24.7.08

Zwangsapport mal anders

Sicherer Apport des Dummys am 2. Tag
Weimaranerhündin Chayenne vom Hengstberg mit dem 1000- gramm-Dummy










Photo: Franziska Heinig




Dass der Zwangsapport ein Gehorsamsfach ist, wird jedem Jagdhundeausbilder beim Einarbeiten schnell klar. Doch über den Weg zum perfekten Zwangsapport wird auch im Kreis der Jagdhundeausbilder oft heftig gestritten. Der harte Weg mittels Stachler und Apportierbock war für die Führerin der zarten Weimaranerhündin Chayenne ein nicht gangbarer Weg ist, weshalb sie nach einer alternativen Ausbildungsmethode suchte.

Hier der Bericht von Franziska Heinig über ihr zweitägiges Ausbildungsseminar "Einstieg in den Zwangsapport" im badischen Bauland.

Die Autorin ist Dozentin an der Berufsakademie Gera, passionierte Jägerin und betreibt im Vogtland eine tierpsychologische Praxis.



Zwangsapport mal anders!

von Franziska Heinig

franziska-heinig@t-online.de



Als ich mich mit meinen zwei Weimaranern am Sonntag auf den Weg aus dem wunderschönen Vogtland ins nordbadische Sindolshein gemacht habe, wußte ich nicht so richtig, was mich erwartet oder was ich erwarten sollte. Ich hatte Stefan Füger in der Woche zuvor über Krambambulli Jagdhundehilfe kennengelernt, als er mir meinen Pflegeweimaraner Nelson gebracht hat. Wie das dann so ist unter Jagdhundeführern, kamen wir schnell ins Reden über Hundeausbildung. "Zwangsapport mal anders", war dabei ein ganz großes Thema. In der Theorie wurde also alles durchgesprochen und eine Woche später war es dann soweit: Ich war auf dem Weg zur Praxis. Meine Weimaraner Hündin "Chayenne vom Hengstberg" gewölft am 30.05.2007 hatte die Jugendsuche im März erfolgreich bestanden und mit Zwangsapport noch nicht viel am Hut. Wir hatten also ein unbeschriebenes Blatt vor uns.

Nach einer langen Nacht mit viel Gesprächsstoff ging es also am Montag früh frisch und frei ans Werk.

Ich hatte meine bisherigen Jagdhunde mit Apportierbock und Stachelhalsband ausgebildet, der denke ich immer noch "leider" sehr gängigen Methode.

Stefan Fügner geht einen anderen Weg: Er arbeitet anfangs nur mit Dummy, erst 500g und mit viel Ruhe und Konsequenz. Wir machten uns also auf den Weg zum Sparzierengehen und Arbeiten. Chayenne konnte sich in der wunderschönen Natur frei bewegen und allgemeiner Grundgehorsam wurde geübt. Erst dann wurde sie an die Halsung (Kurzführer) genommen, ohne Stachelhalsband, ins Kommando "Sitz" befohlen und ihr der Dummy in den Fang gelegt mit dem Kommando "Apport". Diese Übung wiederholten wir am Montag mehrmals täglich, "Sitz", Dummy in Fang, "Apport" und dann mit Dummy im Fang "Fuss". Und das alles mit einer absoluten Konsequenz und vor allem mit viel Ruhe.

Ich möchte nicht sagen, dass das alles völlig ohne Druck passiert, weil der Lefzengriff, dem Hund ja auch unangenehm ist, aber auf alle Fälle ist es nicht so wie beim Zwangsapport. wo der Hund ja völlig gebrochen wird. Wir liefen mehrere Stunden am Tag mit den 2 Weimaranern. Chayenne immer wieder über kurze Abschnitte mit Dummy im Fang, sie musste "Sitz" und "Platz" mit Dummy machen und diesen "Halten" während wir uns Nelson widmeten. Und immer wieder, wenn sie "Aus"ließ und den Dummy ohne Kommando aus ließ, dasselbe Szenario. Wichtig war Stefan Fügner, dass die Übung immer wieder mit "Aus" aufgelöst wurde und Chayenne zum Relaxieren nach der Apportübung frei laufen durfte.

