9.11.16

Ajax letzter Jagdblogeintrag



Dass mir der Hund das Liebste sei, 
sagst du, o Mensch, sei Sünde?
Der Hund blieb mir im Sturme treu, 
der Mensch nicht mal im Winde. (Franz von Assisi)


Es sind  unzählige Hunde, die nun nach einigen Jahrzehnten durch meine Hände gegangen sind, aber wenn es einen gibt, auf den der Spruch von Franz von Assisi passt, dann Ajax. Er war ein furchtloser Ritter, mutig, draufgängerisch, klug, ziel- und ergebnisorientiert und  -verlässlich.  Die Nachsuchen habe ich irgendwann nicht mehr gezählt, die Waschbären, die er in seinem viel zu kurzen Leben gefangen hat, auch nicht mehr. Am Ende kletterte er, wenn er sie witterte,  auf die schräg stehenden Kopfweiden im Oderbruch und holte sie sich aus ihrem Versteck. Wenn er sie dann brav apportierte, hatte er den Kopf voll Schmisse wie nach einer schweren Mensur, schließlich steht vor jedem erbeuteten Waschbär für beide der Kampf auf Leben und Tod!  Der Kampf mit wehrhaftes Wild wie Sauen und Waschbären waren für ihn Herausforderungen, die man zu meistern hatte.    
Er hat es auf dem Jagdblog zum eigenen Label  "DD Rüde Ajax" gebracht und dort zeugen 14 Eintragungen von seiner unbändigen Passion und seinem Kampfgeist an wehrhaftem Wild. Kurzum: Er war Drahthaar durch und durch. 

Megaösophagus war Ajax letzter Gegner. Gemeinsam kämpften wir mit pürriertem, wasserverdünntem  Hundefutter gegen diesen Feind. Putzeimer mit Lappen waren fast täglich im Einsatz. Zudem  baute ich eine Treppe, damit er aufwärts gerichtet, das Futter durch den ausgeleierten Schlund in den Magen bekam. Auf Reisen waren Pürrierstab, Tupperwaredosen mit aufgeweichtem Futter  und Putzeimer unser ständiger Begleiter. Einige Monate ging es gut und ich hoffte, dass er mit dieser Therapie alt werden kann. Doch vorgestern war es soweit, der Rachenraum entzündete sich, das Husten und Röcheln wollte nicht mehr aufhören, raubte ihm den Schlaf  und der Tierarzt stellte die eindeutige Diagnose. Letzte Nacht schlief er nicht mehr, weil Wasser und Futter, das sich in der Speiseröhre gesammelt hatte, einen ständigen Hustenreiz erzeugte. Nie ließ er sich sein Leid anmerken, aber die trüben Augen und der leere Blick heute morgen, als er hustend am Bett stand, sagten mir: "Stefan, lass mich gehen".

Mein Umzug nach Brandenburg, unsere wunderbaren Jahre im Lehrrevier Liepe sind untrennbar mit Dir verbunden. Ich danke Dir für 8 wundervolle, viel zu kurze Jahre an Deiner Seite.

Leb wohl, Ajax


5.11.16

Erste Hilfe bei der Drückjagd - eine zufällig anwesende medizinische Fachkraft verhindert Schlimmeres

Die Anwesenheit einer tiermedizinischen Fachkraft konnte gleich gleich zweimal bei einer Drückjagd Erste Hilfe leisten und bei den Verletzten Schlimmeres verhindern. Das immer häufiger vorkommende wehrhafte Schwarzwild fordert vom Jagdleiter für die organisierte Drückjagd einen Erste-Hilfe-Plan. Ein Jagdteilnehmer mit Kenntnissen der medizinischen Erstversorgung, und ein Plan, der das schnelle Heranführen der Rettungskräfte im schwer zugänglichen Gelände ener Drükjagd sicher stellt, sollte zu jeder Planung einer Drückjagd gehören.

von Michi Bookwood



Die Autorin ist veterinärmedizinische technische Assistentin, wurde selbst schon Opfer eines Sauangriffs und fordert für große Drückjagden von der Jagdleitung einen Erste-Hilfe-Notfallplan


