Daß unsere Printmedien nicht immer positiv über die Jägerschaft berichten und gerne reißerische Themen aufgreifen, wenn es darum geht, über die Jägerschaft zu berichten, um die Auflage zu steigern, ist vielen Jägerschaften ein Dorn im Auge.
Deshalb ist es besonders löblich, wenn die Printmedien Jagdthemen aufgreifen, die das Bild der Jäger so darstellen, wie viele Jäger sind:
Ganz normale Menschen.
Deshalb halte ich es für wichtig, den Artikel aus der Märkischen Allgemeinen über die Jungjägerin Elisabeth Kraft hier einzustellen .
Auf der Pirsch
Die 17-jährige Sarah Elisabeth Kraft erhält den Jugendjagdschein
GUDRUN OTT
SPERENBERG Wildtierkunde, Waffenrecht und Wildtierhygiene gehörten zur Theorie. Im Praktischen hat die Schülerin Sarah Elisabeth Kraft gelernt, Wildäcker anzulegen, mit dem Repetiergewehr zu schießen und mit ihrem Bayerischen Gebirgsschweißhund auf Nachsuche zu gehen. Die 17-Jährige legt in diesem Monat ihre Prüfungen für den Jugendjagdschein ab. Bevor sie nicht das 18. Lebensjahr vollendet hat, wird sie nur in Begleitung eines erfahrenen Jägers unterwegs sein. Das schreibt das Jagdgesetz so vor.
Die Liebe zu Wild, Wald und Flur erfuhr Sarah Elisabeth früh. Schon als kleines Mädchen haben die Eltern, Mutter Marlies Kraft ist Revierförsterin im Revier Zossen, und Vater Jörg Burig leitet als Forstoberinspektor das Revier Wunder, ihre Tochter mitgenommen. Weil ihr Flora und Fauna vertraut sind, kenne sie auch keine Angst, sagt die junge Frau und erzählt begeistert von vielen seltenen Tierarten in der Region. Eisvogel und Fischotter könne man mit ein wenig Glück beobachten, in der Dämmerung auch verschiedene Fledermausarten.
Dass sie ihr Schulpraktikum im Wildpark Johannismühle absolvierte, sieht sie als gute Ergänzung zum Jagdschein. Büsche und Hecken pflanzen, Biotope anlegen, auch mal einen Ansitz bauen, so sehen alltägliche Arbeiten im Revier aus. "Jägerinnen sind keineswegs das schwache Geschlecht und auch nicht selten", meint die schlanke angehende Inhaberin des Jugendjagdscheines. Sie verweist auf römische, griechische und nordische Mythologien, in denen Jagdgötter weiblich sind. So war die römische Jagd- und Waldgöttin Diana von 1680 bis 1850 der Inbegriff der Jagd. Sie bildete eine Einheit mit der Natur und schützte Jäger und bejagte Tiere gleichermaßen. Zu den passionierten Jägerinnen gehörten später Sissi, die Kaiserin von Österreich, und die Queen Mum.
Für Sarah Elisabeth soll die Jagd ein Hobby bleiben, so wie auch die Feuerwehr in Sperenberg Hobby ist. Berufen fühlt sie sich zur Krankenschwester und hofft, nach ihrem freiwilligen sozialen Jahr im Ludwigsfelder Krankenhaus eine Lehre beginnen zu können.
Quelle:http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10895682/61939/
29.3.07
Die 17-jährige Sarah Elisabeth Kraft erhält den Jugendjagdschein
27.3.07
Warum erscheinen hier keine Berichte über Jagdwaffen?
Immer wieder werde ich gefragt, warum ich keine Berichte über Jagdwaffen schreibe.
Nun das ist ganz einfach:
Von Jagdwaffen habe ich schlichtweg keine Ahnung!
Seit Jahrzehnten bediene ich mich zur Ausübung der Jagd aus dem unerschöpflichen Potential der Waffenschränke der Altjäger aus meinem Bekanntenkreis. Es ist sozusagen mein kostenloser Jagdwaffenverleih.
Dadurch kam ich nie in der Verlegenheit, mich nach langem Abwägen für den Kauf einer Waffe zu entscheiden. In den vielen Jahren des Jagens beurteilte ich Waffen immer nach ihrer Präzision und Zuverlässigkeit, aber damit erschöpfen sich auch meine Kenntnisse im Bereich Jagdwaffen. Diese Beurteilung überließ ich allerdings immer den Altjägern, bei denen ich mir die Waffen lieh.
Als ich im Januar auf der Jagd und Hund in Dortmund die Ausstellungsstände der renommierten Jagdwaffenhersteller besuchte, wurde mir beim Anblick der Ausstellungsstücke und deren Preis ganz schwindelig und ich war froh, nie in meinem Leben vor dem Problem der Kosten eines Waffenkaufs gestanden zu haben.
Wenn ich allerdings die vielen Waffenschränke vieler Altjäger vor mir sehe, die oft ein Dutzend Jagdwaffen beinhalten, frage ich mich, warum sich so viele Jungjäger nicht am Beginn ihrer Jagdkarriere, wie auch ich, sich für das Leihen einer Jagdwaffe entscheiden.
Dies hat nämlich gleich mehrere Vorteile:
Kaum ein Jungjäger weiß, welche Waffe zu ihm paßt. Dies ergibt sich erst beim Führen einer Waffe im jagdlichen Einsatz. Mit einer geliehenen Jagdwaffe kann man kostenfrei die "Anprobe" einer Jagdwaffe testen.
Viele Erstkäufe von Jagdwaffen sind deshalb auch klassische Fehlkäufe, von denen man sich dann wieder mit erheblichem Verlust trennen muß oder die Waffe steht ein Leben lang ungenutzt im Waffenschrank.
Viele Altjäger besitzen eine große Menge dieser "unpassenen" Waffen und benutzen fast immer nur dieselbe, der Rest fristet ein ungenutztes Jagdwaffenleben im Waffenschrank.
Zudem weiß ein Jungjäger am Anfang seiner jagdlichen Laufbahn noch gar nicht, in welches Revier es ihn verschlägt und eine angeschaffte Waffe kann in einem neuen Revier schnell unbrachbar sein.
Ich selbst führte viele Jahre einen Repetierer mit dem Kaliber 243 Winchester, für mich das beste Rehwildkaliber, da das Hochrasantgeschoss blitzartig tötet. Als das Schwarzwild auch in den reinen Niederwildrevieren des badischen Odenwalds zum Standwild wurde, war "meine liebe 243er" arbeitslos und das ist sie bis heute geblieben.
Deshalb mein Tipp an alle Jungjäger:
Leiht euch eine Waffe bei einem Altjäger und probiert mehrere Waffen erst einmal aus, bevor ihr euch für eine Waffe entscheidet. Nur so kann ich das Risiko von Fehlkäufen beim Jagdwaffenerwerb ausschließen.
waidmannsheil
Euer
stefan
24.3.07
Ein weiterer Tag beim Jagdhundausbilder (Teil 2)
Vor einem Monat hatte Miriam Pinno in einem Bericht die Maßnahmen und Wege beschrieben, wie sie durch konsequente Gehorsamsübungen die Aufmerksamkeit und das Vertrauen ihres Hundes gewinnt. Nachdem nun der Junghund erste Jagdpassion zeigt und Miriam große Fortschritte im Bereich Gehorsam erzielt hat, wurde nun eine Treibjagd in Form einer Streife simuliert. Hierbei soll der Hund den Gehorsam am Wild erlernen.
Über diesen Ausbildungstag berichtet Miriam Pinno in ihrem 2.Bericht.
Gehorsam am Wild durch Simulation einer Treibjagd
von Miriam Pinno
Am 22.03.07 traf ich mich abermals mit Herrn Fügner, um das beim letzten Mal gelernte, weiter zu vertiefen. Bis dahin hatte ich intensiv mit meinem Hund die gezeigten Übungen trainiert und habe in kurzer Zeit schon sehr viel erreicht.
Als Übungsgelände hatten wir Felder um eine Kiesgrube zur Verfügung. Herr Fügner hatte einen Magyar Vizsla dabei, der gerade bei ihm in der Ausbildung ist.
Der Sinn des heutigen Treffens bestand darin, den Gehorsam am fliehenden Wild zu arbeiten. Ich nahm Darrell an die Schleppleine und wir bewegten uns querfeldein. Wir schickten die Hunde voraus zum Suchen. Bei jedem Hasen, den wir hoch schreckten, wurde der Hund heran gerufen und dann ins "Platz" oder direkt ins "Platz" oder "Sitz" gebracht. Darrell musste solange liegen bleiben bis er sich wieder beruhigt hatte.
Dann wurde er wieder mit dem Kommando "Such voran" losgeschickt. Entfernte er sich zu weit von mir, wurde er wieder heran gerufen und musste sich hinsetzen. Dadurch "erinnerte" ich ihn immer wieder daran, dass ich auch noch da bin und bekam seine Aufmerksamkeit wieder. Denn Ziel ist es ja, dass er immer mit einem Auge und Ohr bei mir ist.
Sehr interessant war es auch, einmal den Unterschied zwischen Bracken und Vorstehhunden im direkten Vergleich zu sehen.
Der Vizsla zeigt schon nach den 14 Tagen Training bei Herrn Fügner starke Bindung, will gefallen und mitarbeiten. Ein strenges Wort reicht bei ihm schon vollkommen aus, um ihn zu korrigieren. Allein die Geschmeidigkeit mit der dieser Hund arbeitete war beeindruckend. Darrell ist da ganz anders. Er arbeitet viel selbstständiger, ist sehr kreativ, wenn es darum geht Kommandos nach seinen Gunsten auszulegen.
Wir lernen zusammenzuarbeiten und uns besser zu verstehen.
Doch vor allem ich lerne immer noch.
Insbesondere:
Wie ich ihm am besten Dinge vermittle.
Wie ich weiter die Bindung stärke.
Wie ich ihn motiviere.
Wie viel ich ihm zutrauen und zumuten kann.
Ohne die Hilfe von Herrn Fügner, wären wir nicht da, wo wir heute sind und ich würde mich immer noch mit Zweifeln belasten, während mein Hund immer weiter von meiner Inkonsequenz und Ratlosigkeit verwirrt wäre.
Miriam Pinno
hier geht es zu Teil 1
Sie sind Nichtjäger und benötigen Hilfe bei der Erziehung Ihres Jagdhundes?
Jagdhundeseminar für Nichtjäger und Erstlingsführer von Jagdhunden
21.3.07
"Macht Eurem Namen Ehre und jagt!"
Seit heute hat das Jagdblog einen weiteren Gast-Autor. Dieter Köhler, diplomierter Landwirt und Sohn eines thüringischen Bauern ist zwar kein Jäger, aber seit Kindesbeinen mit seiner thüringischen Heimat, der Natur und der Landwirtschaft eng verbunden. Als freier Publizist wird er in Zukunft zu den Bereichen Land- und Forstwirtschaft hier im Jagdblog seine fachlichen und philosophischen Beiträge veröffentlichen. Anlässlich seines Erbes, das er nun in Form eines Waldstückes angetreten hat, hat er sich seine Gedanken über die Jagd und den Waldbau in der Zukunft gemacht.
"Macht eurem Namen Ehre und jagt"
Das Erbe meines Urgroßvaters
von Dieter Köhler
Es hallt ein Ruf wie Donnerschall durch Deutschland: „Die Nachkriegsgründer treten ab und die Erben werden reich.“ Ich erbte auch! Allerdings hat die Sache ein paar Haken. Ich erbte Immobilien – mittelbäuerlicher Grundbesitz aus Feld und Wald. In vollem Wissen der Probleme nahm ich an und entwickelte mittlerweile einen Wunsch an die Jäger. Das kam so:
Zu meinen „glorreichen Schätzen“, im südlichen Vorland des Thüringer Waldes gelegen, gehört auch ein Fleckchen von etwa 80a Fichtenreinbestand. Dieses Stück Land hat eine denkwürdige Geschichte.