Am Abend gingen wir also wieder unsere Runde und man glaubt es kaum, Chayenne öffnete zwar bei dem Kommando "Apport" noch nicht den Fang und nahm auf aber sie hielt den Dummy in jeder Lebenslage fest, ich konnte sie Ablegen und sie hielt. Meine Skepsis blieb.



Am Dienstag war ich also gespannt, wir erhöhten das Gewicht vom Dummy auf 1000g und arbeiteten wie Montag, immer und immer wieder kurze Übungseinheiten mit unterschiedlicher Ablenkung, egal ob andere Hunde, Sparziergänger oder Fahrradfahrer, Chayenne hielt. Wir erhöhten den "Druck", indem wir beim Fuss gehen mit Dummy Linkswendungen einbauten und mit dem Knie gegen den Dummy traten. Ich selbst hätte nie gedacht, wie schnell ein Hund lernt. Bereits nach der 5. Linkswendung beim bei Fuss gehen und gegen den Dummy treten hielt Chayenne. Am Abend waren wir soweit, dass Chayenne beim Kommando "Apport" den Fang öffnete und den Dummy auffnahm, ohne Druck und Lefzengriff.

Es funktioniert also doch, Zwangsapport ohne Zwang und trotzdem sicher. Meine Arbeit beginnt eigentlich erst jetzt, ich als Hundeführer bin gefragt, ich muss mit Konsequenz und Ruhe meine Hündin weiter Arbeiten, die man unbedingt braucht, um diesen Weg zu beschreiten.

Zeit und Geduld aber das sollten uns unsere jahrelangen treuen Begleiter doch wert sein, oder ?

Ich für meinen Teil, möchte mich bei Herrn Fügner bedanken, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, Jagdhundeausbildung mal anders kennen zu lernen.

Es war eine sehr schöne, lehrreiche Zeit und ich kann diesen Hundeausbilder und seine Kurse nur weiterempfehlen.



Tierpsychologische Praxis

Franziska Heinig

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22.7.08

Main-Tauber Kreis schafft die Jagdsteuer ab

Die meisten Politiker, die im Wahlkampf um die Stimmen der Jäger buhlen, verkünden auf Veranstaltungen großspurig, sie werden sich für die Abschaffung der Jagdsteuer einsetzen.
Fast immer folgen auf diese vollmundigen Versprechen keine Taten.
Doch in Baden Württemberg steht die Abschaffung die Jagdsteuer in immer häufiger auf der Tagesordnung.
Nach dem Zollern-Alb-Kreis schafft nun auch der Main-Tauber Kreis die Jagdsteuer ab:
Über die Abschaffung der Jagdsteuer im Main-Tauber-Kreis berichtet die Südwestpresse:

waidmannsheil

Euer

stefan

Die Abschaffung wurde von den Jägern des Kreises begrüßt.

Steuer abgeschafft: Jäger applaudieren Kreisräten
Main-Tauber-Kreis verzichtet auf jährliche Einnahmen von 70 000 Euro

Main-Tauber-Kreis
Der Kreistag hat mit einer Gegenstimme beschlossen, ab dem kommenden Jahr keine Jagdsteuer mehr zu erheben. Damit folgte er dem Antrag der Kreisjägervereinigungen.
Die Jagdsteuer ist die einzige Kreissteuer und bringt etwa 70 000 Euro. In Bayern, den neuen Bundesländern wird sie bereits seit längerem nicht mehr gefordert. In Baden-Württemberg halten noch 33 Landkreise an dieser Steuer fest.

Ihren Antrag begründeten die Jagdvereinigungen damit, dass diese Steuer nicht mehr zeitgemäß sei, da die Jagden schon lange keinen Ertrag mehr abwerfen. Kreistagsmitglied Rainer Moritz bezeichnete in der Diskussion denn auch die Steuer als Bagatellbetrag und Albrecht Rudolf verwies darauf, dass die Aufgaben der Jäger weit über das steuerliche Maß hinausgingen und es wichtig sei, dass die Jagdbögen in guten Händen blieben.

