20.1.11

Jagdgegner scheitert vor Menschenrechtsgerichtshof

Meldung der Deutschen Presseagentur

Straßburg (dpa/lsw) - Ein Waldbesitzer aus Stutensee im Kreis Karlsruhe ist mit einer Beschwerde gegen die Jagd in seinem Wald vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) gescheitert.

Der 56-Jährige lehnt die Jagd aus ethischen Gründen ab. Mit seiner Klage gegen Deutschland hatte er sich dagegen gewehrt, Jäger in seinem Wald dulden zu müssen und als Landbesitzer automatisch Mitglied einer Jagdgenossenschaft zu sein - in diesem Fall der Stadt Langsur bei Trier in Rheinland-Pfalz.

Diese automatische Mitgliedschaft ist im Bundesjagdgesetz festgeschrieben. Der Mann hatte vergeblich versucht, seine Mitgliedschaft aufzulösen. Sie sei durch das öffentliche Interesse
gerechtfertigt, befanden die Straßburger Richter in ihrem Urteil vom Donnerstag in Straßburg. Mit der Jagd werde der Wildbestand kontrolliert, die Artenvielfalt geschützt und mögliche Wildschäden vermieden.

Das in der Menschenrechtskonvention garantierte Recht auf Schutz des Privatbesitzes sei nicht verletzt. Die Richter verwiesen darauf, dass der Waldbesitzer aber Schadenersatz beanspruchen kann, falls durch die Jagd auf seinem Land Schäden angerichtet werden.

19.1.11

1. Damenansitzjagd im Lehrrevier

von Nina Pfarr

„Was willst du denn auf einer Damenansitzjagd?“ werde ich vor meiner Anreise am 14.01.2011 nach Liepe oft gefragt und diese Frage ist durchaus berechtigt. Als Nichtjägerin, jedoch jagdlich interessierter Hundeführerin mit dem ständigen Drang nach Bewegung verspricht eine Ansitzjagd ein neues und geduldförderndes Erlebnis zu werden. Überhaupt ist das Interesse am Thema des weiblichen Jagdevents groß und spaltet gleichzeitig die Herrenwelt: was die einen als lehrreiche und sinnvolle Förderung von jagdlich ambitionierten Damen unter Gleichgesinnten betrachten, stellt für die anderen lediglich die waidmännische Variante von „Bauer sucht Frau“ dar, denn jede Jungjägerin kann sich in Liepe auf die Erfahrung eines männlichen Standpartners verlassen.



Die Verfasserin mit Hund Emily












Fünf Retriever stehen mir zur Verfügung, pünktlich zur Damenjagd befinden sich vier von ihnen in der hitzigen Hochphase und so treffe ich lediglich mit der jungen Labradordame Emily sowie meinem Standpartner Stefan leicht verspätet in Liepe ein – der Verkehr von der Schweizer Grenze bis nach Detmold und anschließend gemeinsam weiter bis ins Odergebiet ist nicht zu unterschätzen. Unsere Ankunft bestätigt, was ungeduldige SMS während der Fahrt bereits angekündigt haben: man erwartet mich freudig und neugierig. Und auch ich bin mehr als gespannt auf die bisher nur digitalen Gesichter aus dem Xing-Jagdforum, die ich während der Planungsphase als Mitorganisatorin der Damenansitzjagd bereits ein wenig näher kennen lernen durfte.


Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Damenansitzjagd 2011






Wenn es auf einer Damenjagd an etwas fehlt, dann sicher nicht an Getränken und Köstlichkeiten. So löffeln Stefan und ich in Gesellschaft von Tino, Clarissa und den Lieper Jungjägern Martin und Katja unsere Gulaschsuppe mit Schmand und Brot, als die restliche Truppe peu à peu wieder in der Jagdscheune eintrifft, die es noch vor unserer Ankunft ungeduldig auf die Hochsitze getrieben hat – und zwar erfolgreich. Zwei Frischlinge liegen auf der Strecke und lassen auf ein Wochenende mit viel Anblick hoffen.

