widmen konnten.

Am Freitag, den 9. Mai ging es dann auf die fast 900 km lange Reise. Zwei große Jagdtaschen, zahlreiche Jagdutensilien, zwei Waffen wurden in der VW Doppelkabine verstaut und oben auf allem tronte DK Rüde Joe in seinem Körbchen.

Wenn man dann mit 90 km/h über die Autobahn fährt, ist da nicht nur die Vorfreude auf einige Jagdtage. Auch viele Fragen gehen einem durch den Kopf. Wie wird das Wetter? Werden wir genügend Anblick haben? Werden sich Hunde und Jäger vertragen?

Doch alles der Reihe nach.

1. Die Reviere:
Den Jungjägern standen gleich mehrere völlig unterschiedliche Reviere zur Verfügung. Das eigene Revier des Herrn von Rochow, ein reines Waldrevier mit zahlreichen Kirrungen und Wildäckern. Das zweite Revier, das bejagt wurde, liegt auf einer Halbinsel der Insel Usedom und ragt in das Achternwasser, den Mündungsarmen der Peene hinein. Extensiv bewirtschaftete Wiesen mit verlandeten Seen, Kiefernwäldern und einem Bachlauf bestimmen hier das Bild der Landschaft. Die völlige Abgeschiedenheit, die Wiesen, der Bach und das nahe verschilfte Ufer gaben diesem Jagdbogen eine ganz besondere Note.
Auch ein etwas weiter vom Quartier gelegenes 3. Revier lag abseits der Touristenströme und bot den Seminateilnehmern einen Einblick in die Landschaft und das Jagen in Mecklenburg-Vorpommern.

Karge Wiesen, Kiefernwälder und verlandete Seen prägen das Bild der Landschaft auf Usedom













In Mecklenburg, in Mecklenburg,
da sind wir durch den Raps gegurkt












2. Die Teilnehmer:
Die wichtigste Frage vor dem Seminar war, ob sich Jungjäger und Lehrprinzen verstehen. Doch alle Bedenken lösten sich schnell in Luft auf. Obwohl auch die komfortabelste Ferienwohnung bei 3 Hunden und 4 Bewohnern eng wird, kamen alle Bewohner bestens miteinander aus. Der oft enge Zeitplan mit Morgenansitz, Frühstück, Hundearbeit, Revierfahrten und Abendsansitz forderte von allen Beteiligten eine hohe Disziplin. Auch der Golden Retriever Rüde Bobby, mit sichtlichen Anfangsproblemen im Gehorsam, war schnell "eingenordet" und fügte sich dem streng geregelten Tagesablauf.


3. Die Hunde:
Da beide Jungjäger ihre Hunde mitbrachten und viel Arbeit notwendig war, war ich froh, dass das Seminar sich nur auf 2 Teilnehmer begrenzte. Schon ein 3. Teilnehmer hätte eine optimale Beteuung nicht mehr gewährleisten können.
Die zahlreichen menschenleeren Uferbereiche mit Schilfgürteln boten ideale Bedingungen, um mit den Hunden die Wasserarbeit zu vertiefen.
DK Rüde Joe hatte ich mitgenommen, weil ich weiß, wie sehr sein Ehrgeiz geweckt wird, wenn er anderen Hunden beim Arbeiten zusehen muss. Meine Idee ging auch voll auf. Verbissen arbeitete Joe an seinen Apportierfähigkeiten, als er sah, wie gut die anderen Hunde den Fuchsdummy und das Apportel aus dem Wasser holten. Zudem kam es beim Jungjägerseminar zu einer kleinen Liebesgeschichte. Joe hatte sich in die Kleine Münsterländer Hündin Cassie verliebt. Während der Ruhephasen lag er neben ihr und wich ihr nicht mehr von der Seite. Sichtlich verliebt bewunderte er seine Angebetete.

Obwohl der Apport nicht sein Lieblingsfach ist, aktivierte die Arbeit der anderen Hunde seinen Ehrgeiz.
Joe bei der Wasserarbeit
































Joe mit Petriheil
Anstatt den Dummy zu apportieren, bringt Joe einen bereits ausgenommenen Karpfen, den er im Schilfgürtel fand.
































Da strahlt der Ausbilder!













Cassie
Cassie ist eine für Münsterländer ungewöhnlich ruhige Vertreterin. Es ist ein Augenschmaus, ihr bei der Quersuche zuzusehen. Ruhig und gründlich pflügt sie, ständig die Nase im Dreck, durch die Wiesen. Nur mit der Nähe zum Führer klappt es noch nicht, aber die Arbeit, den Hund enger an den Führer zu binden, machte bereits an den Tagen des Seminars Fortschritte. Die sensible Hündin, wegen Schussscheue als unbrauchbar abgegeben, hatte wohl den falschen Führer. Mit Bodo, ihrem neuen Herrn, wächst ein harmonisches Gespann heran, was große Hoffnungen weckt. Die zarte sensible Hundin paßt zu ihrem Führer, wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.


Nicht nur der Dummy,...

















...sondern auch den schweren Apportierbock bringt die zarte Cassie sicher zu Führer














Üben der Quersuche auf den Wiesen am Rande des Achternwasser






























Bobby

Bobby, der Golden Retriever Rüde, ist ein Paradebeispiel völligen Versagens unkundiger Tierschützer. Scheinbar hatte niemand erkannt, dass Bobby kein Kuschelretriever ist, sondern deutlich alle Anzeichen einer Arbeitslinie in sich trägt. Diese völlig Fehleinschätzung führte dazu, dass es Bobby in 2 1/2 Jahren auf 6 Besitzer brachte.
Schon nach einigen Übungen am Grundgehorsam besserte sich sein anfänglich rüpelhaftes Verhalten. Doch am Wasser kam dann sein eigentlicher Arbeitswille zum Vorschein. Zwar paddelte er noch unbeholfen im Wasser, was bewies, dass Bobby bisher kaum am Wasser gearbeitet worden war, aber das schwere Apportel griff er ohne zu zögern und brachte es zum Ufer. Schnell begriff Bobby, was man von ihm will und die 4 Tage Seminar haben die ersten Weichen gestellt, dass Uwe wohl nun sein letzter Besitzer sein wird. Für mich der größte Erfolg auf dem Seminar.

Bereits am ersten Tag bringt Bobby das schwere Apportel...














...und bringt es tragend ans Ufer


















Auch am Gehorsam wurde gearbeitet:
Bobby wartet auf den Führer an der offenen Autotür

















Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Joe und Bobby üben das Ablegen.















Nach der Hundearbeit genossen alle die Stille und Ruhe der Insel














4. Revierarbeiten:
Das Ansprechen und Jagen sollte im Mittelpunkt des Seminars stehen. Doch auch ein wenig Informationen über Revierarbeiten sollten nicht fehlen, weshalb wir an einem Tag eine Revierfahrt zu den Kirrungen unternahmen und der der Bau zweier einfacher Erdsitze wurde in Angriff genommen.
Insbesondere das ausgeklügelte System der Beschickung der Kirrungen stieß auf großes Interesse. Es wurde aber auch klar, mit welch hohem Aufwand eine relativ kleine Jagd betreut werden muss, um am Ende eines Jagdjahres eine passable Strecke vorweisen zu können.