Die zahlreich erschienenen Mitglieder der Kreisjägervereinigungen quittierten die Abstimmung mit Applaus und einem Dank. hei

15.7.08

Hat sich der Beginn der Blattzeit verschoben?








Treibender Rehbock, Foto: Siegel







Über viele Jahre stand der Beginn der Blattzeit fest: Zwischen dem 18. und 20. Juli kam Bewegung ins Rehwildrevier. Die Wochen davor wirkte das Revier wie ausgestorben.
Doch in diesem Jahr scheint die Rehbrunft aus dem Takt gekommen zu sein. Bereits am 3. Juli konnte ich einen suchenden Bock beobachten, der auch wenige Minuten danach mit einem weibliches Stück treibend den Weizenacker verließ.
Wenn ich in den letzten 2 Wochen mit dem Blick schweifend über die Landschaft fahre, sehe ich Rehwild fast täglich treibend in den Äckern. Noch nie habe ich vor dem 18. Juli so häufig treibendes Rehwild gesehen, wie dieses Jahr.
Ist das anhaltend sommerliche Wetter der letzten 2 Monate der Auslöser oder macht sich die angebliche Klimaerwärmung auch bei unseren Rehen bemerkbar?
Nachweislich ist das Brunftverhalten des Rehwildes in diesem Jahr ungewöhnlich.


waidmannsheil

Euer

stefan


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13.7.08

Hundegedicht

Suchend streift er durch die Flur,
nichts entgeht der feinen Nase,
selbst die allerkleinste Spur
wittert er im hohen Grase.

Wie gewandt, wie klug und fein
weiß er alles auszuspähen.
Seiner Arbeit zuzusehen,
ist schon Götterlust allein.

(Quelle unbekannt) -

5.7.08

Zeit der Stille

Immer wieder wird man von Nichtjägern nach dem Grund gefragt, weshalb man die Jagd ausübt. Natürlich ist es das Jagderlebnis und die damit verbundene Spannung, die einen immer wieder in die Natur zieht. Doch auch immer ist es die Sehnsucht nach Ruhe und Einsamkeit, die einen in den Wald treibt. Einfach mal die Seele baumeln lassen, die Gedanken schweifen lassen oder einfach nur das Leben in der Natur an sich vorbeilaufen zu lassen.

In einem eindrucksvollen Artikel hat die Jägerin Heike Heins aus Buchholz ihre Einrücke über Stille, die einen Jäger im Wald umgibt, beschrieben.

Mit ihrem Artikel hat sich Frau Heins, die auch stellvertretende Hegeringleiterin der Kreisjägerschaft Harburg ist, um den Journalistenpreis des DJV beworben. Das JagdBlog wünscht ihr bei der Bewertung durch die Jury alles Gute.

waidmannsheil

Euer

stefan



Sehnsucht nach Ruhe und Einsamkeit- wer hat die nicht?

Wir haben alles gesehen und sind überall gewesen, haben unerträglichen Lärm gehört, ob dröhnende Motoren, schrillende Handys oder wummernde Musik und Stress in allen Variationen ertragen. Was uns noch bleibt, ist die Reise nach innen, die wichtigste von allen. Jäger treten diese Reise sehr häufig an, somit auch ich.