Die nächtliche Rückfahrt von der Jagdscheune zur Ferienwohnung in Cöthen lässt mich eine weitere wertvolle Erfahrung sammeln: ein VW Golf Kombi ist nicht geländetauglich! Deshalb fällt für Stefan und mich der frühe Morgenansitz aus, wird aber durch einen Feld- und Waldrundgang mit Tino Thierbach am Mittag und dem damit verbundenen Austausch von Hundeführer zu Hundeführer mehr als wett gemacht. Zudem gibt es für mich eine ganz persönliche Lehrstunde im Rapsfeld: Spurenlesen.


Spurenlesen im Rapsfeld, Emilys Hundepfote als Maßstab







Samstagnachmittag ist es dann endlich so weit: nach einer abenteuerlichen Rumpelfahrt durchs Revier, für die ein Reiseveranstalter andernorts mit Sicherheit horrende Summen wegen des Nervenkitzels verlangt hätte und die ich, wie auch die noch kommenden Fahrten des Wochenendes aufgrund Platzmangels (sehr zu meinem Vergnügen) im Kofferraum bei den Hunden verbrachte, wird uns von Stefan Fügner eine Kanzel zugewiesen, die über einen kurzen Fußmarsch zu erreichen ist und einen fantastischen Blick in drei Richtungen bietet. Ein Waldstück im Rücken, ein Wassergraben mit einer Baumreihe und Schilf in einiger Entfernung links, eine kleine Baumgruppe einige hundert Meter vor uns und Wiesen zu unserer Rechten. Aufgrund des hohen Wasserspiegels sammeln sich hier und da große Pfützen auf den Wiesenflächen.

Wir baumen auf und nun ist Ruhe angesagt. Stefan hält mich an, meine Hände und mein Gesicht möglichst zu verdecken und dem Wild so die gut sichtbare helle Haut vorzuenthalten. Wie Mumien mit Hut und Fernglas sitzen wir an den Kanzelfenstern und beobachten jede Regung im Revier aufmerksam. Mein Ansitzpartner verpasst es nicht, mir jeden bedeutsamen Laut flüsternd zu erklären. Bald erspähen wir Rehwild auf ungefähr 400 Metern Entfernung und verpassen so beinahe den Fuchs, der sich linker Hand durch den Schilfstreifen schleicht und hinter dem Rehwild in eine Baumgruppe auf zwölf Uhr wechselt. Noch während wir warten, ob Reineke die Baumgruppe auf der anderen Seite wieder verlässt, zeigt sich von links eine Fuchsfähe, die sich auf das Rehwild zu begibt und hier merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag legt bevor sie auf unsere Kanzel zukommt und wir sehen können, dass sie einen Lauf schont. Stefan macht sich leise und vorsichtig schussbereit bevor sich die Ereignisse überschlagen: die Fuchsfähe kommt näher, der Fuchsrüde begibt sich aus dem Waldstück heraus und visiert die Fähe an, drei Stück Rehwild ziehen langsam rechter Hand vor unsere Kanzel, Stefan findet in der Enge der Kanzel keine optimale Schussposition und fehlt die Fähe, die gemeinsam mit dem Rüden und dem Rehwild hochflüchtig das Feld räumt. Ich bin im Gegensatz zu Stefan nicht enttäuscht, sondern noch ganz benommen von dem Adrenalin, meinem eigenen Puls, dem hauchfeinen Geruch des Schusses, dem Anblick des flüchtenden Wildes, der wieder einkehrenden Ruhe und Stille im Revier und so nehme ich diese schönen Momente in meinen Erfahrungsschatz mit auf und freue mich darüber.


„Mumie“ Stefan mit Blick aus dem Kanzelfenster







Mit der Ruhe und Stille ist es spätestens im Jagdkeller des Rosencafés vorbei, denn bei dem von Astrid Lipps organisierten Dinner gibt es viel zu erzählen – unter anderem auch von insgesamt vier geschossenen Ricken. Erst das Jagdgericht holt uns Damen und auch die Herren auf amüsante Art und Weise wieder auf den Boden der Tatsachen und bereitet uns gedanklich auf den letzten Ansitz am Samstagabend vor.

