12.12.14

Die Falknerei als Kulturerbe in Deutschland anerkannt

Der Deutsche Falknerorden hat etwas geschafft, wovon die Jäger nur träumen können.

Falknerei Burg Hohenwerfen/Land Salzburg

Während die Jägerschaften mit Mann und Maus auf Regionalkonferenzen dafür kämpfen, damit ihre Kompetenzen nicht weiter beschnitten werden und alles getan wird, um die Jagd  als sinnvollen Teil unsere Natur.- und Artenschutzarbeit darzustellen, hat der Deutsche Falknerorden etwas geschafft, wovon wir Jäger nur träumen können:

Das Deutsche Falknerwesen ist ein schützens- und erhaltenswerter  Teil der Deutschen Kultur! 

Dass  diese Ehrung den Falkner nicht in den Schoss gefallen ist, zeigt die Menge der abgelehnten Bewerber. Von 83 Bewerbungen wurden nur  27 Bewerbungen anerkannt!

Einen ausführlichen Bericht zu der Ehrung kann man unter dem Titel: "Falknerei, die ""Kunst mit Vögeln zu jagen"", nun auch in Deutschland als immaterielles Kulturerbe anerkannt" auf der Homepage des Deutschen Falknerordens nachlesen.


Liebe Falkner,
als Mitglied der deutschen Jägerschaft , die gegen eine immer mehr naturentfremdete Gesellschaft um die nackte Existenz kämpft, kommt schon ein wenig Neid auf, ob des Erreichten. Doch ihr sollt uns Jägern als Beispiel dienen, damit auch die Jagd irgendwann den Schutz durch die Gesellschaft erfährt, um als erhaltenswertes Kulturgut weiter existieren zu können.

Das Jagdblog gratuliert dem Orden deutscher Falkoniere, dem Deutschen Falkenorden und dem Verband Deutscher Falkner zur Auszeichnung "Kulturerbe Falknerei"

waidmannsheil

Euer

stefan



9.12.14

Nikolausgeschenk an einen geduldigen Jungjäger

Mit solchen Berichten und Photos brauchen wir Jäger die Öffentlichkeit nicht zu scheuen. 

So muss es sein: Alle Abschüsse in der Alterklasse 0, routinierter Schütze mit perfekten Schüssen, dazu ein lesenswerter Bericht über das Erlebte eines Jungjägers mit einem  Erlegerphoto, das die Veröffentlichung nicht scheuen braucht 

Vorab sei anzumerken, dass ich in meinen 3 1/2 Jahren als Jäger noch kein Stück Schwarzwild erbeuten konnte - mangels Gelegenheit, ungünstigen Zufällen und Motivation (Nachtansitze sind einfach nichts für mich).

Doch gestern habe ich ein schönes Nikolausgeschenk bekommen:

Ich war zur Drückjagd im Leinawald, östlich von Altenburg, im schönen Thüringen.
Mir wurde ein Stand in einem Eichen-Buchen-Altholz zugewiesen, wenig Zwischenstand, durchschnitten von einem kleinen Bachlauf mit dazugehöriger Uferböschung. Im Umkreis von 400 m befanden sich mehrere Dickungen und Stangenhölzer. Durchaus spannende Aussichten!


Nach Einnahme des Standes fielen vereinzelt Schüsse, das Übliche. Gegen 10 Uhr donnerte es dann allerdings kräftig im Süd-Osten. In freudiger Erwartung nahm ich meine Büchse auf - und da kamen sie schon. In ca. 200 m Entfernung zeichneten sich die ersten Wildkörper zwischen den Stämmen ab.
Schon ging mir vieles durch den Kopf: Die vielen Stunden auf dem Schießstand und im Schießkino, Schwarzwildfieber 1-25, mein persönlicher Anspruch an tierschutzgerechte Jagdausübung, Haltepunktwahl und Vorhaltemaß und so weiter. Keine Zeit mehr, sie kommen!


Die Rotte mit zwei starken Bachen und etwa zehn Frischlingen wechselte an den Bach, setzte mit kräftigen Sprüngen hinüber. Sie zogen dann aber nicht in die erwartete Richtung, sondern kamen direkt auf mich zu und verhofften 3,5 m vor mir! Ein Frischling war zu neugierig, machte einen Ausfallschritt, stand breit und frei und fiel im Feuer. Die Rotte nahm wieder Fahrt auf. Mein Absehen suchte und fand den letzten Frischling. Auch er fiel im Feuer.
In der Zwischenzeit kamen die versprengten Nachzügler der Rotte ebenfalls an, flüchtend vor einem Hund, der sich immer wieder mit dem letzten Frischling beharkte. Alle von ihnen hatten dieselbe Größe, der erste war den anderen ein Stück voraus. Auch er fiel im Feuer. Der Rest flüchtete weiter, sichtlich verunsichert. Sie verhofften dennoch, warteten auf den letzten. Mein Absehen ruhte auf einem der Stücke, doch schob sich ein anderes davor. Ein Schritt, freies Feld. Schuss und Fall. Abgang der Korona. Blieb noch der "Hundeschreck". Die beiden waren zu nah zusammen, ich war drauf und dran vom Sitz zu springen. Doch da jagt die Sau den Hund ein paar Meter von sich fort, hat nur Augen für ihn und steht protzig - aber auch breit. Schuss, Fall, Stille.


Das waren die zwei intensivsten Minuten, die ich bisher je auf einer Jagd erleben durfte. Eigenlob stinkt zwar, aber ich bin stolz, dass alle Fünfe zügig mit Kammertreffern am Platz verendeten und keines der Stücke unnötig leiden musste.

Verschossen habe ich aus meiner R8 Prof. die Hornady Superformance GMX (bleifrei) in 9,5 g, Kal. .308 Win. Die Entfernungen betrugen zwischen 5 und 20 Metern. Meine Vergrößerung stand konstant bei 2,5-fach.

Horrido & Weidmannsheil!

Euer

Felix Gerth


5.12.14

Der Flug der Jungkiebitze

Welche Bedeutung hat die Bejagung der Füchse auf die Bodenbrüterpopulation?



Wir alle kennen ihn und seinen unverkennbaren Flatterflug. Sein Ruf "kiwitt - kiwitt"  gab ihm seinen Namen: Der Kiebitz
Photo: Wikipedia

Immer wieder kommt es zwischen Jägern und Naturschützern zu heftigen Diskussionen über den Sinn und Zweck der Bejagung von Füchsen. Gerne wird von Jägern behauptet, dass die Bejagung der Füchse schon deshalb notwendig ist, weil schließlich  viele Bodenbrüter durch eine hohe Fuchspopulationen in ihrer Existenz bedroht sind. Zumindest meine Beobachtung der Kiebitze aus dem Oderbruch läßt mich an dieser Aussage der Jägerschaft heftig zweifeln.

Bei meinen Ansitzen bei der Jagd in den Bruchwiesen des Oderbruchs habe ich Ende August/Anfang September immer ein Phänomen beobachtet, das ich selbst als den "Flug der Jungkiebitze" bezeichnet habe.
Kurz vor Ende des schindenden Büchsenlichtes, also im letzten Licht, erscheint in dieser Zeit ein Schwarm von mehreren hundert (!) Jungkiebitzen. So wie man  es auch bei den  Jungstaren zu dieser Zeit beobachten kann, jagen sie in einer Schwarmwolke dicht über die Oderbruchwiesen, wobei sie dabei immer wieder ihr unverkennliches "kiewitt" rufen. Auch ist ihr typischer Flatterflug in der Dämmerung noch deutlich erkennbar.
Scheinbar nutzen die Jungvögel den Schutz der Dämmerung aus, um sich vor Beutegreifern zu schützen, damit sie ungestört das Fliegen üben können und dabei gleichzeitig Flugmuskeln und Lungen stärken können, um für den anstrengenden Flug nach Süden gewappnet zu sein. Es war immer ein fazinierendes Spektakel, wenn die Vögel in einem großen Schwarm auf den Hochsitz zurasten und ihn umkreisten.

Liest man dann, welche aufwendigen Schutzmaßnahmen ergriffen wurden, um einige wenige Kiebitzbrutpaare auf den Kulturflächen zu schützen, kommen einem ob der Sinnhaftigkeit dieser Maßnahmen bedenken, entwickelt sich doch im Oderbruch die Kiebitzpopulation prächtig und das Ganze ohne jegliche Schutzmaßnahmen.
Auch kann ich versichern, dass ich als Jäger keinerlei Maßnahmen getroffen habe, um die Kiebitzpopulation im Oderbruch zu ermöglichen. Von wenigen erlegten kranken Füchsen mal abgesehen, wurde über Jahre kein Fuchs erlegt. Auch meine Vorgängern in der Jagd kannte eine intensive Fuchsbejagung zum Schutz des  Niederwildes oder der Bodenbrüter nicht.



Das Oderbruch mit vielen 1.000 ha Bruchwiesen ist ein Traumbiotop nicht nur für Rehwild, Sauen und Bodenbrüter, sondern auch für viele andere woanders längst verschwundene Tier-  und Pflanzenarten. Wenn hier einer stört, dann ist es der Mensch  Die Kiebitzpopulation zeigt, dass Prädatorenbejagung zumindest in solchen Biotopen zum Schutz der Bodenbrüter überflüssig ist.

Die hohe Kiebitzpopulationen ohne Fuchsbejagung  im Oderbruch zeigt aber eines zu deutlich: Die Auswirkungen der Fuchsbejagung auf die Bodenbrüterpoulationen wird von der Jägerschaft völlig überschätzt, die Notwendigkeit der Schaffung großflächiger Biotope von mehreren 1.000 ha hingegen unterschätzt.  

waidmannsheil

Euer

stefan

30.11.14

Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen bietet den hochschulzertifizierten Lehgang "Hochschulzertifizierte/r Jagdwirt/in (HfWU)" an.


Schon seit einigen Jahren wird in Österreich der Studiengang Jagdwirt/in vom Institut für Bodenkultur Wien angeboten.
Seit diesem Jahr kann man diesen hochschulzertifizierten Lehgang auch in Deutschland belegen. Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen startet am 15.April 2015  mit diesem Studiengang Hochschulqualifizierter Jagdwirt/in (HfWU), den es in der Form in Deutschland noch nicht gibt.

Die Hochschule definiert die Inhalte wie folgt:

"In diesem 4-semestrigen Lehrgang wird Wissen zusammengeführt, das neben den klassischen Fächern wie "Wildbiologie" und "Jagdorganisation" auch moderne Ansprüche wie "Jagdethik" und "Tierschutz" beinhaltet sowie betriebswirtschaftliche Module wie "Handlungskompetenz und Öffentlichkeitsarbeit" und "Marketing". Absolventen dieser Ausbildung sind Mittler und Vorbilder in unserer Gesellschaft und in der Jägerschaft für die Interessen der Jagd. Sie sollen das Bild der Jagd nachhaltig mit prägen."

Das Studium ist interessant für Berufsjäger/innen, Jäger/innen und natürlich für Führungs- und Fachkräfte in den Jägerschaften. Anmeldeschluss ist der 13.2.2015

Jäger und Jägerinnen, die an dem Studium Interesse haben, melden sich bei:

Frau Simone Lang
WAF Weiterbildungsakademie an der HfWU
Email: simone.lang@hfwu.de

Tel. 07022 / 201-301

waidmannsheil 

Euer

stefan 




22.11.14

Der Anti-Jagd-Blog: Wenn man vorgibt, der Aufklärung zu dienen, aber demagogische Hetze betreibt.

Die Feindseligkeit zwischen Jägern und fanatischen Tierschützern erreicht einen neuen Höhepunkt.



Steht unter harter Kritik der Tierschützer:
 Ordnungsamtsleiter Rainer Schattauer 

Die Aufgaben unserer Behörden sind klar definiert: Sie haben für die öffentliche Ordnung zu sorgen und im Zweifelsfall Maßnahmen zu ergreifen, um Schäden an einzelnen Personen oder Sachen zu verhindern. (Gefahrenabwehr) Natürlich haben die verantwortlichen Behördenmitarbeiter  dabei immer auch die Verhältnismäßigkeit der Mittel zu wahren. Eine solche, sicherlich nicht einfache Entscheidung musste der Leiter des schleswig - holsteinischen Ordnungsamtes von Rantzau fällen. Eine 21 köpfige Rinderherde war aus einer nicht sachgerechten Haltung ausgebrochen und bedrohte durch das freie Umherlaufen Menschen und den Straßenverkehr. Wer sich mit Freilandrinderhaltung auskennt, der weiß, wie schnell diese Tiere verwildern und menschescheu werden, sind sie einmal in freier Wildbahn. Als alle Versuche, die Tiere wieder einzufangen, fehl geschlagen waren, fällte der Ordnungsamtsleiter eine harte Entscheidung: Er ließ die Tiere von Jägern mit gezielten Schüssen töten.