So muss es sein:










Die Lehrprinzen arbeiten...



























...und die Jungjäger fachsimpeln
















Auch die Hunde nutzen gern die Suhlen






Lesen und einstellen der Wilduhr












Wildackerbestellung














5. Ansitze:

Auf das Üben des Ansprechens hatten wir das besondere Augenmerk gelegt, weshalb beide Jungjäger zu allen Ansitzen begleitet wurden. Hier hatten wir großes Glück. Das Revier verfügte über einen besonders guten Wildbestand. Zudem hatte man von den Sitzen einen weiten Blick über das Tal und der Termin des Seminars war optimal gewählt, denn wir konnten das Rehwild in einer sehr bewegungsaktiven Zeit beobachten.
Von den Anblicken, die wir hatten, war selbst ich überrascht. Manchmal lief der Ansitz ab wie im Kino. Es konnte nicht nur Rehwild, sondern auch Rotwild und Sauen angesprochen werden. Und wenn dies gerade mal nicht da war, wer es ein Fuchs, der Seeadler oder irgedwelche seltenen Vogelarten, die den Ansitz jedesmal zu einem Erlebnis machte.
Als Pirschjäger kam auch ich an einem Abend auf meine Kosten. Einen weit entfernten Spießer im Bast haben wir angepirscht und kamen bis auf wenige Meter an ihn heran, aber mit der schnellen routinierten Schussabgabe wollte es dann doch nicht klappen, aber versucht hatten wir es und das war es allemal wert gewesen.

Fazit:
Auch wenn es mit dem Erlegen eines Jährlingsbockes nicht geklappt hat, so war das Jungjägerseminar ein voller Erfolg. Im Mittelpunkt stand die Aufgabe, den Jungjägern das Ansprechen in der Praxis zu lehren. Bei je 4 Abend- und Morgenansitzen mit großen Mengen an Wild sind die Jungjäger beim sicheren Ansprechen von Wild einen wesentlichen Schritt weiter. Die Landschaft von Mecklenburg-Vorpommern hat bewiesen, dass sie zu den wildreichsten Gegenden Deutschlands gehört und immer eine Reise wert ist.
Es waren sicherlich auch für mich die wildreichsten, aber auch die anstrengensten Jagdtage meines Lebens.
Wir werden das Jungjägerseminar auf Usedom auf jeden Fall wiederholen und das Seminar "Kahlwild richtig bejagen - Das Ansprechen und Erlegen des weiblichen Rotwildes" ist bereits für September geplant.

waidmannsheil

Euer

stefan


Die beiden Jungjäger 11 Jahre später


20.5.08

Das Jungjägerseminar aus Sicht eines Teilnehmers

Als sich die ersten Teilnehmer zum Jungjägerseminar des Jagdvereins Lehrprinz e.V. anmeldeten, war es nicht nur Vorfreude auf einige Jagdtage. Ein wenig Lampenfiber hatte ich schon, als ich nach Usedom aufbrach und mir die Leitung des ersten Jungjägerseminars bevorstand.

Doch die Eindrücke dieses Seminars lassen sich am Besten von einem Teilnehmer selbst schildern.

Hier der erste Bericht über das Jungjägerseminar auf Usedom von Uwe Paschedag

waidmannsheil


Euer


Stefan


Jungjägerseminar auf Usedom vom 14.5-18.5.2008

Als Jungjäger eine erste Jagdmöglichkeit zu finden, ist nicht einfach. Insbesondere dann nicht, wenn man ursprünglich aus der Stadt kommt und keine Personen mit jagdlichem Bezug in der Familie oder im Freundeskreis hat und wenn die Kriegskasse nicht prall gefüllt ist, um sich mal eben für ein paar Tausend Euro einen Begehungsschein zu kaufen.

Dies war die ernüchternde Erfahrung, nachdem ich im Mai 2007 die Jägerprüfung bestanden hatte und erwartungs- und hoffnungsvoll in den örtlichen Hegering eingetreten war. Und aus den wenigen Hoffnungsschimmern, die sich im Laufe der nächsten Monate ergaben, wurde leider nichts. Zum Jahresende gab es dann aber doch eine Einladung zu einer Drückjagd in einem kleinen Waldrevier, die zwar für alle erfolglos verlief, mir aber erstmals Gelegenheit bot, meinen schönen alten Drilling auszuführen. Außerdem durfte ich danach noch ein paar mal alleine in dem Revier ansitzen. Viel Wild erschien dabei nicht auf der Bühne, doch die 2 oder 3 Stücke Rehwild, die ich insgesamt bei den rund 10 Ansitzen sah, reichten aus, mir zu zeigen, wie schwierig es ist, Wild in der Praxis anzusprechen um innerhalb von Sekunden zu einer zweifellos richtigen Entscheidung zu kommen. Ebenso das Aufbrechen und Versorgen von erlegtem Wild hatte ich zwar im Rahmen der Vorbereitung auf die Jägerprüfung in der Theorie gelernt, dies praktisch umzusetzen ist aber etwas ganz anderes. Im Februar dann mit dem Hegering zu einer Taubenjagd – das war’s soweit erst mal. Und mit dem Wissen um mein Unwissen einen Jagdurlaub oder ein Jagdwochenende zu buchen, wäre mir viel zu peinlich gewesen. Mir wurde also klar, dass ich ohne praktische Anleitung, wie es normalerweise üblich sein sollte, nicht weiter kommen würde.

Und dann fand ich im Jagdblog im März den Hinweis auf die Gründung des Vereins Lehrprinz e.V. und das Jungjägerseminar. Das kam wie gerufen – denn es versprach die Lösung meines Problems. Der Lehrprinz e.V. hatte offenbar genau diesen Missstand erkannt und wirkt dem durch seine Zielsetzung und das Programm entgegen.

Also schnell Kontakt zum Vorsitzenden Stefan Fügner aufgenommen und das erstmals stattfindende 5-tägige Seminar auf Insel Usedom fest gebucht. Zu einer angemessenen Kostenerstattung sollte es die Jagd auf einen geringen Bock per Ansitz und Pirsch täglich morgens und abends unter Anleitung mit allem, was dazu gehört, enthalten. Außerdem tagsüber die Ausbildung von Jagdhunden und ggf. Unterweisung im Jagdhornblasen. Unterkunft und Verpflegung ebenfalls inklusive.

So wartete ich mit Spannung auf den 14. Mai, an dem es losgehen sollte. Dann, 4 Wochen vor Seminarstart, erhielten wir zuhause Rudelzuwachs in Form eines 2 ½ Jahre alten Golden Retrievers, der bislang leider nicht viel Erziehung genossen hatte. Ihn während des Seminars zuhause zu lassen wäre unmöglich gewesen. Also kurz Seminarleiter Stefan Fügner kontaktiert, ob ich unseren 33 Kilo Rüpel denn wohl mitbringen könnte. Stefan stimmte sofort zu, was sich auch später noch als „Gold wert“ herausstellen sollte.