Stefan und ich wählen den Hochsitz, den wir bereits vom Nachmittag kennen und freuen uns über eine Rotte Sauen, die wir bereits während unseres mucksmäuschenstillen Aufbaumens auf ungefähr 250 Meter Entfernung beobachten können. Die vier Überläufer und sieben Frischlinge rotten sich immer wieder um die starke Leitbache wenn aus dem nah gelegenen, zur Zeit in Bauarbeiten befindlichen Schiffshebewerk laute Geräusche zu hören sind und verteilen sich zufrieden brechend über die nasse Wiese sobald einige Zeit vergangen ist. Die Gruppe zieht nach links an uns vorbei, zu weit weg um überhaupt an einen Schuss zu denken und verschwindet schließlich durch laute Knalle aufgeschreckt hochflüchtig über einen Graben hinter einer Baumreihe. Stefan und ich hören den Schwänen und Gänsen zu, wie sie anscheinend immer wieder laut schnatternd die Attacken von Raubwild abwehren und beobachten gespannt, wie aus der linken Baumreihe zwei Stück Schwarzwild wieder zurückkommen, eines davon den Lauf schonend, und sich außerhalb unserer Reichweite in einige große Pfützen auf der Wiese zurückziehen und schließlich aus unserem Blick verschwinden.


Impression der Damen-Drückjagd







Der Sonntagvormittag entschädigt den Bewegungsfanatiker in mir und meinem Hund mit einer kleinen Drückjagd, bei der bereits beim Anstellen Rehwild hochflüchtig abgeht, ein starker Keiler sowie weiteres Rehwild hochgemacht wird, aber leider nichts zur Strecke kommt. Das tut dem gemeinsamen Mittagessen und dem anschließenden Streckenlegen jedoch keinen Abbruch und so endet das gemeinsame Wochenende wie es begonnen hat: in herzlicher Gesellschaft und mit guten Gesprächen in der Jagdscheune. Nur ein Teilnehmer bleibt dem Treiben zunächst fern: Clarissas Dackel Rudi, der in vorbildlicher Manier ein Date mit dem entkommenen Keiler dem Schüsseltreiben vorzieht. Mein ungeteiltes Interesse hat anschließend das Zerwirken des Wildbrets geweckt und ich kann mir von den arbeitenden Herren einige Tricks und Kniffe abschauen, die mir besonders am heutigen Tag gut in Erinnerung sind, da mir die ersten Düfte des hier zerwirkten Wildschwein-Keulenbratens im Rosmarinmantel in die Nase steigen, während ich diese Zeilen schreibe.


Die Strecke






Was ich in der Wildkammer noch nicht ahne, ist der Umstand, dass mir der schwerste Ansitz noch bevorsteht. Während sich die restlichen Teilnehmer nach und nach auf den Heimweg begeben – allesamt hochzufrieden und mit vielen schönen Eindrücken, soweit ich das beurteilen kann – werden Stefan und ich erst einen Tag später heimreisen und so haben wir die Möglichkeit auf einen weiteren Abend in der wundervollen Lieper Landschaft. Die Landschaft ist dann auch das einzige, was wir auf unserem neuen, sehr schön gelegenen Ansitzplatz direkt an einer Kirrung zu sehen bekommen, was sowohl am penetranten Magenknurren meinerseits, dem Niesen von Stefan oder aber – und darauf haben wir uns letztendlich einstimmig festgelegt – dem ungünstigen Wind gelegen haben könnte. Immerhin kann sich Jungjäger Mathias über eine Sau mit knapp 50 kg freuen und diese mit uns und Stefan Fügner gemeinsam an der Jagdscheune begiessen. Eine schöne Erfahrung habe ich an diesem Abend ebenfalls machen können: die mir von den gesamten Teilnehmern als Dank für die Mitorganisation geschenkte Thermomütze und der Schal haben ihren ersten Einsatz in Wind und Kälte bravourös überstanden.