Es ist wohl unstrittig, dass der Anblick von 21 getöteten Rindern ein furchtbarer Anblick ist. Das wertvolle Fleisch der getöteten Tiere muss nun zudem der Tierkörperbeseitigung zugeführt werden, weil es für den Verzehr nicht mehr zugelassen ist.  

Der Vorfall, sowohl der Ausbruch der Tiere aus einer unsachgemäßen Haltung, als auch die Anweisungen des Ordnungsamtsleiters müssen nun untersucht werden. Sollten der Rinderhalter seine Pflichten als Rinderzüchter und Eigentümer der Rinder verletzt haben oder der Ordnungsamtsleiter seine  Kompetenzen überschritten haben, wird  dies durch die Justiz untersucht werden müssen.

Dies alles wäre weiter keine Zeile wert gewesen, hätte der Betreiber des  des Anti-Jagd-Blogs mit seinem Artikel: Tierschützer entsetzt: Jäger knallen 21 Rinder ab nicht sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Auch wird auf die  Gefährdung von Leib und Leben durch die freilaufenden Rinder mit keinem Wort eingegangen. Für den Betreiber des Anti-Jagd-Blogs stehen die Täter jetzt schon fest: Die vom Ordnungsamt zu Hilfe gerufenen Jäger!

Wer eine solch unsachliche Berichterstattung im Internet verbreitet, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht dem Tierschutz zu dienen, sondern ausschließlich demagogische Hetze gegen einzelne Gruppen der Gesellschaft zu betreiben. Mit dieser Logik sind alle Mitarbeiter in Schlachthöfen übelste Mörder und Tierquäler. Dieser Tierschutz, wie ihn Detlef Arndt vorgibt, auf seiner Seite zu betreiben, ist übelste Polemik und hat mit dem Tierschutzgedanken nicht im geringsten etwas zu tun. Beim Lesen der Kommentare zum Artikel werden die Erfolge des Anti-Jagd-Blogs erkennbar: Viele Kommentarschreiber machen keinen Hehl aus ihrem Hass gegen Jäger. Es sind menschenverachtende hasserfüllte Sätze, wie man sie in Deutschland nur aus der tiefbraunen Vergangenheit kennt.  

Mit diesem hochnotpeinlichen Artikel beweisen die Macher des Anti-Jagd-Blogs, dass ihnen der Tierschutzgedanke in Wirklichkeit völlig gleichgültig ist und sie ausschließlich daran interessiert sind, naive und gutgläubige Menschen aufeinander zu hetzen.

Aber das hatten wir schon einmal!!!      

waidmannsheil

Euer

stefan

Demagogie laut wikipedia:

Demagogie betreibt, wer bei günstiger Gelegenheit öffentlich für ein politisches Ziel wirbt, indem er der Masse schmeichelt, an ihre Gefühle, Instinkte und Vorurteile appelliert, ferner sich der Hetze und Lüge schuldig macht, Wahres übertrieben oder grob vereinfacht darstellt, die Sache, die er durchsetzen will, für die Sache aller Gutgesinnten ausgibt, und die Art und Weise, wie er sie durchsetzt oder durchzusetzen vorschlägt, als die einzig mögliche hinstellt.“

18.11.14

Deutschland hat kein Schwarzwildproblem, die Jäger haben ein Kommunikationsproblem

Fazit des Schwarzwildsymposiums in Nossen: Die Jäger reden zuviel übereinander und zuwenig miteinander
Photo: Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft

Bis auf den letzten Platz war der Hörsaal im sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Nossen belegt und keiner der Anwesenden sollte vom dichtgefüllten Vortragsprogramm des sächsischen Schwarzwildsymposiums enttäuscht werden.

Ohne auf jeden einzelnen Vortrag einzugehen, möchte ich kurz einige Vorträge hervorheben, weil diese doch für alle Jäger von Bedeutung sind. Alle Vorträge, so wurde mir versichert, werden in den nächsten Tagen online gestellt. Das vollständige Programm des Symposiums kann man hier nachlesen.

Nach der obligatorischen Begrüßung durch das Staatsministerium eröffnete Professor Dr. Hans-Dieter Pfannenstiel den Vortragsreigen. Mit seiner bekannt humorvollen Art räumte er erneut mit zahlreichen, sich innerhalb der Jägerschaft beharrlich haltenden, falschen Erkenntnissen zum Thema Schwarzwild auf. Doch es sind nicht nur die wildbiologisch nachgewiesenen Falschbehauptungen, wie beispielsweise die Synchronrausche, die Professor Pfannenstiel rügt. Es ist vielmehr das Verharrungsvermögen vieler Jäger und die fehlende Lernbereitschaft der Jäger gegenüber den Erkenntnissen der Wildbiologie, die Pfannenstiel zu denken gibt.

Im Anschluss an den Vortrag von Professor Pfannenstiel referierte Dr. Oliver Keuling über eine mehrjährige telemetrische Untersuchung, die die Wanderbewegung von Schwarzwildrotten untersucht hat. Seine Erkenntnis nach vielen Jahren der telemetrische Erfassung kann mit dem Satz: "Schwarzwild ist standorttreuer als viele Jäger behaupten" zusammengefasst werden. Durch die vielen graphischen Darstellungen, die die Wanderbewegungen aufzeigten,  konnte auch Dr. Keuling mit vielen Vorurteilen bezüglich des Wanderverhaltens von Schwarzwild aufgeräumen,

Ein besonders sensibles Thema wurde vom Referenten Niels Hahn angesprochen: Die Bejagung des Schwarzwildes mittels Nachtjagdgeräten. Auch hier war es sehr interessant, die Auswertung der Erfahrungen von 149 Jägern zu sehen, die in einem vom Landtag in Bayern genehmigten Versuch, die Schwarzwildbejagung mittels Nachtjagdgeräten über einen festgelegten Zeitraum erprobt hatten.

Am Nachmittag ging es dann hauptsächlich um das Thema praktische Bejagung des Schwarzwildes in Sachsen. Einen sehr humorvollen Vortrag hielt Dirk Thomas von der Jägerschaft Zwickau, in dem er über die ersten Gehversuche seiner Jägerschaft bei der Organisation von revierübergreifenden Drückjagden berichtet. Doch bei allem Humor, an dem es dem Vortrag nicht fehlte, sollten die von ihm gerügten schlechten Schießkünste wenig routinierter Jäger  und ein mangelhaftes Organisationstalent vieler Jagdpächter den Jagdverbänden zu denken geben. Scheinbar fehlt vielen Jagdpächtern schlichtweg die Erfahrungen, wie große revierübergreifende Drückjagden zu organisieren sind. Und auch vielen drückjagdunerfahrenen Jägern fehlt es an Routine beim Schuss auf flüchtiges Wild. Hier steht den Jägern ein gigantisches Aufholprogramm an Erfahrung und Wissen bevor, wollen sie mit revierübergreifenden Drückjagden das Schwarzwildproblem angehen.

Ganz anders da der Vortrag von Andreas Padberg. Er ist als Angestellter von Sachsenforst für den Forstbezirk Leipzig zuständig. Über viele Jahre hat Andreas Padberg die Erfahrungen zusammengetragen, die man braucht, um eine erfolgreiche Drückjagd durchführen  zu können. Und sein Erfolg gibt ihm recht: Seine alljährlich im Colditzer Forst stattfindende Drückjagd, bei der in den letzten Jahren oft mehr als 300 Stück Schalenwild erlegt wurden, gilt deutschlandweit als die bestorganisierteste Drückjagd. Zahlreiche Loblieder in den sozialen Medien beweisen dies.

Die Vorträge wurden mit einem Referat eines Geschäftsführers einer Agrargesellschaft abgerundet. Hier wurde deutlich, mit welchen Problemen Landwirte zu kämpfen haben, die ihre Flächen sowohl mit Grünland als auch mit Mais bewirtschaften und in extrem wildschadensgefährdeten Gebieten ihre Landwirtschaft betreiben. Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Jägern geht mittlerweile soweit, dass sich der Landwirt selbst um  neuen Jägernachwuchsarbeit kümmert, weil die örtliche Jägerschaft den Anforderungen der modernen Jagd nicht mehr gewachsen ist.

Immer wieder wurde in fast allen Vorträgen die fehlende Kommunikationsbereitschaft und die fehlende Bereitschaft zur Zusammenarbeit von Jägern, Landwirten und Jagdgenossen gerügt. Da wo die Zusammenarbeit aber funktioniert, sind immer sichtbare Erfolge erkennbar.
Eine Zahl macht es besonders deutlich: Der Landesbetrieb Sachsenforst erlegt auf seinen Flächen fast das dreifache an Schwarzwild pro Hektar, als auf den genossenschaftlichen Jagdbezirken erlegt werden. Bedenkt man, dass der Landesbetrieb gerade mal 15 % der bejagbaren Fläche bewirtschaftet, wird erkennbar, dass es alleine ein Problem der Jäger ist, die Schwarzwldpopulation in den Griff zu bekommen.

Und noch ein Punkt wurde auf dem Symposium deutlich:
Eine echte Gefahr droht den Jägern durch die Wahrnehmung des Problems in der Öffentlichkeit: Wenn die Jäger die Schwarzwildpopulationen nicht in den Griff bekommen, verspielen sie gegenüber der Öffentlichkeit jede Glaubwürdigkeit. Die Jagd läßt sich dann als Regulierer von Wildbeständen nicht mehr erklären. Spätestens dann, wenn die Jäger das Problenm Schwarzwild nicht in den Griff bekommen, hat die Öffentlichkeit das Recht, die Jagd als Ganzes in Frage zu stellen.

Das Symposium hat gezeigt: Der Ball bei der Bestandsreduzierug liegt nun im Feld der Jägerschaft. Einzelne Projekte haben bewiesen, dass das Problem in den Griff zu bekommen ist, alleine am echten Willen der Jägerschaft fehlt es.


waidmannsheil

Euer

stefan

12.11.14

BGS Rüde "Loisl" nach dem Schweißhundeführerseminar zu Besuch im Oderbruch

Die praktische Ausbildung von Jungjägern und Jagdhundeführern sind die Säulen einer zukunftsfähigen Jagd

Die Teilnehmer des Schweißhundeführerseminars der Jagdschule Richter im mecklenburgischen Malchow

Es ist gerade einmal 4 1/2 Jahre her, als Jungjäger Johannes aus dem Bergischen Land nach dem Ablegen der Jägerprüfung zu seinem ersten Jungjägerseminar seine Zelte hier im Oderbruch aufschlug. Mittlerweile hat er eine ausfüllende Jagdmöglichkeit im heimatnahen Wittgensteiner Land gefunden, die einen brauchbaren Hund erfordert.

Die ruhige und fleißige BGS Hündin Dana war Johannes noch als verlässlicher Begleiter in seiner jagdlichen Zeit im Oderbruch  gut in Erinnerung und so fiel die Wahl nicht schwer, sodass vor 6 Monaten der BGS Welpe "Loisl" einzog.

Doch genauso wie Herrchen im praktischen Jagen ausgebildet wurde, fuhr Loisl, kaum ein halbes Jahr alt, einmal mit Herrchen durch ganz Deutschland zum Schweißhundeführerseminar der Jagdschule Richter nach Malchow in Mecklenburg -Vorpommern. Dort wurden Hund und Führer drei Tage vom erfahrenen Schweißhundeführer und Inhaber der Jagdschule Richter, Klaus Richter, in die Grundlagen der Schweißhundearbeit eingewiesen.

Auf dem Rückweg von Mecklenburg-Vorpommern nach Nordrhein-Westfalen wurde im Oderbruch ein Zwischenstopp eingelegt und ich konnte mir auf einem mehrstündigen Spaziergang ein Bild von Hund und Führer machen.

Obwohl Loisl noch im stürmischen Welpenalter ist, wurde erkennbar, dass der tägliche Dauerkontakt von Hund und Führer deutliche Früchte trägt. Sehr aufmerksam beobachtet Loisl jede Regung seines Herrn und ist für sein Alter stark auf seinen Führer fixiert, - die wichtigste Voraussetzung für ein erfolgreiches Gespann!!!


Waren von Anfang an ein Herz und eine Seele: 
BGS Hündin Dana (li.)und BGS Welpe Loisl (re.)

Da bleibt mir nur noch, diesem hoffnungsvollen jungen Gespann weiterhin viel Erfolg bei der anstehenden Ausbildung zu wünschen.