Der Urgroßvater
Mein Urgroßvater pflanzte auf einem Hochplateau (500m) am Rande eines partiell noch vorhandenen Hochmoores diesen Fichtenreinbestand an. Dies geschah nach seiner Rückkehr aus dem Einigungskrieg von 1870/71 aus Frankreich. Er war damals ein junger Mann von 23 Jahren. Die Bäume gediehen hervorragend, weil es einer der wenigen Standorte war, die natürlicher Fichtenstandort im Mittelgebirgsvorland sind. Feucht und sauer ist er, in einem ansonsten von Kalkbuchenmischwald dominierten Umfeld. Außerdem ist die Lage gegen Wind geschützt, so dass die Windwurfgefahr gering war. Mein Urgroßvater pflegte diese Anpflanzung bis er 1936 in hohem Alter starb.
Der Großvater
Mein Großvater führte dieses Amt weiter, denn der Wald – die Sparkasse des Bauern – wurde ganz selbstverständlich gehütet. Mit Schrotsäge und Axt wurde jedem Käferbefall sofort begegnet und Feuer vernichtete auch den letzten, vom „Kupferstecher“ befallenen, Ast.
Der Vater
Mein Vater wollte Ende der sechziger Jahre den reifen Holzbestand ernten, welches ihm durch die Forstbehörden untersagt wurde. Deutsche Staaten wuchsen und vergingen im betrachteten Zeitraum ja wesentlich rascher als Bäume. Und der damals dort herrschende Staat hatte eine Nuance, die mit DDR bezeichnet wurde. Diesem Wesen gefiel es dann, eine Forstgenossenschaft einzurichten, der die Bäume 1974 dann zum Opfer fielen. Die Sparkasse des Bauern war damit geplündert und die Familie erhielt vom Ertrag „Null Komma Nichts“.
Als meine Mutter 1991 die Verantwortung für ihren Wald großzügig zurückerstattet bekam (natürlich ohne Entschädigung), sollte der nunmehrige Aufwuchs wieder durchforstet werden. Nach allem Geschehen konnte sie die Lust, ihre spärliche Rente derart zu investieren, leicht bändigen.
Der Sohn und der Enkel
Nach ihrem Tod musste ich mich aber nun dem Auslichten widmen. So wurde der 19jährige Sohn motiviert, eine Woche seines Urlaubs beizusteuern. „Du sparst dir die Gebühren für das Fitnessstudio!“ – war meine verheißungsvolle Aufmunterung. Der Schweiß rann dann wirklich in Strömen, denn die Arbeit war mindestens 10 Jahre überfällig.
Der Bestand war lange Zeit ein schönes Paradies für das Rehwild. Die angrenzende Wiese, deren Mitte ein Salzhaufen ziert, ist von vier Hochsitzen umstellt. Hier ist sicher schon Blut geflossen. Dennoch waren im Bestand ca. 95% der Bäume gefegt. Eine gewaltige Menge Bockshorn wurde dort schon gepflegt. Die Begehung der Laubholzbestände zeigte aber auch, dass keinerlei Naturverjüngung in den lichten Beständen zu sehen war. Die Schlussfolgerung ist klar: Wir haben keinen Wildbestand, sondern einen wilden Viehbestand aus Rehen und Hirschen.
Deshalb ist mein Wunsch an die Jäger:
„Macht eurem Namen Ehre und jagt!“
Den Wirtschaftswald einer agrarischen Gesellschaft zu Zeiten meines Urgroßvaters werden wir nicht mehr sehen. Dazu sind die gesellschaftlichen Umbrüche der letzten 150 Jahre zu tiefgreifend gewesen. Ein gesunder Mischwald ohne Vergatterungen wird einen gesunden Wildbestand tragen können. Doch ist der Waldumbau für die Waldbesitzer wirtschaftlich nur zu stemmen, wenn die Jagd auch funktioniert.
Euer
Dieter Köhler
von Stefan am Mittwoch, März 21, 2007 0 Kommentare
Labels: Förster, Gastbeiträge, Nachhaltigkeit, Naturschutz, Reviereinrichtungen
18.3.07
Halbzeit- Ein Rückblick auf 30 Jahre Jägerleben
Nachfolgenden Artikel schrieb ich bereits vor einem Jahr anlässlich des Lösens meines 30. Jahresjagdscheines.
Da es damals dies Blog noch nicht gab, veröffentliche ich den Artikel nun auch hier.
Halbzeit- Ein Rückblick auf 30 Jahre Jägerleben
Es war der 24.5.1976 , als ich meinen letzten Prüfungsteil vor der Jägerprüfungskommission ablegte. Am 27.5.1976, meinem 16. Geburtstag fuhr meine Mutter auf das Kreisamt, um mir meinen ersten Jagdschein zu lösen, der dann auch mittags, als ich aus der Schule kam, auf meinem Geburtstagstisch lag.
Es ist bis heute mein schönstes Geburtstagsgeschenk, an das ich mich erinnere. Es war drei Tage später, als ich den von mir selbst ausgemachten Knopfbock schoss.
„30.5.1976 4.10 Uhr, Sausitz, Entfernung 30m aufgebr. 10,5 kg 7x65 R genau Blatt“
Mit einer noch jugendlichen Kinderschrift findet sich obiger Eintragung in meinem Jagdtagebuch einschließlich des Fotos, das mein Vater anlässlich dieser Erlegung schoss.
Diese Tage jährten sich nun zum 30. Mal und dies ist für mich Grund, eine Art Halbzeitbilanz meines Jägerlebens zu ziehen.
Wie sicher jeder begeisterte Jäger in seinen Jugendjahren vom Beruf des Berufjägers träumt, war dies bei mir nicht anders. Stundenlang saß ich bei Limonade in alten verrauchten Gasthäusern mit den alten Jägern am Tisch und lauschte ihren Gesprächen, während meine Altersgenossen an Mofas bastelten oder Discotheken besuchten. Mein Berufswunsch ging, wie bei vielen, nicht in Erfüllung.
Aber ich suchte auch damals schon instinktiv den Kontakt zu Jägern, die wie ich den innigen Kontakt zur Natur pflegten und für die das Jagen ein Teil ihres Bezuges zur Natur darstellte.
In allen meinen Ferien fuhr ich von Düsseldorf in den badischen Odenwald zu meinem Onkel Harry, Pächter eines wunderschönen Niederwildreviers. Anfangs legte ich die Strecke mit der Eisenbahn zurück. Später, zur Zeit meiner Maurerlehre, fuhr ich die 350 km Strecke mit teilweise abenteuerlichen alten Autos. Die Neugier auf ereignisreiche Jagdtage hielt mich nicht davon ab, diese langen Strecken zu fahren.
Der Altersunterschied zwischen meinem Onkel Harry, einem Jagdfreund meines Vaters und gleichzeitig meinem Lehrprinz betrug über ein halbes Jahrhundert, was aber der gemeinsamen Bindung zur Natur keinerlei Abbruch tat. Naturverbundenheit und das Jagen ist nun mal etwas Generationen-übergreifendes. Stundenlang durchstreifte ich mit ihm sein 700 ha großes Revier, in dem er bereits seit 1936 jagte und er brachte mir Natur, Tiere, Pflanzen und das Jagen näher, wie kein anderer Jäger danach.
In den ersten Sommerferien des Jahres, in dem ich meinen ersten Jagdschein besaß, überreichte er mir einen „SA Wehrsportkarabiner“ Kal.22 Fabrikat Walther, den er, wie alle anderen seiner Waffen, über die Besatzungszeit gerettet hatte und mit dem ich mehrere Eichelhäher und anderes Raubzeug erlegte.
Erst ein Jahr später gab er mir einen Knopfbock frei, den ich dann auch erlegte.
Die strengen Auflagen, die ich bezüglich des Abschusses auferlegt bekam, haben mich nie gestört. Der Aufenthalt im Wald und das Eintauchen in die Natur spielte immer eine viel wichtigere Rolle.
Auch empfand ich die strenge Führung des Jagdbetriebs durch den Jagdpächter nie als Last. Es ergab sich dadurch immer ein geordneter Jagdablauf. Vor der Besetzung der Hochsitze wurde bei meinem Onkel im Hof Kriegsrat gehalten und danach fand dort auch eine Abschlussbesprechung statt, die sich zum Ärger meiner Tante, die mit dem Essen wartete, immer ins Endlose erstreckte.
Leider verstarb mein Onkel viel zu früh und er konnte den lebenslangen Traum, sich als Rentner ausschließlich der Natur und der Jagd zu widmen, nur wenige Jahre genießen.
Das Revier erlitt das gleiche Schicksal, das viele große Reviere in den letzten Jahrzehnten ereilte. Diese großen Reviere unter der Leitung einer einzelnen Person sind in den letzten Jahren verschwunden und auch dieser Jagdbogen wurde zerschlagen. Wie überall ergeben sich aus ihnen immer kleinere Jagdbögen, die zudem dann noch von mehreren Jagdpächtern und deren Jagdgästen bejagt werden. Unkoordiniert jagen dann viele Jäger auf kleinem Raum, was zum Leid des Wildes zu einer großen Unruhe im Revier führt.
Obwohl mir die Möglichkeit immer wieder angeboten wird, in solchen Revieren mitzujagen, lehne ich dies dankend ab, da mir die Dauerbesetzung der Hochsitze und der Anblick des ständig sichernden und schreckhaften Wildes ein Gräuel ist.
Wenn ich in der heutigen Zeit auf Treibjagden von meiner jugendlichen Passion erzähle, löst dies meist eher erstauntes Kopfschütteln aus. Gerne erzähle ich von meiner Begeisterung für Reviergänge im März und April, in der Zeit, in der die meisten Jäger den im Winter versäumten familiären Pflichten nachkommen. Viele Jäger wissen gar nicht, wie vertraut das Wild in diesen Monaten auf den Feldern und Wiesen die ersten warmen Sonnenstrahlen genießt und die mineralhaltigen Jungtriebe gierig äst. Durch die beginnenden Einstandskämpfe der Böcke ist es ein leichtes, den Einstand eines alten Bockes ausfindig zu machen. Mehrere dieser alten von mir ausgemachten Böcke wurden von Jagdgästen später zur Jagdzeit erlegt, mit dem Satz: „Wenn Du den nicht so genau beschrieben hättest, hätte ich nicht erkannt, dass der so alt ist!“
Auch ist durch die Zerschlagung der großen Reviere ein großer Teil der Verantwortung verloren gegangen, die sich früher alleine beim Pächter befand. Die Teilnahme an einer Gesellschaftsjagd in solchen Revieren mit unklaren Autoritäten kann einem - durch die daraus resultierende Desorganisation - das Jagen schnell verleiden!
Durch die Verpachtung an mehrere Jäger wird auch die Benennung eines Jagdaufsehers mit einem brauchbaren Hund oft vernachlässigt. Weder die Polizei noch irgend ein Einwohner weiß dann, an wen er sich bei Wildunfällen wenden soll. Auch hier leidet am Ende das Wild. Noch erstaunlicher ist es, wenn mehrere Jäger ein Revier pachten, aber keiner von ihnen über einen brauchbaren Hund verfügt. Trotz der zunehmenden Freizeit wird es scheinbar immer schwieriger, sich einen Hund zu halten. Was soll man mit dem auch machen, wenn man im Sommer nach Mallorca fliegt und im Winter den Skiurlaub genießen will. Es wird jedoch diesen Jägern immer verborgen bleiben, wie schön es ist, mit einem guten Vorstehhund eine Niederwildjagd im kleinen Rahmen abzuhalten.
Auch ist jeder Reviergang mit einem Hund ein doppeltes Erlebnis. Ein Hund mit einem engen Kontakt zum Führer lernt schnell, auf die von ihm aufgenommene Witterung hinzuweisen. Wenn meine Wachtelhündin etwas wahrnahm, blieb sie stehen und wartete, bis ich ihr Halten bemerke. Sie führte mich dann zu einer frischen Fuchsbauröhre oder zu einem verendeten Stück Wild. Saßen wir zusammen auf einem Holzstoß, einem Erdsitz, einer Kanzel oder sie lag für mich sichtbar unter dem Hochsitz, brauchte ich nur zu warten, bis sie anfing, ihren Fang in den Wind zu halten und die Witterung gierig aufzunehmen. Das darauf erscheinende Wild bewies mir immer wieder, dass sie sich nie täuschte. Ich möchte die enge Bindung zu meinen Hunden trotz der Mühen, die ein Hund macht, nie vermissen und ich weiß aus der Zeit, in der ich keinen Hund halten konnte, dass Jagen ohne Hund nur eine halbe Sache ist.