Mittwochmorgens am 14. fuhr ich mit meinem Halbstarken dann also ab in Richtung Usedom und kam um 17 Uhr an.

Gerade eingetroffen und vorgestellt, ging es auch schon gemeinsam mit Bodo - einem weiteren Seminarteilnehmer, Stefan und Uli vom Verein Lehrprinz und Herrn von Rochow als Jagdleiter in dessen erstaunlich geländegängigem VW-Bus los in das über 700 ha große Jagdrevier am Peenestrom, das nicht landwirtschaftlich genutzt wird und schon beim ersten Anblick atemberaubend erschien. Die weit überschaubare und abgelegene Hügellandschaft mit Mischwald, Bauminseln, Büschen, Wiesen und Bächen bietet wohl dem Wild alles in Hülle und Fülle, was es braucht.

Zusammen mit Herrn von Rochow besetzte ich eine Kanzel an einer Waldschneise. Und was wir bei diesem ersten Abendansitz bereits sahen, dürfte wohl manch einem Jäger sein Leben lang verwehrt bleiben. Insgesamt wohl an die 14 Stücke Rotwild wechselten nach und nach aus dem Waldrand zum Äsen auf die Lichtung und wieder zurück. Zwischendurch sah ich einen recht großen Greif in einem Baumwipfel verschwinden. Beim Blick durch das Fernglas wollte ich meinen Augen kaum trauen. Ein adlerförmiger Kopf, gelbe Ständer – tatsächlich: ein Seeadler (!), wie mir Herr von Rochow bestätigte. Rehwild sah ich an diesem Abend nicht, aber das sollte sich in den folgenden Tagen ändern. Bodo und Stefan hatten auf Ihrer Kanzel Rehwild bestätigt und auch Uli, der das Wild mit der Kamera schießt, hatte Rehwild gesehen.

Zurück in Heringsdorf konnte ich dann erst mal unser komfortables Quartier in Form einer ausgezeichnet ausgestatteten Wohnung im Haus von Herrn Rochow beziehen und nach einer Stärkung wurde es auch schon Zeit für die Nachtruhe, um für den Morgenansitz, der Aufstehen gegen 4 Uhr bedeutete, wieder fit zu sein.

Nach dem Morgenansitz auf einer anderen Kanzel, bei der wir wieder Rotwild, aber auch Rehwild ansprechen konnten, gab es dann erst mal ein ausgiebiges Frühstück.

Im Anschluss ging’s gemeinsam mit Bodos kleiner Münsterländer Hündin Casie, Stefans Deutsch-Kurzhaar Joe und meinem Halbstarken Golden Retriever Bobby raus ans Achterwasser zwecks Hundeausbildung. Während Casie schon auf Abi-Niveau ausgebildet ist und Joe noch mit Konzentrationsschwächen und seiner eigenen Energie zu kämpfen hat, musste mein Rüpel erst mal in die Grundschule. Als erfahrener Hundeausbilder erkannte Stefan ziemlich schnell Bobys Schwächen und Stärken und mit seiner Unterstützung gelang es schnell, ihm grundsätzliche Manieren bei zu bringen, was die 6 vorherigen Besitzer dieser armen und doch so wunderbaren Fellnase vorher nicht zu Stande gebracht hatten. Drill Sergeant Stefan stellte fest, dass Boby nicht aus der Zucht-Richtung der Show-Linien, sondern aus einer Arbeitslinie kommt und dementsprechend gefordert werden muss. Insgesamt konnte ich viele Tipps über Bobys richtige Ausbildung mit nehmen. Seit dem Seminar habe ich als Nebeneffekt quasi einen anderen Hund und auch ein anderes Verständnis für meinen Vierläufer.

Nach der mittäglichen Hundeschule gab’s dann noch eine kleine Ruhepause für alle und nach einer Stärkung bereiteten wir uns schon wieder für den Abendansitz vor. Dieser Rhythmus wurde im Großen und Ganzen über den ganzen Zeitraum beibehalten.

Bei jedem Besuch im Revier wurde eine andere viel versprechende Kanzel belegt, in deren Nähe im Vorfeld außerhalb der eigenen Schussentfernung Wild angesprochen werden konnte. Und bei jedem Ansitz gab es vielfältig Wild zu sehen. Rehwild, Rotwild, Schwarzwild, Fuchs und Hasen zeigten sich regelmäßig auf der Bühne und auch der Seeadler ließ uns nicht alleine. Überhaupt war auch die Artenvielfalt der gefiederten Einheimischen beachtlich.

Die Zusammenstellung der Seminarteilnehmer/Lehrprinz-Teams wechselte dabei immer wieder ab, so dass möglichst viel Wissen und Erfahrungswerte vermittelt werden konnte. Und wenn der Ansitz mal nicht so viel brachte, dann gings eben auf die Pirsch, denn auch das will unter Berücksichtigung vielfacher Faktoren wie auch das Verhalten auf dem Hochsitz gelernt sein.

Neben dem Ansitz und der Pirsch lernten wir durch „learning by doing“ im Revier von Herrn von Rochow aber auch Praktisches z.B. über das Anlegen einer Sauenkirrung und eines Wildackers und über den Bau von Ansitzeinrichtungen.

Am Freitag am frühen Abend hatten wir dann Gelegenheit, ein weiteres Revier im Landesinneren kennen zu lernen, das landwirtschaftlich genutzt wird und in dem es in einem Maisschlag starken Wildschaden durch Schwarzwild gibt. Der klare blaue Himmel ließ für nachts auf gutes Vollmondlicht hoffen, so dass dem Ansitz auf Rehwild in diesem Revier ein spannender Nachtansitz am Feldrand auf die schwarzen Koffer folgen sollte. Leider machte uns das Wetter aber dann doch einen Strich durch die Rechnung, denn dunkle Wolken ließen später nicht das erforderliche Mondlicht für einen nächtlichen Ansitz auf Schwarzkittel durch. Jedoch wurden mein Lehrprinz Stefan und ich Zeugen eines ungewöhnlichen Naturschauspiels, als plötzlich ein Reh ein anderes über die Bühne jagte. Spontan gingen wir von einem Bock aus, der jahreszeittypisch einen Jährling aus seinem Revier vertreibt und ich hatte schon fast meinen schönen alten Drilling im Anschlag, als Stefan erkannte, dass es ein Bock war, der eine Ricke trieb – wie in der Paarungszeit - und das schon im Mai!

Da der Nachtansitz also ausfiel, konnten wir am Samstagmorgen wieder in das Revier auf Usedom, wo wir in den Tagen zuvor ja nun schon das eine oder andere Reh als „passend“ angesprochen hatten. Für Bodo sollte dies, da er bereits am Samstag abreisen musste, schon die letzte Möglichkeit sein, seinen ersten Jährling zu erlegen, doch das Jagdglück war nicht auf seiner Seite.