Diesmal mit

Suchenheil und waidmannsheil

Euer

stefan

Sie sind Nichtjäger und benötigen Hilfe bei der Erziehung Ihres Jagdhundes?
Jagdhundeseminar für Nichtjäger und Erstlingsführer von Jagdhunden

9.11.14

Steierische Jägerschaft in Rottenmann zeigt Flagge - Die Feierlichkeiten am Hubertustag sind ein Teil unserer Jagdkultur

Huberusfeierlichkeiten statt Regionalkonferenzen

Vielleicht ist dies auch ein Grund, weshalb viele Millionen Menschen aus Deutschland  jedes Jahr nach Österreich fahren, um dort Urlaub zu machen: In Österreich haben sich viele kulturelle Errungenschaften erhalten, die in Deutschland der Modernen weichen  mussten, weil wir sie als anachronistisch angesehen haben.

Dies ist beim Jagen nicht anders. Noch immer bleibt es für viele von uns deutschen Jägern ein Traum, auf Gams oder Murmel zu waidwerken. Doch wer einmal in Österreich jagen durfte, der weiß, dass die Jagd und die Jägerschaft dort eine ganz andere gesellschaftliche Stellung hat, als bei uns in Deutschland.

Doch dieses hohe gesellschaftliche Ansehen gibt es nicht umsonst, man tut dort etwas für das Ansehen der Jäger. Als ich in den letzten Wochen zahlreiche Hubertusmessen im Treffpunkt Jagd des Deutschen Jagdportals einstellte, wurde es mir das erste mal bewusst: Während wir uns in Deutschland anlässlich des Hubertustages in den Kirchen verkriechen, finden in Österreich überall von den Jägern organisierte Hubertusfeiern statt, die von viel politischer und jagdlicher Prominenz besucht werden. Neben einer Messe, findet ein Umzug der Jäger statt, Jungjägern und Aufsichtsjägern werden die Ernennungsurkunden überreicht und anschließend wird ordentlich im Dorfkrug gefeiert.
Die Jägerschaft nutzt den Hubertustag, um in der Öffentlichkeit Flagge zu zeigen. Die Feierlichkeiten sind ein Teil der Gesellschaft und der österreichischen Kultur.

Das Auflebenlassen dieses Teils der deutschen Jagdkultur wird in Deutschland wenig genutzt, stattdessen organisieren die Jägerschaften in Deutschland  Regionalkonferenzen, auf denen wir gegen die Politiker schimpfen. Öffentlichkeitsarbeit sieht anders aus, die österreichischen Jagdverbände machen es uns vor.

Hier der Bericht der Hubertusfeier im steierischen Rottenmann auf der Facebookseite der örtlichen Jägerschaft  und einige Bilder:


waidmannsheil
Euer

stefan


Hubertusfeier der Zweigstelle der steierischen Jägerschaft Rottenmann am Freitag, 7.11.2014 




Mit Ehrengast Präsident Graf Franz Meran mit 400 Teilnehmern inkl. der Bevölkerung.
Musikalisch umrahmt vom MGV und Frauenchor sowie der Paltentaler Jagdhornbläsergruppe und dem Duo Paar Hans und Stocker Fritz mit dem Lied Weidmannsheil.
Anschließend ging es dann in unseren großen Volkshaussaal der Stadt Rottenmann zum "Schüsseltrieb" .
Bei vollem Haus moderierte " Ernst Zwanzleitner" durch das Programm mit dem MGV-und Frauenchor; Jagdhornbläsergruppe Paltental und dem "Duo Hans Paar und Stocker Fritz.
Der Abend fand dann in den Morgenstunden seinen Ausklang. 

   



3.11.14

Zum Hubertustag ein Gastkommentar von Bertram Quadt



Zum Hubertustag ein Gastkommentar von Bertram Quadt
(gehalten als Hubertusrede in Neu-Ulm 2012)

Wir Jäger sind schon ein eigenartiges Volk. Da gehen wir hinaus in Gottes Schöpfung, bringen eins seiner Tiere darin um, tragen es dann auf den Schultern in das Haus, das man Seines nennt, und dort loben wir den lieben Gott mit Hörnerklang und frommen Sprüchen über der von uns getöteten Kreatur. Und das Ganze tun wir im Namen eines Heiligen, der uns als Schutzpatron herhalten soll. Sankt Hubertus. Es lohnt sich, diesen Mann und die Legende um ihn einmal genauer herzunehmen, denn ich glaube, dass aus den ganzen Widersprüchlichkeiten, die da drin zu finden sind, einiges an Hirnfutter für uns Jäger liegt. Und Füttern ist bekanntlich eine Hegemaßnahme, zu der wir gesetzlich verpflichtet sind. Also, hegen wir uns heute mal ein wenig selbst.

Hubertus gab es tatsächlich, er wurde um 655 in Toulouse geboren und starb am 30. Mai 727 in Tervuren, das liegt nicht weit weg von Brüssel. Der Mann war Pfalzgraf am fränkischen Hof. Pfalzgraf, das lässt sich ganz gut mit einem heutigen Ministerpräsidenten vergleichen, sprich: Hubertus war ein Großkopferter. Er war verheiratet – mit einer außergewöhnlich hübschen Frau, das wird ziemlich übereinstimmend berichtet – und er war ein leidenschaftlicher Jäger. So weit, so gut: mit einem überaus hübschen Ehegespons sind wir ja alle gesegnet, leidenschaftliche Jäger sind wir auch, und „Großkopfert“: naja, der ein oder andere ist es, der ein oder andere glaubt es zu sein.

Hubertus jagte, und dazu ließ er so gut wie keine Gelegenheit aus. Er jagte mit Hunden, mit Falken, mit dem Ross. Er jagte mit Schwert, mit Spieß, mit dem Bogen. Und er jagte am liebsten mit der Armbrust. Das sagt seine Legende deutlich – und das ist der erste Bruch im Bild. Das sechste Jahrhundert. Beginn der Ritterzeit. Da war die Armbrust eine geächtete Waffe. Wenn schon Fernwaffe, dann doch bitte den Bogen. Den muss man beherrschen, das muss man üben! Aber die Armbrust, mit der es ein jeder Depp kann – wo ist denn da die Ritterlichkeit, wo bleibt da das Handwerk? Wollten wir das auf Heute übersetzen, da hätte der Heilige Hubertus wahrscheinlich mit Nachtsicht-Zieloptik und Schalldämpfer gejagt, oder wäre mit dem Vollernter samt Zehnschussmagazin auf der Jagd erschienen. So einen hätten manche mit vollem Herzen als „unwaidmännisch“ verschrien.

Nun aber zu seiner Legende, die Sache mit seinem berühmten Hirschen. Das hat sich in den Ardennen ereignet – übrigens eine der schöneren Jagdgegenden in unseren Breiten:
"Als einst Hubert an einem Karfreitag mit seinem lauten Tross zur Jagd zog, warnte ihn seine Gattin und flehte ihn dringend an, den ernsten Todestag des Herrn nicht zu entweihen. Er schien von der liebevollen Warnung seiner frommen Gattin gerührt, dennoch siegte die Jagdlust. Mit seinem zahlreichen Gefolge sprengte er durch Wald und Busch, durch Wiesen und Gründe und verfolgte einen prächtigen Hirschen. Als er demselben nahe kam und schon den Bolzen nach dem Tiere abdrücken wollte, bleibt dasselbe plötzlich stehen, wendet sich nach dem Jäger, und mitten in seinem Geweih erscheint ein strahlendes Kreuz. Eine klagende Stimme ertönt: 'Hubertus, ich erlöste dich und dennoch verfolgst du mich!'

Hubert erbebte, warf sein Geschoß von sich und flehte innig zu Gott um Erbarmen. Darauf baute er sich eine Hütte aus Baumzweigen und Schilf und führte, von der Welt geschieden, in stiller Waldeinsamkeit ein bußfertiges, abgetötetes Leben."
Und so einer ist unser Schutzpatron? Wir sind schon ein seltsames Volk, wir Jäger.
Nehmen wir diese Legende mal auseinander:

Am Karfreitag.

In den Zeiten der allerfrühesten Jagdgesetzgebung waren der Weihnachtstag und der Karfreitag, also Geburts- und Todestag des Herrn Tage, an denen nicht gejagt werden durfte. In Ungarn hat sich dieser Brauch bis ins 20. Jahrhundert gehalten, weswegen eines der schönsten Jagdbücher aus diesem Land, nämlich das von Endre Graf Csekonics auch „Im Land der 363 Jagdtage“ heißt. So, und an diesem Karfreitag hat also unser lieber Schutzpatron gejagt. Schonzeitvergehen nennt man das heutzutage. Gut, dass er das entgegen der liebevollen Warnung seiner lieben Frau tat – die nichtjagdenden Damen im Saal wollen mir das bitte nachsehen – das nehmen wir mal als lässliche Sünde hin. Aber: mit lautem Tross, mit zahlreichem Gefolge sprengt Hubertus den Hirsch durch die ganze Botanik. Mit anderen Worten: der bemitleidenswerte Hirsch wurde par force gejagt. Sie wissen, was „par force“ heiß? Mit Gewalt!
Sie wissen auch, was diese Jagdart auf große Wiederkäuer bedeutet? Müd gehetzt bekommen Sie einen Hirschen mit keiner Hundemeute dieser Welt, denn wenn es nur ums Flüchten geht: da kann der Hirsch mit seinem enorm großen Brustkasten deutlich länger als jeder Hund und jedes Ross. Und so funktioniert die Parforce-Jagd auch nicht. Sie funktioniert sehr viel ausgedachter. Ein Wiederkäuer muss – das verlangt sein besonderer Organismus – regelmäßig sich lösen und nässen. Wenn er das nicht kann, wenn er durch beständige Hetze daran gehindert wird, dann staut sich der Harn in der Blase, die Losung im Darm, und die darin zum Abtransport nach außen gebundenen Giftstoffe überwinden die Blutbarriere und wandern zurück in den Organismus. Der Fachbegriff heißt Urämie, Harnstoffvergiftung des Blutes.

Die Folgen: Benommenheit. Herzbeutelentzündung. Punktförmige Blutungen in den Nieren. Herzmuskelentzündung. Und das geht recht schnell bei einem großen Ruminatoren wie unserem Rothirsch. Dass der Hirsch des Pfalzgrafen Hubertus sich den hetzenden Hunden gestellt hat, hat also nur damit zu tun, dass das Tier so von seinem eigenen Urin und Kot vergiftet war, dass es nicht mehr weiter konnte. Saubere Jagd das, die unser Schutzpatron da abgeliefert hat.
Und dann kommt er noch nicht mal zum Schuss, dann kann er die zuschanden gehetzte Kreatur noch nicht einmal erlösen. Denn die hat auf einmal ein Kreuz im Geweih. Die schaut ihn direkt an und redet ihn auch noch direkt an und macht ihm Vorwürfe. Zumindest glaubt er die zu hören. Sentimental ist er also auch noch. Er wirft seine Waffe weg, den kaputtgehetzten Hirsch überlässt er seinem Schicksal – und das wird kein schönes gewesen sein, denn Gottes Natur kennt wenig Nächstenliebe, die hat er uns Menschen überlassen. Nein, der Herr Pfalzgraf fällt auf die Knie, wimmert um Erbarmen, lässt die Welt, Weib und Kinder fahren und verkriecht sich in eine Schilfhütte wo er hinkünftig ein „abgetötetes“ Leben führt. Somit ist er also wahrscheinlich Vegetarierer oder gar Veganer geworden. Und das ist dann unser Schutzpatron. Schöner Patron. Könnte man jetzt denken.

Man kann aber auch anders, man kann nicht nur, man muss. Hubertus steht uns als Patron da, weil wir an seinem Beispiel gewaltig viel lernen können. Zu aller erst einmal wie man es nicht macht. Ich denke, Sie stimmen mit mir überein, dass das auf der Hand liegt.

Das Kopfnicken freut mich. Aber: wenn wir da mal etwas tiefer gehen, nicken Sie dann immer noch mit dem Kopf? Hubertus haut sein Revier offenbar sauber zu Klump mit seiner Hetzjagd. Machen wir das etwa anders, wenn wir unsere Freunde fröhlich zur Drückjagd eine Woche vor Weihnachten laden? Hochwinter. Minimalvegetation, wahrscheinlich hohe Schneelage. Für den Haupt-Wiederkäuer unserer Breiten, für das Reh eine brutal harte Zeit. Die Natur hat vorgesorgt und den Stoffwechsel auf ein Minimum reduziert. Und in dieser Zeit scheuchen wir dann zig Jäger in den Wald, machen in diesem Wald dann einen Heidenradau, damit wir der Sauen Herr werden, die unseren Pachtbauern die Äcker zerwühlen, was wir zu bezahlen haben. Und dann liegen bei dreissig, vierzig, sechzig Schützen acht Sauen da und wir sagen: „Ein schöner Jagdtag geht zu Ende.“ Schön für uns, meinethalben, aber für das ganze Stück Schöpfung, das uns anvertraut ist, eine ziemliche Höllenschur. Wir haben den ganzen Wald einen Tag lang mit Hallo und Horrido auf links gekrempelt, aber weil wir vergessen haben, dass die Dickung, die vor drei Jahren voller Sauen war, inzwischen aufgelichtet ist, dass das Schwarzwild den Kaiserstand inzwischen auswendig kennt, dass das Anblasen zur Jagd den Sauen als Warnsignal dient, dass das Ausbringen von so vielen Schützen die Schwarzkittel weiträumig verscheucht, war die Strecke sehr schmal. „Was solls?“, sagen wir, wir müssen es halt trotzdem irgendwie versuchen. Dass aber da in unserem Wald auch noch einiges an Rehwild vorkommt, dass das grade im absoluten Stoffwechselminimum steht und jede Beunruhigung überhaupt nicht aushalten kann, dass dieses Wild entweder zu Tod gehetzt im Brombeerverhau krepiert oder verzweifelt versucht, seine unzeitig angegriffenen Energiereserven durch konzentrierten Verbiss wieder aufzufüllen, das streichen wir geflissentlich weg.