Als ich vor einigen Jahren einen Studienfreund besuchte, der vielleicht auch ein wenig durch meine Passion zu Jagd gefunden hatte, zeigte er mir Stolz seine Trophäen seiner ersten Jagdjahre. Der schwächste Bock war ein starker Gabler, einen Knopfbock suchte ich vergebens. Selbstverständlich gratulierte ich ihm höflich zu dem zahlreichen Weidmannsheil.
Wie karg wirken da meine Trophäen, die zum größten Teil aus Knopfböcken und Kümmerlingen bestehen. Mehrere Kapitale Böcke habe ich aber auch - auf Fotos im Jagdtagebuch. Als ich auf dem Heimweg an die Trophäen meines Freundes dachte, bedauerte ich ihn ein wenig. Sicherlich war ihm auf seinen zahlreichen Ansitzen dieser oder jener Knopfbock über den Weg gelaufen. Aber wahrscheinlich hat er sie als einzelnes weibliches Reh angesprochen und ihm keine weitere Beachtung geschenkt. Auch ich habe meine Knopfböcke erst für weibliche Stücke gehalten. Minutenlanges Beobachten mit dem Fernglas, bis die Augen tränten und schmerzhafte Verrenkungen auf dem Sitz waren oft nötig, um zu erkennen, dass da etwas mit dem weiblichen Stück nicht stimmt. Immer wieder war die Freude groß, wenn ich an den kaum 12 kg schweren Kümmerling trat und die winzigen Knöpfe befühlte. Die Spannung, erzeugt durch die Zweifel, doch keinen Pinsel gesehen zu haben, oder die Brunftkugeln mit dem Gesäuge verwechselt zu haben, gaben der Erlegung eines Knopfbockes immer wieder etwas besonderes.
Wie viele Knopfböcke verdanken eigentlich ihr Leben Jägern, die Rehe ohne sichtbaren Kopfschmuck gedankenlos dem weiblichen Geschlecht zuordnen?
Auch hier möchte ich meine schönen Erlebnisse, die ich erst durch die strengen Abschussvorgaben der Jagdherren erfuhr, nicht missen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich in den letzten 30 Jahren einiges geändert hat und weniges zum Wohl unseres Wildes. Die hektische und schnelllebige Zeit fordert auch hier ihren Tribut. Auch sind viele Ideale meiner Jugend nüchterner Betrachtung gewichen. Wesentlich kritischer betrachte ich heute das jagdliche Geschehen und ich ordne auch nicht mehr bedingungslos alle widrigen Umstände meinem Wunsch, zur Jagd zu gehen, unter. Straff geführte Jagdveranstaltungen, an denen ich gerne teilnehme, mit disziplinierten Jagdgästen und einer großen Zahl guter Hunde entschädigen einen für manche Jagdgelegenheit, die man aus Überzeugung einer eigenen Ethik nicht mehr nutzt. Es bestätigt aber auch, dass es noch Jäger gibt, die bereit sind, die autoritäre Führung eines Jagdherrn zu akzeptieren.
Ob die weitere Zerschlagung großer Reviere und die Verteilung von Verantwortung auf mehrere Pächter ein Weg in die richtige Richtung ist, wage ich zu bezweifeln. Auch der schnelle Aufstieg vom Jagdscheinanwärter zum Mitpächter halte ich für äußerst bedenklich.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Jagd in den nächsten 30 Jahren entwickelt.
Stefan Fügner
14.3.07
Die extensive Forstbewirtschaftung fordert ein Umdenken in der Bejagung von Waldrevieren
Rückblick
Forstwirtschaftlich gesehen, gibt es eine Ära vor dem Wirbelsturm Wiebke und eine Ära danach. Als ich vor über 30 Jahren die großen Hochwildreviere kennen lernte, konnte man deren Struktur im wesentlichen in 3 Kategorien einteilen:
- Monokulturen als Hochwald (Altholzbestand)
- Monokulturen als Dickungen
- Kahlschläge
Auf diesen wenigen Flächen erfolgte dann auch fast der gesamte Abschuss des Schalenwildes. Glücklich schätzen konnte sich der Jagdpächter, der zusätzlich in seinem Revier über karge Wiesen verfügte, die das Wild aufsuchte.
Der Wirbelsturm Wiebke und die Folgen für die Waldbewirtschaftung
Als der Wirbelsturm Wiebke vor 15 Jahren über Deutschland mit seinen hinlänglich bekannten Schäden hinwegfegte, wurden die Nachteile der industriellen Massenproduktion von Holz offensichtlich. Viele 1.000 ha Windbruch zwangen die Forstwirtschaft zum Umdenken. Doch es war weniger Einsicht, die zu einer Veränderung in der Bewirtschaftung unserer Wälder führte, als schlichtweg die Kapitulation der Forstwirtschaft vor der gigantischen Masse an notwendigen Aufforstungsflächen, die unsere Waldreviere nachhaltig veränderten.
Auf den Flächen, auf denen Wibke gewütet hatte, wurde das Holz zwar geborgen und nach einer Zwischenlagerung auf den Markt gebracht, aber an eine Aufforstung der Windwurfflächen war wegen der immensen Mengen gar nicht zu denken. Binnen weniger Jahre entstanden auf den Windwurfflächen sehr schnell Naturverjüngungen ohne Gatterungen. Von dieser schnellen Regeneration waren selbst einige Förster überrascht.
Nun begann man auch in die Altholzbestände kleine Öffnungen zu schlagen. Diese Lichtkegel ermöglichen der Sonneneinstrahlung bis auf den vegetationslosen Boden der Althölzbestände zu gelangen. Auch hier entstanden nach wenigen Jahren dichte Naturverjüngungen ohne Gatterungen.
Die heutige extensive Waldbewirtschaftung bewahrheitet den alten Spruch der Forstwirtschaft, der da lautet:
der Wald der wächst auch ohne sie.
Wenn man heute, 15 Jahre nach dem Wirbelsturm Wiebke, durch unseren Wald läuft, radelt oder auch fährt, fällt dem Beobachter sofort der dichte Bewuchs insbesondere im Bodenbereich auf. Selbst Altholzbestände zeigen dichte Naturverjüngungen und und die großen im Bodenbereich vegetationslosen Monokulturen sind weitestgehend verschwunden.
Die Bejagung extensiv bewirtschafteter Waldflächen
Deshalb liegen die Ursachen des hohen Anstiegs der Schwarzwildbestände nicht nur in der Zunahme der Maisanbauflächen, sondern auch in der extensiven Waldbewirtschaftung. Nicht nur dass der Wald heute mehr Deckung bietet als früher, auch das Nahrungsangebot ist wesentlich reichhaltiger. Dies gilt für Schwarzwild gleichermaßen, wie für das restliche Schalenwild.
Deshalb ist in solchen Wäldern die Bejagung an Schneisen von Hochsitzen aus nur noch wenig erfolgversprechend. Für das Wild gibt es keinen Grund, den deckungs- und vegetationsreichen Wald zu verlassen, um auf Schneisen oder Waldwiesen Nahrung zu suchen.
Hier ist eine völlig andere Art der Bejagung notwendig. Aufwendig zu errichtende Kanzeln müssen durch eine große Menge einfacher Erdsitze und niedriger Ansitzböcke ersetzt werden. Da die Jagd in solchen Revieren überwiegend auf das wechselnde, aber nicht mehr auf das äsungsuchende Wild erfolgt, muss die Jagd ausgeübt werden, wenn das Wild besonders bewegungsaktiv ist.
Zudem muss die Jagd in dieser Zeit in einem Revier von vielen Jägern gleichzeitig erfolgen.
Doch auch diese Umstellung der Bejagung alleine wird es dem Jagdpächter nicht ermöglichen, seinen Abschussplan sicher zu erfüllen.
Diese Revierpächter werden nicht umhin kommen, um die Abschussvorgaben zu erfüllen, Ansitzdrückjagden abzuhalten. Bei diesen Drückjagden wird auch oder gerade Rehwild zum Abschuss freigegeben werden müssen. Das Erfüllen des Abschusses des weiblichen Rehwildes durch die mühsame Ansitzjagd wird in den reinen Waldrevieren nicht mehr den Erfolg bringen, den man sich wünscht.
Auch wenn viele Altjäger sich nun empören, ich persönlich halte den Abschuss des weiblichen Rehwildes auf Drückjagden für richtig.
Mehrere Gründe sprechen dafür:
- Das Revier wird nur einmal stark, dann aber für den Rest des Winters nie mehr beunruhigt.
- Stehen hinlänglich Erdsitze und Ansitzböcke für die Schützen bereit, kann der freihändige Schuss unterbleiben und langsam ziehendes Wild kann problemlos erlegt werden.
- Werden gut angejagte Stöberhunde eingesetzt, kommt das Rehwild fast immer ruhig und nur sehr selten hochflüchtig.
Waidmannsheil
Euer
Stefan
von Stefan am Mittwoch, März 14, 2007 1 Kommentare
Labels: Ethik, Förster, Jagdpacht, Nachhaltigkeit, Reviereinrichtungen
11.3.07
Die dauerhafte Blütezeit der Rose von Jericho (Teil 4)
Theo ist ein Jahr bei seinen neuen Haltern Von Anja Willems, eingeschickt am | ||
Wie sieht der Alltag aus? Wie arbeitet Theo? Was macht die Rose überhaupt? Jetzt ist Theo seit einem Jahr bei uns! Und was soll ich sagen? Jeder Tag mit Theo ist für uns ein Geschenk! Es ist für uns das Grösste zu sehen wie sehr er einfach jeden Tag mehr zu uns gehört (falls das überhaupt noch zu toppen ist)! Unsere zwei Racker sind wirklich ein unzertrennbares Paar geworden, ist der eine mal fort jammert der andere rum. Die Menschen stehen bei der "Wiedervereinigung"in der zweiten Reihe! Erst wird der zu Hause gebliebene stürmisch und schleckend begrüsst, dann ist der Mensch dran. Aber das ist auch gut so! Aus dem kleinen, klapprigen DD ist ein (wenn zwar auch immer noch sehr schlank) mutiger, selbstsicherer Hund geworden, der weiß, wo sein Zuhause ist. Er wird gerade zu einem Suchhund in einer Rettungshundestaffel ausgebildet und macht dies wirklich sehr gut: Er setzt Nase und Verstand geschickt ein und schäumt über, wenn er sein Lob bekommt! Geplant ist zudem noch eine jagdliche Ausbildung für Theo. Theo begleitet meinen Mann und mich zu allen Aktivitäten in unserer Freizeit, denn er ist geduldig und fast unsichtbar, wenn er mitkommt. Denn für ihn ist es immer noch das Grösste wenn er seinen Menschen begleiten darf. Ausflüge, Treffen mit anderen Hunden, Urlaub in den Bergen oder auch mal ein Besuch in einem Cafe sind mit Theo kein Problem! Das Leben mit Theo ist reicher geworden und wir haben festgestellt das unser Leben der Hundewelt verschrien ist! zurück zum Anfang (Teil 1) Sie sind Nichtjäger und benötigen Hilfe bei der Erziehung Ihres Jagdhundes? Jagdhundeseminar für Nichtjäger und Erstlingsführer von Jagdhunden |
Wie Theo, die Rose von Jericho weiter aufblüht... (Teil 3)
Theo hat sich bei seinen neuen Haltern eingelebt
Von Anja Willems, eingeschickt am
Wie einige hier gelesen haben wurde aus Theo, ein Röslein, eine Rose. Wie wunderbar doch die Zeit mit Theo jetzt schon ist, war er jemals NICHT bei uns? Theo hat in kürzester Zeit erfahren was Vertrauen ist und was Familie bedeutet.
Theo, unser zweiter Schatz ist nun knappe 16 Wochen bei uns und es kommt uns vor als sei er nie NICHT da gewesen! Da kam er an ängstlich und schüchtern, sah völlig verloren neben unserem Ersthund Barnaby aus. Und was soll ich sagen? Er ist kaum wieder zu erkennen.
Theo ist zu Hause angekommen! Theo hat eine Beziehung zu uns aufgebaut, die nach so kurzer Zeit schon sehr innig ist und wenn er seinen "grossen Bruder" nicht um sich hat fehlt ihm was!