Ich selbst konnte zusammen mit Herrn von Rochow als Lehrprinz auf dem Pirschgang ein Schmalreh ansprechen, das friedlich auf einer Lichtung äste. Dieses Schmalreh hätte ich ohne weiteres strecken dürfen, jedoch hatte ich ja noch etwas Zeit und so ließ ich in der Hoffnung auf einen kleinen Trophäenträger den Finger gerade und wünschte dem Schmalreh einen schönen Tag.

Für Bodo wurde es am Vormittag dann schon Zeit für die Heimreise, nachdem die Bereifung seines Wohnanhängers wieder unter tatkräftiger Mithilfe von Stefan fit gemacht war. Viel zu schnell war das Seminar rum gegangen und gern hätte man noch mehr Zeit zusammen verbracht, um auch noch mehr spannendes Wissen aufnehmen zu können.

Nach einem nachmittäglichen Ausflug mit den Fellnasen Bobby und Joe und Drill Sergeant Stefan über die Strandpromenade unter Lerneinheiten und Austoben am Strand wurde es nach einer anschließenden zünftigen Stärkung schon Zeit auch für meinen letzten Abendansitz.

Herr von Rochow schlug vor, noch mal das Revier im Landesinneren zu wählen, da er dort einige Zeit zuvor gleich ein paar Rehböcke gesichtet hatte, von denen sicher einer der Richtige sei. Denn in dem großen Revier schien das Geschlechterverhältnis beim Rehwild aktuell stark in Richtung Ricken zu tendieren, was dort die Chancen schlechter erscheinen ließ. Der verregnete Nachmittag versprach dabei die günstigste Voraussetzung zu sein, dass das Rehwild auch tatsächlich auf die Lichtung heraustreten würde. Durch die eng werdende Zeit in Kombination mit den günstigen Voraussetzungen war die Erwartungshaltung dann natürlich bei allen hoch.

Doch man kann Diana nicht zwingen und so sollte uns das Jagdglück an diesem Abend auf der Kanzel versagt bleiben. Das Rehwild ließ sich nicht sehen, allein eine Fähe schnürte über die schöne abgelegene Lichtung. Doch auch dieser Ansitz war lehrreich, denn warum war es wohl eine Fähe? Und warum geht man wohl ausgerechnet mittig über die Lichtung auf den Hochsitz zu? Als wir den Ansitz abbrachen, weil es zu dunkel wurde, um Wild noch richtig ansprechen zu können, sahen wir in einiger Entfernung noch ein Stück Kahlwild in der Waldinsel verschwinden, das wohl in der Wiese gelegen hatte.

Herr von Rochow sammelte uns dann mit seinem Bully wieder auf und auf der Rückfahrt ins Quartier machten sich bei mir dann doch die vielfältige Aktivität und der wenige Schlaf der letzten Tage bemerkbar, die im übrigen wie im Flug und viel zu schnell vorüber gegangen waren. Im Quartier angekommen, überließ man mir die Entscheidung für oder gegen einen letzten Morgenansitz. Da Lehrprinz Stefan und unsere hilfreiche Hand Uli und ich aber am kommenden Sonntag noch hunderte von Autobahnkilometern vor uns haben sollten und wir alle eh schon ziemlich geschafft war, siegte die Vernunft bei der Entscheidungsfindung, so dass ich dem Ausschlafen Vorrang einräumte. Dies sollte sich auch als unbedingt richtig erweisen.

Am nächsten Morgen gings also nach einem ausgiebigen Frühstück und der Verabschiedung auf die Heimreise. Übrigens auch ohne Abschuss nicht ohne Trophäe, denn auf einem der Reviergänge hatte ich eine Abwurfstange gefunden.

Herr von Rochow bedauerte, dass wir nun leider keinen Erfolg gehabt hätten, doch dem musste ich widersprechen. Denn erfolgreich war das Seminar für uns Jungjäger auf jeden Fall, ein erster Abschuss hätte lediglich den krönenden Abschluss ausgemacht.

Die Zielsetzung des Seminars und meine Erwartungen wurden auf jeden Fall erfüllt und teilweise auch weit übertroffen. Nie hätte ich mit einer so großen Wilddichte und Artenvielfalt gerechnet. So konnte natürlich das Ansprechen von Wild optimal geübt werden und es wurde niemals langweilig, weil es immer etwas Neues zu Lernen gab.

Wie bereits erwähnt, machte für mich persönlich auch die Hundeausbildung unter der erfahrenen Führung Stefans einen entscheidenden Teil des Tagesablaufs aus, so dass ich am Ende tatsächlich einen anderen Hund mit nach Hause nehmen konnte.

Durch die Vielzahl der Aktivitäten von früh morgens bis spät abends blieb nur leider kaum Zeit für einen schönen geselligen Teil am Abend. Schade vor allem, weil die Chemie der Gruppe stimmte und es in gemütlicher Runde bei einem guten Tropfen sicher auch noch viel zu erzählen gegeben hätte. Aber das Seminar fand ja erstmals statt und so galt es für alle, zunächst erst mal Erfahrungen zu sammeln. Und auch wenn es nur ein Nebenaspekt des Seminars war, den ersten Rehbock hätten wir schon ganz gerne für uns verbucht – und den kriegt man eben nur im Revier - und nicht beim Bier.

Ein weiterer positiver Aspekt gerade für mich als Jungjäger ohne gute jagdliche Verbindungen sind die sicher nicht zu unterschätzenden Kontakte, die sich durch solch ein Seminar ergeben.

Für mich steht auf jeden Fall fest, das ich die Seminare des Lehrprinz e.V. regelmäßig frequentieren werde, bis ich mich fit fühle – denn es gibt noch viel zu Lernen. Prädikat: ausgesprochen empfehlenswert

Ein großes Dankeschön für Ihre unermüdlichen Bemühungen, uns mit dem ganzen notwendigen „Drumherum“ zu versorgen und uns die Seminarinhalte zu vermitteln möchte ich abschließend an unsere beiden Lehrprinzen, Stefan Fügner und Hubertus von Rochow richten und auch an Ulrich Döring, der das ganze Seminar hilfreich begleitet hat.

U. Paschedag, Warstein


15.5.08

Achten Sie auf den Wind?

Hallo,

Kaspar Hauser wieder, und etwas Wichtiges vorab: Ich liebe Wind.

In einem früheren Beitrag hatte ich bereits auf Gemeinsamkeiten von Seglern und Jägern hingewiesen. Die Bedeutung des Windes vereint die beiden ebenso. Da das hier kein Segel-Blog und der Zusammenhang von Wind und Segeln mehr als offensichtlich ist, lasse ich das Segeln außen vor.

Zugegeben, Jagen kann man auch ohne Wind. Aber ansonsten?