In dem ein oder anderen Hirn mag sich der Gedanke regen, dass wir dieses Wild jetzt nicht jagen, sondern hegen sollten, dass wir es in dieser Notzeit zu füttern hätten, und dass wir – wildbiologisch richtig handelnd – mit dieser Fütterung schon nach seiner Brunft spätestens Anfang September umsichtig hätten beginnen sollen, der Gedanke mag noch seltener sein. Aber er bleibt trotzdem richtig und wichtig. Nun mag mir der ein oder andere hier kommen und sagen: Das dürfen wir aber nicht, das sagt das Jagdgesetz. Dem muss ich dann aber antworten: Nach § 1 des Bundesjagdgesetzes sind wir zur Hege und zur Waidgerechtigkeit verpflichtet – und zwar gegenüber allen wildlebenden Tierarten, vom Erdziesel bis zum Braunbär, vom Adler und vom Auerhahn bis hin zur Kohlmeise. Die Jagdrechtsgelehrten mögen mir jetzt entgegenhalten, dass Braunbär und Kohlmeise nicht dem Jagdrecht unterliegen. Das stimmt auch. Aber wir wären schöne Jäger ganz im Sinne des Herrn Hubertus, wenn uns das nicht scherte. Wir tragen Verantwortung vor der und für die gesamte Schöpfung. Denn sonst könnten wir nicht guten Gewissens hinaus gehen und mit der Waffe in der Hand über das Wohl und Wehe, über Leben und Tod entscheiden. Und im direkten, persönlichen Apell an jede und jeden hier im Saal: wollen Sie so jagen, dass Ihnen irgendwann Ihr ganz persönlicher Hubertushirsch begegnet? Das muss übrigens kein Hirsch sein. Das kann ein Rehkitz sein, das – von den Hunden gehetzt – sich im Forstzaun vor ihren Augen das Genick kaputtrennt. Das kann ein noch gestreifter Frischling sein, dem die Mutterbache schon vor drei Wochen totgeschossen wurde, und der auf der nächsten Drückjagd orientierungslos hinter dem Stand steht und um die Kugel bettelt. Wir schießen das tot, weil wir – hoffentlich – anders als Herr Hubertus gelernt haben, was richtig und was falsch ist. Der musste das erst lernen, und auf keine schöne Weise. Denn wenn das Tier, das wir jagen, uns direkt ansieht, wenn wir so gänzlich unmittelbar mit dem Leid und mit der Qual, die die Jagd mit sich bringen kann, konfrontiert sind, da stockt es dann schon in uns allen. Da wollen wir, die wir den tödlichen Schuss hunderte Male geübt haben, den Moment scheuen und lieber weglaufen. Da wollen wir nicht mehr töten und beenden – und da tun wir es, weil wir es müssen. Das ist Jagd.

Damit sind wir an dem Punkt, der aus dem Herrn Hubertus den Heiligen Hubertus werden lässt. Der Herr stand auch da, als der zuschanden gehetzte Hirsch sich endlich stellte. Normalerweise wäre das der Moment gewesen, da er ihm den Fang mit der kalten Waffe gegeben hätte, so funktioniert die Parforce-Jagd halt einmal. Aber da tut dieser Mann etwas anderes: er stockt. Er hält seinen Fänger zurück. Er überwindet nicht diese grausame Schranke zwischen wildem Tier und tötendem Menschen. In diesen Qualen greift er das Tier nicht körperlich an und sticht es ab. Er hält ein, er lässt leben. Er – großer Jäger der er war und der genau um seine Jagd und ihre Auswirkungen wusste, sonst wäre er als Jäger nicht so erfolgreich gewesen wie es die Fama berichtet – er gibt eine zweite Chance. Er lässt los, er lässt leben. Er nimmt die Fähigkeit und den Auftrag, zwischen Tod und Leben zu entscheiden, wörtlich: zwischen Tod und Leben. Und er wählt das Leben, das bisschen Leben, was diesem grausam gehetzten Hirschen vielleicht noch bleiben mag – und darin die große Chance auf ein Über-Leben.

Ethisch-moralisch gesehen handelt unser umstrittener Jagdpatron Hubertus hier sehr verantwortlich. Und damit sind wir am Knackpunkt, denn worüber anders reden wir hier als über genau diese drei Begriffe: Ethik, Moral, Verantwortung? Ganz kurzer Ausflug in die Philospohiegeschichte, um diese drei Begriffe mal kurz voneinander abzugrenzen: Ethik gibt uns das sittliche Verständnis, Moral gibt uns die Handlungsmuster dazu, und Verantwortlichkeit letztendlich zeigt uns, wo wir diese Handlungen so anwenden können, dass wir uns dafür verantworten können, dass wir also auf jede Frage nach dem „Warum machst Du so was?“ Antwort geben können. Hubertus gibt die Antwort, nachdem er seinem Hirsch begegnet ist. Er antwortet: „Ich kann diese Frage nicht beantworten. Darum unterlasse ich die Handlung. Ich weiß nicht, warum ich diesen Hirsch töten soll. Deswegen töte ich ihn nicht.“ Da sind wir an einem ganz wichtigen, an einem kardinalen, an einem Dreh- und Angelpunkt: Warum töte ich? Töte ich, weil ich es kann, oder töte ich, weil ich es will?
Jose Ortega y Gasset – der übrigens kein Jäger, kein Landmensch, sondern ein Städter und ein Berufsphilosoph war, er bietet eine Antwort an: „Ich jage nicht um zu töten, ich töte um gejagt zu haben.“ Reicht das aus? Mir klingt das auf den ersten Blick zu billig. Denn ich gehe ja auf die Jagd, und – nach Ortega – um auf die Jagd gegangen zu sein müsste ich notwendigerweise auch etwas umgebracht haben, sonst wäre es ja keine Jagd. Aber ist die Jagd, ist dieses Handwerk, das mir so wichtig ist, dass ich Anfeindungen, Angriffe, Abstriche an meinen Grundrechten hinnehme, ist mir diese Jagd in dieser Form recht und billig? Ganz ehrlich: ich frage mich das in der ein oder anderen Form immer, wenn ich rausgehe. Und sollte ich mich irgendwann dabei erwischen, dass ich auf diese Frage mit einem simplen „Ja“ antworte, da gebe ich meine Flinten und Büchsen ab, kleide mich in Naturfasern, nehme Sojamilch zu meinem Cappucino und werde Veganer – mit der gleichen Überzeugung, mit der ich heute, hier und jetzt Jäger bin. Denn wenn ich einmal damit anfange zu töten NUR weil ich es kann, dann habe ich als Jäger nichts mehr da draußen verloren. Dann stehen mir die Privilegien, die ich als Jäger genieße, nicht mehr zu.

Und Privilegien genieße ich: ich darf Waffen haben, ich darf sie gegen Lebewesen richten, ich darf diese Lebewesen töten und mir im wahrsten Sinne des Wortes einverleiben. Ich bin zwar gehalten, wiedermal nach § 1 BJagdG, das im Sinne der Hege und der Waidgerechtigkeit zu tun, aber was Hege und Waidgerechtigkeit tatsächlich sind, das steht in keinem Gesetzestext. Mit anderen Worten: wir Jäger genießen ein einzigartiges Privileg in unserem deutschen Rechtssystem. Wir haben zu entscheiden, was diese Grundlagen der Hege und der Waidgerechtigkeit sind, nach denen wir das Gesetz erfüllen, unter dem wir stehen!

Damit ist klargestellt: Jagd ist mehr als Töten. Und nachdem Hubertus begriffen hat, dass sein Jagen nichts anderes mehr war als Töten aus reiner Willkür, da hat er es sein lassen. Das ist dann wirklich ein guter Jagd-Patron, und er gibt uns da ein sehr deutliches Vorbild: es liegt nicht darin, dass er die Jagd einfach aufgesteckt hat, es liegt schon gar nicht darin, dass er besinnungslos und rücksichtslos gejagt hat. Es liegt darin, dass er, als er auf die Frage „ Warum machst Du das?“ keine Antwort mehr geben konnte, das Jagen hat sein lassen.

Wir sind mit dieser Frage regelmäßig konfrontiert, wenn wir auf Menschen treffen, die mit der Jagd nichts am Hut haben und nicht begreifen können, warum man jagt und dabei Tiere tötet: „Warum machst Du das?“ Da hat dann ein jeder von uns seinen vorbereiteten Antwortenkatalog im Ranzen, und der rangiert von „Weil das Wild kontrolliert werden muss“ über „Weil es keine Großräuber mehr gibt“ bis hin zu „Weil ich sauberes Fleisch essen will“. Aber wenn das Gegenüber dann nachhakt und die erste Antwort hinterfragt, wenn sich daraus dann eine ganz normale Diskussion entwickelt, dann wird vielen von uns ganz schnell der Frack zu warm und das Gespräch unangenehm. Liebe Jägerinnen und Jäger: diese Diskussion, die uns dann unangenehm wird, die ist allgegenwärtig, es ist eine öffentliche, eine politische Diskussion – sowohl auf der Ebene der Gesetzgebung als auch an jedem Tisch, an dem wir als Jäger sitzen. Und wenn wir da keine Antworten geben können, dann stehen wir bald an dem Punkt, wo es für uns dann heißt: Jagd vorbei. Und wenn man ein klein wenig überlegt, dann wird sehr schnell klar: die Antworten wie die Fragen, die hören nicht bei der Alters- Gewichtsansprache oder beim Kaliber auf, die gehen erheblich weiter. Die umfassen die gesamte Biologie der Umwelt, in der wir jagen, die umfassen soziologische, wirtschaftliche, ökologische Themen mit der gleichen Richtigkeit und Wichtigkeit. Wir müssen, wenn wir jagen wollen, sehr fit sein – nicht nur in unserem Handwerk, sondern in allen Bereichen, die unser Handwerk berührt. Sonst wird es uns weiter und weiter beschränkt und irgendwann weggenommen. Ein Beispiel: als es um die Schalenwildfütterung ging, als der Vorwurf aufkam, dass man damit nur Trophäen züchte und das eine Verhausschweinung des Wildes sei, da hatte die Jägerei nicht die richtigen Antworten parat, und jetzt ist diese Fütterung je nach Wildart entweder stark eingeschränkt oder verboten – mit allen negativen Begleiterscheinungen. Denn wenn wir nicht das Sachwissen haben, wenn wir nicht die Antworten haben, dann finden sich schnell genug Leute, die Antworten geben – und diese Antworten werden dann auch gehört, egal, ob sie uns passen oder nicht. Diese Verantwortung tragen übrigens nicht nur die Verbände, auf die wir gerne mal schimpfen, und sie vorschieben, wenn uns die Diskussion unangenehm wird: diese Verantwortung tragen wir alle. Wir alle sind Funktionäre und Repräsentanten unserer Jagd, und danach, wie wir auftreten, wie wir uns geben und welche Antworten wir geben können, danach wird die gesamte Jagd beurteilt – oder verurteilt. Es liegt also an Ihnen und an mir, was morgen und übermorgen aus der Jagd wird, und ob unsere Kinder noch werden jagen können.

Ja – ich denke, wir haben einen sehr guten Patron in Hubertus. Zum einen zeigt er uns dass man nicht töten darf, nur weil man es kann. Das gilt für einen kapitalen Geweihhirsch ebenso wie für einen Marder, das gilt für eine Wildsau ebenso wie für ein Karnickel. Zum zweiten zeigt er uns, dass das Jagen mehr sein muss als das Töten, nämlich dass man sich seine Wildbahn nicht zuschanden richten darf, dass man umfassendes Wissen braucht über alles, was in seinem Revier geschieht. Und zum dritten zeigt er uns – und das halte ich für die wichtigste Botschaft in dieser Legende – dass wir jederzeit im Stande sein müssen, die Frage: Warum machst Du das? vor jedem Frager, auch und besonders vor uns selbst, dass wir diese Frage jederzeit umfassend müssen beantworten können. Denn sonst erginge es uns wie ihm: Schilfhütte, bußfertiges Leben, keine Jagd mehr.