Mir persönlich hat sich eine mir bisher fast unbekannte Form des Jagens auf sehr spannende Art und Weise präsentiert und Lust auf mehr geweckt. Auch der unkonventionelle Rahmen hat dazu beigetragen, ganz ungezwungen zu lernen und zu beobachten und ich bin mir sicher, dass jede Jungjägerin von einer solchen Damenansitzjagd nur profitieren kann. Aus diesem Grund ist mein Fazit der ersten Lieper Damenansitzjagd durchweg positiv und ich freue mich über die neu gewonnenen Freundschaften genauso wie über die Planung der nächsten Damenansitzjagd von 05.-08.01.2012, bei der ich die diesjährigen Teilnehmer hoffentlich alle wiedersehen werde. Ich danke meinem Ansitzpartner für seine Geduld, für das Wissen an dem er mich teilhaben ließ und für das mehrfache Demonstrieren der Vogelklage, die ich noch immer im Ohr habe. Auch möchte ich mich an dieser Stelle im Namen aller Damen und Herren für Stefan Fügners Gastfreundschaft und Mühe bedanken sowie bei Dr. Wolfgang und Astrid Lipps für das zur Verfügung stellen des herrlichen Reviers und der Organisation des Abendessens.

Nina Pfarr Hundeausbilderin

79599 Lörrach

www.struppi-bitte.com

9.1.11

Auf Sauen in Liepe


Der Verfasser mit seinem erlegten Dachs auf dem Lieper Vorwerk

















von Stefan Habermann

Die Jagd in der Schorfheide, genauer gesagt in Liepe, ist mir seit dem vergangenen Frühjahr an´s Herz gewachsen.

Die Naturvielfalt aus Hochwald, Feldern und Wiesen und dazu das Bruch als teils sich selbst überlassenem und landwirtschaftlich genutzten Land ist schon eine Einmaligkeit für sich. Dazu herzliche Gastgeber und günstige Unterkünfte - was will man mehr.

Beim letzten Mal verließen wir, meine Frau, ich sowie Kurt unser Terrorterrier und Kleo unsere DK- Jagdgebrauchshundanwärterin Liepe mit einem erlegten Dachs und einem Frischling, der sehr wohl als „Halbes Schwein auf Toast” taugen könnte.


Die Hunde des Verfassers: Terrier Kurt und Deutsch Kurzhaar Hündin Cleo







„Seht zu, das ihr den Oktobermond mitbekommt” sagte Stefan zum Abschied.

Nun war ich zwar alleine da, aber Anblick sollte ich für Drei bis Viele haben .

Von Anfang: Freitag -Wir wollen um vier nachmittags raus- schaffst du das? Klar, kein Problem. War meine Antwort auf Stefan´s Frage, was sich als falsch herausstellte, A24-Stau und Polnische Mautsparer ließen mich erst eine Stunde später ankommen. Folglich nicht das Quartier beziehen, sondern gleich auf den Ansitz.

“Du gehst in die Seggebuchte, da ist Rotwild - vorher zeige ich dir noch die Sitze für den Frühansitz, fahr mal hinterher.”

Stefans Anweisung und seinem Auto folgend wurden mir drei Möglichkeiten zur freien Wahl gestellt -Du kennst dich ja schon gut aus hier- so Stefans Worte.

Die Terrassenkanzel an der Seggebuchte kannte ich gut, denn hier hatte ich schon mehrfach, wenn auch mit wenig Erfolg, gesessen. 17 Uhr, Kurt und ich richteten uns also häuslich ein, zum Sonnenuntergang war ja noch Zeit.



Blick von der Kanzel "Seggebuchte", von wo aus der Verfasser eine der 2 Sauen in der Vollmondnacht 22./23.10.2010 erlegte.








Acht Stücke Rehwild auf fünfhundert Meter - das fängt ja an wie beim letzten Mal, dachte ich und genoß eine Zigarette und ein Kaltgetränk, Kurt schnarchte …….. Das Rehwild beobachtend und hin und wieder die anderen zwei offenen Seiten abglasend vergingen gute drei Stunden, dann war der Sprung und auch die Sicht weg, unmerklich hatte die Dämmerung sich mit Wolken zusammengetan und dem Vollmond den Kampf angesagt.