What a Day...
Gestern war Drückjagd angesagt.
Bei mäßigem bis guten Wetter sind ca. 50 Schützen und 35 Treiber mit ca 15 Hunden unterwegs gewesen.
Anspruchsvolles Terrain: u.a. große Bereiche von Schilf und Moor. 
Erstes Treiben: Schilfgürtel. Unsere Gruppe: 4 Treiber und drei Hunde (DD, DJT und meine Hündin) Los geht's!
Aaalter, was für ein Fest! Über 40 Sauen auf die Läufe und somit zu großen Teil auch vor die Schützen gebracht. Wir waren mit uns sehr zufrieden. Keine besonderen Vorfälle- bisher...
Außer vielleicht sehr viele Spaziergänger, die warnende Hinweise von uns, dass heute hier eine Jagd stattfindet, mit wegwischenden Handbewegungen quittiert wurden. 
Dann Mittag.
Am Rastplatz angekommen, kommt ein sehr guter Jagdfreund auf mich zu und fragt nach einer Brandsalbe.
Was ist passiert? frage ich. Er hätte sich ein wenig die Hand beim Anzünden des Lagerfeuers verbrannt. ( flüssiger Brandbeschleuniger aus der Flasche…. Haben wir nicht alle mal was anderes gekernt?)
Zeig mal! sag ich und schaue mir erst die Bescherung an und schlage dann die Hände vor die Stirn...?
Ab mit ihm zum Auto: 
Erste Hilfe Kiste kommt zum ersten ( nicht letzten) Einsatz.
In meinen Augen: Verbrennung 3. Grades. Er wollte das nächste Treiben noch machen...??
NaCl - Verband angelegt, Schnauze halten angesagt und in ein Krankenhaus mit Abteilung für Verbrennungen geschickt.
Dann erstmal Suppe und Kakao genossen, verbunden mit dem Versuch die nasse Hose am Feuer zu trocknen.
Gestärkt ging es zum zweiten Treiben. Unsere Treiberwehr bestand nun aus 11 Leuten und drei Hunden ( 2 x DD und meine Hündin) 
Sehr schweres Geläuf: ca 30 min. über umgestürzte Bäume durchs Moor zu nächsten Schilf.
Dort grad angekommen und neuerliches Sammeln, um sich neu auszurichten. Plötzlich die Durchsage über Funk:
Zwei schwere KRANKE Keiler im Treiben!!!?
10 Sekunden später ging sie ab die wilde Fahrt...
Aus dem nichts kam der ca. 120 kg Keiler direkt auf unsere Gruppe zu! Die zwei Kinder des Jagdherrn mitten in der Gruppe! Beide jung und nur mit einem Messer ausgestattet.
Einer unserer Mittreiber schubst beide weg und stellt sich davor! 
Kurzes Tohuwabohu. 
Nach drei bis vier Sekunden bricht der Keiler links weg. Mein Hund geht drauf! ?
Mein Freund trägt auf kurze Distanz einen Schuss an, Keiler bricht zusammen, alle Hunde ran/ rauf. Der Keiler versucht sich schwer getroffen wieder hoch zu machen! Ein Brüller an die Hunde und ein weiterer Schuss.
Ruhe.
Dann von rechts der Ruf in einem Ton, der weder fragen noch Widerspruch zulässt:
Michi! Komm her! Du wirst hier gebraucht!!! ?
Ok! 10 Meter nach rechts zu unserem Helden. 
Der liegt lag da. Schweiß/ Blut an der Hose.
1 Sekunde später habe ich die Situation erkannt:
Das Bein wurde erwischt.
Erste Hilfe Taschen zu mir! ALLE!
Stiefel aus. Mit der Schere die Hose aufgeschnitten.
Schieße! Das war kein schöner Anblick.
Zwei sehr tiefe, lange Fleischwunden auf Höhe des Knies. Ohne weiter ins Detail gehen zu wollen nur so viel:
Das die Kniescheibe nicht gebrochen war, konnte ich so beurteilen...?
Alles war quasi freigelegt.
Ok. Ruhe ausstrahlen, Erstversorgung und die Antwort auf die Frage finden:
Wie geht es hier weiter?
Dem Funker Anweisungen gegeben:
RTW und Notarzt anfordern.
Funkspruch ging raus.
Dann weiter überlegt. Neues Ergebnis nach dem denken:
Rettungshubschrauber anfordern! Hier kommt keiner raus mit Trage in der Hand.
Große Augen von allen herumstehenden und dem Verletzten. Unverständnis…. Dann haben alle mal nachgedacht.,,
Ein paar Momente später: Kopfnicken.
Der Funkspruch geht raus.
Dann!!! 
Sauen im Anmarsch! Kreisförmig stellten sich die Schützen um mich den Verletzen und die beiden Kinder ( beide alte genug um an solchen Jagden als Treiber teilnehmen zu dürfen!). Alle im Anschlag.
Was für ein Szenario...
Ich habe einfach weiter gemacht: Tuch unter dem Bein ausgebreitet, 30 Grad Winkel im Knie mittels eine drunter geschobenen Jacke hergestellt, Haut grob wieder an die Stelle, wo sie hin gehörte, gebracht.