Ob bei der Wahl des Ansitzes, bei der Pirsch, bei der Treibjagd, beim Arbeiten mit dem Hund, bei der Drückjagd, immer ist der Wind eins der entscheidenden Kriterien zum Jagd-Erfolg.

Von einem Lehrprinzen lernten Stefan und ich:

Bei der Ankunft im Revier als Erstes den Wind prüfen.

Er zupfte dazu immer ein paar Grashalm-Spitzen ab und ließ diese vom ausgestreckten Arm herunter rieseln.

Erst danach plante er den Jagd-Tag, verteilte Aufgaben, Pirschwege, Ansitze und die Wege dorthin. So stellte er sicher, dass wir immer mit dem Wind und gegen den Wind jagten.

Mögen Ihnen die Winde gewogen sein,
Ihr Kaspar Hauser

14.5.08

Augen auf beim (Jagd-) Hundekauf

Hallo,

Kaspar Hauser zum Thema Hundekauf.

Wie hier berichtet, nehmen die Deutschen Hunde-Züchter jährlich rund 400 Millionen Euro ein. Und das sind nur die offiziellen Züchter und deren offizielle Zahlen. Der Gesamtmarkt dürfte eher bei einer halben Milliarde Euro liegen.

Unter den Züchtern gibt es naturbedingt auch schwarze Schafe. Die verkaufen egal welchem Kunden jeden beliebigen Hund. Manche bieten sogar gleich vier oder mehr Rassen an, - was immer gerade modern ist -, Hauptsache der Umsatz stimmt.


Wie findet man die auf die eigene Persönlichkeit und Situation abgestimmte Hunde-Rasse?

Die Dummen suchen sich den Hund nach Mode oder Optik aus:
"Ach, so ein Weimaraner stände mir ja doch ganz toll. Der macht sich auch gut beim Spaziergang auf der Kö. Und der Blaue passt so gut zum Interieur des Autos. Und die schönen Augen erst ...."

Für die intelligente Suche nach der zu Person und Umfeld passenden Hunderasse gibt es guten Rat in Büchern und zahlreichen anderen Quellen.

Die meisten Hundekäufer sind "Erst-Täter". Das heißt zwangsläufig, es fehlen Wissen und Erfahrung. Ist also erstmal die geeignete Rasse identifiziert, stellt sich die Frage:

Wie finde ich den wirklich guten Züchter?

Wer Glück hat kennt jemanden Kundiges, der weiter hilft. Eine gute Quelle für Informationen können Verbände sein. Man kann auch im Hegering, bei der Kreisjägerschaft und bei Förstern Meinungen einholen.
Oder Sie fragen bei Tierschutz-Organisationen wie Krambambulli nach. Die kennen nämlich zumindest die schwarzen Schafe, von denen bereits mehrere Hunde bei ihnen gelandet sind.

Ich glaube am meisten an die Macht der Weiterempfehlung. Und da bietet das Internet einmalige Chancen.

Auf Verbraucherportalen wie z. B. www.qype.com können Käufer ihre Erfahrungen weiter geben. Und somit die Gefahr von Fehlkäufen der zukünftigen Käufer reduzieren. Qype listet z. B. bereits über 110 Züchter auf, auch einige schwarze Schafe sind darunter. Leider sind die Bewertungen durch Käufer noch recht rar.

Daher meine Bitte an Hundebesitzer:

Schreiben Sie im Internet über Ihre Erfahrungen mit Ihrem Züchter. Lassen Sie Ihre Mitmenschen an positiven und auch negativen Erfahrungen teil haben. Helfen Sie, schwarze Schafe zu identifizieren und die guten und verantwortungsvollen Züchter erkennbar zu machen.

Dann landen weniger Hunde beim falschen Besitzer und später im Tierheim. Und lausigen Züchtern oder Vermehrern wird das Pfuschen zumindest erschwert.

Ihr Hunde-Narr,
Kaspar Hauser

PS: Wenn Sie Internetseiten kennen, auf denen Züchter bewertet werden, dann schreiben Sie uns ein eMail oder geben Ihren Kommentar dazu ab.

Sie sind Nichtjäger und benötigen Hilfe bei der Erziehung Ihres Jagdhundes?

Jagdhundeseminar für Nichtjäger und Erstlingsführer von Jagdhunden

12.5.08

Polasierung bei der Bock-Jagd

Hallo,

die "Seminar-Vertretung" Kaspar Hauser mit einer Meinung zur Polarisierung bei der Bock-Jagd.

Da gibt es zum Einen die Trophäen-Jäger.
Für die ist das Schönste ein kapitaler Sechserbock, weit über Lauscher auf, massives Gehörn, Dachrosen und Perlung. So etwas ist ein seltenes Erlebnis und macht sich auch toll an der Wand, am Besten noch mit Medaille von der Trophäenschau.

Dann gibt es die Heger, die von mir so genannten Knopfbock-Jäger.
Stefan ist so einer, er lernte es von seinem Lehrprinz. Der Knopfbock-Jäger erfreut sich ungemein am Hege-Abschuss. Ein schwaches Tier aus der Vererbung genommen, Raum für stärkere und gesündere geschaffen.

Den Knopfbock-Jägern zolle ich den höheren Respekt. Warum?

Es ist vergleichsweise einfach, den kapitalen Sechserbock anzusprechen. Das kann fast jeder. Und im heißen Juli oder August zur Blattzeit ist der Sechserbock beinahe blind und vergisst alle Vorsicht. Wer seinen Einstand kennt, erlegt den Sechserbock vergleichsweise einfach.

Das Erlegen von Knopfböcken hingegen ist schon eher eine Kunst.
Das Ansprechen eines kümmerlichen Knopfbockes ist schwieriger. Leicht verwechselt der Anfänger ihn mit weiblichem Rehwild.
Dann sieht man Knopfböcke seltener. Sie werden ständig von stärkeren Böcken vertrieben, manche sind heimlich.
Es erfordert also Zeit, Fleiß und Beharrlichkeit, die Knopfböcke überhaupt ausfindig zu machen.

Hier hat Stefan letztes Jahr einen sehr guten Beitrag zur Jagd auf schwache Jährlinge und Knopfböcke geschrieben. Und warum es so wichtig ist, jetzt im Mai die schwachen Böcke zu schießen. Der Sechserbock hat Zeit bis zum Sommer.

Allen Hegern in den kommenden Wochen Waidmannsheil!

Ihr,
Kaspar Hauser

10.5.08

Was Sie sonst so lesen

Hallo,

Kaspar Hauser in Vertretung.

Stefan hält mit einem Lehrprinz das 1. Jungjäger Seminar auf Usedom ab. Und er ließ es sich nicht nehmen, ein paar Tage früher dorthin zu reisen. Ich wünsche allen Teilnehmern eine gute, Stau-freie Anreise, einige schöne Tage und natürlich besonders den Jungjägern viel Waidmannsheil!


Wir hatten in der letzten Umfrage gefragt: "Wie viele Jagd- und Jagdhund-Seiten im Internet lesen Sie?" Über 60% von Ihnen lesen zwei bis fünf Seiten.

