23.1.08

Wenn man ohne seinen Hund von der Jagd nach Hause kommt

Die Berichte der letzten Tage über den Tod des Wachtelhundes haben die Gemüter bewegt.
Auch vielen Jägern, die keinen Hund führen, wurde in den letzten Tagen bewusst, was es bei den Jagdhundeführern auslöst, wenn der eigene Hund erschossen wird.

Doch viel häufiger ist das Verlorengehen des Hundes anlässlich einer Drückjagd.
Am Sammelplatz steht man dann verloren da und die Gedanken sind beim Hund. Quälende Fragen und eigene Vorwürfe wechseln sich ab.
Wenn man dann auch noch an einer weit vom Heimatort entfernen Drückjagd teilnimmt und am Ende des Tages die weite Reise nach Hause ohne Hund antreten muss, liegen die Nerven blank.

Von solch einer Nacht, in der die Gedanken beim Hund sind und die Ungewissheit einem den Schlaf raubt, berichtet nachfolgender Gastbeitrag.

waidmannsheil

Euer

stefan

Der Deutsche Wachtelhund- als sauscharfer und weitjagender Stöberer auf Drückjagden immer gefährdet

Photo: http://www.animalsclub.de/





Die längste Nacht seit ich Besitzer eines Wachtelrüden bin
von Susanne Beck


Am Samstag, den 12. Januar 2008 war ich mit meinem Wachtelrüden Rex auf der Krähenbach-Drückjagd vom Fürst zu Fürstenberg bei Dittishausen auf Reh und Schwarzwild. Füchse dürfen auf diesen Jagden nicht erlegt werden.


Es war ein nicht besonders schöner Jagdtag. Es lag kein Schnee, aber die Waldwege waren gefroren. Rex und ich wurden an eine Kanzel geführt. Die Jagd begann um 11.00 Uhr gleichzeitig wurden auch die Hunde geschnallt. Ich beobachtete Rex von meiner Kanzel. Er ging vor mir in die Dickung, kam nach 10 Minuten wieder zurück ohne dass er einmal laut gegeben hatte. Er suchte die gleiche Dickung noch einmal ab. Nach weiteren 10 Minuten hörte ich Rex schräg hinter mir Laut geben. Das Geläut kam immer näher und so richtete ich mich um das gebrachte Wild eventuell erlegen zu können. Tatsächlich kam ein Kitz und verschwand hinter freistehenden Jungfichten. Ich sah nur die Lauscher. Sobald sich Rex näherte zog das Reh hinter die nächste Fichtengruppe. Ich konnte einfach nicht schießen. Rex hatte die Spur des Rehs verloren und so suchte er erneute die Fährte des Kitzes und fand sie auch. Spurlaut gebend verfolgte er das Stück. Ich war sehr stolz auf meinen Hund.

Das Geläut der Hunde entfernte sich immer weiter weg von meinem Sitz. Ansonsten war kein Laut eines anderen Hundes zu hören. Um 11.50 kam ein Fuchs, stand keine 30 m breit vor mir. Ich hätte ihn wunderbar mit Schrot erlegen können. Der Fuchs hat offenbar gewusst, dass ihm keine Gefahr droht und so ist er nach 5 Minuten langsam auf der anderen Seite in der Dickung verschwunden. Ungefähr eine halbe Stunde später kam ein Jungfuchs. Auch diesen hätte ich schön erlegen können.