Das Leben mit ihm macht einfach doppelt Spaß, er begleitet uns zum Hundeplatz, ist enorm gelehrig und beherrschte nach kürzester Zeit alle Grundkommandos. Er genießt die langen Spaziergänge durch Wälder, Wiesen und Felder und selbst das Schwimmen hat er für sich entdeckt! Angst zeigt Theo nur noch in den seltensten Situationen z.B.: bei Gewitter oder wenn man Stühle hoch nimmt. Unsicher ist er bei schnellen abrupten Bewegungsabläufen. Aber es gab noch keine Situation, die Theo nicht gemeistert hat. Gestern waren wir noch im Ort und saßen draußen in einem Cafe, eine Menge Tauben um uns herum (Theo liebt natürlich alles was Federn besitzt) und was soll ich sagen? Er blieb brav liegen und schaute die Tauben nur an!!!
Theos Charakter ist einfach himmlisch.
Dieser kleine Kerl ist uns dermaßen ans Herz gewachsen das wir gar nicht mehr wissen, wie es ohne Theo war!
Anja Willems
weiter zu Teil 4
Sie sind Nichtjäger und benötigen Hilfe bei der Erziehung Ihres Jagdhundes?
Jagdhundeseminar für Nichtjäger und Erstlingsführer von Jagdhunden
Wie aus dem Röslein eine Rose wird (Teil 2)
Theo wird an seine neuen Halter übergeben
Von Anja Willems, eingeschickt am |
Die ersten Wochen mit Theo, die Rose von Jericho Wie lange diskutierten wir schon, ob wir tatsächlich einen zweiten Begleiter dazu nehmen sollten?! Da wurde dort mal gesurft und hier mal gesucht .... sollten wir es wirklich wagen? Es ist doch alles so unkompliziert mit unserem Ersthund Barnaby!! Wollen wir das ruhige Leben beenden und nach drei Jahren Hundeschule noch mal bei Null oder Minus anfangen?? JA!! Das ist es!! Also mal wieder auf der Krambambulliseite gesurft, denn es sollte ja ein Jagdhund sein! Es war Samstag als mein Mann sagte, schau doch mal dieser DD Rüde, es ist als ob er mich ansehen würde! Da wusste ich er hatte sich in "Theo" verguckt! Okay dachte ich dann füllen wir ein Interessenformular aus, um die eine oder andere Frage noch beantwortet zu bekommen. Mittwochs darauf (nach einigen Telefonaten mit den Kontaktpersonen) kam der Anruf: Sie können Theo besuchen kommen und ggfs. mit zu sich nehmen wenn alles zueinander passt! Uuuppsss....jetzt war es soweit, hatte ich mir doch immer gewünscht,dass es plötzlich los gehen würde ohne viel Theater vorher! Sonntags darauf (nach 7 Tagen) hatten wir einen Termin mit der Pflegestelle!!! Also Sonntags in der Frühe aufgestanden mit Barnaby Gassi gehen, das Navi mit Infos füttern ..... Dann ging es schon los: Das Navi hatte sich Tiefen entladen, ausdrucken! Ja! Der Drucker kaputt .... wie fängt denn dieser Tag schon an! Also man nehme Papier und Stift so geht's ja auch!! Zwei Stunden später waren wir dann endlich auf der Autobahn ins tiefste Hessen unterwegs! Die Fahrt war furchtbar, wir waren so aufgeregt! Ist es wirklich das Richtige??? Okay uns war klar Barnaby sollte es entscheiden, ob Theo der Richtige für ihn war! Dann waren wir da! .... Theo kam , sah und siegte ..... nach nicht mal einer Minute hatten wir für uns entschieden, das ist er!!! Ein Gespräch, ein Spaziergang eine Unterschrift, Barnaby mochte ihn auch direkt, diesen kleinen, klapprigen ( weil sehr dünn ) Schwarzschimmel DD Rüden Theo!! Passte doch 8 Monate alt .... Denkste!!! Zu Hause angekommen (mit Theo) begann eine wunderbare Zeit!! Der erste Abend war sehr aufregend, wollte man doch beiden Hunden gerecht werden ... den einen nicht vernachlässigen, den nächsten nicht verunsichern ... hatten wir doch so viele Bücher über Zweithunde gelesen! Dann eine Woche später nach einem Besuch in der Hundeschule (wo ich mit Theo bei den Junghunden landete), fragende Gedanken : Wieso spielt Theo so verhalten?? Na klar fehlende Prägung ...... logisch! Aber wieso hat er so abgenutzte, älter wirkende Zähne?? Na klar: schlechtes Futter und wahrscheinlich Abnutzung der Zähne beim Fluchtversuch aus dem Tierheim!! Denkste!! Erst der Besuch beim Tierarzt betätigte unseren Verdacht: Theo ist KEIN Junghund , Theo ist ca. 2,5 Jahre alt!! Bumm .. da traf uns das Brett auf die Stirn! Der Tierarzt (auch Jagdhundfan) konterte direkt, aber sie geben ihn doch nicht mehr fort ...DD sind so gelehrig! NEIN!!! Theo gehört zu uns!! Der kleine Racker ist übrigens ansonsten super fit und gesund!! Und er passt perfekt zu uns oder wir zu ihm!! Tja so wurde aus einem kleinen Röslein eine ausgewachsene Rose!!! Und das Leben hat sich verändert, das Zusammen sein mit zwei Hunden ist noch schöner!!! Und Theo wollen wir nicht mehr missen! Dieser kleine Kerl hat unser Herz im Sturm erobert!!! Barnaby mag ihn auch nicht mehr missen!! Anja Willems Anmerkung zu Theo:Anfang August 2005 hatte ich die Möglichkeit das Waldtierheim der Organisation Shkd von Robert Smith in Istanbul zu besuchen. Neben mehreren Jagdhunden fiel mir ein halbwüchsiger DD schwarzschimmeliger Farbe ins Auge. Auf Nachfrage bei den Pflegern erzählte man mir, er sei vor einigen Monaten mit seiner Schwester als Welpe ins Tierheim gekommen. Die Schwester verstarb noch als Welpe. Diese Angaben wurden mir in Deutschland von einer Tierschutzkollegin einer anderen Organisation bestätigt, welche den Hund schon über längere Zeit beobachtete und die Möglichkeit zur Übernahme nicht hatte. Die Altersbestimmung unsere Auslandshunde ist mit Sicherheit eine der schwierigsten Aufgaben, die sich uns und den Tierärzten immer wieder stellt. Die Hunde werden in sehr großen, nur grob strukturierten Rudeln gehalten. Mobbing, Futterneid, ja sogar das Reduzieren der Hundepopulation gehört zum Alltag solch eines zusammengewürfelten Rudels in manch ausländischem Tierheim. Es trifft meist die Alten, die Kranken und die unerfahrenen Jungen. Für die meisten Mitglieder, so auch Theo geht es ums blanke Überleben. Spielerische Prägung, wie in Deutschland gefördert, ist dort der Ernst des Lebens. Die Jundhunde, wenn sie sich einen Platz in der Rangordnung erkämpfen konnten, vertreiben sich ihre Zeit mit höchst unnützen Dingen wie Eisenstäbe annagen oder die Holzhütten zerbröseln. Die Mangelernährung kommt noch hinzu, so weist das Gebiss eines jungen Hundes oft schon erhebliche Gebrauchspuren auf. Auch wissen wir, das die ausländischen Kollegen oft nicht in der Lage sind eine exakte Altersbestimmung zu machen oder gerne den Hund verjüngen. Im Fall von Theo bin ich mir jedoch relativ sicher einen 40cm Junghund hinter Gittern erlebt zu haben, der nichts zu lachen hatte. Wir klären nach bestem Wissen immer die neuen Besitzer über das eventuelle Alter auf und würden keinem Jagdhund einen Gefallen tun, ihn zu verjüngen. Das Altersschema muß zum neuen Besitzer ja auch unbedingt passen. Trotzdem erleben wir immer wieder hierbei die größten Überraschungen. Manchmal ist der Vizsla-Senior mit dem weißen Gesicht und dem gekrümmten Skelett, nach einem halben Jahr auf wundersame Weise zum Mitvierziger geworden, welcher es nochmal wissen will oder im Fall von Theo; ein Junghund ohne Jugend, der schon mehr erlebt hat als so mancher mittelalte behütete deutsche Jagdhund. Aber egal wer sich jetzt irrt! Theo ist das ziemlich egal und seine neuen Besitzer legen Ihre Sympathieskala nicht in Monaten an. Gabriele Winter weiter zu Teil 3 Sie sind Nichtjäger und benötigen Hilfe bei der Erziehung Ihres Jagdhundes? Jagdhundeseminar für Nichtjäger und Erstlingsführer von Jagdhunden |
Theo, die Rose von Jericho (Teil 1)
Die Geschichten geben den Werdegang des Deutsch Drahthaar Rüden "Theo" in 4 Teilen wieder, von der Ankunft im Februar 2006 bei mir auf der Pflegestation vom Jagdhundhilfeverein Krambambulli e.V. bis zu seiner vollständigen Integration beim endghültigen Halter binnen eines Jahres.
Alle Berichte wurden erstmalig auf der Internetseite des Jagdhundhilfevereins Krambambulli e.V. veröffentlicht und ich habe sie hier auf meinem Jagdblog in 4 Fortsetzungsgeschichten zusammengefasst.
Die ersten Wochen von Theo auf der Pflegestation von Krambambulli
Theo, die Rose von Jericho (Teil 1)
Von Stefan Fügner, eingeschickt am
Alle Pflanzenliebhaber kennen sie, die Rose von Jericho, ein kleines Naturwunder. Beheimatet im vorderen Orient, sehen sie in der Trockenperiode aus, wie ein faustgroßes zusammen geknäultes verdörrtes Astwerk einer Konifere. In der Regenzeit aber, wenn der scheinbar vertrocknete Pflanzenrest Wasser bekommt, entfaltet sie sich binnen Stunden zu einer prächtigen, saftig grünen tellerartigen Bodenpflanze. Botaniker führen das Naturschauspiel gerne mittels eines mit Wasser gefüllten Tellers vor, in den man die Rose von Jericho hineinlegt, damit man sieht, wie scheinbar totes Geäst durch Wasser plötzlich zu Leben erweckt wird.
Theo, der Drahthaar Welpe, verdient den Beinamen „Die Rose von Jericho“. Warum das so ist, möchte ich hier erzählen.
Es war Sonntag spät am Nachmittag, als das Telefon klingelte: “Hier ist der Hundetransport. Wir sind gleich bei Ihnen und bringen Ihnen den Jagdhund aus der Türkei.“ Nach einer kurzen Beschreibung, wie man von der Autobahn zu mir kommt und dem Hinweis, dass ich im Wendehammer mit Leine warte, ging ich hinunter, um Theo in Empfang zu nehmen.
Ein alter Lieferwagen erschien und zwei grobe Männer stiegen aus. Eine kurze Begrüßung und der Hinweis , dass man schnell weiter müsse, schließlich sei man um 12.00 Uhr nachts in Rumänien losgefahren und müsse noch nach Köln. Die Frage, ob die Hunde im Transporter zwischendurch ausgeführt worden waren, ersparte ich mir, als mir beim Öffnen der Tür Kot- und Uringeruch entgegenkam.
Ein halbes Dutzend Hunde bellte mich aus Transportboxen mit ohrenbetäubendem Krach an. „Da ist er drin“, sagte eine der Männerstimmen und deutete auf eine der Boxen, sichtlich sich davor drückend, den Hund aus der Box zu holen. Vorsichtig öffnete ich das Verschlussgitter und versuchte Theo mit beruhigender Stimme zu locken, sofern das bei dem Lärm des Hundegebells überhaupt möglich war. Eine schwarze Hundenase zeigte sich kurz und verschwand auch sofort wieder. Ich beugte mich vor die Box und dort sah ich dann Theo zusammengekauert an die Rückwand der Box gedrückt. Beruhigend auf ihn einredend schob ich die Halsung, die ich wohlweislich sehr groß gestellt hatte, über seinen Kopf. Dies klappte ohne Probleme - und vor allem ohne Biss in die Hand!
„Komm, Theo, komm!“ versuchte ich ihn zu locken und Theo kroch vorsichtig und zitternd aus der Box. Sofort sprang er einem der Männer an die Brust, versuchte sich mit den Vorderpfoten an dessen Bauch festzuklammern und vergrub seinen Kopf in dessen Pullover.