Kaltgetränk, Zigarette - Schnarchen von Unten - irgendwann wird schon Licht, das sitzen wir doch aus !

Irgendetwas war plötzlich anders - das Schnarchen war weg, Kurt nicht mehr unter meinem Sitzbrett, langsam kam ich aus meinem Dämmerschlaf zu mir und sah mich um. Kurt hypnotisiert die Tür und grummelt -den Laut kenne ich, da muß Wild sein. Mit aller Vorsicht schiebe ich die Luke hinter mir auf und sehe - Rehwild, Ricke mit zwei Kitzen, na toll, denke ich noch, als sich im Augenwinkel etwas bewegt eine weitere Teildrehung und ich erhasche einen Blick auf zwei schnell wechselnde, kapitale Sauen die sich zügig am Zaun des gegenüberliegenden Pumpwerkes über die Pläne bewegen - also war doch etwas hier, meine Korkenzieherstellung korrigierend warf ich einen Blick auf´s Handy, 22 Uhr, die Wutze werden wach. Brechen und lautes Quieken unter mir in der dicht bewachsenen Buchte, Waffe bereit, Glas hoch- hören ja, sehen nein, aber es sind Viele, soviel ist klar - Kurtgrummeln ! Blick nach links - 9 kleine und zwei große, schwarze Klumpen ziehen Richtung Holz - natürlich am Zaun der Pumpstation entlang - sollte ich nicht doch ? Nein, zu gefährlich ! Wieder nach rechts konzentriert ist das Brechen verklungen, schemenhaft entfernt sich eine große Rotte von sicher 15 Stücken im Troll Richtung Reheinstand von heute Nachmittag - Sch… . Grummeln, Kurt starrt , mit dem Fang auf die Fensterbank aufgelegt auf die kleine Anhöhe und richtig , aus dem Laubgehölz wechseln acht Schwarzkittel an „ Kommt auf´s Grüne, kommt schon” denke ich, während ich die Mauser vorsichtig bereit mache, da sind sie, 80, vielleicht 90 Meter bei bestem Mond brechen die Schwarzen in der Luzerne, die Kleinste der Überläuferrotte ist mein Ziel, langsam folgt ihr die Mündung, bis sie breit steht - Schuss, sie zeichnet im Feuer, nachrepetiert, Blick durchs Glas- Bühne leer, dafür brechen die Sauen mit Getöse hinter dem Sitz in die Buchte. Klar war, das ich getroffen hatte, auf dem Blatt abgekommen und ruhig aufgelegt konnte nicht wirklich etwas schief gehen.

Die obligatorische Zigarettenpause später baumten Kurt und ich ab zur Kontrolle, bei Mond und Taschenlampenlicht nur Ausrisse, kein Schweiß am Anschuss.

Der Fluchtfährte folgend erreichen wir den Durchbruch, hier sind sie also rein. „ Such verwund mein Hund” schicke ich Kurt zur freien Suche in´s Ungewisse, immer wieder sehe ich den weißen Rücken des Terriers immer größere Kreise ziehen, da verschwindet er in einem Buschgewirr aus allem was Nadeln und Dornen hat - Laut, kurzes Todverbellen, dann Gezerre, da bist du also, denke ich und nähere mich dem Gewirr, nein, bei Nacht, ohne Deckung, wenn da noch mehr drin ist, als der eine gestreckte Überläufer, nein, das machen wir morgen früh, es ist kalt genug beruhige ich mich und rufe Kurt ab. Abbruch und Aufbruch, im Auto zeigt mir die Uhr 23.50, eine gute Zeit zum nach Hause fahren.

Das Geröllpflaster des Weges schüttelt uns durch und wir erreichen die Stelle, wo uns Stefan am Nachmittag einen Wagen empfohlen hatte. Ein wenig runterkommen von der Aufregung tut gut, denke ich, Kurt kann sich auch nochmal lösen, warum also nicht nach dem Wagen sehen. Gesagt getan, Glas, Waffe, Hund voran geht es gemütlich im Baumschatten zur rollenden Ansitzkiste, vor mir die Wiese sieht aus wie ein Handgranaten Wurfstand, die Wutze hatten ganze Arbeit geleistet.