Jetzt wüsste ich natürlich zu gern, welche sind das?
Schreiben Sie es als Kommentar zu diesem Post?
Sie machen mir eine große Freude damit.

Ihr,
Kaspar Hauser

PS: Sie dürfen, wie immer, anonym schreiben und auch zu den von Ihnen gelesenen Seiten einen Link in den Kommentar setzen.

9.5.08

Frischling Kruschtl ist bei den Kindern eine echte Attraktion

Guck mal wer da liegt, musste Kruschtl neulich unbedingt bei ihrem Dorf-Spaziergang überprüfen.






Photo: Pforzheimer Zeitung



Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht irgend eine Tageszeitung über die Zunahme der Schwarzwildpopulation berichtet. Durch die Schäden in Parks und Gärten haben sich die Sauen nicht nur Freunde unter den Bürgern der Vorstädte gemacht. Doch der Frischling Kruschtl ist die große Attraktion bei den Kindern in einem Vorort von Pforzheim.

Die Begeisterung ist so groß, dass die Pforzheimer Zeitung dem Frischling eine Serie widmet.

Das Video über und mit Kruschtl gibt es hier:

http://www.pz-news.de/Home/popup,true_vid,123_regid,1_puid,1_pageid,86.html


waidmannsheil

Euer

stefan


Hier der erste Bericht der Pforzheimer Zeitung über die Abenteuer des Frischlings Kruschtl:


Kruschtls Ecke

Das Murmeltier im Film grüßt täglich, ich als zahmes und mittlerweile schon fast berühmtes Wildschweinmädchen Kruschtl grüße einmal pro Monat aus der PZ

Obwohl ich mittlerweile größer und schwerer bin und keine Frischlingsstreifen mehr habe, komme ich doch nicht auf den Grill oder in den Bratentopf. Versprochen bleibt versprochen – auch wenn mein Ziehvater, der Förster Dominik Dast, neulich nahe dran war. Wie das kam? Er ist ohne mich, aber mit den Hunden, in den Wald. Zum Glück kamen ein paar Kinder aus dem Dorf, die wissen, wie gerne ich Fußball spiele. Wir haben also rund ums Forsthaus Luca Toni, Oli Kahn und Michael Ballack Konkurrenz gemacht.
Irgendwann wurde mir das allerdings auch ein bisschen zu eintönig, schließlich bin ich als Wildschwein äußerst vielseitig interessiert. Besonders natürlich, wenn es ums Fressen geht. Ich habe den kleinen Schiedsrichter zwar noch pfeifen gehört, aber den försterlichen Fußballplatz hatte ich da mental schon längst hinter mir gelassen.


Neue Herausforderungen bietet die Straße ins Dorf allemal – besonders wenn sich einem die halbe Fußballmannschaft rufend an die Fersen heftet. So richtig spannend wurde es dann aber in Bieselsberg selbst. Mit etlichen Segnungen der Zivilisation kenne ich mich als Wildschwein ja schon recht gut aus, als da wären Autos, Kameras oder Mülltonnen. Aber was diese Frau da vor sich her schob, das war mir gänzlich unbekannt.
Und da ich saumäßig neugierig bin, habe mich neben das Ding gestellt und versucht rein zu gucken. Dass es sich dabei um einen Kinderwagen und deswegen um eine aufgeregte Mutter handelt, hat mir mein Förster erst später erklärt. Das war, als ihn Dorfbewohner auf dem Handy angerufen hatten, und er plötzlich neben mir und den Forsthaus-Kickern stand und mich wegen der Aufregung am liebsten in den Kochtopf gesteckt hätte. Um zu zeigen dass ich sanft- und keinesfalls tollwütig bin, bin ich mich am Sonntag darauf in Richtung Kirche marschiert. Allerdings wurde ich von einem anderen geradezu himmlischen Platz in Bieselsberg abgelenkt: Der Garten der Gemeinschaft bibelgläubiger Christen.

Und damit in Zukunft jeder sieht, dass ich nur neugierig, anhänglich und eben zahm bin, werde ich als Erkennungsszeichen wohl ein Halsband bekommen.

8.5.08

Umfrage zu Ihrer 1. Jagdmöglichkeit

Hallo,

Kaspar Hauser hier mit einer Frage:

Wie kommt der jagdliche Nachwuchs zu Jagd-Möglichkeiten?
Wie erwirbt er sich die erste Praxis?

Also fragen wir Sie:

Wie haben Sie Ihre 1. Jagdmöglichkeit gefunden?

  • Konnten Sie in bei Familie / Verwandten jagen?
  • Boten Ihnen Bekannte eine Chance zur Jagd?
  • Kamen Sie Berufs-bedingt zu Jagdmöglichkeiten?
  • Half die Kreisjägerschaft oder der Hegering?
  • Besorgten Sie Sich einen Begehungsschein?
  • Oder einen eigenen Pirschbezirk?

Oder haben Sie noch gar keine 1. Jagdmöglichkeit?


Stefan und ich haben eine kleine Wette abgeschlossen
und sind sehr gespannt auf Ihre Antworten.

Ihr
Kaspar Hauser

6.5.08

Jagdschutzverein Passau und Umgebung geht neue Wege- Abmahnbogen für Hundehalter eingeführt

Dass es auch anders geht, wenn es um das Thema wildernde Hunde geht, beweist der Jagdschutzverein Passau und Umgebung.

Den Jägern der dortigen Kreisjägerschaft waren die häufig gerissenen Wildtiere ein Dorn im Auge.
Mit einem Abmahnungsbogen für Hundehalter werden die Besitzer auffällig gewordener Hunde abgemahnt.
Die Schreiben gehen als Abschrift an die zuständigen Behörden. Die vernachlässigte Aufsichtspflicht der Halter ist somit aktenkundig.

Es wäre wünschenswert, wenn dieses gemeinschaftliche Vorgehen der Jägerschaft Schule machen würde.Viel wichtiger aber ist ein Erfahrungsaustausch unter den Jägerschaften, um durch diesen neuen Weg mehr Verständnis für die Jäger und das leidige Hundeproblem in der Öffentlichkeit zu bekommen.


waidmannsheil

Euer

stefan


Über die Einführung eines Abmahnungsbogens für Hundehalter berichtet das Onlinemagazin der Passauer Neue Presse:
Streunende Hunde hetzen Wild zu Tode

Immer wieder schlimme Vorfälle im Neuburger Wald - Jagdschutzvereins-Vorsitzender fordert Hundeführerschein

Von Andrea Stadler.

Passau. Vermutlich ein großer Hund hat im Neuburger Wald eine hochträchtige Hirschkuh zerfleischt. Das ist leider kein Einzelfall: Immer wieder richten freilaufende Hunde unter Wildtieren ein Gemetzel an. Der Jagdschutzverein will nicht mehr länger tatenlos zuschauen. Der Vorsitzende Ernst Gerauer fordert einen Führerschein für Hundebesitzer.