Der Mann befreite sich vom Hund und verabschiedete sich von mir. Ich sah noch dem verschwindenden Auto nach und dachte an die anderen Hunde, die im Auto einem hoffentlich gutem Schicksal entgegen fuhren, da hatte mich die Realität in Gestalt eines Pflegehundes schon wieder eingeholt.
Doch welch ein Anblick!
Der Kopf hing weit hinab, völlig abgemagert und mit einem Krummrücken wie ein alter Gaul. Die kleine Stummelrute war derart eingeklemmt, dass man sie nicht sah. Tiefe rotunterlaufene Augen mit einem traurigen Blick. So stand ich mit dem Haufen Elend an der Leine bei uns im Wendehammer. Das soll ein 8 Monate alter Deutsch-Drathaar Welpe sein? Der ganze Hund war ein Bild des Jammers. Zudem roch er nach Kot und Urin, aber nicht nach dem nur für Hundebesitzer angenehmen typischen Hundegeruch.
„So, dann zeige ich Dir mal Dein neues Zuhause“ murmelte ich, auch um mich vom Schock des Anblicks zu befreien. Doch leichter gesagt, als getan. Kaum war ich 2-3 Schritte gegangen, sprang Theo mir an die Brust, klammerte sich mit den Pfoten am Mantel fest und drückte seinen Kopf an meinen Bauch, so wie er es beim Fahrer des Hundetransportes getan hatte. Ich streichelt ihn, nahm seine Beine und stellt ihn wieder hin. Dies ging nun immerfort und an ein normales Laufen an der Leine war gar nicht zu denken. Als wir endlich das Haus erreicht hatten, hatte er wenigstens auf dem Weg seine übervolle Blase geleert. Ich führte in durch den Garten, aber Theo stand immer nur da, zeigte keinerlei Interesse und schaute nur mit leerem Blick vor sich hin. Als er das Haus betrat, ließ ihn meine Wachtel ohne Knurren an der Haustür passieren. Dies war ein gutes Zeichen, da sie normalerweise alle Pflegehunde erst einmal anknurrt und ihnen dadurch zeigt, dass sie hier die Chefin ist. Aber scheinbar hatte auch meine ansonsten zickige Wachtel nur Mitleid mit Theo.
Kaum im Haus, hob er am Beistelltisch das Bein. Doch es kam noch besser. Als ich gerade dabei war die Flecken des ersten Geschäfts zu beseitigen, saß er auf dem Teppich und verrichtete sein großes Geschäft. „Sauber ist er also auch noch nicht“ stellte ich mit mittlerweile eingekehrter Nüchternheit fest! Als das Wohnzimmer sauber war, wollte ich mit ihm eine kleine Runde drehen, aber dies war leichter gesagt, als getan. Das kleinste Geräusch oder der Anblick eines Menschen verängstigte ihn derart , dass er sich vor mich stellte, mich ansprang, festklammerte und ein normales Laufen an der Leine gar nicht möglich war.
Das Fressen, das er am Abend bekam, war binnen Sekunden verschlungen. Für die Nacht hatte ich ihm eine große Decke an die Heizung gelegt und nachdem es dann um 1.00 Uhr nachts noch einmal in den Garten ging, wurde er an seiner Decke angeleint. Ganz früh am Morgen ging ich zu ihm und das, was sich mir da bot, übertraf alles bisher Dagewesene. Theo lag inmitten mehrere Kothaufen seines Durchfalls, die er auf der Decke verteilt hatte. Als ich an ihn herantrat, schämte er sich derart, dass er zusätzlich noch unter sich urinierte.Vom Anblick derart erschüttert, musste ich mich erst einmal hinsetzen und mich fassen. Er hatte noch nicht einmal die Decke verlassen, um seine Notdurft neben seinem Lager zu verrichten, was trotz der Leine problemlos möglich gewesen wäre. Scheinbar hatte er jegliches Gefühl von Reinlichkeit verloren oder überhaupt noch nie verinnerlicht. Er wurde nun stündlich in den Garten geführt. Am Abend ging es dann zum Tierarzt zwecks Generaluntersuchung. Als ich die Tür der Tierarztpraxis öffnete, legte Theo sich flach auf den Boden, urinierte in den Eingang und wollte keinen Millimeter mehr weiter. Scheinbar erinnerte ihn der Geruch an das Tierheim, aus dem er kam.
Ich hatte aber schon an diesem ersten Tag erkannt, dass sich dieses verkrampfte „auf-den-Boden-legen“ sofort mit einer ruhigen Stimme aufhob und er zu mir kam. Wenn ich ihn dann noch am Kopf kraulte, schöpfte er Vertrauen und folgte mir. Dies klappte auch beim Tierarzt und auch beim Gang zur Waage, den er abermals mit verkrampften Hinlegen verweigerte, funktionierte es erneut. Als ich ihn beruhigend lockte, stieg er alleine auf die Waage und ließ sich durch Kraulen beruhigen und blieb brav sitzen.
Die ersten 5 Tage ging es stündlich in den Garten und nachts um 1.00 Uhr das letzte mal. Doch bis zum Morgen schaffte es Theo erst am 6. Tag, dann erst hatte sich der Darm stabilisiert. Theo bekam in diesen Tagen eine alte Liegestuhlauflage als Decke und das hatte zumindest den Vorteil, dass er nur noch auf den Steinboden seine Notdurft verrichtete und nicht mehr auf seiner Decke.
Den ersten Morgen, der ohne Wassereimer und Wischtuch begann, feierte ich innerlich wie einen großen Sieg.
Die bereits erwähnte Fähigkeit von Theo, eine liebe gütige Stimme von einer groben genau unterscheiden zu können, machte ich mir zunutze. Außerdem war Theo zwar erst 8 Monate, hatte aber die Erfahrung eines 3-4-jährigen Hundes. Dadurch veränderte sich Theo stündlich! Durch seine schnelle Auffassungsgabe und seine für sein Alter große Erfahrung erkannte er, dass hier jemand war, der ihm in Notsituationen hilft. Wenn Theo verängstigt den Schwanz einkniff, ging ich in die Hocke, nahm ihn in Empfang, setzte ihn vor mich hin, streichelte ich ihn und redete beruhigend auf ihn ein.
Dadurch wurde schon nach 3 Tagen aus dem ängstlichen Haufen Hund ein selbstbewusster pubertierender Jungrüde. Sah er einen Hund entgegen kommen, schaute er kurz, ob meine Wachtel, seine große Schwester neben ihm ist und ob ich, sein großer Bruder, hinter ihm steht. Dann nahm er eine Stellung wie ein Paradepferd ein und bellte laut den Hund an. Am 4. Tag durfte er dann frei im Haus herumlaufen und nahm sofort die von meiner Wachtel vernachlässigte Hauswächterposition ein. Grollend stand er von nun an mit den Vorderpfoten auf der Fensterbank und beobachtet den Garten und bellte, wenn das Postauto oder andere Besucher der Nachbarn den Berg hoch kamen. Als er das erste mal den Ziegen im Gatter im Weinberg begegnete, zeigte er seine typische Angsthaltung des „flach-auf-den-Boden-legen“. Doch schon beim 2. Besuch bellte er zusammen mit meiner Wachtel mit tiefer Stimme die Ziegen an.
Bei unseren Spaziergängen zeigt er nach nur einer Woche alle Fähigkeiten, die ein 8 Monate alter, passionierter Jagdhund zeigen muss. Er arbeitet frische Fährten, steckt überall seine Nase hinein und jagt allem, was wegfliegt, stürmisch und unbekümmert hinterher. Doch das größte Lob gab es vom Tierarzt. Genau eine Woche später, am nächsten Montag, mussten wir zur Nachuntersuchung. Theo saß aufmerksam und sicher zwischen meinen Beinen im Wartezimmer und jeder Hund, der hinein kam und nicht die nötige Furcht zeigte, wurde durch tiefes Knurren zurechtgewiesen. Theo war der Chef im Wartezimmer und alles hörte auf sein Kommando! Als ich Theo dann dem Tierarzt vorführte, konnte dieser kaum fassen, dass dies der gleiche Hund sei, wie der, den er letzten Montag untersucht hatte. Auch er war von Theos Entwicklung völlig überrascht.
Noch nie habe ich in meinem Leben einen Hund erlebt, der sich in so wenigen Tagen von einem Haufen Elend zu einem fröhlichen ungestümen Junghund entwickelte.
Deshalb bleibt Theo mir als „Die Rose von Jericho“ in ewiger Erinnerung.
Stefan Fügner
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Sie sind Nichtjäger und benötigen Hilfe bei der Erziehung Ihres Jagdhundes?
Jagdhundeseminar für Nichtjäger und Erstlingsführer von Jagdhunden
9.3.07
Hommage an (m)eine Wachtel
Der Deutsche Wachtelhund - mehr als nur ein Stöberhund
Mein erster Kontakt Seit meinen Kindertagen bin ich mit der Jagd eng verbunden. Schon vor der bestandenen Jägerprüfung mit dem 16. Lebensjahr kümmerte ich mich zu Hause um die Hunde. Da ich jagdlich in Niederwildrevieren groß wurde, war mir anfangs der Wachtelhund weitestgehend unbekannt. Erst meine jagdlichen Kontakte zu waldreichen Hochwildrevieren während meines Studiums brachte mir den Wachtelhund näher. Nach dem Studium musste wieder ein Hund her, denn die hundelose Zeit war für mich nicht länger hinnehmbar. Auch ich war als passionierter Jäger und natürlich auch als Hundeliebhaber von der unbändigen Passion dieser Rasse fasziniert. Doch beim Einholen von Erfahrungen anderer Jäger über diese Rasse kamen mir Zweifel. Da ich großen Wert auf Führigkeit und Gehorsam lege, rieten mir die meisten Jäger ab. Aussagen wie: “Die hören nicht, die jagen nur“ oder scherzhaft: Frage an einen Wachtelhundbesitzer: „Wo ist denn Ihr Wachtel?“ Antwort: „Entweder noch im Wald oder schon zu Hause“. Monatelang konnte ich mich nicht entscheiden, ob es wieder ein führiger Münsterländer oder ein Wachtelhund sein soll. Am Ende siegte die Überzeugung, dass ich bisher zu allen Hunden den notwendigen Kontakt aufbauen konnte, um den Gehorsam zu erhalten, der für ein erfolgreiches Gespann unabdingbar ist. Durch Vermittlung von Frau Hering vom Forstamt Darmstadt war schnell ein Kontakt zu einer Züchterin geknüpft und beim ersten Besuch bei Frau Wissing stand fest, eine der zwei zur Auswahl stehenden Hündinnen sollte es sein. Die ersten Monate Mir war die Herausforderung bewusst, die mit dem Kauf auf mich zu kam. Deshalb war der Tag, an dem ich „Dione von der Silberkehle“ abholte, nicht nur mit Freude erfüllt. Mich begleitete auch ein mulmiges Gefühl ob der Aufgaben, die mit dem Hund auf mich zukamen. Dass ich als Selbständiger mir die Zeit einteilen kann, kam meinem Vorsatz, den Hund die ersten Monate nicht alleine zu lassen, sehr zu gute. Voraussetzung einer Hundeausbildung ist, dessen Ausgeglichenheit zu erlangen. Diese wiederum erhält man durch einen klar getakteten Tagesablauf. Dadurch war „Dixi“, wie ich sie von nun an rief, nach einer Woche stubenrein und ich machte mit ihr vom ersten Tag an ohne Leine meine ausgedehnten Spaziergänge. Erst nachdem sie sich ausgetobt hatte, wurden die notwendigen Kommandos geübt. Die Länge dieser Übungen habe ich immer daran festgemacht, wie belastbar ich selber war. War ich selbst nervös oder ungeduldig, so fielen die Übungen kurz aus oder fanden gar nicht statt. Um den Hund nicht zu überfordern, beschränkte ich den Übungszeitraum auf maximal 15 Minuten. Außerdem wechselte ich ständig die Örtlichkeiten, um klar zu machen, dass Gehorsam nicht auf einen bestimmten Ort beschränkt bleibt. Die Lernfähigkeit im 3. und 4. Lebensmonat war enorm und verblüffte mich. Da ich mir vorgenommen hatte, den Hund bei allen Reviergängen und bei allen Autofahrten mitzunehmen, musste das Ablegen unter dem Hochsitz und im Auto geübt werden. Nach noch nicht einmal 3 Ansitzen wusste Dixi, dass sie 2-3 Stunden auf ihrer Decke unter dem Hochsitz zu liegen hatte. Dies ging natürlich nicht ohne Probleme ab. Den ersten Ansitz konnte ich völlig vergessen. Kaum oben angekommen, ging das Wimmern los. Nicht nur, dass der Ansitz keinerlei Anblick bescherte, auch plagte mich Tags darauf fürchterlicher Muskelkater in den Oberschenkeln, da ich unzählige Male die Leiter hinauf und hinunter gestiegen war. Bei den Reviergängen an den folgenden Tagen lief mein Hund zu allen Hochsitzen, an denen wir vorbeikamen und setzte sich freudig unter die Leiter. Es war eine besondere Freude in die auf Lob wartenden Augen des Hundes zu schauen, die den Ausdruck hatten: “Na, kann ich das nicht toll?