Das Sprichwort zu den 3 Affen: „Audi, vide, tace, si tu vis
vivere pace (zu deutsch: Höre, sieh und schweige, wenn du in Frieden
leben willst).“
Einige aufmerksame Jagdblogleser haben
es schon bemerkt: Das JagdBlog ist weitestgehend verwaist.
Stattdessen widme ich mich seit einem
Jahr ausschließlich der Administration des Deutschen Jagdportals.
Diese Arbeit nimmt so viel Zeit in Anspruch, dass zum Kommentieren
aktueller jagdlicher Ereignisse keine Zeit mehr bleibt. Doch seit
einigen Wochen brennt mir etwas auf den Nägeln, dass ich unbedingt
zu Papier bringen muss:
Meine Haupttätigkeit ist zur Zeit die
Recherche im Internet nach aktuellen, jagd- und naturrelevanten
Themen. Diese fasse ich in den Jagdnachrichen auf der Eingangsseite des Deutsche Jagdportals zusammen. Diese tägliche Zusammenfassung
aktueller Meldungen freut sich größter Beliebtheit, macht es doch
die mühsame Recherche des einzelnen Jägers im Internet, zumindest was die Jagdnachrichten angeht, überflüssig.
Dabei bin ich bemüht, möglichst alle
Verbände, Unternehmen oder Organisationen durch Beiträge zur Jagd
und zum Naturschutz zu Wort kommen zu lassen, damit nicht der Eindruck
entsteht, ich würde einzelne Interessensgruppen bevorzugen.
Doch insbesondere von den Jagdverbänden
und der Jagdpresse suche ich Stellungnahme zu aktuellen
jagdrelevanten Themen im Internet oft vergebens. Dabei sind die
Themengebiete, bei denen die Jäger ein gewichtiges Wort mitzureden
haben und sich profilieren könnten, nicht wenig. Doch seitens der Jagdverbände herrscht
weitestgehend Funkstille.
Da wäre zum einen der Dauerbrenner
„Wölfe in Deutschland“. Mittlerweile stellen sogar vereinzelt
unsere Politiker jetzt fest, dass der Populationsanstieg -ähnlich
wie bei den Flüchtlingen- die Toleranz der Landbevölkerung auf eine
harte Probe stellt, bzw die Geduld irgendwann erschöpft ist. Dass
einzelne Wölfe kaum gesundes Wild erbeuten können und die
eigentlichen Probleme erst beginnen, wenn sich größere Rudel
gebildet haben, kann man zur Zeit sehr gut in Sachsen beobachten.
Auch werden Stimmen laut, die schon das Ende der ökologisch
wertvollen Weidetierhaltung kommen sehen. Die Jagd auf Wölfe zur
Bestandsreduktion ist zumindest in Niedersachsen und Sachsen schon
länger kein Tabu mehr.
Doch von der sächsischen Jägerschaft
hörte man in den letzten Wochen lediglich, dass sie einen neuen
Präsidenten gewählt haben. Zum Thema Populationsbegrenzung der
sächsischen Wölfe kein Wort.
Ein weiteres ungelöstes Problem sind
unsere Neozonen. Der Waschbär hat sich im Osten Deutschlands derart
ausgebreitet, dass mühevoll gepflegte Vogelschutzgebiete durch
diesen üblen Nesträuber bedroht sind. Voraussichtlich werden in den
nächsten Jahren mehrere seltene Wasservogelarten wegen dieses
Neubürgers für immer verschwinden. Selbst Naturschützer und
Ornithologen, die der Jagd skeptisch gegenüber stehen, fordern die
jagdliche Unterstützung, um die seltenen Vögel in den
Schutzgebieten zu retten. Schaut man auf die Internetseiten der
Jägerschaften, so findet man zu diesem Thema nichts. Scheinbar
fühlen sich die Jagdverbände auch hier weder kompetent noch
zuständig.
Ein weiterer Neozon mit furchtbaren
Auswirkungen auf unsere Tierwelt ist der Komoran. Erschwerend kommt
hier hinzu, dass er nicht nur die Fische , sondern die Existenzen
ganzer Fischwirtfamilien bedroht. Einige Karpfenzüchter melden
Ausfälle von über 90 % der eingesetzten Brut. Hier wäre eigentlich
seitens der Jägerschaft eine willkommene Gelegenheit, mittels über
die Kreisjägerschaften koordinierte Gemeinschaftsjagden den
komorangeplagten Fischern und Teichwirten zur Seite zu stehen und
neue Allianzen gegen medienstarke Jagd- und Angelfeinde zu bilden.
Auch hier herrscht seitens der Jäger weitestgehend Ruhe.
