Immer wieder stellen -überwiegend Jungjäger- grottenschlechte hochnotpeinliche Erlegerfotos ins Internet ein. Dazu werden diese Bilder mit Berichten garniert, die unverkennbar zeigen, dass es dem Jungjäger an den elementarsten Grundkenntnissen der praktischen Jagd fehlt.
Das Erlegerpost als PR Supergau der Jägerschaft
Als Altjäger hat man dann das Gefühl, wenn diese Posts in sozialen Medien viral verbreitet werden, dass hier eine einzige Person mit einem einzigen Klick die gesamte jahrelange Öffentlichkeitsarbeit aller Jägerschaften binnen Minuten vollständig zugrunde richtet. Während man sich die Haare rauft, freut sich die große Jagdgegnerschaft in den Tier- und Naturschutzverbänden, entspannt im Sessel liegend, wie sich die Jägerschaft von ihren schlecht ausgebildeten Jungjägern vorführen lässt. Ein Experte der Öffentlichkeitsarbeit würde hier schnell berechtigterweise vom "PR Supergau" sprechen. Dass Mitglieder einer Gemeinschaft, die stark wegen ihres Waffenbesitzprivilegs unter öffentlicher Beobachtung steht, sich derart in der Öffentlichkeit blamiert, wirft Fragen nach den Gründen auf.
Beobachtet man das Verhalten der Poster bei der Diskussion, so stellt man ein erschreckend geringes Schuldgefühl fest. Die massive Kritik kommt, wenn sie überhaupt erfolgt, von tendenziell älteren Jägern. Alle Posts haben eines gemeinsam: Eine Ursachenforschung unterbleibt!
Facebook als Lehrprinzersatz
Nach vielen Monaten der Beobachtung dieser Posts und den anschließenden oft heftigen Diskussionen komme ich zu einem erschreckenden Ergebnis:
Das Medium Facebook gaukelt vielen Menschen vor, Facebook sei der Ersatz für die in unserer Gesellschaft verloren gegangenen realen Sozialkontakte. Unsere Gesellschaft leidet massiv unter der Vereinsamung ihrer Mitglieder. Die Ursachen sind vielschichtig und reichen von wirtschaftlichen Nöten bis zu Ausgrenzung aus unterschiedlichsten Gründen. Ich sehe darin den Hauptgrund des Erfolges von Facebook. Doch niemals wird Facebook auch nur ansatzweise den reellen sozialen Kontakt zu einem anderen Menschen ersetzen können, insbesondere aber vor allem dann nicht, wenn man die Erfahrungen eines anderen Menschen benötigt.
Diese Vereinsamung ist bei den heutigen Jungjägern nicht anders. Die Erlegung der ersten Stücke zu Beginn eines Jägerlebens berühren jeden Menschen emotional tief. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob ein perfekter Schuss das Wild am Anschuss bannt oder der Schuss eine Nachsuche nach sich zieht. Jeder Mensch ist nach der Erlegung seiner ersten Stücke tief ergriffen und braucht einen Menschen als Ansprechpartner mit psychologisch-empathischen Fähigkeiten. Jeder Jäger, der einen Lehrprinzen hatte, der ihm für seine "Gespräche nach dem Schuss" zur Verfügung stand, wird mir bestätigen, wie wichtig ein solcher Ansprechpartner mit großer jagdlicher Erfahrung bei den ersten Schritten ins Jägerleben ist.
Ich behaupte sogar aus meiner über 40 jährigen Jagderfahrung, dass ohne diese Gespräche nach dem Schuss mit einem erfahrenen Jäger eine wirkliche Identifikation des Jungjägers mit der Jagd gar nicht aufgebaut werden kann!
Internet deckt die Kommunikationsdefizite in der Jägerschaft zwischen den Generationen schonungslos auf
Die etablierte Jägerschaft mit ihren Erfahrungen lässt die Jungjäger mit ihren ersten hochemotionalen Erlebnissen nach der Jagd oft alleine. Von den kleinen Jägerrunden, in denen die Böcke totgetrunken werden, liest man im Internet eher selten, klärende "4-Augen-Gespräche" unterbleiben. Wie so oft wird die fehlende Zeit als Grund genannt. Jeder Mensch aber muss das Jagderlebnis emotional verarbeiten und dies geht nur über Gespräche im kleinen Kreise. Das Internet und facebook ist hierfür der absolut ungeeignetste Platz, den man dafür wählen kann.
Leider aber sagt das niemand in den Jungjägerkursen den angehenden Jägern!
waidmannsheil
Euer
Stefan
8.4.17
Wenn Facebook den Lehrprinz ersetzt, oder: Der einsame Jungjäger
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