“ Da ich Dixi auch immer auf meine bundesweiten Baustellen mitnahm, musste sie sich an die weiten Strecken gewöhnen. Das früh anerzogene Ablegen ohne Sichtkontakt kam mir dabei besonders zu Gute, da alle Autobahntankstellen Selbstbedienungsrestaurants haben. Geduldig wartete sie am Tisch liegend, in einer völlig fremden Umgebung, bis ich mir Kaffee geholt hatte. Dies stieß immer auf große Aufmerksamkeit bei den anderen Gästen, zumal man ihr ansah, dass sie noch ein Welpe war. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass ich ihr den Appell komplett in den ersten 4 Monaten beigebracht habe, also in einer Zeit, in der der natürliche Jagdtrieb noch nicht vorhanden war und sich somit der Hund völlig auf die Ausbildung konzentrieren konnte. Oft habe ich mich über das schnelle Ermüden bei der Ausbildung von anderen Hunden gewundert. Bei meiner Wachtel hat mich immer wieder die Freude und Erwartungshaltung in den Augen fasziniert, wenn sie merkte, dass es etwas Neues zu lernen gab. Pubertät Mit Dixis Eintritt in die Pubertät kamen auch auf mich die ersten Rückschläge zu. Es war nicht nur der unbändige Jagdtrieb, sondern auch der starke Eigencharakter des Hundes, der sich nach 8 Monaten entwickelte und mich manchmal zur Verzweiflung trieb. Ausgedehnte Stöber- und Spurarbeit an Autobahnhängen der A5 in mehreren hundert Metern Entfernung von mir ohne Rufkontakt hätte jeden Prüfer begeistert. Ich stand schweißgebadet da und wartete auf die fast sichere und tödliche Kollision mit einem aus der nicht enden wollende Menge an LKW! Auch die Böschung des Bahndammes barg Kaninchen in großen Mengen, die unbedingt - trotz Rufen - alle herausgestöbert werden mussten. Auf den IC, der mit einer Geschwindigkeit von 160 km/h vorbeijagte, konnte hier keine Rücksicht genommen werden! Und dann soll man den Hund noch loben, wenn er völlig abgejagt nach scheinbar endlos langer Zeit neben einem wieder erscheint! Als ich ihr das erste Mal unverständlich klar machte (ich zog ihr am Behang), dass es mir nicht passte, dass sie in Rufnähe nicht vom Stöbern abließ, quittierte sie mein Verhalten mit der für einen charakterstarken Hund typischen Art: Wenn sie wieder trotz Rufens ihre ausgedehnten Eigenjagd abgehalten hatte, kam sie zurück, setzte sich 20-30 Meter von mir hin und sah sich gedankenlos um, als ob nichts passiert wäre. Dann wartete sie so lang, bis ich sie abholte. Wir haben uns in den letzten Jahren in der Form geeinigt, dass ich nichts gegen ihre gelegentlichen Ausflüge habe. Sie kommt aber mit der gleichen Schnelligkeit zurück, mit der sie die frische Fährte gearbeitet hat. Dies brachte uns natürlich auf der Prüfung erhebliche Abzüge im Fach Spurwille ein. Aber es wurde auf der Prüfung auch die enge Bindung gelobt, die der Hund an mich hatte. Die starke Zersiedlung der Landschaft an der Hessischen Bergstraße, in der ich lebe, lässt einen weit jagenden Wachtel einfach nicht zu. Es sei denn, man akzeptiert, dass der Hund irgendwann Opfer des Straßenverkehrs wird. Erstaunlich ist die Fähigkeit des Hundes nach einiger Zeit, diese unerwünschten Ausflüge sehr genau von der gewollten weiträumigen Stöberarbeit auf Treibjagden unterscheiden zu können. Eigene Persönlichkeit Wie kaum eine andere Rasse hat der Wachtelhund einen sehr ausgeprägten Eigenwillen, was ihm irrtümlicherweise den Ruf eines unführigen Jagdhundes eingebracht hat. Die dies behaupten, sind sich nicht bewusst, welche hohen Anforderungen an einen Sau-scharfen Stöberhund gestellt werden. Im Gegensatz zu allen anderen Hunderassen, mit Ausnahme der Terrier und des Dackels ist der Wachtelhund ein Einzeljäger. Einem Einzelkämpfer gleich, schicken wir ihn in völlig unbekanntem Terrain in Dickungen, die selbst für Hunde kaum zu durchdringen sind. Dort soll er Sauen, die um das mehrfache größer sind als er, aus der sicheren Deckung treiben. Völlig auf sich selbst gestellt, muss er mit diesen oft lebensgefährlichen Situationen fertig werden. Hilfe ist in diesen schwierigen Fällen von seinem Herrn im seltensten Falle zu erwarten. Dass solch ein Jagdhund einen eigenen, auf uns oft stur wirkenden, Charakter entwickelt, ist vor dieser Betrachtungsweise logisch. Es dauerte einige Jahre, bis ich erstmals erleben konnte, wie meine Wachtel eine größere Rotte Sauen, die flüchtig das Treiben verließ, in geringer Entfernung tief bellend begleitete. Mir wurde Himmelangst, als ich den direkten Größenvergleich erlebte. Mir viel sofort der Vergleich mit einem Indianer ein, der versucht, einen neben ihm laufenden Büffel zu erlegen. Erst danach wurde mir klar, dass sie in den letzten Jahren ausreichende Eigenerfahrungen gesammelt haben musste, um zu wissen, wie man mit dieser gefährlichen Situation umgeht. Dies mußte sie jedoch ganz alleine tun und ohne meine Hilfe! Die hohe Eigenständigkeit ist somit auch ein Teil eines notwendigen Überlebens im Jagdbetrieb. In vielen anderen Situationen kann man den Eigencharakter und hohe Selbständigkeit des Wachtelhundes kennen lernen. Es ist für mich auch heute noch faszinierend, mit welcher Selbstverständlichkeit meine Wachtel nach oft über einer halben Stunde Stöberarbeit in völlig unübersichtlichen Wäldern wieder zu mir zum Stand zurückfindet. Als ich als Jugendlicher die Niederwildjagden miterlebte, verging keine Treibjagd, ohne dass nicht irgend ein Hund verloren ging. Die vielen Wachtel, die auf den großflächigen Bewegungsjagden stöbern, finden sich fast immer am Ende eines Treibens wieder ein. Der Orientierungs- und Geruchssinn, der in dieser Form ausgeprägt ist, wie bei kaum einer anderen Rasse, ist beim Wachtelhund (über)lebensnotwendig. Auch ist es erstaunlich, wie überjagende Wachtelhunde zum Treiben zurückkommen. Sie wissen immer ganz genau, wenn sie an der Schützenkette das Treiben verlassen, und dass sie sich außerhalb des Treibens befinden. Nach erfolglosem Arbeiten der Fährte kehren sie schnell und sicher ins Treiben zurück. Bei meinen ausgedehnten Revier- und Spaziergängen laufe ich auch Strecken, die ich aus irgend welchen Gründen seltener einschlage. Dabei bin ich immer wieder erstaunt, welche Merkfähigkeit ein Wachtelhund über mehrere Jahre hat. Auf einem Reviergang, den ich schon über ein Jahr nicht mehr gemacht hatte, erhöhte meine Wachtel das Tempo und verließ plötzlich zielsicher den Weg. Als ich ihr folgte, schöpfte sie an einem alten Brunnen, der sich wenige Meter neben dem Weg befand. Ihr war der Brunnen mit dem schmackhaft Wasser nach über einem Jahr wieder eingefallen! In mehreren anderen Situationen konnte ich unzweifelhaft erkennen, dass sie trotz längerer Abwesenheit genau wusste, wo wir waren. (Sämtliche, ihr einmal bekannten Kühlschränke erkannte sie noch nach Jahren!). Das Ablegen unter dem Hochsitz, schon als Welpe geübt, stellte die Hündin unerwartet mehrmals auf eine harte Probe. Von zwei erstaunlichen Situationen möchte ich berichten: Es war Ende September, als ich versuchte, den im Sommer verpassten Bockabschuss nachzuholen. Wie so oft saß ich auf einer alten Leiter, Dixi lag brav auf Ihrer Decke unterhalb des Sitzes. Sie war damals gerade mal 1 ½ Jahre alt. In 300 Meter Entfernung ästen mehrere Stück Rehwild an einem halb abgedroschenen Maisacker. Einen schwachen Bock konnte ich erkennen. Durch die noch nicht abgeernteten Maisreihen konnte man ihn gut anpirschen. Alle Jagdutensilien einschließlich Hund mussten wegen des Anpirschens am Sitz zurückgelassen werden. Mühsam arbeitete ich mich an den Bock heran, schoss und war froh, als er im Schuss verendete. Nach der obligatorischen Zigarette ging ich zum Bock. Das Messer zum Aufbrechen hatte ich dabei und brach den Bock sofort auf. Als ich den Bock zum nahe gelegenen Weg schleppte, viel mir ein, dass ich im Jagdglück meinen Hund und die Jagdsachen am Hochsitz vergessen hatte! Als ich dort ankam, lag Dixi immer noch brav auf ihrer Decke. Sie zitterte vor Jagdfieber, hatte sie doch den Schuss gehört. Seit meinem Verlassen des Hochsitzes bis zu meinem Eintreffen waren weit mehr als eine Stunde vergangen. Bei einem anderen Jagderlebnis wurde Dixis Gehorsam wieder auf eine harte Probe gestellt. Es war Blattzeit und ich bezog eine Leiter, die unglücklicherweise dort aufgestellt worden war, wo das Rehwild gerne auf die Wiese zog. Um aber einen besseren Überblick über das Gelände zu bekommen, kam kein anderer Standort in Frage. Wieder lag Dixi auf ihrer Decke unter der Leiter. Es dauerte auch keine halbe Stunde, als lautes Knacken das Treiben eines Bockes ankündigte. Das Treiben kam schnell näher und schon stand nur wenige Meter neben der Leiter ein Schmalreh, äugte zurück, schlug eine Bogen um die Leiter und verschwand wieder im Wald. Kurz darauf erschien auf die gleiche Weise der Bock und verschwand ebenso. Sofort blickte ich nach unten zu meinem Hund. Dixi lag brav auf ihrer Decke und sah vorwurfsvoll zu mir hoch! „Brav, ganz braver Hund“ flüsterte ich zu ihr hinunter. Durch das frühe, im Welpenalter anerzogene Ablegen unter dem Hochsitz kam ihr gar nicht die Idee, ihrem Jagdtrieb zu folgen und sie blieb liegen. Die Fähigkeit, sich seinen eigenen Neigungen nicht willenlos hinzugeben, setzt auch bei Hunden eine ausgeprägte Persönlichkeit voraus, ohne die die oben beschriebenen prekären Situationen gar nicht gemeistert werden können. Stresssituation sind sicherlich nichts für schwache Charaktere, dies gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere. Ein weiteres Phänomen ist die ausgeprägte Liebe zu Kindern. Auch hier entwickelt sie eine interessante Kombinationsfähigkeit. Direkt neben dem Garten meiner Schwägerin befindet sich ein Bolzplatz. Während des sommerlichen Kaffeetrinkens liegt Dixi brav unter dem Tisch. Sobald sie Kinderstimmen hört, jagt sie auf den Bolzplatz, sucht einen passenden Stock und rennt zum nächst besten Kind. Im Gegensatz zu Erwachsenen, bei denen sie den Stock ordentlich im Fang behält, weiß sie, dass die Kinder Angst haben, und legt ihn deshalb vorsichtig vor deren Füße. Sitzend in einigen Metern Entfernung stiert sie gebannt auf den Stock, um unmissverständlich klar zu machen, was sie will. Alle Kinder wissen immer genau , worum es geht. Auch hier zeigt sich, dass der Wachtelhund gewohnt ist, im Zweifelsfall die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Bei den die meisten anderen Hunderassen ist diese Selbständigkeit eher unerwünscht. Nichtjäger, denen ich von der unbändigen Jagdpassion der Wachtelhunde erzähle, können kaum glauben, dass solche Hunde gleichzeitig so kinderlieb sein können. Die letzten Jahre Auch für Dixi kam irgendwann der Herbst des Lebens. Immer mehr machte sich ihre Hüft-Dysplasie bemerkbar. Das Treppensteigen fiel ihr immer schwerer und die vielen Jahre ihrer Vitalität und oft scheinbar unerschöpflicher Ausdauer zeigten ihre Spuren. Hinzu kam der Krebs, er sich erst am Gesäuge und dann auch an den Lymphdrüsen zeigte. Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass sie in den letzten Jahren Haus und Garten mit vielen Pflegehunden teilte und ihre Geduld in ihrem hohen Alter oft auf eine harte Probe gestellt wurde. Dabei versäumte sie es aber nie, mir immer wieder vorwurfsvolle Blicke zu zuwerfen, in denen sie ihr Missfallen über die oft unerzogenen Artgenossen unverholen zum Ausdruck brachte. Trotzdem war sie mir bei der Integration der Pflegehunde eine große Hilfe. Wie die alte Leiterin eines Internates maßregelte sie die Pflegehunde, wo sie nur konnte und die oft rüpelhafte Pflegehunde akzeptierten erstaunlicherweise bedingungslos ihre Anweisungen und ihre privilegierte Stellung. Als der Krebs ihr die letzten Kräfte zu rauben drohte und sie sichtbar keine Lebensfreude mehr zeigte, war der Zeitpunkt gekommen, mit ihr den schweren letzten Gang anzutreten. Am Morgen des 14.7.2006 erlöste der Tierarzt sie von ihren Schmerzen. Was bleibt sind die Erinnerungen an über 12 Jahre des Zusammenlebens mit einem einzigartigen Jagdhund. Fazit Es ist Zeit, zurückzuschauen. Alle Bedenken, die ich hatte, als ich meinen ersten Wachtelhund erwarb, haben sich völlig in Luft aufgelöst. Zahlreich sind die Menschen, die fasziniert sind von der engen Bindung, die Dixi zu mir hatte. Blickkontakt war die häufigste Kommunikation. Ohne das Kommando „Fuß“ lief sie kilometerlang neben mir her, wenn ich durch den Wald pirschte. Ich habe zahlreiche Plätze, an denen ich gerne verweile, wenn ich meine Spaziergänge mache. Lief Dixi vor mir her, so wartete sie dort immer in sitzender Haltung bis ich nachkam. Diese tiefe Bindung hatte sicherlich ihre Ursache darin, dass ich vom ersten Tag an den starken Eigencharakter des Hundes akzeptiert habe. In zahlreichen Situationen betonte der Hund seinen Eigenwillen, dem ich auch, sofern es die Situation erlaubte, nachgab. Blinder Gehorsam, den viele Hundeführer ihrem Hund anerziehen wollen, ist von einem Wachtel nicht zu erwarten. Vielmehr muss der Wachtelhund täglich gefordert und akzeptiert werden, was den Führer unter einen ständigen Beschäftigungsdruck bringt. Immer wieder liest man von enormen Leistungen junger Wachtelhunde in den Vereinsnachrichten. Aber immer steht auch eine Führerin oder ein Führer dahinter, die es geschafft haben, die Fähigkeiten des Hundes zu wecken und zur vollen Entfaltung zu bringen. Die züchterischen Erfolge des Vereins und seiner Mitglieder sind unbestreitbar und sie werden auch in Zukunft im Mittelpunkt der Vereinstätigkeit stehen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass nur Führerinnen und Führer, die die Charakterstärke des Hundes erkennen, durch Geduld und Konsequenz beim Führen eines Wachtelhundes die wirkliche Leistung und Fähigkeiten herausarbeiten können. Nur so können die Stärken dieser Rasse in die Öffentlichkeit getragen werden. Ein führiger selbstbewusster und passionierter Wachtelhund ist die beste Werbung für eine Hunderasse, von der selbst die meisten Jäger eine völlig falsche Meinung haben. Waidmannsheil Euer Stefan Sie sind Nichtjäger und benötigen Hilfe bei der Erziehung Ihres Jagdhundes? Jagdhundeseminar für Nichtjäger und Erstlingsführer von Jagdhunden Weiter Geschichten über den Deutschen Wachtelhund: Jeder Tag ist ein Jagdtag, aber nicht jerde Jagdtag ein Beutetag Die Totenwacht-ein Moment der Besinnlichkeit Vor fast 70 Jahren: Wachtelrüde "Claus v.Wiesenbeks" wurde mit allen jagdlichen Ehren zu Grabe getragen Vom Welpen zum Jagdhund Wenn man ohne seinen Hund von der Jagd nach Hause kommt |
8.3.07
Effektive Fuchsbejagung durch Kunstbaue
Als im letzten Jahr der Umweltminister von Niedersachsen die Jäger um Mithilfe bei der Dezimierung der Füchse und Marder bat, wurde dieser Aufruf von der Jägerschaft wohlwollend begrüßt. Schließlich hat sich auch bei den Naturschützern mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt, dass man die Artenvielfalt unserer Bodenbrüter nur durch eine intensive Bejagung der Füchse sichern kann.
Doch wie bejagt man die Füchse effizient?
Wer sich einmal einige Frostnächte auf dem Hochsitz bei Mond um die Ohren geschlagen hat, der weiß, wie mühsam und wenig effizient die Ansitzfuchsjagd ist. Der wirkliche Fuchsbesatz eines Revieres aber wird erst deutlich, wenn man anfängt, den Fuchs durch das Anlegen von Kunstbauten zu bejagen.
Verfügt das Revier über ein halbes Dutzend solcher Kunstbaue, kommt man schnell auf Strecken wie auf obigem Foto.
Wann bejagt man den Kunstbau?
Wenn es auch tagsüber klar und kalt und die Ranz der Füchse im Dezember auf dem Höhepunkt sind, das ist der ideale Zeitpunkt, mit einem Terrier und 3-4 Schützen die Kunstbaue abzugehen und zu sprengen.
Erstaunlich ist dabei zu beobachten, dass in der Ranz oft 3 und 4 Füchse im Kunstbau stecken. Zudem werden die bejagten Baue schon wenige Tage danach wieder angenommen und können abermals bejagt werden.
Hat man gute Hunde, einige gute Schützen schnell rufbereit, können in den Monaten Dezember und Januar schnell 10-15 Füchse an einem einzigen Kunstbau erlegt werden und das Ganze noch ohne frieren und mit sichtbarem Jagderfolg!
Preiswerte Selbstbauvariante:
In Zeiten knapper Kassen greift man gerne zur Selbstbauvariante, zudem braucht man zur effizienten Fuchsbejagung mehrere Kunstbaue.
Der Kunstbau ist U-förmig, wobei der Kessel sich am Scheitelpunkt befindet.
Der selbstgebaute Kunstbau besteht aus:
- einem Betonschachtring, Durchmesser 100 cm mit Deckel aus Beton als Kessel,
- einer 1qm großen Estrichbewehrungsmatte, die das erweitern des Baus im Kessel verhindert,
- jeweils ein Aus- und Einlassloch für PVC Rohre
- 4 Rohrbögen mit 45 Grad, (nicht 90 Grad!)
- 5 - 7 Meter PVC Rohre als Reste für die Ausgangsröhren
Alle PVC Rohre haben einen Durchmesser von DN 200 oder DN 250 und müssen vor dem Einbau mit einer dünnen Zement/Wasserbrühe (Schlemme) innen verschlemmt werden. Sonst sind die Wandungen zu glatt und der Fuchs meidet solche glatten Rohre.
Alle Teile liegen bei jedem Tiefbauunternehmer auf dem Bauhof als Reste herum und sind gegen einige Euro und eine Kiste Bier dort erhältlich.
Montage:
Bei der Montage erlebt man das Schönste der Erstellung dieser Reviereinrichtung.
Für wenig Geld kann man sich einen Kleinbagger mit Anhänger am Wochenende leihen und dann dürfen Männer sich einen Kindertraum erfüllen: Bagger fahren!
Schließlich müssen der Kessel und die Rohre erdverlegt werden und wer will sich schon mit Hacke und Spaten herumplagen, wo es solche schönen Männerspielzeuge zu leihen gibt.
Lage:
Der Fuchs, wenn er aus dem Bau kommt, liebt einen Geländeüberblick, bevor er losschnürt. Deshalb sollte man den Bau an den Waldrand mit Hanglage eingraben.
Wichtige Anmerkung:
Die intensive Bejagung der Füchse bewirkt einen weiteren Zuzug der Füchse aus den Nachbarrevieren. Zudem nimmt die Menge der Jungfüchse in den Gehecken zu, so dass diese Art der Bejagung jährlich und an jedem Bau mehrmals durchgeführt werden muss, um den Besatz nachhaltig niedrig zu halten.
Für mich ist die Bejagung der Füchse am Kunstbau mit einigen guten Schützen und einem scharfen Bauhund bei klarem kalten Winterwetter eine der schönsten Jagdarten und ich kann jedem Jäger nur empfehlen, das Mühsal des Anlegens der Kunstbaue auf sich zu nehmen.
Für diese Arbeit wird der Jäger über viele Jahre reichhaltig belohnt.
Waidmannsheil
Euer
Stefan
Update:
Weitere Informationen auf der Internetseite zur Baujagd durch einen Baujagdspezialisten
von Stefan am Donnerstag, März 08, 2007 1 Kommentare
Labels: Jagdhunde, Nachhaltigkeit, Naturschutz, Reviereinrichtungen, Wildkunde
7.3.07
Welpenstatistik - Stirbt der Dackel aus?
Wenn ich über einen Artikel stolpere, der sich mit unserem wohl einzigartigen Jagdgefährten - dem Dackel - befasst, wird mir immer warm ums Herz.
Dabei fallen mir immer die Dackel meiner Tante ein, eine echte Dackelmutti. Eine nicht mehr überschaubare Menge an Langhaardackeln, die alle "Biggi" hießen, und Kurzhaardackeln, die alle auf den Namen "Hexe" hören sollten, aber es nicht immer taten, begleiteten sie durch ihr fast 90 jähriges Leben.
Gerne denke ich an die vielen stundenlangen Spaziergänge zurück, bei denen ich mit ihren Dackeln den badischen Odenwald durchwanderte.
Dass man die Frage des Stern Artikels hier - Stirbt der Dackel - eindeutig mit Nein beantworten kann, beruhigt mich dann doch.
Lesen Sie weiter unten selbst.
Waidmannsheil
Euer
Stefan
Ein Bericht über die Wurfstatistik des Dackels von Caroline Bock (DPA)
Der Dackel ist als deutsches Wahrzeichen längst legendär. Doch ein Blick auf die aktuelle Welpenstatistik zeigt, dass die Zahl der Dackel-Würfe stark zurückgegangen ist. Hat die Wurst auf Beinen" bald ausgebellt?
Er ist ein deutsches Wahrzeichen auf vier kurzen Beinen. Der Autor Florian Langenscheidt zählt ihn zu den "250 Gründen, unser Land heute zu lieben". Kaiser Wilhelm II. richtete für seinen Dackel sogar ein eigenes Hundegrab ein. In einem Park in Kassel erinnerte der Kaiser an seinen "treuen Dachshund Erdmann (1890-1901)". Ein Jahrhundert später sieht es - zumindest nach der Welpenstatistik - nicht gut aus für jenen Hund, den seine Fans für seine Eigenwilligkeit schätzen und der im Ausland als "Sausage-Dog" verspottet wird. Erblickten 1996 noch mehr als 12.000 kleine Dackel das Licht der Welt, waren es 2005 nur noch rund 7300 Welpen.