Vielleicht denken wir in diesem Jagdjahr etwas öfter über unseren Schutzpatron nach.
Waidmanns Heil!

25.10.14

Der Landtagsabgeordnete Michael Billen, genannt "Billen the kid", ein Botschafter für die Jagd

Michael Billen ist nicht nur Landtagsabgeordneter, sondern auch Landwirt, Schnapsbrenner und Jäger und er steht dazu. Zitat:"Das bin ich. Ich bin Bauer und ich bin Jäger, kein schlimmer, aber ein Jäger.“
 
Photo: Marcus Kaufhold

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung widmet dem Jäger und CDU Landtagsabgeordneten von Rheinland-Pfalz, Michael Billen aus der Eifel einen Artikel. Der Artikel beschreibt einen Politiker, nach dem sich viele Menschen  in unserer Gesellschaft sehnen: Ein bodenständiger Unternehmer vom Lande, der mit seinen Ecken und Kanten eine streitbare Persönlichkeit darstellt.

Der Artikel ist eine Art "Homestory", sie zeigt aber den Abgeordneten Billen nicht, wie man es von unseren Politikern  gewohnt ist, im Kreise der Familie, sondern der Artikel ist bebildert mit Michael Billen bei der Jagd und im Gespräch mit seinen Freunden. Ein Zitat Billens bringt die Jagd mit Sekundärtugenden in Verbindung, wie man sie von Jägern eher selten hört. "Ein guter Jäger braucht Disziplin". Es ist das Einstehen als Politiker für die bürgerlichen Werte, die einen Menschen wie Billen heute als streitbar erscheinen lassen und es sind genau diese bürgerlichen Werte, die die Jagd ausmachen und die wir Jäger aus Angst vor Kritik und Ausgrenzung ungern aussprechen.

Die Person Michael Billen verkörpert eine Persönlichkeit, die in großen Teilen der städtischen Gesellschaft untergegangen zu sein scheint. Nur auf dem Land, das weitestgehend unbehelligt vom Zeitgeist seine alten Traditionen erhalten konnte, finden Menschen wie Michael Billen ein Biotop zum Überleben.

Es ist das Bodenständige des Landlebens, was im Artikel die Jagd und den Jäger Billen authentisch wirken lässt.  Der Artikel über den Politiker, Schnapsbrenner, Landwirt und Jäger Billen zeigt, dass die Jagd erklärbar ist, wenn sie von authentischen Persönlichkeiten in die Öffentlichkeit getragen wird, aber auch nur dann.

Hätten wir in den vorderen Reihen der Jägerschaft mehr vom Schlage eines bodenständigen Michael Billens, würde die Jagd von heute in einem besseren Bild erscheinen, da bin ich mir ganz sicher.


Das ist für Michael Billen Jagd: Nach der Jagd feiert er mit Schnaps und Bier im Kreise seiner Freunde die Erlegung eines Bockes 
Photo: Marcus Kaufhold

 CDU-Abgeordneter "Billen the kid"


Der rheinland-pfälzische Landtagsabgeordnete Michael Billen hat eine Affäre verschuldet, die ihn zu erledigen drohte. Er hat sich jedoch gerettet. Wer ihn heute erlebt, wie er raucht, wie er redet, wie er jagt, hat kaum noch Zweifel daran, dass ihm keiner mehr was kann. 

von Timo Frasch Kaschenbach 



waidmannsheil

Euer

stefan

15.10.14

Hunde von Kadavern fernhalten: Hasenpest im Landkreis Leipzig nachgewiesen

Photo: www.animal-health-online.de

Leipzig/Zwenkau (aho) – In der Region Zwenkau wurde bei einem tot aufgefundenen Hasen der Erreger der Hasenpest (Tularämie), Francisella tularensis, nachgewiesen. Hierzu informiert jetzt das Landratsamt Leipzig.
Die Hasenpest ist eine bakterielle Infektionskrankheit und kommt vor allem bei wild lebenden Nagetieren und Hasenartigen vor, jedoch ist auch eine Übertragung auf den Menschen und Haustiere möglich. Der Mensch kann sich vor allem direkt, z. B. beim Abhäuten von Niederwild oder beim Verzehr von nicht ausreichend erhitztem Fleisch, aber auch indirekt, z. B. bei staubigen Feld- und Waldarbeiten anstecken. Eine Infektion von Mensch zu Mensch ist nicht beschrieben.
Der Verlauf der Erkrankung beim Menschen ist schwer und häufig lebensbedrohlich. Die Letalität wird ohne Behandlung mit etwa 33 % angegeben, weshalb eine rechtzeitige Diagnosestellung von größter Bedeutung ist. In Mitteleuropa ist die Erkrankung sehr selten.

14.10.14

Unfähige Jagdpächter von Burglengenfeld fordern Pille fürs Schwarzwild

Solche Photos braucht die Presse: Strecke der revierübergreifenden Ansitzjagd 2014 der Jägerschaft Rehau-Selb
Wie eine eigenmächtige Pressearbeit vollständig in die Hose gehen kann

Dass es mit der Öffentlichkeitsarbeit in einigen Jägerschaft nicht zum Besten bestellt ist, ist hinlänglich bekannt. Ein Beispiel wie man es auf keinen Fall machen sollte, zeigt die "Pressearbeit" einiger Jagdpächter im bayerischen Kreis Schwandorf.

Doch scheinbar beherrschen einige Jagdpächter dort nicht nur  die Bejagung des Schwarzwildes nur bedingt. Auch die erste Grundregel der Öffentlichkeitsarbeit, wonach eine Gemeinschaft sich immer nur durch eine Person gegenüber der Presse vertreten läßt, ist ihnen scheinbar völlig unbekannt.

So kam, was kommen musste und einige der Jagdpächter von Burgelengenfeld im Landkreis Schwandorf, die unter den Schäden des Schwarzwildes leiden, wandten sich eigenmächtig an die örtliche Presse. Man hoffte, sich wenigstens dort für seine Probleme der ausufernden Wildschäden Gehör zu verschaffen.

Herausgekommen ist ein hochnotpeinlicher Bericht im Lokalblatt mit der Überschrift: "Jäger fordern die Pille für Wildsäue".

Da predigen die Jagdverbände landauf landab, was für wertvolles, vor allem hormonfreies Wildfleisch die Jäger erlegen und einige hoffnungslos überforderte Jagdpächter haben nichts besseres zu tun, weil sie ihren Wildschaden nicht in den Griff bekommen, als zu fordern, man möge unsere Bachen mit Hormonen verseuchen, um den Wildschaden zu reduzieren!!

Und es sind natürlich aus der Sicht der Presse "Die Jäger" die dies fordern, aber keinesfalls eine handvoll Jagdpächter, die scheinbar unfähig sind, die Bejagung der Schwarzwildbestände zu organisieren.

Liebe Jagdpächter von Burglengenfeld,

1. Wenn ihr ein Wildschweinproblem habt, dann sucht den Kontakt zu Jägern, die dieses Problem schon mehrfach für andere Jagdpächter gelöst haben.
2.Organisiert revierübergreifende Drückjagden (siehe Bild oben) und zeigt mit diesen Jagden der Öffentlichkeit, dass Jäger für die Reduzierung von Wildbeständen zusammenarbeiten und Jagdpächter solche Aktionen organisieren können.
3. Sollte beides nicht in Eurem Interesse sein, so bitte ich Euch inständigst: Gebt Eure Jagden in jüngere oder kompetentere Hände. Dies ist im Interesse der Jagd unumgänglich!!!

Und noch etwas zum Schluss:

Bitte überlasst das Abgeben von Statements den Obleuten für Öffentlichkeitsarbeit Eurer Jägerschaft, sie wurden durch den Verband in der Abgabe von Presseerklärungen geschult.


Heute mit kopfschüttelndem waidmannsheil

Euer

stefan


Jäger fordern die „Pille für Wildsäue“

In Rotten zerstören Wildschweine die Felder der Landwirte um Burglengenfeld. Für die Schäden müssen die Jagdpächter aufkommen, die nun Alarm schlagen.


Einige Landwirte haben bereits mit Schneisen zum Waldrand reagiert – das erleichtert den Jägern ihre Arbeit. Nur so wird es möglich, die Wildschweine beim „Übergang“ in die Felder zu schießen.

Von André Baumgarten

Burglengenfeld. Die Jagdpächter in den Revieren rund um Burglengenfeld kämpfen mit einer regelrechten Wildschwein-Plage – „Wir kriegen das allein nicht mehr in den Griff“, räumt Heinz Steckel ein. Er und seine Kollegen sehen deshalb die Politik gefordert. „Langsam gerät das Ganze nämlich außer Kontrolle“, mahnt Hans-Ludwig Pirzer. Wahlweise müsse die Schonzeit überdacht oder das Thema Verhütung in Angriff genommen werden, fordern sie. Die „Pille für Wildsäue“ wäre eine Chance, die ausufernde Population zu begrenzen.


Hier geht es zum vollständigen Presseartikel im Onlineportal von Mittelbayerische.de

27.9.14

"Ich stand irgendwann vor der Entscheidung: Werde ich nun Vegetarierin oder Jägerin?“

Im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am Wochenende widmet man sich dem Trend, dass immer mehr Frauen sich dafür entscheiden, den Jagdschein zu machen. Beim Lesen des Artikels hat man den Eindruck, der Autor Hubert Spiegel wurde selbst bei seiner Recherche zu diesem Beitrag überrascht, wie locker und unverkrampft Jägerinnen mit dem Thema Jagd umgehen.

Die unbekümmerte Art, mit der Jägerinnen über den Grund sprechen, warum sie zur Jagd gehen, sollte uns zeigen, dass Jägerinnen die besseren Botschafter der Jagd sind.

Ein Interessanter Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zum Thema Frauen und Jagd.

waidmannsheil

Euer

stefan


Neues Rollenbild 
Die Jägerinnen

Bei den Griechen war Artemis Schutzherrin eines Handwerks, bei dem man sofort an Männer denkt. Heute greifen immer mehr junge Frauen zur Waffe. Warum nur? 

Warum ist eigentlich bei den alten Griechen eine Frau und nicht ein Mann zuständig für die Jagd gewesen? Der Gott des Krieges war selbstverständlich ein Mann: Ares, ein mieser Rohling, blutrünstig, primitiv, brutal, einer, der Gewalt liebt und sie genießen kann. Von Zeus, dem eigenen Vater, wurde er verachtet, von Aphrodite, der Schönsten aller Schönen, ins Bett gelassen. Ein allzu gutes Licht hat das auf die Göttin der Liebe nicht geworfen.

Den vollständigen Artikel gibt es hier

Pressemitteilung der Jägerinnen in Bayern

Photo: Die Jägerinnen von der bayerischen Jägervereinigung Marktoberdorf e.V.

Jagen,das ist längst keine Männersache mehr. Frauen haben in den vergangenen Jahren auch diese ehedem reine Männerbastion erobert. 3500 Frauen gehören dem Bayerischen Jagdverband (BJV) an und geben ihm eine besondere Note.

Sein traditionelles Herbstforum veranstaltet das Jägerinnenforum in diesem Jahr in München.
Frauen jagen ebenso zurückhaltend oder hoch passioniert wie ihre männlichen Kollegen, vielleicht ein bisschen mehr mit dem Blick auf das Naturerlebnis und den Kochtopf und nicht auf die Trophäe. „Wir Jägerinnen und Jäger lieben die Natur und engagieren und investieren gern in ihren Erhalt“, sagt Renate Weber, Vorsitzende des Jägerinnenforums, der Frauenorganisation im BJV. „Die Natur und Artenvielfalt zu erhalten und Wissen darüber an die Kinder weiterzu geben sehen wir als eine unserer Hauptaufgaben. Für uns ist Jagd kein Hobby, sondern eine Lebenseinstellung."

Was Frauen an der Jagd begeistert,und wie vielfältig sich Wildbret zubereiten lässt, davon können sich Besucher am Samstag, 11. Oktober, auf dem Markt rund um den Augustiner Schützengarten (Zielstattstraße 6, 81379 München) zwischen 13.30 und 17 Uhr ein eigenes Bild machen." 

Unter dem Motto „Natürlich Wild“ findet am Rande des traditionellen Jägerinnen - Treffens auf dem Freigelände ein buntes Treiben statt.
Das Jägerinnenforum informiert über Wald und Wiese und das dort beheimatete Wild sowie die Traditionen, die die Jagd auch heute noch prägen. Dazu gehört das Jagdhornblasen ebenso wie die Falkenjagd. Auf dem offenen Grill wird Wildbret zubereitet. Und natürlich finden Frauen mit einem Faible für schöne, naturbelassene Stoffe und geschmackvollen Schmuck
dort ihr Angebot.
Der Eintritt ist frei!
Weitere Infos  http://www.jagd-bayern.de/bjv-jaegerinnenforum.html

Hier die Einladung zur Öffentlichkeitsveranstaltung der Jägerinnen anlässlich dieses Forums in München auf dem Augustiner Schützenagarten am 10.11.2014:

26.9.14

Jagdgesetznovelle in NRW – Ideologie statt Fachlichkeit! Will Minister Remmel die Jagd zerschlagen?