Hunde haben naturgemäß einen Jagdtrieb. Dagegen ist nichts einzuwenden - bis zu dem Punkt, an dem die Tiere unbeaufsichtigt durch Wälder streifen und aus ihrem Instinkt heraus Rehe anfallen und töten.

Erst kürzlich machten Spaziergänger im Neuburger Wald bei Seestetten eine grausige Entdeckung: Sie fanden eine verendete, hochträchtige Hindin (Hirschkuh). Und das ist nicht das erste Mal, dass sich in diesem Gebiet eine Tier-Tragödie abgespielt hat. Erst letztes Jahr fraß ein freilaufender Schäferhund ein Rehkitz.

Im neuesten Fall deuten alle Verletzungen darauf hin, dass ein Hund für das Massaker verantwortlich ist. Die Hirschkuh weist tiefe Bisswunden am Hals, im Nacken, an der Schulter sowie an den Hinterläufen auf. »Es war sicher ein großer Hund, das äußert sich an den Bissen«, sagt ein Jäger. »Die Rehe werden solange von den Hunden gehetzt, bis sie völlig erschöpft sind. « Oft würden sich die gehetzten Tiere auch in einem Zaun verfangen und müssten dann qualvoll verenden.


Tiere sterben einen qualvollen Tod

Die gerissenen Tiere sterben meist einen grausamen Tod. Dies dokumentieren auch Bilder der jüngst getöteten Hirschkuh. Meist zerbeißt der Hund zuerst die Hinterläufe des Tiers. In diesem Fall ist das Tier noch am Leben, während es zerfleischt wird, dann verblutet es langsam.
Ernst Gerauer führt die Wildrisse auf falsche Tierliebe zurück: »Ein Hund muss erzogen und ausgebildet werden, auch wenn man dafür Zeit und Geduld investieren muss, denn dann hat man als Hundehalter Kontrolle über das Tier. « In Deutschland müssen Hundehalter ihre Tiere nicht verpflichtend in die Hundeschule schicken, nur Jäger sind zur Ausbildung verpflichtet.

Bei wildernden Hunden kristallisieren sich zwei Gruppen heraus: »Es gibt Hunde, die sich selbständig machen, ohne das der Besitzer etwas merkt, beispielsweise wenn das Tier nachts, wenn alle schlafen, aus dem Zwinger ausbricht und herumstreunt«, berichtet Gerauer. »Aber bei anderen Hundehaltern heißt's einfach ‘Kofferraum auf, Hund raus'. Viele Besitzer billigen, dass das Tier frei durch den Wald streift. « Grundsätzlich herrscht im Forst keine Leinenpflicht für Hunde, doch das Gesetz schreibt diese bei Tieren vor, die vom Besitzer nicht unter Kontrolle gehalten werden können. Gemeinden können souverän entscheiden, ob, wo oder ab welcher Tiergröße sie eine Leinenpflicht für nötig erachten.


Abmahnungsbogen für Hundehalter

Eine weitere gesetzliche Vorlage verpflichtet die Jäger zum Abschuss von wildernden Hunden, wenn diese beim Zerfleischen von Rehen erwischt werden. »Dieses Schicksal ereilt höchstens einen von 50 Hunden«, berichtet Gerauer. »Um die Hunde zu schützen, hat der Jagdschutz-Verein einen Abmahnungsbogen für Hundehalter eingeführt.

« Wenn ein Hund beim Wildern oder beim Reißen von Wild gesichtet wird und der Halter ermittelbar ist, erhält dieser eine Abmahnung. Auch der Polizei sowie der betreffenden Gemeinde wird eine Kopie dieses Schreibens übermittelt. Dadurch soll das Vergehen protokolliert werden. »Wenn ein Hundehalter zwei bis drei Abmahnungsbögen kassiert hat, erstattet der Jagdschutz-Verein Anzeige
.
« Doch damit sind die Probleme, die streunende Hunde mit sich bringen, nicht zu Ende: »Rehe geraten schnell in Panik und beginnen schon mit der Flucht, wenn sie in 300 Metern Entfernung einen Hund erblicken. Sie können dann auch über Straßen gehetzt werden und kollidieren im schlimmsten Fall mit Autos«, erklärt Gerauer. Auch die Bauern leiden unter den nachlässigen Hundebesitzern: »Oft liegt so viel Hundekot in den Wiesen und Feldern, dass es den Landwirten nicht mehr möglich ist, die Erträge zu verwerten, weil diese stark verschmutzt sind«. Ernst Gerauer sieht die Lösung der Problematik in einem Führerschein für jedem Hundehalter: »Als Hundebesitzer muss man sich an das Gesetz halten und man trägt die Verantwortung für sein Tier. Darauf soll der Führerschein immer wieder hinweisen. «


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4.5.08

Erneut ein überjagdender Jagdhund erschossen


Scheinbar hat die laxe Strafverfolgung im Fall Manfred Ißleib die Hundehasser unter den Jägern beflügelt, ihrem Zorn über überjagende Hunde freien Lauf zu lassen.


Anders ist es nicht zu verstehen, weshalb ein Jagdpächter abermals vorsätzlich einen Jagdhund, einen Deutsch Langhaar, während einer Nachsuche tötete.


Auch das selbstbewusste Auftreten des neuen Todesschützen zeigt, dass sich die Jäger, die glauben, Jagdhunde zum Zwecke des Jagdschutzes erschießen zu dürfen, durch den Fall Manfred Ißleib bestätigt fühlen.

Hier wird deutlich, welches Verhalten die Nichtverfolgung der Straftat im Fall Manfred Ißleib ausgelöst hat.

Unsere Jagdhunde wurden zu Freiwild erklärt!

Über die Erschießung eines Deutsch Langhaars anlässlich einer Nachsuche berichtet das Onlinemagazin von Tobias Paulsen