Am Ansitzwägelchen angekommen, untersuche ich den Verschluss, alles um uns herum ist ruhig, Kurt verschwindet kurz für große Jungs und ich schließe die Tür, ja, ein guter Platz für morgen Früh. Kurt! Fuß!

Ich wende auf der Sohle Richtung Grünland und sehe fünf fast gleich große Sauen, wie aus dem Boden gewachsen bearbeiten sie die Soden.

Hilft nichts, die Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder, denke ich und streiche außen an der Ansitzkiste an. Im Knall bricht das geringste der Stücke zusammen - die anderen verlassen die Vorstellung Richtung Gehölz - Wow, zwei in so kurzer Zeit denke ich, das ist doch mal was.

Kurt verbellt anhaltend die Sau, es ist also noch Leben in ihr, Optik von der Waffe und vorsichtiges Nähern. Im Voranschlag, auf fünf Meter heran kommt sie hoch und schlägt nach dem tanzenden Hund, der sie immer wieder an den Keulen gezwickt hat, eine Wendung zu mir, Blasen, ich ziehe die Waffe an die Wange, die Kugel trifft über dem Wurf und lässt die schwarze Bache zusammenbrechen.

Donnerwetter, die ist nicht von schlechten Eltern, denke ich als ich die Bache drehe. Im Scheinwerferlicht meines inzwischen geholten Autos breche ich auf und versuche anschließend die Gestreckte auf die Ladefläche zu wuppen - nicht machbar. Etwa eine halbe Stunde warte ich, bis Stefan, den ich aus dem Bett klingeln musste, mir Weidmannsheil wünscht und wir zusammen die Beute verladen und in die Wildkammer verbringen, fast 90 kg zeigte die Waage an.



Die Sauendoublette des Verfassers aus der Vollmondnacht 22./23.10.2010







Noch kurz bei einem kühlen Blonden das Erlebte des Vorabends repetieren, die Bergungspläne für den Morgen besprechen und ab in die Falle.

Nach kurzer Nacht dann Treffen an der Seggebuchte, den markierten Anschuss untersuchen, nochmals die Fluchtfährte prüfen und DD Rüde Ajax zur Verlorensuche schnallen - auch er verbellt die Wutz in dem Geschlinge unter der Kanzel. Auf dem Bauch robbend berge ich die Bache, sie wird später aufgebrochen 47 kg auf die Waage bringen. Ein schöner Erfolg.

Am Samstagabend weist Stefan mir in einem anderen Revierteil eine offene Baumplattform zu.

Nach dem Aufbaumen erkenne ich rechts eine gut bevölkerte Weide, hier werden sicher keine Sauen kommen, das werden die Rinder verhindern. Ich wende mich also der linken Seite zu und warte. Dieser Ansitz ist deutlich kühler, das Wetter ist umgeschlagen, nachdem ich gute drei Stunden im Nieselregen ausgeharrt habe und sich so gar überhaupt nichts gerührt hatte, baume ich mit klammen Fingern ab um , ohne über „Los” zu gehen mein Lager in der Pension anzunehmen. Ich beschließe noch eine Frühpirsch zu unternehmen und schnarche schnell mit Kurt um die Wette.

Der Wecker bricht den Schlaf um Vier ab, ein kurzes Frühstück später verlasse ich um kurz vor Fünf die Pension zu Fuß um im angrenzenden Revier meine Pirsch zu beginnen.

Mit Kurt an der Lautlosleine unterwinde ich einen Zaun, kaum 100 Meter vom Ortsrand entfernt. Nach wenigen weiteren Schritten im Schatten der Bäume höre ich sie brechen, kaum zu glauben, die Sauen sind praktisch bis an die Gartengrenzen vorgestoßen. Dem Geräuschpegel nach zu urteilen mussten es Viele sein. Was tun ?