Pressemitteilung des Bundesverbandes der Deutscher Berufsjäger e.V.



Der Landesverband der Berufsjäger NRW und der Bundesverband Deutscher Berufsjäger, die Vertretung der Berufsgruppe, die das alte Handwerk Jagd im Rahmen einer dreijährigen, staatlich anerkannten, intensiven Ausbildung erlernen, lehnt eine umfassende und teils eindeutig ideologisch motivierte Novellierungen des Landesjagdgesetzes wie aktuell in Nordrhein- Westfalen und auch schon in Baden- Württemberg ab.
„Wir stehen einer Weiterentwicklung des Jagdrechts im Lande grundsätzlich positiv gegenüber“, so Bernd Bahr, Bundesvorsitzender der Berufsjäger. „Der vorgestellte Entwurf eines sogenannten „ökologischen“ Jagdgesetzes hat aber offenbar das Ziel die Jagd zu zerschlagen. Wir sehen durch die angekündigten Einschnitte Arbeitsplätze unserer Kollegen als gefährdet an und fordern Herrn Remmel auf, sich an seine Aussagen zu halten, dass nur wissensbasierte und sachorientierte Entscheidungen getroffen werden. Dieses lässt sich in den Entwürfen leider so nicht erkennen, das Gegenteil ist häufig festzustellen“.
Es ist unverständlich, dass landesweit ein massiver Rückgang bodenbrütender Vogelarten verzeichnet wird, eine jagdliche Regulierung von Krähe, Fuchs und Co. aber verboten oder so eingeschränkt wird, dass sie jede Effektivität verliert. „Eigentlich hätten wir hier einen Aufschrei der Naturschutzverbände erwartet. In so manchem Nationalpark oder Artenschutzprojekt ist man da erfreulicherweise schon weiter“, so Wildmeister Bernd Bahr.
Auch soll der Abschuss von verwilderten Katzen verboten werden. Leider erläutert der Gesetzentwurf nicht, was in Zukunft mit den z.B. ausgesetzten Katzen geschehen soll. Wildmeister Peter Markett, Vorsitzender der Berufsjäger NRW: „Eine Lösung wäre, dass gut ausgebildete Jäger mit einer zertifizierten Fangjagdberechtigung die Katzen tierschutzgerecht fangen und diese anschließend den engagierten Tierschutzvereinen übergeben. Ein dauerhafter Verbleib in der Natur kann und darf nicht sein.“
Die Winterfütterung von wildlebenden Pflanzenfressern soll deutlich eingeschränkt werden, gleichzeitig sollen Schäden in Forst- und Landwirtschaft durch diese Tiere unterbleiben. Wildmeister Markett fragt: „Wovon sollen sich diese Wildtiere im Winter ernähren und wie ist dieses mit dem Tierschutzgedanken zu vereinbaren?“ Es kann nicht sein, dass Singvögel im Winter gefüttert werden dürfen, der Hunger von Wildtieren und damit einhergehende Vegetationsschäden aber als vermeintlich zeitgemäßer Tierschutz billigend in Kauf genommen wird.
Unser bewährtes Reviersystem mit europaweitem Vorbildcharakter beruht auf der Einbeziehung aller land-, forst- und fischereiwirtschaftlich genutzten Flächen. Eine Herausnahme großer Flächen aus ethischen Gründen durch juristische Personen hätte zur Folge, dass sich in einem derart zerstückelten Lebensraum eine ordnungsgemäße, nachhaltige Biotopgestaltung und Jagdausübung nicht mehr durchführen ließe.
Die Berufsjäger sehen über die genannten Punkte hinaus erheblichen Nachbesserungsbedarf. Für die zwingend erforderlichen Verbesserungen am Gesetzesentwurf werden die Kolleginnen und Kollegen aktiv streiten. Wir werden der Politik verdeutlichen, welcher Schaden bei Umsetzung des momentan vorliegenden Gesetzesentwurfs für Wild, Natur, Jagd und Gesellschaft einzutreten droht. Die professionelle Jägerschaft kämpft nicht nur um den Fortbestand der Jagd sondern auch um ihre Existenz und die ihrer Familien.

Geschäftsstelle des Bundesverbandes Deutscher Berufsjäger e.V.
Hindemithstraße 26, 46282 Dorsten, Tel.: 02362/607220, Fax: 02362/608882
E-Mail: info.bdb@gmx.de

25.9.14

"Völlig inakzeptabel"

Gemeinsame Presseerklärung des Deutschen Jagdverbandes e.V. und des Aktionsbündnis Forum Natur



(Berlin, 25. September 2014) Mit dem geplanten „ökologischen“ Jagdgesetz will Minister Remmel in Nordrhein-Westfalen unter anderem den Katalog der jagdbaren Arten massiv einschränken, die flächendeckende Bejagung aushebeln, Bau- und Fangjagd verbieten, die tierschutzgerechte Jagdhundeausbildung unmöglich machen und den Abschuss verwilderter Katzen verbieten. Die Folgen für die Kulturlandschaft wären fatal, so das Urteil des Zentralausschusses Jagd (ZAJ), der sich unter dem Dach des Aktionsbündnisses Forum Natur (AFN) mit jagdlichen Fragen beschäftigt. „Wer aus Klientelpolitik die flächendeckende Bejagung opfern will, sollte auch über die Folgen informieren“, sagte Phillipp zu Guttenberg, der im AFN die Interessen von sechs Millionen Landnutzern vertritt. „Das ist völlig inakzeptabel.“
„Bei allem Respekt vor der Gewissensfreiheit und -entscheidung des Einzelnen, die Jagd aus ethischen Gründen abzulehnen: Die Ausweitung der Gewissensfreiheit auf juristische Personen wäre gleichbedeutend mit großflächigen Jagdverbotszonen. Dies ist ein nicht hinnehmbarer Eingriff in die Eigentumsrechte Dritter, der fatale volkswirtschaftliche Folgen nach sich ziehen kann, etwa ausufernde Wildschäden auf angrenzenden Flächen und Seuchenzüge in großem Stil“, so Guttenberg. Wer verantwortet, dass Wildschweine bei einer jährlichen Vermehrungsrate von bis zu 300 Prozent nur beschränkt oder gar nicht bejagt werden, nimmt billigend in Kauf, dass bei Ausbruch der Schweinepest tausende Wildschweine sterben können. Schlimmer wiegt jedoch, dass dann auch Hausschweine zu Tausenden durch Massenkeulungen vorsorglich getötet werden müssen. „Für eine Partei, die sich den Tierschutz auf die Fahnen geschrieben hat, ist das ein Armutszeugnis. Einen absoluten Schutz vor Seuchen bietet die Jagd zwar nicht, aber sie kann das Risiko minimieren. Was spricht dagegen, das natürliche Wildfleisch jagdlich zu nutzen, anstatt Tiere elendig an Seuchen sterben zu lassen“, so Hartwig Fischer, Präsident des Deutschen Jagdverbandes (DJV).
Der ZAJ kritisiert, dass das bewährte Prinzip der Hegepflicht durch die Herabsetzung der Mindestpachtdauer torpediert wird. Nur wer langfristig Verantwortung für ein Revier übernehmen kann, ist auch bereit, in die Biotopgestaltung zu investieren und damit aktiven Artenschutz zu betreiben. Offenlandarten unterliegen verschiedenen Einflussfaktoren: Witterung, Lebensraum und Räubern. „Das Wetter können wir nicht ändern, aber Lebensräume verbessern und Fressfeinde reduzieren“, so Fischer. Einschränkungen der Bau- und Fangjagd sind nach Auffassung des ZAJ kontraproduktiv für den Artenschutz, da insbesondere Raubsäuger Gelege und Jungvögel bedrohter Vogelarten fressen. Verwilderte Katzen sind eine gesellschaftliche Herausforderung, die sich mit einem Abschussverbot nicht lösen lässt: Eine der rund zwei Millionen verwilderten Katzen in Deutschland kann in der Brut- und Setzzeit bis zu 1.000 Tiere erbeuten. Neben einer bundesweiten Kastrations- und Registrierungspflicht in Siedlungen muss der Abschuss verwilderter Katzen in Wald und Feld weiterhin möglich sein, fordert der ZAJ.
Der ZAJ wird sich dafür einsetzen, dass das Thema alternative Jagdmunition bundesweit einheitlich geregelt wird. „Es ist für uns völlig unverständlich, dass nach den Beschlüssen der Agrarministerkonferenzen einige Länder an dieser Frage vorpreschen. Der vom Bund eingeschlagene, wissensbasierte Weg muss konsequent zu Ende gegangen werden“, so Fischer. Es hat sich in Studien des Bundeslandwirtschaftsministeriums gezeigt, dass sowohl bleifreie als auch bleihaltige Munition am Markt ist, die nicht tierschutzgerecht tötet. Daher müssen diese Erkenntnisse im Bundesjagdgesetz umgesetzt werden. Tierschutz ist nicht teilbar und hört nicht an Ländergrenzen auf: Tierversuche mit Munition in freier Wildbahn lehnt der ZAJ entschieden ab. An den hohen ethischen Ansprüchen der Jägerschaft an die Munition sollte sich auch Minister Remmel messen lassen.
Wer eine tierschutzgerechtere Jagd fordert, muss auch die bereits tierschutzgerechte Jagdhundeausbildung weiterhin ermöglichen. Diese Ausbildungsform ist derzeit alternativlos. 

Es bleibt laut Guttenberg und Fischer das Fazit: Der Entwurf des Landesjagdgesetzes in NRW ist ein Schlag ins Gesicht der Grundeigentümer und Jäger und bedeutet eine weitere Zersplitterung des Jagdrechts in Deutschland. Jede Beschneidung, etwa im Katalog der jagdbaren Arten, ist eine Beschneidung des Eigentums- und Handlungsfreiheitsrechts. Jagdrecht ist ein Nutzungs- aber insbesondere auch ein Schutzrecht: Seltene Arten, die dem Jagdrecht unterliegen, profitieren von der Hegeverpflichtung, die für Jäger gilt, ja sogar gesetzlich verankert ist.

Aktionsbündnis Forum Natur
Henrike Müller
Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin
Tel.: 030/ 280 988-77
Zentrale: 030/ 318 072-05
Fax: 030/ 318072-42
info@forum-natur.de

Deutscher Jagdverband e.V.
Torsten Reinwald
Pressesprecher
Friedrichstraße 185/186
10117 Berlin
Tel.: 030 2091394-23
Fax: 030 2091394-25
pressestelle@jagdverband.de

23.9.14

Schriftliche Anweisung zur Erlegung von Kahlwild mittels Doublette löst Shitstorm gegen Nationalparkverwaltung aus




Der neue Nationalpark Scharzwald:
Noch kein Jahr alt und schon wird er zum Opfer eines Shitstorms durch die Jägerschaft

Seit dem 1.Januar 2014 gibt es den Nationalpark Schwarzwald mit einer Fläche von 10.062 ha. Seither spricht man, wenn es um die Jagd dort geht, vom Wildtiermanagement. Ein Begriff, der vielen etablierten Jägern die Zornesröte ins Gesicht treibt, sehen doch viele Jäger durch dieses Wildmanagement die traditionelle Jagd in ihren Grundmauern nicht nur erschüttert, sondern gänzlich abgeschafft.

Wo findet Wild- und Wildtiermanagement Anwendung?

Zunächst muss man wissen, das in einer konservativen Gesellschaft wie die der  Jäger alles Neue nicht nur kritisch beäugt wird, sondern per se als unnötig abgelehnt wird. Neuerungen einerseits und die Erhaltung von Traditionen andererseits stehen sich aus Sicht der Jäger unvereinbar gegenüber. Dies ist bei der Einführung eines modernen Wildmanagements nicht anders. Schon jetzt, bevor die ersten  Wildmanagementprojekte überhaupt ihre Arbeit aufgenommen haben und erste Erkenntnisse vorliegen, wird aus der Jägerschaft dagegen gewettert, dass man glauben könnte, die Jagd wird abgeschafft.

Das Wild- und Wildtiermangement findet im Gegensatz zur traditionellen Hobbyjagd auf einer Fläche statt, die um ein vielfaches größer ist, als der Jagdbogen eines gemeinschaftlichen Jagdbezirks. Ab mehrere 1.000 ha zusammenhängender bejagbarer Fläche lohnt sich ein modernes Wildmanagement überhaupt erst. Dies sind Flächengrößen, die die meisten Jäger in Deutschland, wenn überhaupt, nur von der Auslandsjagd kennen. Für eine Nationalparkverwaltung wie im Schwarzwald hingegen ist die Einrichtung eines Wildmanagements auf der eigenen Fläche die einmalige Möglichkeit, erste Schritte hin zu einem modernen  Wildmanagement zu unternehmen und Erkenntnisse zu erlangen, wie eine moderne Jagd unter den Aspekten des Tier- und Natuschutzes aussehen könnte.