Vor Jahrzehnten war der kleine Jagd- und Familienhund, der zu den ältesten deutschen Hunderassen gehört, noch populärer. 1972 warb Dackel Waldi als Maskottchen für die Olympischen Spiele in München. Damals zählten die Züchter 28.000 Welpen im Jahr, wie sich Dieter Honsàlek, Präsident der Welt Union Teckel und zurzeit Besitzer von gleich 15 Rauhaar-Zwergdackeln, erinnert. "Da hat die Rasse einen unheimlichen Aufschwung erfahren." Heutzutage würden schlicht weniger Dackel gezüchtet.
Den Rückgang bei den Welpenwürfen sieht Honsàlek, der im Kreis Paderborn lebt, gelassen. Wie alle Hundeexperten weiß er, dass es einer Rasse nicht unbedingt gut bekommt, wenn sie im Trend liegt, weil das Kommerz und unseriöse Züchter anlockt.
Lieber ist es den Hundefreunden, wenn sich jemand von Herzen für einen Dackel, ob als Rauhaar-, Langhaar- oder Kurzhaarvariante, entscheidet. Etwa 500 bis 600 Euro kosten die Tiere. Honsàlek mag am Dackel besonders, dass er eigenständig und ein bisschen dickköpfig ist. Er zitiert dabei einen Jägerspruch: "Wir haben einen Hund und außerdem einen Dackel." Die 15 bis 20 Kilo schwere "Wurst auf Beinen", deren Bauch kaum Abstand zum Boden hat, ist laut Honsàlek übrigens eine amerikanische Variante. Der deutsche Dackel hat ein Idealgewicht von kernigen neun Kilogramm.
Zu seinen prominenten Liebhabern gehören neben Tom Gerhardt alias Fernseh-Hausmeister Krause, den Schauspielern Ingrid Steeger und Peter Sodann besonders Dänemarks Königin Margrethe und Prinz Henrik. Als 1993 der damalige Hofhund "Zenobie" spurlos verschwand, rief die Königin zur Hilfe auf, worauf mehrere hundert Landsleute tagelang mit Würstchen wedelnd in den Wäldern nach dem Tier suchten - vergebens. Prinz Henrik widmete Hofdackel Evita sogar ein Gedicht ("Ich liebe es, dein Fell zu streicheln / Du lieber, du besonderer Hund"). Auch in Japan ist der Dackel beliebt, die Fußballmannschaft brachte ihr Maskottchen namens Erwin Rommel 2006 sogar mit zur Fußball-WM.
"Man muss sich um die Rasse keine Sorgen machen" In Deutschland gibt es immer mehr Hunderassen, so dass der Favoriten-Dreiklang Dackel-Pudel-Schäferhund im Zeitalter der Globalisierung mehr Konkurrenz bekommen hat. Zum Beispiel vom drolligen Mops, vom hübschen Golden Retriever oder vom putzigen Jack Russell Terrier, der bei den Fachleuten schon länger Parson Russell Terrier heißt. Letzterer ist lebendig, wieselflink und nicht nur für Jäger, Landbewohner und Barbour-Jacken-Träger in der Stadt eine Alternative zum Dackel.
Vom Aussterben bedroht ist der deutsche Symbolhund dennoch nicht. Bei den Wurfzahlen liegt er trotz des Rückgangs immer noch weit vorne. Der Dackel sei weiter sehr beliebt, berichtet Birgit Büttner vom Verband für das Deutsche Hundewesen in Dortmund. "Man muss sich um die Rasse keine Sorgen machen."
5.3.07
Große Biogasanlagen - geht der Schuß nach hinten los?
Seit einiger Zeit geistert ein Wort durch die Medien der Jäger und Landwirte:
Biogasanlagen.
(zur Vergrößerung auf die Skizze klicken)
Das Jammern hat in Deutschland seit einigen Jahren in allen Berufsgruppen Kultstatus, obwohl Unzufriedenheit jahrzehntelang ein Monopol der Handwerker und Bauern war.
Doch nun löst das Wort "Biogasanlage" ausgerechnet bei einigen Landwirten eine bisher unbekannte Euphorie aus. Echte Goldgräberstimmung macht sich breit und bei einigen Landwirten hat man den Eindruck, sie wähnen sich bei steigenden Energiepreisen schon mit Wladimir Putin (Gas) und den Scheichs vom Golf (Öl) auf Augenhöhe und es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann sie mit diesen Herren am Tisch sitzen dürfen, um die Weltenergiepreise abzusprechen.
Doch bitte liebe Landwirte, üben sie sich sie Geduld, bis dahin ist es noch ein weiter steiniger Weg!
Mit nachfolgendem Bericht möchte ich ein wenig Licht ins Dunkel des neuen Energieträgers Biogas bringen.
Was ist Biogas?
Biogas entsteht in großen Mengen beim Vergären von Grünpflanzen (Mais) mit Fäkalien (Gülle). Ein Fermenter (Reaktor), in dem dieser Prozess abläuft, fängt dies Gas ab und der hohe Energiegehalt macht es möglich, diese Gase in einem umgerüsteten Dieselmoter (Blockheizkraftwerk) zu verbrennen und über einen angetriebenen Generator (Dynamo) als Kraftstrom für Licht und Kraftanlagen zu verwenden.
Zudem nutzt man die Abwärme des Motors , die normalerweise ungenutzt an die Umwelt abgegeben wird, zur Einspeisung in das Heizungs- und heiße Brauchwassernetz.
Grünpflanzensilage und Gülle, über die die Landwirtschaft verfügt, sind Basis der Versorgung der Biogasanlage, weshalb der Landwirtschaft hier eine Schlüsselrolle zukommt.
Dezentrale Energieversorgung von Immobilien durch Biogasanlagen.
Ein kleiner Nebenerwerbsbetrieb mit 50-100 Rindern kann sich mit einer zusätzlich anzubauenden Ackerfläche von 5-10 ha Mais von der Energieversorgung unabhängig machen.
Das Umrüsten der Güllegrube, die Investition ins Blockheizkraftwerkes (BHKW) mit ca. 15 kW Leistung übersteigt kaum die Investitionskosten einer neuen Heizungsanlage, zudem verfügen diese Landwirte über eine hohe handwerkliche Fähigkeit und viele lohnintensiven Arbeiten werden durch Eigenleistung erbracht. Lediglich der zusätzliche Mais, der mit bestehenden Landmaschinen bearbeitet wird, machen die zukünftigen laufenden Kosten aus.
Dadurch kann der Kraftstrom, der Lichtstrom und auch die durch das Nutzen der Abwärme gesparten Heizkosten die Landwirtschaftliche Immobilie vollständig dezentral, autark und somit von Gas und Heizöl unabhängig, betrieben werden. Auch kann ein zweites Anwesen (Altenteil) problemlos mitversorgt werden.
Diese Anlagen sind ökologisch UND ökonomisch sinnvoll.
Große Biogasanlagen - Ein Machtinstrument der Politik und Bauernverbände
Das Ende einer jeden guten Idee ist immer dann gekommen, wenn sie zum Spielball von Politik und Verbänden wird.
Als die Politik im Erneuerbare Energiengesetz Abnahmepreise für Biogas aus bäuerlichen Betrieben festschrieb, weckte dies sofort die Gier subventionsverwöhnter Großlandwirte. Mit subventionierten Darlehen für Biogasanlagen wird nun eine Spirale in Gang gesetzt, bei dem scheinbar jedes normale Denken ausgeschaltet wird, schließlich werden die überhöhten Energiekosten des eingespeisten Stroms auf den Stromverbraucher abgewälzt und gehen deshalb nicht zu Lasten der Bauern- und Politikfunktionäre.
Glaubt man den Landwirten, so ist eine Biogasanlage ab einer Leistung von 1000 kW interessant zu betreiben.
Größer wäre natürlich noch besser.
Die Viehgroßbetriebe mit mehreren hundert Stück Vieh hoffen nun, Einnahmeausfälle bei Milch- und Fleischerlösen durch gesetzlich garantierte Einnahmen aus der Stromeinspeisung ins zentrale Energienetz auszugleichen. Zwar fällt genügend Gülle an, alleine es fehlt das notwendige Grünzeug, das nun durch gigantische Maisfelder erzeugt werden soll.
Wieviel Hektar Mais ein 1.000 kW Blockheizkraftwerk benötigt, darüber schweigen sich die Anbieter von Biogasanlagen aus. Nur der Hinweis, dass dies von der Ertragskraft der Böden abhängig ist, findet sich auf ihren Internetseiten.
Glaubt man aber den Landwirten, so braucht man pro 1 kW BHKW-Leistung einen Hektar Mais. Dies ist zur Zeit die Faustformel, mit der unter Landwirten gerechnet wird.
Auswirkungen auf die Jagdverpachtung, Wildschadenregulierung und Wildschadenverhinderung
Welche Auswirkungen diese riesigen Maisschläge für die Natur und für uns Jäger hat, scheint in der Euphorie des zu erwartenden Subventionensregens keiner der Politiker und Bauernfunktionäre sehen zu wollen.
Jagden, deren bejagbare Fläche fast ausschließlich aus Mais besteht, wird niemand mehr pachten wollen, schließlich sind die auf die Jäger abgewälzten Wildschäden kaum noch kalkulierbar und der Abschuß kann kaum erfüllt werden.
Zudem laufen Jagdpachtverträge über 9-12 Jahre und bei der Frage nach Ausstiegsklauseln bei Inbetriebnahme von Biogasanlagen in der Nähe des Jagdbogens während der Pachtdauer herrscht zu Zeit bei den Jagdgenossenschaften noch betretenes Schweigen.
Auch Klauseln, die die Befreiung von der Haftung aus Wildschaden auf Kulturen der Biomaisanlagen vorsehen, sind meines Wissens in den Jagdpachtverträgen zur Zeit nicht vorgesehen.
Bei einer Jagdpachtfläche von ca. 250 ha /Jagdbogen gehen somit Jagdpachteinnahmen von 4 und mehr Jagdbögen verloren.
Die Ausübung der Jagd würde bei Nichtverpachtung durch einen fehlenden Jagdpachtvertrag auf die Jagdgenossenschaften zurückfallen und die müssten sich um die Bejagung der massenhaft in die Maisschläge einfallenden Sauen kümmern, schließlich haften sie nun bei Nichtverpachtung der Jagd auch für den anfallenden Wildschaden am Mais der Biogasanlagen.
Nur einen unbedarften Jungjäger kann man dazu überreden, sich nächtelang auf Schneisen in den Maisfeldern zu setzen um den Bestand zu dezimieren. Auch er wird schnell merken, dass die Sau, die auf der Schneise verweilt, um sich dort erlegen zu lassen, noch gefrischt werden muss.
Um diesem Problem zu begegnen, sehe ich schon, wie sich viele hundert Kilometer Maisgatter zur Wildschadenverhütung durch Schwarzwild - und somit zur Sicherung unserer Energieversorgung - durch unsere Landschaft ziehen, subventioniert durch EU Gelder, und somit erneut bezahlt durch den Steuerzahler.
Begründet wird es dann damit, dass die Jäger die Jagdpachtpreise nicht mehr zahlen und ihren jagdlichen Abschussverpflichtungen nicht mehr nachkommen, und deshalb durch die Nichtbejagung der Maisschädlinge die Energieversorgung Deutschlands gefährdet ist.
Auswirkungen auf die Natur bei langfristiger Betrachtung
Der Mais braucht, wie keine andere Frucht, um in 4 Monaten 2,50 Meter zu wachsen, immense Mengen Kunstdünger. Da nicht vorgesehen ist, im 2. - spätestens aber im 3. - Jahr den Acker zur Regenerierung brach liegen zu lassen, wird der Düngebedarf jährlich steigen, um so den Bedarf an Biomais zu sichern. Der Boden wird über die Jahre immer mehr auslaugen. Der jährlich zunehmende Bedarf an Kunstdünger, ebenfalls subventioniert, wird von den Politikern scheinbar nicht gesehen.
Fazit:
Am Beispiel Biogasanlagen zeigt sich erneut, welch einen Schaden eine Mischung aus fehlender Aufklärung über eine innovative Umwelttechnik, allgemeiner Verunsicherung und das Machtstreben zentralistisch denkender Funktionäre anrichtet.
Es wird Zeit, dass auch wir Jäger die Öffentlichkeit sachlich und objektiv über die innovative Technik Biogasanlagen aufklären und das Feld nicht wieder profilierungssüchtigen Funktionären überlassen.
Waidmannsheil
Euer
Stefan
Zu den aktuellen Jagdverpachtungen