Stille kann man hören, wenn man Geräusche wahrnimmt, die sonst nicht da sind- das ist das Geheimnis. Wenn sich frühmorgens, wenn die Nacht sich in die Erde zurückzieht und die Sonne am Himmel nach Halt tastet, im Wald die Amseln aufplustern um ihr Morgenlied anzustimmen, das Wasser im Bach die Steine umgurgelt, die Fische durchs Wasser gleiten, die Wolken schweben und die Bäume wachsen, die Tautropfen von den Grashalmen rinnen und ein Blatt sanft zu Boden gleitet, der Boden sanft einatmet und wieder aus: Das ist Stille. Man sitzt in der Natur, unbeweglich und still- und wartet. Wenn die ersten Sonnenstrahlen warm und sanft das Gesicht streicheln, wie die Feder eines Vogels oder der Flügel eines Schmetterlinges, dann hat der Tag begonnen. Kein Lärm stört die Stille- als ob die Natur nur aus Bildern besteht und Geräusche noch nicht erfunden wurden. Es gibt sie, diese Minuten am Morgen in aller Frühe und am Abend, kurz vor dem Dunkelwerden in der blauen Stunde, nicht mehr richtig Tag, und noch nicht richtig Nacht, die Minuten des Ausatmens und des Innehaltens, die Zeit des lautlosen Handgemenges zwischen Hell und Dunkel. Dann stellen sich an meinen Unterarmen die Härchen auf und ich habe das Gefühl, ich könnte aus der Welt hinausfallen. Oder in sie hinein- schwerelos und zugleich gewichtig und ich bin ein Teil dieser wirklich wunderbaren Welt. Dann habe ich das Gefühl man hat der Welt den Ton abgedreht, mein Herzschlag beruhigt sich und mein Puls wird flacher- und ich bin bereit ein Stück Verantwortung zum Erhalt dieser göttlichen Schöpfung zu übernehmen.

Wir Menschen brauchen die Stille, um innezuhalten, durchzuatmen und loszulassen, um zu denken, nein- um nachzudenken. Komm setz dich kurz. Fünf Minuten nur in die Stille und schau, atme und höre genau hin: Das ist Stille. Plätze, an denen das gelingen kann, gibt es überall. Plätze, die sich dem tosenden Gebrüll des Alltags der Welt entzogen haben, die sich hinausmogeln konnten aus der hektischen Zeit der Neubausiedlungen und Industriegebiete, die herausgepurzelt sind aus dem Alltagslärm oder sich in kleinen Nischen versteckt haben, wo man sie nie erwartet hätte. Wer sie sucht wird sie auch finden.


Heike Heins, Buchholz

Eine Jährlingsspießerdoublette

Schon im letzten Jagdjahr war ich der Verzweiflung nahe. Als großer Verfechter eines 50% igen Jählingsabschusses wollte ich meinem Grundsatz treu bleiben und in jedem Jagdjahr einen Knopfbock oder zumindest einen Spießer erlegen. Doch es wollte scheinbar auch dieses Jahr nicht klappen. Und das diesjährige Jagdjahr begann so, wie das letzte. Gute jung veranlagte Böcke und auch Kapitale bekam ich in großen Mengen zu Gesicht. Doch es blieb bei Anschlagübungen. Aber Kümmerer schienen an den Hochsitzen, auf denen ich saß, ausgestorben zu sein.
Irgendwann wurde ich nur noch vom Grundsatz geleitete, dass auch ein blindes Huhn mal ein Korn findet und gab diesem Grundsatz folgend nicht auf.
Obwohl ich alles andere als ein Frühaufsteher bin, ging es heute in der Früh um 4.15 h hinaus. Eine Kanzel an einer großen Pferdekoppel, die mit dichtem Mischwald umgeben ist, wählte ich als Ansitz, weil sie gut in der Dunkelheit zu erreichen ist, ohne große Beunruhigung zu verursachen.
2 Stunden tat sich nichts, außer ein Schmalreh, was am Koppelrand äste.
Ich wollte schon abbaumen, als ein schwaches Reh auf der Koppel erschien und hektisch in den Wald zurückschaute. 2 kleine Spieße konnte ich erkennen. Ich legte die Waffe an und als ich mich zurecht rückte, stand ein zweites Stück Rehwild direkt daneben, ebenfalls ein Spießböckchen.
Im Knall lag der als erstes angesprochene Spießer und der zweite sprang nur wenige Meter ab. Schnell die Waffe geöffnet und eine neue Patrone geladen, anlegen und im zweiten Schuß zeichnete das zweite Spießböckchen und verschwand schwerkrank im Wald.
Sorgenvolle Gedanken gingen mir durch den Kopf. War die Entscheidung, beide zu schießen, unbedacht? War ich schlecht abgekommen in der Hektik?
Doch erst einmal den ersten Bock versorgen und während der roten Arbeit kam auch schon der Jagdaufseher.
Der herbeigerufene Hundeführer hatte wenig Arbeit. Schon 15 Meter nachdem der Kleine Münsterländer in den Wald eintauchte, kam der erlösende Ruf:"Hier liegt er". Glücklich standen wir vor dem längst verendeten Bock mit gutem Blattschuß.