Das Schlagwort heißt Effizienz

Hobbyjäger, das sagt schon der Name, üben die Jagd in der Regel im Nebenberuf aus. Hier achtet man weder auf Effizienz noch auf die Kosten bei der Ausübung der Jagd, hier steht immer nur die jagdliche Tradition im Vordergrund.
Nun bekommt ein  Wildtiermanager, der im Auftrag des Grundstückseigentümer arbeitet, zu Beginn des Jagdjahres klare Vorgaben. Dies ist nicht nur ein streng kontrollierter Abschussplan. Der Dienstherr hat strenge Auflagen an den  Tier- und Naturschutz, die zu befolgen sind. Es ist nicht die Waidgerechtigkeit, die hier das Maß aller Dinge ist, sondern es sind die Gesetze.
Und wenn dann ein solcher Wildtiermanager mehrere hundert Stück Schalenwild zu erlegen hat, bzw. deren Erlegung zu kontrollierten hat, muss er sich ganz schnell Gedanken machen, wie er das in einem Jagdjahr hin bekommt, um sich nicht am Ende das Jagdjahres mit Nichterfüllung der Planzahlen zu blamieren.
Bei einer großflächigen Bewirtschaftung in sehr guten Biotopen wie einem Nationalpark kommen dann schnell 130-170 Stück Schalenwild/1000 ha zusammen und bei dieser Bejagung fallen dann auch noch  2,5 - 3 Tonnen Wildfleisch/1000 ha an, die es zu vermarkten gilt. 
Bedenkt man weiter, dass der Dienstherr in der Regel einem Wildtiermanager zur Betreuung 3.000 - 4.000 ha bejagbare Fläche zuweist, weiß man in etwa, was da auf  einen Wildtiermanager so an Arbeit zukommt. Mit Hobbyjagd hat das Ganze dann nur noch herzlich wenig zu tun.

Spätestens jetzt ist Effizienz gefragt. Die Jagd, die fast ausschließlich durch Jagdgäste ausgeübt wird, muss gut organisiert werden. Ohne strikte Einhaltung der Intervalljagd ist das Pensum nicht zu bewältigen. Lassen sich die Trophäenträger noch gut durch zahlungskräftige Jagdgäste erlegen, muss der jährliche Abschuss des weiblichen Schalenwildes gut organisiert werden. Um diese Abschüsse möglichst effizient und vor allem ohne große Beunruhigungen  durchzuführen, wurde durch die Nationalparkverwaltung eine Anweisung an die Jagdgäste herausgegeben, in der ihnen erklärt wird, wie man die Routine erlangt, um möglichst häufig eine  Doublette (Abschuss von Alttier und Kalb) erzielt. Sogar das Üben auf dem Schießstand wurde angeraten. 
     
Die Anweisung "Die Synchrondoublette auf Kahlwild im Nationalpark Schwarzwild" löst Shitstorm im Internet aus

Scheinbar hatte beim Versenden dieser Anweisung niemand in der Nationalparkverwaltung bedacht, dass solch eine Art der Erlegung von mehreren Stück Kahlwild einerseits  zwar hocheffizient ist und auch den Jagddruck deutlich senkt, andererseits aber hatte man wohl vergessen, dass die etablierten Jägerschaft krankhaft hysterisch auf jede Art der Effizienzsteigerung bei der Jagd reagiert. Effizienz und die traditionelle Jagd sind aus Sicht der Hobbyjagd absolut unvereinbar.

Nach dem Einstellen der Anweisung "Die Synchrondoublette auf Kahlwild im Nationalpark Schwarzwild" wurde im Internet ein Shitstorm gegen die Verwaltung des Nationalparks Schwarzwald losgetreten, die jeder Beschreibung spottet. Federführend sind die Vertreter der Initiative Für Jagd in Deutschland", die sich bereits den unrühmlichen Ruf  als "Pöbler der Jägerschaft" erworben haben. Eine große Schar an Jägern überbot sich mit übelsten Beschimpfungen (Ökofaschisten). Einige Jäger orakelten sogar, es handele sich hier um den ersten Schritt zur  Ausrottung des Rotwildes im Schwarzwald.

Die Beschimpfungen gegen die Nationalparkverwaltung zeigen, wie wenig Kenntnisse über effiziente Bejagungsmethoden durch Wildtiermanagement bei den etablierte Jägern vorherrschen.

Folgt man den Beiträgen auf den Facebookseiten, erkennt man schnell, dass es den pöbelnden Jäger an jeglichem Sachverstand einer effizienten Jagd fehlt. Das Einzige, was sie eint, ist der Hass auf all die Jäger, die die Doublette als Instrument einer effizenten Bejagung beführworten. Der Tierschutzgedanke und die Vorteile für den gesamten Nationalpark durch weniger Jagddruck will man nicht sehen bzw. wird vollständig bei der Diskussion ausgeblendet.

Das hysterische Gekreische in den Kommentaren auf den Facebookseiten, anders kann man den Shitstorm gegen die Nationalparkverwaltung nicht bezeichnen, verdeutlicht erneut die Rückständigkeit vieler Jäger aus dem Lager der etablierten Jägerschaft. Es ist an der Zeit, dass die Jagdverbände ihre Mitglieder darüber aufzuklären, dass man nur mit einer effizienteren Jagd die Auflagen an Tier- und Naturschutz erst erfüllen kann  und trotz alledem  kein Jäger aus seine traditionelle Jagd verzichten muss. Der Shitstorm gegen die Nationalparkverwaltung ist das größte Armutszeugnis, das die Jägerschaft sich bisher im Internet ausgestellt hat.

Es zeigt aber auch, welch langer Weg vor uns liegt, bis wir in Deutschland von einer zukunftsfähigen Jagd sprechen können.

waidmannsheil

Euer

stefan  
     



20.9.14

Die Jägervereinigung Pfaffenhofen e.V. erfüllt schon heute die Auflagen aus dem § 11 des Tierschutzgesetzes

Die Jägervereinigung Pfaffenhofen e.V.  arbeitet mit dem IHK zertifizierten Hundefachwirt Hans Scharl zusammen und erfüllt somit die Bestimmungen des §11 des Tierschutzgesetzes.

Hans Scharl, zertifizierter Hundefachwirt IHK, Jäger, Drahthaarzüchter und Inhaber der Hundeschule Hallertau ist auch Hundeobmann der örtlichen Kreisjägerschaft


Die Zertifizierung nach §11 des Tierschutzgesetz der Hundetrainer ist zur Zeit in aller Munde. Nicht nur, dass es kaum Kurse gibt, in denen man sich auf die Sachkundeprüfung vorbereiten kann. In der  Diskussion, wer überhaupt die Sachkundeprüfung ablegen muss, gehen die Meinungen  weit auseinander. 
In den Jägerschaften und den Jagdgebrauchshundevereinen wird von den Verbandspitzen an die Mitglieder herunter erklärt, es wäre mit der Politik abgesprochen worden,  dass Hundeobleute und Lehrgangsleiter von Jagdhundekurse keinen Sachkundenachweis benötigen. Und die Verbände erklären dies, obwohl bis heute noch keine länderübergreifende Verwaltungsvorschrift zum neuen Tierschutzgesetz existiert.


Die Zertifizierung "Hundefachwirt IHK", in deren Besitz Hans Scharl ist, entspricht vergleichbar mit dem Handwerk in etwa dem Meistertitel, die Zertifizierung "Hundetrainer IHK" in etwa dem Gesellenbrief. Hans Scharl ist also berechtigt, Auszubildende des Lehrberuf Hundtrainers auszubilden.

Als begeisterter Hundemann,  Drahthaarzüchter, und Jäger hat sich Hans Scharl irgendwann entschlossen, die Hundearbeit als professioneller Hundetrainer zu betreiben und so eröffnete er die Hundeschule Hallertau. Da war es aus seiner Sicht logisch, sich nach der bestandenen Jägerprüfung und den zahlreichen Jagdhundeprüfungen auch selbst als Hundetrainer einer Eignungsprüfung zu unterziehen. Und wenn man sich schon zertifizieren lässt, sollte es auch gleich der Hundefachwirt IHK ein. Schließlich will man auch ausbilden dürfen und andere Hundetrainer auf die Sachkundeprüfung vorbereiten. Nach dem Ablegen der Prüfung vor der IHK Potsdam im September 2008 darf sich Hans Scharl nun zertifizierter Hundefachwirt IHK nennen. Man beachte, dass Hans Scherl diese Prüfung bereits ablegte, als noch niemand von einer Zertifizierung der Hundetrainer per Gesetz sprach. 

Jede Jägerschaft, die einen solchen professionell arbeitenden Hundefachmann in ihren Reihen hat, kann sich glücklich schätzen. Da war es dann auch  keine Frage, Hans Scharl das gesamte Jagdhundewesen der Jägervereinigung Pfaffenhofen zu übertragen. 

Somit verfügt die Jägerschaft Pfaffenhofen nicht nur über einen kompetenten und professionellen Hundeobmann, sondern erfüllt schon jetzt ganz nebenbei die gesetzlichen Bestimmungen des §11 Tierschutzgesetz.

Die Zusammenarbeit zwischen Jägervereinigung und Hundeschule zeigt einmal mehr, dass Professionalität einerseits und die Jagd andererseits sich nicht gegenseitig ausschließen sondern bedingen. Solche Zusammenarbeit ist immer auch eine gute Öffentlichkeitsarbeit, zeigt es doch der Gesellschaft, dass man die anstehenden Aufgaben profesionell angeht.

waidmannsheil

Euer

stefan 





16.9.14

Trophäen sind Erinnerungen - auch für Nichtjäger

Nach über 60 Jahren kehrt das Geweih eines besonderen Kronenhirsches wieder in sein Revier zurück

 „Erleger Fritz Hahn, Rheinfelden, Revier Schönau i. Schwarzwald, 30.11.52."

Wer einmal in einer Dorfkneipe auf dem Land den Bauern zuhören durfte, wenn sie Geschichten über die Jagd erzählen, der weiß, dass jedes Dorf seine eigenen Geschichten über seine ehemaligen Jagdpächter hat. Und wenn dann diese Jagdpächter über mehrere Jagdperioden die Jagd gepachtet hatten, zudem jagdliche Originale waren, kommt da einiges an kuriosen Geschichten zusammen.
Es ist die Naturverbundenheit und die Geselligkeit, die die Dorfbevölkerung am oft aus der Stadt am Wochenende anreisenden Jagdpächter zu schätzen weiß. Zudem sind die oft zahlreichen Jagdgäste ob ihrer Trinkfreudigkeit und Großzügigkeit immer gern gesehene Gäste im Dorfkrug.

Dies war auch viele Jahre nach dem Krieg in Schönau im Scharzwald nicht anders. Dort hatte vor über 60 Jahren ein Jagdpächter einen kapitalen Hirsch erlegt, was auch in dieser Gegend etwas ganz besonderes war und seither nicht wieder vor kam. Jahrzehnte irrte die Trophäe, nachdem sie das Jagdzimmer des Erlegers geschmückt hatte, durch Deutschland. Doch nach vielen Jahrzehnten kam der Enkelin des Jagdpächters auf die Idee, die kapitale Trophäe wieder dort hin zu bringen, wo sie eigentlich hin gehört: In das Revier des Opas in Schönau im Schwarzwald.

Schell wurde aus der feierlichen Rückführung des Hirschgeweihs eine große Familienfeier, die so schnell niemand im Dorf vergessen wird. Und so hinterlässt der Jagdpächter und Erleger des Kronenhirsches auch nach über 60 Jahre nach der Erlegung nochmals seine Spur in dem Revier, das er so geliebt hatte.

Von einer feierlichen Trophäenübergabe mit viel Erinnerungen berichtet Sabine Przewolka auf ihrem regionalen (schwarzwälder) Onlinemagazin "Kuckuck":

Feierliche Übergabe des Hirschgeweihs an die Gemeinde Schönau/Schwarzwald zur Erinnerung an ihren Jagdpächter Fritz Hahn

Der Kronenhirsch kommt zurück in sein Tunauer Revier

Sabine Przewolka

Und dann taucht plötzlich dieses Gefühl auf, dass sich hier auf dieser Welt tatsächlich alles mit allem verbindet. Immer wieder gibt es an diesem Nachmittag diesen erstaunten Augenaufschlag, der diese Erkenntnis widerspiegelt. Hans Seger steht vor seinem Haus in Tunau und zeigt in diese wunderschöne Natur des Schwarzwaldes, auf die sattgrünen Hänge gegenüber mit Gebüsch, dunklen Tannen und dazu strahlend blauem Himmel. Natur pur. Und eine 89-jährige Dame sagt dazu nachdenklich: „Ich habe mich meinem geliebten Vater den ganzen Tag über so nah gefühlt...“ Sie heißt Rosemarie Przewolka, Tochter von Fritz Hahn und macht heute mit einem Teil ihrer Familie und einem kapitalen Hirschgeweih einen Ausflug in ihre Kindheit nach Tunau, einem Ortsteil von Schönau.