Erst einmal ein wenig abwarten, das Morgengrauen sollte doch bald einsetzen. Als dann genug „Licht” ist für das Glas wird Kurt abgelegt und ich bewege mich auf Knien in Richtung Geräuschpegel, noch gut 100 Meter, ich glase die Gegend vor mir ab und versuche die Stücke zu zählen, 40? 50?- so viele auf einem Haufen habe ich noch nicht gesehen-

Kriechend bewegte ich mich auf Schussentfernung, immer wieder verschieben sich die Sauen, es scheinen drei oder vier Gruppen in dieser Rotte zu sein, immer eine Art Sicherheitsabstand untereinander haltend.

Kleinere Rangeleien untereinander aber nicht unter anderen Gruppen, eine interessante Erfahrung. Während meiner Beobachtungen wird es immer heller, hell genug für sauberes Ansprechen, denke ich und wage den Blick durch die Optik auf der Waffe. Ja, es geht, ich folge mit der Mündung einem Sauenhaufen, der langsam nach rechts wandert beim Brechen.

Als ich einen Frischling sicher ansprechen kann, lasse ich fliegen, Kugelschlag - die Rotte flüchtet nach rechts in die Buchenbestände, andere Sauen preschen den Hügel hinunter nach Hinten , mehr kann ich nicht durch das Zielfernrohr erkennen, allerdings auch nicht das beschossene Stück.

Die übliche „Zigarette danach” später bewege ich mich an den Anschuss, nicht´s zu finden, kein Garnichts-ich werde im Tageslicht noch eine Kontrollsuche machen, beschließe ich.

Auch die Kontrollsuche mit Hund ergibt nichts, außer, dass wir einen Kugelriss in einer verschobenen Grassode finden, genau in Schußbahn, wie sich herausstellt - diesen Batzen hatte mir die Optik wohl weggezaubert - das ist Jagd, denke ich und bin jetzt sicher verschossen zu haben.

Was will man mehr, fragte ich bereits am Anfang - Anblick ohne Ende, die wunderbare Landschaft und auch noch Weidmanns Heil auf zwei Wutze gehabt. Hochzufrieden verabschiede ich mich nach Hause .

3.1.11

Der Keiler, der aus dem Schnee kam

Nach Tagen Büroarbeit mit Buchhaltungstätigkeiten, Veranstaltungsplanungen und Telefongesprächen war mir danach, in den Wald zu kommen.
Es war nicht das Bedürfnis, zur Jagd zu gehen, sondern der Wunsch nach dem Alleinsein. Kräfte sammeln. Zur Ruhe kommen. Ich wollte Natur atmen, Natur hören, Natur sehen.

Tags zuvor hatten wir bei Restarbeiten an einer offenen Kanzel dort starke Trittsiegel einer einzeln ziehenden Sau entdeckt. Einige waren frisch, andere schon mehrere Tage alt.
Hier an diesem Hochsitz hat man einen traumhaften Rundumblick ins Niederoderbruch und ständig Anblick, weil man im Winter immer gleich mehrere Sprünge Rehwild sehen kann, die äsend und liegend die Wintertage dösend auf den großen Flächen der Bruchwiesen verbringen. Auch kann man zahlreich Füchse schon tagsüber beim Schnüren über die endlos erscheinenden Schneeflächen beobachten.
Bei strahlend blauem Himmel und der winterlichen Sonne mache ich mich gegen 14.45 Uhr auf den Weg zu der "Kanzel am Grabenkreuz", wie ich sie nenne. Ich stelle das Auto schon früh, kurz hinter der Zufahrt zum Bruch ab. Ich will mit einem langen Marsch zum Hochsitz die brandenburgische Winterlandschaft genießen. Das Tauwetter der letzten Tage und der wiedergekehrte Dauerfrost haben die Schneeflächen derart stark verharschen lassen, dass man ohne einzubrechen darüber hinweglaufen kann.
Als ich es mir im Ansitzsack bequem gemacht habe, stelle ich fest, dass der Blick aus der Kanzel nach hinten zum Eingang viel imposanter ist. Der Tag verabschiedet sich mit einem glutroten Sonnenuntergang.
Ich verschiebe das Sitzbrett und drehe mich um, damit ich das Naturschauspiel in seiner ganzen Schönheit auch ohne Verrenkungen mit dem Hals beobachten kann.

