7.11.17

Professor Hans-Dieter Pfannstiel sieht in der Erlegungsprämie für Sauen in Mecklenburg-Vorpommern eine jagdliche Bankrotterklärung


Zur Zeit werden die Jäger von zwei Seiten in die Zange genommen.

Einerseits rückt die  Afrikanischen Schweinepest  von Osten über die wildreichen Wälder Tschechiens und Polens immer näher.
Anderseits steigen die Schwarzwildbestände unaufhörlich von Jahr zu Jahr weiter. Mittlerweile meldet Mecklenburg-Vorpommern bei Maisjagden dreistellige rottenstärken. Und nachdem sich der Landesjagdverband Mecklenburg-Vorpommern sorgen macht, was man mit den ganzen erlegten Sauen machen soll, ist der Landwirtschaftminister Till Backhaus nun den Jägern beigesprungen und zahlt Erlegungsprämien für Sauen.

Der anerkannte Wildbiologe Hans-Dieter Pfannenstiel spricht zurecht im Kommentar zum Artikel: “Mecklenburg-Vorpommern:Programm zur Schwarzwildreduzierung vorgestellt“ von einer jagdlichen Bankrotterkärung.

Doch wie viele solcher Zustände der Überhege handelt es sich hier nicht um eine Naturkatastrophe. Die heutige extreme Überpopulation der Schwarzwildbestände geht ausschließlich auf das jahrelange Unvermögen der Jägerschaft zurück, in konzertierten Aktionen die Bestände zu reduzieren.
Ein Experte für Öffentlichkeitsarbeit brachte es auf einer Drückjagd in einem Gespräch mit mir bei einem Gespräch um die Zukunft der Jagd auf den Punkt:

„Die Jägerschaften sind nicht kampagnenfähig“

Doch was sind die Gründe für die Unfähigkeit, gemeinsame Aktionen erfolgreich und öffentlichkeitswirksam zu organisieren?

Die Jägerschaft ist geprägt von Regionalfürsten, die herrisch darüber wachen, dass ihr Machtterritorium nicht angegriffen wird. Es gibt sie auf der Revierebenen bei den Jagdpächtern ebenso, wie bei Kreis- und Landesverbänden.
Es gilt ein einfacher Grundsatz, nach denen eine Kampagne unterstützt wird oder eben auch nicht. Stärkt die Kampagne nicht die Macht des Regionalfürsten, hat sie keinerlei Chancen auf Realisierung.

In meinen nun über 40 Jahren des Jagens habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass alle meine Versuche, etwas „revierübergreifendes“ zu organisieren, immer an diesem Egoismus gescheitert sind, schließlich konnte ich den Machtzuwachs nicht mitliefern.

Auch jetzt, wo es eigentlich schon bei der Sauenbejagung 5 nach 12 ist, jammern die Jäger über unverkäufliche Wildschweinstrecken und betteln die Politiker um Subventionen zur Bejagung an. 
Gemeinsame öffentlichkeitswirksame Aktionen auf Verbandsebene: Fehlanzeige!

Professor Pfannenstiel hat recht, wenn er von einer Bankrotterklärung spricht. Eine völlig überalterte Pächterschaft in den Neuen Bundesländern, die jungen Jägern mit modernen Bejagungskontepten nicht Platz machen will, prägen das Bild der Jägerschaft.

Junge Jäger werden weggebissen oder sie müssen jahrelange Spann- und Hilfsdiente erbringen oder sich als Kirrdödel und Jagdknecht verdingen, ansatt dass man sie ordentlich jagen lässt. Jagdgäste aus dem In – oder Ausland werden weggemobbt, man will keine Jagdgäste, nur örtliche Jäger sollen jagen dürfen.

Die heutigen Reviere sind viel zu klein, um mit einzelnen Begehern größere Streckenerfolge zu erzielen.Um die hohen Schwarzwildbestände deutlich zu reduzieren, sind zwingend großflächige revierübergreifende Drückjagden notwendig. Das Schonen von Stücken begrenzt sich auf führende Bachen, nebulöse Hegevorgaben müssen zurückgestellt werden.  In diese effiziente Bejagung kann man zudem die zahlreichen revierlosen Jäger integrieren und zur Bejagung heranziehen. Doch dieser Form der Bejagung verweigern sich viele Jagdpächter beharrlich. Eine Enteignung in Form von Zwangsbejagungen der Reviere der überalterten Jagdpächter und ihrer überhegten Reviere ist dringend geboten.

Es ist erstaunlich, wie teilnahmslos die Verbände dem heraufziehenden Desaster der erfolglosen Eindämmung der Schwarzwildbetände in Mecklenburg-Vorpommern zusehen. Sollte es zum Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest kommen, werden Jagdgegner dies als willkommenden Anlass nehmen, den Jägern die Fähigkeit, Wildbestände zu reduzieren, absprechen. Recht haben sie.

Aber das ist immer das gleiche Phänomen dieser überalterten Regionalfürsten; Ihr Machterhalt geht ihnen über alles, die Zukunft der Jagd ist ihnen völlig gleichgültig.

waidmannsheil

Euer

Stefan