Von den Hunden war immer noch nichts zu hören, dann auf einmal um 13.00 Uhr hörte ich wieder Rex Geläut. Er kam in Richtung meines Sitzes. Dann Ruhe und dann Standlaut. Ich war mir ziemlich sicher, dass er an einer Sau ist. Kurz darauf fiel ein Schuss und Rex entfernte sich wieder weg von mir. Mich überkam plötzlich ein ungutes Gefühl. Alles mögliche schoss mir durch den Kopf so nach dem Motto: "Hoffentlich sitzt dort unten ein Schütze und bringt Rex". Wo ist dieses Untier wieder hin? Mist die Jagd ist um 13.30 Uhr zu Ende und der jagt immer weiter weg. Also baumte ich um 13.30 Uhr ab mit der Hoffnung, Rex wie immer am Treffpunkt einzusammeln, so auch heute. Nach und nach kamen die Ansteller mit ihren Schützen. Keiner hatte Rex dabei. Nun fragte ich einen der Förster ob jetzt alle da sind. Dieser Bejahte meine Frage. Wir gingen noch einmal zu meinen Hochsitz. Kein Rex war da. Wir fuhren mit dem Auto durchs Revier. Nichts war zu hören und von Rex keine Spur. Nach gut einer weiteren Stunde gingen wir dann in das Gasthaus in dem das Schüsseltreiben war. Dort erfuhr ich, dass ein großer Keiler angeschossen war und zwei Wachtelhunde den Keiler verfolgt haben. Gleichzeitig rief ich bei der Polizei an. Von dem Polizisten habe ich dann erfahren, dass ein Hund bei einer Tierärztin in Neustadt-Titisee abgeben wurde. Leider ein Fehlalarm, dieser Hund war eine Hündin und bereits abgeholt.


Zwei Förster gingen mit mir noch einmal in den Wald. Es war nichts zu hören. Rex war nirgends. Einer der Förster meinte dann:"Ach wissen Sie, der Wald hat 5.000 ha da kommt es immer vor, dass Hunde fehlen." Das war wirklich beruhigend, oder? Ich ging wieder in die Gaststätte. Nach einiger Zeit fuhren wir noch einmal ins Revier. Aber auch dieses Mal war Rex nicht da und so fuhren wir dann nach hause.


Zuhause angekommen musste ich mir nur Geschimpfe und Vorwürfe anhören. Bis ich dem Drama ein Ende setzte und meinte: "Das was du hier abziehst nützt nichts, wir müssen warten, bis der Hund gefunden wird. Wir können auch nicht in dem riesigen Revier suchen. Der Hund wird sich schon einfinden."
Aber meine Nerven waren schon gespannt. Ich rief noch einmal bei der Polizei in Donaueschingen an und ging dann ins Bett. Aber von schlafen war keine Rede. Alles Mögliche schoss mir durch den Kopf nur nichts rechtes. Endlich um 5.00 Uhr bin ich dann eingeschlafen.


Am anderen Morgen fing mein Mann wieder an zu schimpfen. Nun gingen die Nerven mit mir durch. Ich weinte und erzählte auch der Nachbarin, dass ich ohne Hund nach Hause gekommen bin. Diese meinte dann auch nur: "Siehst du, man fährt so weit und hat dann keinen Hund mehr. Lass doch das in Zukunft bleiben." Ich meinte dann dass ich doch einen Stöberhund habe, der auch jagen will und von der Umgebung mich ja keiner einlädt. Ich sei nur gut genug um in der Jägervereinigung zu arbeiten, aber einladen würde mich keiner und so bleibt mir eben nur die Stöbergruppe. Leicht zornig ging ich wieder nach Hause. Inzwischen hat der Förster wieder angerufen, aber leider immer noch keine positive Nachricht. Ich rief noch einmal bei der Polizei in Neustadt-Titisee, Donaueschingen und bei der Tierärztin an. Wieder keine positive Nachricht. Ich verzog mich in mein Büro damit ich mir nicht ständig Gedanken machte, was mit Rex ist und sagte mir auch immer wieder: "Du hast einen Jagdhund mit dem du jagen gehst und dann kommt so was halt vor oder du musst den Hund in Watte einpacken oder noch besser beim Züchter lassen, denn ein Stöberhund will nun halt mal jagen."


Endlich um 11.00 Uhr kam der erlösende Anruf. Eine Hundebesitzerin ging in Bräunlingen mit ihrem Hund Gassi und Rex kam zu ihr. Diese nahm den Hund mit nach Hause und so konnte ich um 12.15 Uhr meinen Hund wohlbehalten wieder mit nach Hause nehmen. Mein Mann war jetzt ganz glücklich, dass Rex wieder da war. Trotz allem werde ich mit Rex weiterhin auf Drückjagden gehen. Ich habe einen Hund zum Jagen und keinen Schoßhund und so muss man halt mit allem rechnen.
Wachtelrüde Rex wie er sich nach der Jagd am wohlsten fühlt: Auf dem Schoss von Herrchen







Photo: Susanne Beck






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