Vor mir liegt die Weite des ebenen verschneiten Niederoderbruchs, am Horizont die Endmoräne mit ihren bewaldeten Hängen und dahinter verschwindet im Westen glutrot die Sonne.

Während ich das Naturschauspiel auf mich wirken lasse, schweift mein Blick zu einer Gruppe alter Weiden, die an einem dicht bewachsenen Schilfgraben stehen. Schon lange will ich dort einen Hochsitz hinstellen, denn der kaum zugängliche breite Graben mit dem dichten Schilfunterwuchs wird von den Sauen gerne angenommen. Es sind über 300 Meter bis zu diesem Schilfgrund und er liegt genau in meiner Blickrichtung nach Westen. Als ich mich gedanklich mit dem Hochsitzbau beschäftige, sehe ich genau dort einen schwarzen Klumpen.
Der Blick durch das Glas bestätigt mir eine einzelne Sau, die brechend vor den alten Weiden nach Nahrung sucht. Es ist 15.30 Uhr, immer noch taghell und man kann die Sau auch ohne Glas auf die weite Entfernung ausmachen.
Doch nach einigen Minuten kommt Bewegung in das Tier. Ich nehme die Waffe und streiche an der Kanzelöffnung an. Mit dem rechten Arm finde ich auf dem Bord der Seitenauflage daneben eine zusätzlich sichere Auflage.
Schnurgerade marschiert die Sau auf mich zu, ab und an, wenn sie verhofft, dreht sie sich und zeigt mir ihre Breitseite. Doch sie kommt weiter auf mich zu. Deutlich kann man nun auch den Pinsel erkennen. Die tiefschwarze Schwarte bildet sich kontrastreich vor dem hellen Hintergrund der schneebedeckten Wiese ab.
Doch jedesmal, wenn der Zielstachel sicher auf der Sau liegt, werfe ich noch einmal einen Blick auf dieses einmalige Bild: Der Blick auf den jungen, nicht massigen, aber kraftstrotzende Keiler auf der weiten schneebedeckten Fläche des Niederoderbruchs vor dem glutroten Sonnenuntergang läßt mich nicht los. Steil aufgestellt sind seine Federn und sein Pürzel ist gebogen wie ein Fleischerhaken. Immer wieder reckt er seinen Wurf steil in die Höhe, um den Wind zu prüfen. Ich will dieses beeindruckende Bild dieser Winterlandschaft mit einem Schuss nicht stören, stelle die Waffe wieder in die Ecke der Kanzel und lasse den Anblick auf mich wirken. Auch hier in der Abgelegenheit dieser brandenburgischen Landschaft ist es sehr selten, Sauen bei bestem Licht zu beobachten.
Mittlerweile steht er auf 80 Meter breit vor mir.
Ich denke an den Jagdmaler Rien Poortvliet, den dieser Anblick sicherlich zu einem Bild inspiriert hätte. Wahrscheinlich würde er dem Bild den Namen geben:"Der Keiler, der aus dem Schnee kam" oder so ähnlich.
Nun ändert er seine Richtung und will die Kanzel umschlagen. Die Sonne ist mittlerweile untergegangen und das letzte Licht erlaubt nur noch die Farben schwarz und weiß: Ein schwarzer Keiler auf einer weißen Fläche.
Irgendwann kommt er auf meine Fährte, bewindet sie kurz und stürmt kurz davon, um danach in einen langsamen Troll zu verfallen. Noch lange kann ich ihm nachschauen, wie er langsam in den Weiten des Niederoderbruchs am Horizont verschwindet, bis er auch für mich nicht mehr sichtbar ist.

Früher als geplant mache ich mich glücklich über das Erlebte auf den langen Marsch zum Auto. Ich wollte an diesem Tag nicht jagen, ich wollte das Naturerlebnis. Danach war mir und ich habe an einem faszinierenden Naturereignis teilnehmen dürfen.

waidmannsheil

stefan