Seit einigen Jahren fallen die Sauen
von Osten kommend in Divisionsstärke in Bayern und Baden-Württemberg
ein. Auch in Gebieten in Nordrhein-Westfalen, wo sie weitestgehend
unbekannt waren, gehen Rotten mittlerweile zu schaden. Nun weiß
eigentlich jeder, dass sich Jäger tendenziell lokal orientieren und
selten über die Kreisgrenze hinausschauen oder dort jagen. Viele
Jäger in Bayern kennen die Sauen nur aus den Jagdzeitungen und dem
Internet. Eine aktive Jagd auf Sauen ist den Jägern in den
südwestlichen Bundesländern in der Regel unbekannt. Dass die
Erlegung einer Vollmondsau mit anschließender Nachsuche rein gar
nichts mit der sommerlichen Rehbockjagd gemeinsam hat und eine
Drückjagd auf Sauen mit sauscharfen Hund in keinster Weise mit einer
gemütlichen herbstlichen Hasenjagd zu vergleichen ist, merken die meisten Jäger
erst dann, wenn die erste Wildschadensregulierung vom Bauer eingefordert
wird. Eigentlich müssten die Jagdverbände die neuen Saujäger in
den südwestlichen Bundesländern durch erfahrene Schwarzwildjäger
schulen, die Ausbildung sauscharfer Hunde müsste vorangetrieben
werden und allgemein müsste die Jägerschaften darauf vorbereitet
werden, was da so bei weiter zunehmenden Schwarzwildpopulationen auf
sie zukommt. Immer mehr Städter fordern, die Jäger mögen mehr
schießen, um die marodierenden Rotten aus den Städten und
stadtnahen Gebieten zurückzudrängen. Und auch hier gäbe es eine
wunderbare Möglichkeit, das ramponierte Ansehen der Jäger bei der
Stadtbevölkerung aufzubessern. Doch von den Jagdverbänden hört man
wenig von konzertierten Aktionen zur Bejagung der steigenden
Schwarzwildbestände. Dass man solche ein einmalige Chance einer
Imageverbesserung ungenutzt verstreichen lässt, versteht wohl kein
Mensch.
Ein ganz anderes Problem hat zur Zeit unser Nachbarland Österreich. Doch auch hier wird versucht, durch Totschweigen ein Problem auszusitzen. Zwar steht dort die Jagd in einem wesentlich besseren Ruf bei der Bevölkerung, als bei uns in Deutschland, aber dort betreiben scheinbar noch sehr viel wohlhabende Jäger professionelle Jagdgatter. Auch ist das Bejagen von kurz vorher ausgesetzter Zuchtfasane scheinbar in einigen Revieren in Österreich noch usus. Diese Gatterjagden und Jagden auf Zuchtfasane nehmen Tierrechtsvereine und Antijagdgruppen zum Anlass, das Image der Jäger in Österreich mit medialer Professionaliät massiv zu schädigen. Nun wird man auch unter den österreichischen Jägerinnen und Jäger genügend Stimmen finden, die diesen Jagdformen eine Absage erteilen. Auch werden viel Jägerinnen und Jäger es in einer Diskussion es ablehnen, solche Ballereien auf halbzahme gemästete Tiere als eine Form der Jagd zu bezeichnen.
Weder unterlassen die Veranstalter es,
unter dem Druck der Tierrechtsorganisationen, diese Jagden
abzuhalten, noch nehmen österreichische Jagdpresseorgane oder Jagdverbände
zum aktuellen imageschädigenden Verhalten dieser "Jagdveranstalter" Stellung. Auch hier herrscht konsequentes Schweigen im Walde.
Für mich stellt sich hier ein ganz
anderes Problem: Ich möchte über das Für und Wider der Gatterjagd
und der Jagd auf Zuchtfasane berichten, aber das ganze Internet ist
voll von Artikeln der Jagdgegner. Ich wurde übelst beschimpft, weil
ich auf Artikel der Jagdgegner verlinke und den Jagdgegnern dadurch
ein Forum biete. Aber was aber soll man als Betreiber eines
Jagdnewsblog machen, wenn es keine Stellungnahmen der Jägerschaft
gibt. Insbesondere in diesem Fall zeigt sich, dass der Schuss des
Totschweigens und des Aussitzens von Problemen im Internet schnell
nach hinten los gehen kann.
Vor einigen Tagen ging ein sehenswerter Jagdtalk mit dem Titel "Tradition und Fortschritt - Das Jägerimage im Wandel" des
Internetsenders JagdundNatur TV online, in dem über das Image der
Jäger im Internet diskutiert wurde. Hier zeigte sich einmal mehr,
dass die Jäger bei dem Thema Öffentlichkeitsarbeit noch einen
sehr, sehr langen Weg vor sich haben
waidmannsheil
Euer
stefan