Ihr Vater Fritz Hahn pachtete über vier Jahrzehnte die Jagd in Schönau und Tunau, damals ein riesiges Revier mit 1300 Hektar Fläche. Der Betriebsingenieur bei Dynamit Nobel in Rheinfelden fuhr übers Wochenende fast immer nach Tunau, um bei der Jagd und im Hause der Segers zu entspannen. Hans Seger begleitete den passionierten Jäger in Wald und Flur schon als Kind - wie zuvor schon sein gleichnamiger Vater Johann, auch  kurz  "Hans" genannt. Und so bekam der damals 18-jährige auch hautnah die Sensation mit, als Fritz Hahn 1952 den ersten Rothirsch in der Region, einen kapitalen Kronenhirsch mit ungeraden 16 Enden, während einer Drückjagd erlegte. Genau an der Stelle, wo Fritz Hahn auf den Rothirsch ansaß, erschien er plötzlich. „Ich war der erste beim Hirsch“, leuchten wie damals die Augen des heute 80-jährigen Hans Segers - und immer noch mit Leib und Seele aktiven Jägers. Er habe Fritz Hahn, der bei ihm großes Ansehen genoss, diese außergewöhnliche Trophäe von Herzen gegönnt, erzählt er weiter. Der sogenannte „Kronenhirsch“ sei bis heute einmalig  gewesen. Niemals wieder sollte so ein kapitaler Hirsch auf der Gemarkung geschossen werden.

Heute kehrt der Rothirsch – oder besser gesagt nur sein stolzer Kopfschmuck - in sein ehemaliges Revier zurück. Und damit leben auch die Bilder in den Köpfen der Menschen wieder auf, die damals dieses Ereignis miterlebten. „Ich komme aus Schönau“, sagt Uli Lochar – mein Co-Autor im Onlinemagazin „kuckuck“ (Homepage: www.kuckuck.biz). Meine prompte Antwort zeigt, wie klein doch diese riesige Welt in Wahrheit ist: „Oh, so ein Zufall, mein Opa hatte dort seine Jagd“. Denn der Blick fiel beim Ausruhen auf Omas altem Biedermeier-Sofa schon oft auf Opas Hirschgeweih mit einem silbernen Schildchen und brannte sich so förmlich ein: „Erleger Fritz Hahn, Rheinfelden, Revier Schönau i. Schwarzwald, 30.11.52.“  Beides heute im Wohnzimmer der Enkelin Sabine Przewolka gelandet -  als Andenken an die Vorfahren.  Beim nächsten Besuch in Schönau fädelt Uli Lochar diese Reise in die Vergangenheit ein, weil er merkt, dass der Name Fritz Hahn in Tunau noch in guter Erinnerung ist. Uli Lochar wuchs in Schönau auf, ging dort zur Schule und obwohl er seit über 30 Jahren in Villingen wohnt, pflegt er noch viele Kontakte ins Obere Wiesental. Der ideale Organisator für so ein außergewöhnliches Treffen!

Manche Menschen hinterlassen eben Spuren. Fritz Hahn fiel das schon körperlich nicht schwer, weil er über eine gewisse Leibesfülle verfügte. Ein Genussmensch, der Gemütlichkeit ausstrahlte. Die Menschen in Tunau bringen ihm und seinem Andenken auch über 65 Jahre später noch den größten Respekt entgegen, vor allem wegen seiner guten Charaktereigenschaften. „Er war absolut korrekt“, erinnert  sich Hans Seger. Er saß oft im Gasthaus „Hirschen“ in Präg oder im Gasthaus „Tanne“ in Tunau, um gemütlich am Stammtisch die Jagd ausklingen zu lassen. Durch seine verlässliche Miete sicherte er der Witwe Josefine Seger, die Tante von Hans und Schwester seiner Mutter, das Überleben in der kargen Nachkriegszeit mit ihren drei Kindern, zwei Söhnen und einer Tocjhter. Denn Josefines Mann und Onkel von Hans, fiel 1944 im Krieg. Ein Geben und Nehmen für beide Seiten. Eine fröhliche Gemeinschaft Menschen im Alter von elf bis 89 Jahren aus den Familien Seger, Lochar,  Przewolka und Michna fällt sich da am Sonntag, 15. Juni, vor dem Gasthaus „Tanne“ in Tunau  in die Arme. Die meisten kennen den anderen nicht wirklich. Sondern alle wissen nur, dass sie irgendwie mit dem Rothirschgeweih in der Mitte, aufgestellt zum Erinnerungsfoto, miteinander verbunden sind.

Das genügt vollkommen, um einen Nachmittag voller Freundschaft und bunter Geschichten zu erleben. Nachher im Gasthaus „Tanne“ liegt die Chronik der Familie Hahn auf dem Tisch und die Augen von Bernhard Seger, der jüngere Bruder von Hans und ehemalige Bürgermeister von Schönau, weiten sich voller Ehrfurcht.  „Das ist ja ein Schatz!“ Lisette „Lisl“ Hahn, geborene Laule und erste Frau von Fritz Hahn,  schrieb sie in exzellenter Schönschrift, illustrierte sie mit Schwarz-Weiß-Fotos, malte bunte Anfangsbuchstaben und Ornamente dazu. Sie  hielt so den Stammbaum und den Lebensweg der Familie Hahn fest. Ein Dokument aus den glücklichen Tagen der Familie Hahn. Sein Jagdrevier braucht Fritz Hahn jedenfalls später als Balsam für seine Seele, um den Kummer zu bewältigen, der noch auf ihn zukommt.  Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges wurden die Gatter eines Wildgeheges bei Schluchsee geöffnet und die Rothirsche in die freie Wildbahn entlassen. Von dort kam der Kronenhirsch ins Revier nach Schönau und vor die Flinte von Fritz Hahn. Er beschert ihm damit das schönste Jagd-Erlebnis seines Lebens.
  
Aber das kann wohl nur der leidenschaftliche Jäger Hans Seger nachempfinden. An diesem Nachmittag dreht er in seinen rustikalen Waldarbeiter-Händen ein altes Foto hin und her, das seinen Vater mit gleichem Vornamen und Dackel Lumpi zeigt. „Auch der treue Hans und Lumpi gratulieren dir“ steht hinten drauf und ist in Altdeutscher Schrift an Fritz Hahn gerichtet. Es gibt keinen Tag, an dem Hans Seger nicht seine Runde durch den Wald dreht und nach dem Rechten sieht. Er will so lange jagen, wie er noch laufen kann.  Sein Vater erlegte im hohen Alter von 90 Jahren noch einen stattlichen Rehbock- mit demselben Gewehr, mit dem Jäger Hahn auf den Hirsch zielte und traf. Er sagt, er denkt noch jeden Tag an Fritz Hahn. Weil sich seine Seele noch überall in den Wäldern befindet? Bestimmt! Oder aber weil jede Stelle ihn an die gemeinsame Zeit mit ihm erinnert.  

Zwei Wände im Wohnzimmer von Hans Seger zieren Geweihe und Gehörne von Jagdtieren, dazu noch ausgestopfte Wildtiere. Das mag auf den ein oder anderen grausam wirken. Aber es schlummern eben in jedem Jäger zwei Seelen. Das des Waldhegers und das des Jägers. Und wenn Rehkitze als Waisen nach einem Verkehrsunfall großzuziehen sind, dann kommen sie im Haus von Hans Seger und seiner Frau Erika auch sofort unter. Sie hören auf menschliche Namen, wohnen bei den Segers im Garten, werden liebevoll groß gezogen und nachher wieder in die freie Wildbahn entlassen. Sie kommen dann anfangs noch regelmäßig, bis sie der tiefe Wald wieder für immer verschluckt.

Diese Ruhe des Waldes und seine strengen Gesetze faszinierten Fritz Hahn Zeit seines Lebens. Er galt als äußerst akurat aber gerecht – wissen die Menschen am Tisch noch ganz genau. Hans erinnert sich, dass einer seiner eigenen Dackel von zu Hause ausriss und mit einem anderen Hund zusammen ein Reh riss. Er beichtete  es Fritz Hahn und dieser verlangte von ihm, dass die beiden Hunde bis zum nächsten Wochenende nicht mehr leben. Denn ein wildernder Jagdhund würde immer wieder ausreißen und die Tiere des Waldes unkontrolliert töten. Der treue Hans tat, wie ihm befohlen. 

Er besitzt heute auch ein Gewehr, das Fritz Hahn einst zum 40-jährigen Dienstjubiläum von Dynamit Nobel erhalten hatte. Das „Büchsle“ ist heute noch bei ihm in Gebrauch und hoch geschätzt. Hans Seger schießt damit immer noch ziemlich genau, auch mit seinen 80 Jahren. So eine Büchse hält auch Fritz Hahn in der Hand, als er mit dem toten Rothirsch, waidmännisch geehrt mit einem Tannenzweig im Maul und seinem treuen Dackel „Lumpi“ fotografiert wird. Das Foto und sein Blick voller Stolz und Erstaunen zugleich drücken aus, was dieser Schuss für den passionierten Jäger in seinem 25. Jubiläumsjahr bedeutet hat.

Zuvor erlebt der Mann und seine Frau Lisette den schlimmsten Schmerz, den es gibt. Sie verlieren den erst achtjährigen Sohn Hans wegen Diphterie. Und danach zerbricht auch noch die Ehe mit Lisette. Sie wohnt 1937 kurzzeitig auch in dem gemieteten Stockwerk in Tunau, ganz in der Nähe ihrer Schwester Schosel, die mit dem Sonnen-Wirt in Schönau verheiratet ist. Lisette bleibt dort, bis sie ihrem neuen Mann nach Bitterfeld folgt. Rosemarie kommt mit 12 Jahren ins Internat der Zinzendorfschulen nach Königsfeld. Sie hängt sehr an ihrem Vater, aber nur in den Ferien kann sie zurück nach Rheinfelden und ihn besuchen. Fritz Hahn lernt später Laura Gerhardt kennen und heiratet sie. Mit ihr verbringt er seine letzten Lebensjahre in Rheinfelden. 1957 stirbt sie nach kurzer Krankheit unerwartet. 1958 verliert Fritz Hahn auch noch seine geliebte Jagd, weil sie zu dieser Zeit unter die Obhut des Schönauer Gemeinderates fällt. Und die kennen Fritz Hahn nicht, teilen das riesige Revier und vergeben es an Meistbietende. Ein Schuss in sein Herz. 1959 stirbt Fritz Hahn in Rheinfelden, ein Jahr vor der Geburt seiner Enkelinnen Sabine und Ulrike Przewolka.

Die Zwillinge lernen deshalb ihren Opa nie kennen. Nur im Keller-Regal liegt ein großes Hirschgeweih mit dem silbernen Schildchen dran. Eines Tages schleppen es die beiden über drei Kilometer in den Biologie-Unterricht, weil da gerade Rehe und Hirsche durchgenommen werden. Nachher muss der Sechzehnender noch drei Stockwerke hinunter getragen werden. Sabine stolpert und reißt sich an einem der Enden die Nase blutig. Es bleibt eine dicke Narbe zurück. Irgendwann verschenkt Rosemarie Przewolka das Hirschgeweih an eine befreundete Jäger-Familie in Westfalen. Der Sechzehnender hängt dort einige Jahre im Hauseingang. Aber Enkelin Sabine trauert diesem einzigen Andenken an ihren Opa hinterher. Bei einem Besuch in Westfalen fragt sie deshalb, ob sie das Geweih wieder haben könnte. Und so fährt das Hirschgeweih 500 Kilometer wieder zurück in den Schwarzwald und hängt seither an einem Ehrenplatz im Wohnzimmer.


Die Fahrt nach Tunau lässt die Geschichte um die Familie wieder Hahn aufleben und um den kapitalen Rothirsch. Jeder am Tisch steuert einen Bruchteil bei, an das er sich erinnert und so entsteht aus diesen vielen Puzzleteilen die ganze Geschichte – die Urenkel dabei ganz Ohr. Jeder am Tisch trägt dazu bei, dass am Ende ein Bild entsteht. Das Bild eines ganz besonderen Rothirsches, der auch 65 Jahre später noch die Menschen zutiefst bewegt.

Das Revier Tunau im Schwarzwald

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