http://www.hund-jagd.de/content/index_html?link=Aktuell

waidmannsheil

Euer

stefan


Erneut wurde ein Jagdhund von einem Jagdausübungsberechtigten hingerichtet

In Brandenburg ist am Sonntag (20. April) eine Deutsch-Langhaar-Hündin von einem Jagdausübungsberechtigten regelrecht hingerichtet worden.
Hundeführer Mario Schiemann schilderte Hund & Jagd, was sich in den frühen Morgenstunden des 20. April in einem Revier nahe der Stadt Brandenburg ereignete.
Gegen 5 Uhr hatte er in dem Revier einen Überläufer schwer krank geschossen. Um 6.30 Uhr setzte er seine Deutsch-Langhaar-Hündin Kira vom Schatzrain am Anschuss an. Nach 100 Metern verwies der Hund ersten Schweiß, nach weiteren 200 Metern stellte die Hündin die kranke Sau in einer Brombeerhecke. Während der anschließenden Hetze stellte der Hund die Sau erneut, dann entfernte sich das Hundegeläut in das Nachbarrevier. Sekunden später vernahm Schiemann, der von einem Jagdfreund begleitet wurde, einen Schuss. Danach war kein Laut mehr zu hören. Schiemann und sein Jagdfreund entledigten sich ihrer Waffen und suchten das Nachbarrevier auf, wo sie den Eigenjagdbesitzer Joseph Schnermann antrafen, der eine Waffe geschultert hatte.
Der gab sofort zu, dass er den Hund getötet habe. "Ich töte jeden wildernden Hund in meinem Revier, ob Jagdhund oder nicht", soll der Mann gesagt haben. Der Hund habe ein Reh gehetzt und zudem keine Signalhalsung getragen. Er zeigte dem Hundeführer den Ort des Geschehens, wo eine blutige Schleifspur 15 Meter zu einem Wassergraben führte. Dorthin hatte der "Jäger" den Hund geschleift und entsorgt. Schiemann: "Wie eine räudige Katze."
Der Hund wies einen glatten Durchschuss am Kopf auf. Auf die Frage, wie er einem hetzenden Hund einen solchen Schuss antragen könne, soll der Mann geantwortet haben: "Glücksschuss." Anderen Zeugen, die ihn fragten, ob er nicht gesehen habe, dass es sich um einen Jagdhund gehandelt habe, antwortete er, er habe vor zwei Wochen eine Augenoperation über sich ergehen lassen müssen. Der "Jäger" wurde angezeigt.

Der Fall weist fatale Ähnlichkeiten mit einem Vorfall in Thüringen auf. Dort war Ende letzten Jahres der DW-Rüde Hannibal ebenfalls von einem Jagdpächter hingerichtet worden. Der Hund war im Rahmen einer Bewegungsjagd ins Nachbarrevier gelaufen. Dort hatte ihn der Jagdpächter mit einem Schuss aus naher Distanz getötet. Auch hier lautete die Begründung, der Hund habe ein Reh gehetzt und keine Signalhalsung getragen.
Zunächst stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen den Pächter ein. Nach enormem Druck der Öffentlichkeit musste die Staatsanwaltschaft allerdings die Ermittlungen wieder aufnehmen.

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1.5.08

Joe und sein Kampf mit der grünen Zone

Auch auf seinem Hundeplatz steht Joe, wenn er nicht gerade schläft, ständig unter Spannung.
"Wann geht´s los, was machen wir heute?"








Photo: Volker Schlappner






Schon einige Zeit habe ich nicht mehr von Joe berichtet, was daran lag, dass Joe monoton mehrere Wochen fast das gleiche üben musste, weil aus Joe´s Sicht das Lernen einfachster Dinge eines Deutsch Kurzhaar scheinbar nicht würdig sind.

Jeder, der einen Jagdhund führt, der möchte auch einfach nur mit dem Hund ohne Leine spazieren gehen. Für diesen Fall muss jeder Hund lernen, dass es eine grüne und eine rote Zone gibt. Die grüne Zone definiert sich durch eine Breite, (der Weg einschließlich Grünstreifen) und eine Länge (10-12 Meter vor dem Führer). Alle anderen Bereiche außerhalb dieser grünen Zone gehören zur roten Zone und sind absolut tabu.

Nun muss man wissen, das alle Hunde lernen können, sich mit einem Ohr und einem Auge immer auf den Führer zu konzentrieren, wobei sie in der Endphase auch ohne zurückzublicken spüren, wenn der Führer stehen bleibt, oder die Richtung ändert.
Diese Fähigkeit erfordert aber besonders beim anfänglichen Erlernen vom Hund äußerste Konzentration und dies ist nun wirklich nicht Joe´s Stärke, was wohl auch auf seine Spätentwicklung zurückzuführen ist.
Jede noch so kleine Ablenkung ist willkommen, wenn sie nur dazu dient, sich der Konzentration, die man zum Lernen nun mal braucht, zu entziehen.
Wurde das normale Laufen geübt, so marschierte Joe nach dem Kommando "weiter" im wahrsten Sinne des Wortes weiter und weiter, ohne sich überhaupt einmal umzudrehen.
Ständig musste er beim Überschreiten der 10 Meter gerufen werden. Auch nach Tagen reagierte Joe auf das mein Stehenbleiben überhaupt nicht. Wie ein kleiner "Hans-guck-in -die-Luft" trabte er fröhlich des Weges, neugierig , was sich hinter der nächsten Wegbiegung so zeigt und nahm mich nicht wahr.
Erschwerend kam hinzu, dass sich durch das fortwährende Rufen bei Joe Druck aufbaute, der nur durch Herumrasen abgebaut werden konnte. Da Joe merkte, dass dies unerwünscht war, versuchte er sich dem Druck dadurch zu entziehen, indem er nicht mehr voraus lief, sondern streng Fuß ging und den Kopf an meinen Oberschenkel drückte- er begann am Führer zu kleben.
Man hatte das Gefühl, ständig auf der Bremse zu stehen und diese drohte heiß zu laufen.

Die wieder eingeführte Schleppleine habe ich nach wenigen Tagen wieder weggelegt. Joe wusste um die Reichweite und den Zweck dieses Dressurgerätes und das Einhalten der grünen Zone funktionierte perfekt.

Um ohne Leine zu trainieren, suchte ich als erstes Übungsgelände die Gassen kleiner Weinorte auf. Hier war die Ablenkung am geringsten und die grüne Zone in der Längsseite durch Häuser zwangsweise vorgegeben. Zudem wurde die Länge der grünen Zone auf 7 Meter reduziert.
Nach einigen Tagen ging es in die Weinberge mit Zäunen , die ebenfalls eine zwangsweise Begrenzung der grüne Zone festlegen. Täglich wurde er ruhiger und der notwendige Rückruf wurde seltener. Doch wir brauchten oft eine Stunde für nur 1 km Weg, da ich durch Stehenbleiben das Überschreiten der grünen Zone provozierte. Erst wenn Joe neben mir saß und sich beruhigt hatte, gab es das Kommando "weiter".
Doch es war ein Kampf, den Joe gegen die Ablenkung führte und er tat mir manchmal furchtbar leid. Aber durch das Üben in den Gassen und Weinbergen legte sich der Druck, den das Arbeiten erzeugte und damit hatte ich das wichtigste Ziel erreicht.

Seit einer Woche nun gehen wir stark frequentierte Wanderwege. Kommen Wanderer entgegen, so muss Joe in sitzender Position geduldig die Menschen passieren lassen. Wenn die Wanderer ihn dann noch mit Lob überschütten, genießt Joe dies sichtlich und diese Ruhephasen reduzieren den Druck abermals erheblich.
Zwar muss er immer noch des öfteren gerufen werden und sein Blick:"Du nervst!!!" ist deutlich und unmissverständlich, aber er hat begriffen. Auch zeigt sich hier, dass oft scheinbar einfachste Übungen für einen Hund mit guten Anlagen eine echte Herausforderung sein können.

Doch für den erfahrenen Hundeführer stellt sich nicht die Frage, ob der Hund eine bestimmte Übung erlernen kann, sondern wann er sie erlernt.


waidmannsheil


Euer


stefan

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