Als ich gegen 8.30 Uhr auf dem Rückweg zur Kühlkammer nur wenige 100 Meter vor dem Dorfrand den Blick schweifen ließ, steht ein hochkapitaler Bock nur 30 Meter neben der Straße mit einer Gaiß im Gerstenacker.
Die weiblichen Stücke machen sie unvorsichtig. Die Blattzeit beginnt.


waidmannsheil

Euer

stefan



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4.7.08

Als Jagdgast in einem vorbildlichen Niederwildrevier

Die meisten Leser ahnen es: Wenn ich einige Tage nichts ins Blog gestellt habe, dann bin ich wieder in Sachen Jagd unterwegs.
Wie schon seit über 30 Jahren verbringe ich einige geruhsame (Jagd)tage in meinem geliebten badischen Odenwald. Das Bauland, wie man das kleine Fleckchen Erde nennt, hat seinen ganz besonderen Reiz. Wenn man abends auf dem Hochsitz den Blick über die seichten Täler mit Wiesen und Äckern schweifen läßt, hat man den Eindruck , die Zeit ist hier stehen geblieben.
Außer den Windrädern am Horizont und den überdimensionalen Erntemaschienen ist alles so wie vor 30 Jahren, als ich das erste mal meine Ferien hier verbrachte. Weit ab der städtischen Hektik haben sich die freundlichen Menschen mit ihrer bodenständigen Art ein Refugium erhalten.
Doch auch jagdlich scheint hier die Welt noch in Ordnung. Nach einer freundlichen Begrüßung durch den Jagdpächter werde ich über die neuesten Ereignisse informiert. Bei der Fahrt durchs Revier sehe ich wieder einige neu errichtete Kanzeln und Leitern. Beim Ansitz stellt man fest, dass sie liebevoll errichtet wurden und kein Ast versperrt die Sicht. Das 400 ha große Revier verfügt über 30 Kanzeln und Leitern, die sich in einem tadellosen Zustand befinden und die die abendliche Ansitzwahl zur Qual werden lassen. Auf fast jedem Ansitz hat man Anblick. Von den Hochsitzen hat man einen weiten Blick in die Wiesentäler, sodass man auch Wild in einigen hundert Metern Entfernung beobachten kann. Das Revier hat einen guten, aber nicht überhöhten Wildbestand.
Weht der Wind beim Ansitz vom Ort herüber, kann man es riechen: Der Grünkern wird geerntet, ein für das Bauland typisches Getreide, wird in den Grünkerndarren gedörrt. Der Geruch der rauchenden Grünkerndarren ist für mich mit der Bockjagd im Bauland untrennbar verbunden.

Da der Jagdpächter im Urlaub ist, steht mir sein junger passionierter Jagdaufseher Heiko zur Seite. Stolz berichtet er, welche Arbeiten er in den letzten Monaten verrichtete wurden und dass man mittlerweile über 7 Kunstbaue, die zur Fuchsbejagung angelegt wurden, verfügt. In einer großen Baggeraktion wurden sie an einem Tag angelegt.
Doch auch hier hat man Sorgen. Eine große Biogasanlage direkt in der Nähe hat große Maisschläge entstehen lassen. Zusätzlich sind große Anbauflächen von Raps entstanden, die den den Sauen, die es vor 10 Jahren hier noch nicht gab, beste Deckung bieten. Fast jeden Abend hört man sie oder sieht sie, aber sie zu bejagen kommt der Quadratur des Kreises gleich, zumal sie nach dem Abernten der Felder im Herbst verschwinden.

Es ist immer wieder eine Freude, in einem Revier jagen zu dürfen, in dem die Welt noch in Ordnung ist. Es gibt sie noch, passionierte engagierte Jagdpächter, die mit Herzblut ein Revier pflegen und die weder Kosten noch Mühen scheuen, um ein vorbildliches Revier zu führen.


waidmannsheil

Euer

stefan

3.7.08

Südtiroler Jagdportal rügt die fehlende praktische Jagdausbildung

Dass es mit der praktischen Jagdausbildung nicht zum Besten steht, merkt man, wenn in Gesprächen auf Jagdveranstaltungen das Thema Jungjäger diskutiert wird. Schnell kommt das Gespräch auf unerfahrene Jagdgäste, die im Schnellkurs den Jagdschein erworben haben, aber über wenig oder gar keine praktischen Erfahrungen verfügen.

In seinem Leitartikel spricht der Herausgeber des Südtiroler Jagdportals, der Jäger Walter Prader die teilweise katastrophalen Zustände der mangelhaften Jagdausbildung der Jungjäger aus. Da das Südtiroler Jagdportal eigentlich nicht für eine kritische oder gar reißerische Berichterstattung steht, sollte es den Jägern zu denken geben.
Zu einer Verbesserung der praktischen Jungjägerausbildung stehen alle Altjäger in der Pflicht. Der Artikel ist also in erster Linie ein Aufruf an die Jagdpächter, sich der Jungjägerausbildung anzunehmen.
Ich würde mich freuen, wenn dieser Leitartikel jeden einzelnen Jäger aufrüttelt, seinen Teil zur Jungjägerausbildung beizutragen.

waidmannsheil

Euer

stefan
Hier der Leitartikel des Südtiroler Jagdportals:


Liebe Jägerinnen, Jäger und Freunde des Südtiroler Jagdportals,

als Jungjägerin/Jungjäger bezeichnet man eine Jägerin/einen Jäger in den ersten drei Jagdjahren nach bestandener Jägerprüfung - altersunabhängig und ohne Berücksichtigung des persönlichen oder gesellschaftlichen Status.
Kann es sein, daß das Jägersein eine Mode, ein Trend geworden ist und daß damit der Wunsch verbunden ist und verwirklichbar wird, Waffen zu tragen, und mit diesen Waffen möglichst viel Wild erlegen zu können? "Nur so ist es jedenfalls erklärlich, daß in einigen Revieren Südtirols die Jäger derart zugenommen haben, daß an einen herkömmlich geordneten, jährlichen Wildabschuß gar nicht mehr zu denken ist, da laut Turnus die Anzahl der Abschüsse nicht mehr reicht".
Dies ist allerdings nicht das Problem, welches ich bei diesem Rundschreiben anschneiden möchte, sondern die Art der Bejagung und die wachsende Gier zu schießen, die in so manchem Jäger bzw. Jungjäger steckt.
Durch die neue Jagdverordnung in Südtirol, hat ein Absolvent der Jägerprüfung schon im ersten Jahr die Möglichkeit, im Gemeinderevier die Jagdkarte zu lösen. Aufgrund dessen darf ihm nicht verweigert werden, schon im ersten Jagdjahr in Begleitung Rot-Gams und Rehwild zu schießen. Im zweiten Jagdjahr darf er diese Tätigkeit ohne Begleitung, ausgenommen Gamsjagd, ausüben. "Das Ergebnis ist, daß vielen Jungjägern gar nicht mehr bewußt ist, daß zum Jägersein neben dem Recht zu schießen auch verschiedene Pflichten gehören. Sie glauben wohl, je mehr Wild sie schießen, desto größer ist Ihre Anerkennung - sowohl bei Nichtjägern als auch bei Jägern". "Als Begleitpersonen werden entweder der Vater, ein Bruder oder jemand mitgenommen, bei dem der Schießfinger recht wenig gerade bleiben kann. Nur so ist es zu erklären, daß einige Jungjäger, die ich kenne, schon im ersten Jahr 6-10 Schalenwildarten, darunter kapitale Rehgaißen, Hirschtiere udgl. geschossen haben - viele davon wurden angeschweißt und einige davon konnten nur durch mühevoller Nachsuche mit dem Hund erlegt werden". Der Umgang mit der Waffe ist eine Erfahrung, die viele nicht einschätzen können. Einige davon schießen zwar auf 100 Meter Entfernung recht gut - am Schießstand oder auf Wildscheiben. Aber ihnen fehlt die Erfahrung mit der Waffe in freier Wildbahn. Distanzen werden unter- oder überschätzt, und so manches Jagdfieber läßt wohl so manche Kugel danebengehen. Bei der Jagd geht es nicht darum, möglichst viel Wild schießen zu können. Ich verabscheue solche Einstellungen. Laut "Informationen von verschiedenen Revieren in Südtirol werden immer mehr trächtiges und führendes weibliches Rotwild von Jungjägern geschossen, weil ihnen einfach die Erfahrung fehlt und dadurch viel Ärger und Protest in die Reviere kommt". Fehler können passieren, das ist menschlich und das kann sehr schnell gehen. Peinlich ist es aber, wenn sich solche Fehler immer wieder wiederholen, oder sogar zu eklatanten Auseinandersetzungen unter den Jägern führen.
Ich möchte sicherlich nicht alle Jungjäger in den gleichen Topf werfen. Ich schätze und achte junge Jäger, die in einer zweifelhaften Situation den Finger gerade lassen. Jäger tragen für jeden Eingriff in die Natur die Verantwortung und sollten sich dessen auch immer bewußt sein. Jäger sollten Wildtierpopulationen sinnvoll nutzen und ordentlich bewirtschaften. Sie sollten verantwortlich aus nachwachsenden Beständen ernten. Jäger sollten das Wild ausgleichen und regulieren - dort, wo in der heutigen Kulturlandschaft ein Gleichgewicht in Gefahr ist. Jäger sind mit den Abläufen in der Natur eng verbunden - und haben sich die Fähigkeit angeeignet, aus diesen Abläufen Konsequenzen zu ziehen.
Aller Anfang ist schwer, wie der Volksmund so schön sagt, auch bei der Jagd. Vieles gibt es zu beachten: Die richtige Ausrüstung soll her, das theoretische Wissen soll immer wieder durch Literatur und Kurse vertieft werden und vor allem: Praxiserfahrung muß man sammeln! Denn aus Fehlern lernt man zwar, aber es dürfen ruhig die Fehler anderer sein. Denn vielen Meinungen, Vorurteilen, Fehleinschätzungen und Phrasen zum Thema Jagd kommt man nur auf die Schliche, wenn man sich gut informiert. Und Information gibt gerade dem Jagdeinsteiger Selbstvertrauen und somit eine gute Basis für eigene Erfahrungen. Gerade nach der Jägerprüfung sollten sich die Jäger weiterhin fachlich fortbilden, mit fachkundigen Jägern Erfahrungen austauschen, das Wild genauestens beobachten und auch nach bestem Wissen und mit reinem Gewissen erlegen können. Nur durch vielen Reviergänge und Exkursionen werden Kenntnisse der Revierpraxis und der Jagdorganisation vermittelt sowie das Wissen über Flora und Fauna vertieft. Wenn auch jüngere Jäger sich dies zu Herzen nehmen, werden auch Nichtjäger das Waidwerk mit ganz anderen Augen sehen.
Ich persönlich hoffe, daß auch durch die neuen Bestimmungen der Wildbrethygiene jeder Jäger gerade beim Rotwild mehr darauf achtet, große Schußdistanzen zu vermeiden. Denn angeschossenes Wild, welches erst am Tag oder gar einige Tage später gefunden wird, kann nicht mehr verkauft werden.
Weidmannsheil
Walter Prader Südtiroler Jagdportal