Dann Verband angelegt, Pulskontrolle und Bewusstseinsfragen gestellt.
Dann mit Klebeband außen auf dem Verband das Verletzungsmuster aufgebracht, damit sie im RTW oder Krankenhaus später sehen, wo man den Verband NICHT aufschneiden sollte.
Sauer ziehen weiter. Die Anspannung aller ist fast greifbar.
Funkspruch kommt rein:
Kein Heli verfügbar! ?
Tatütata wird hörbar, Funksprüche überschlagen sich.
Es wird eine Kette von signalfarbenen Menschen aus anderen Treiben ins Moor gestellt und so den Sanitätern der Weg zum Verletzen zu zeigen.
Endlich: sie sind da! Puh!
Übergabe meinerseits an die Sanitäter mit genauer Beschreibung des Vorfalls.
Frage von denen: und wo ist das Schwein jetzt? 
Wir zeigen mit dem Finger auf den verendeten Keiler.
Erleichterung.
Einen Augenblick später:
Der Notarzt trifft ein.
Alle sind durchs knietiefe Moor gestiefelt...
Und wie jetzt Bergen???
Nach langen hin und her und Verabreichung von Schmerzmitteln über den bereits gelegten Venenzugang:
Die Frage der Ärzte an mich:
Meinen sie, er kann auf einem Bein humpeln, wenn wir ihn von zwei Seiten stützen? ??? 
Nun ja... sage ich. Es wird anfangen zu bluten wie Sau. Aber der Knochen ist nach meinem Erachten heil geblieben…. Bin aber kein Arzt oder so!!!!
Ok. Dann machen wir das!???
Recht hatten sie: mir mussten ja irgendwann weg hier.
Schützentraube um den Verletzten und die Helfer inkl. Arzt gebildet und langsam los.
Dann!!!!!!
Wieder Sauen!!! In unsere Richtung! Alle waren sich bewusst: es ist ein weiterer kranker Keiler im Treiben....?!
Der Arzt, die Sanis: sofort leichenblass...
Alle Schützen im Anschlag. Ruhe!!!! Alle ruhig sein! Alle horchen! Keiner atmet!
Da!!!! 
Vor uns bricht ne grobe Sau nach links weg, die kleinere nach rechts.
Puh!!! Puls: 180….
Weiter geht's. Kommentar von einem der Retter:
Das ist ja wie an der Front hier!!!!
Antwort von einem der Schützen:
Das IST die Front.
Schweigen. Langsam weiter!
Pause: der Verletzte klag zunehmen über Schmerzen. Wasser wird gereicht. Weiter!
Endlich das Quad in Sicht!!! Noch 20 m! Noch 3 Minuten….Dann ist es geschafft.
Der Verletzte liegt endlich auf der Ladefläche des Quads. Sie fahren zum Rettungswagen.
Wir bleiben betreten zurück. Stille.
Sammeln.
Alles sind etwas zu Fuß mit den Nerven.
Ich gehe etwas weg und wische mir ein Tränchen weg:
Die Anspannung fällt ab...
Ab Richtung Streckenplatz. Alle sind recht ruhig.
Der Weg dahin ist lang. Es ist immer noch ein weiterer kranker Keiler hier irgendwo...
Auf dem Rückweg gesucht. Wir waren alle soooo sauer.
Hier und da auf den Busch geklopft- irgendwo muss er sein. Hier spring ein Frischling, da ein Überläufer.
Ich eines der beiden Kinder immer hinter mir gehalten, das andere ist mit dem Quad mitgefahren.
Wieder : Anspannung pur.
Nächster Busch. Nächstes Schwein springt raus! Direkt auf mich zu! Ich brüll den Teenager an: bleib hinter mir!!! Schob ihn hinter den Baum und ging in den Anschlag. Die Sau kommt immer näher. 5 m, 3 m. Der Treiber neben mir schreit: die ist gesund! 2 m, Finger will sich krümmen...
Da dreht sie ab! 
Aaaaalter! Jetzt reicht es mir. 
Ich will nur noch zum Auto. Alle sind satt. Keiner mag mehr.
Wir stiefeln schweigend zum Auto.
Auf dem Weg zum Streckenplatz dann der Anruf der Frau des Verbrannten von heute Mittag:
Alles gut. Dank hervorragender Erstversorgung konnten die Ärzte die verbrannten Schichten Haut gleich entfernen und der Freund wird zeitnah transplantiert werden können.
Und auch die Klinikempfehlung und Einschätzung der Verbrennung war richtig.
Am Streckenplatz angekommen berichtet uns der Jagdherr:
Der Keilertreiber ist bereits im Op.
Später dann die Meldung:
Erste Op gut überstanden. Morgen folgt eine weitere.
Jetzt: einen Schnaps für mich bitte!!!!
Ach watt: nen Doppelten! 
Egal: dreifach!!!
What a Day!
Später bedankten sich die Jagdherren beim Streckelegen und Verblasen dann vor allen Beteiligten bei mir.????
Es sei wichtig, kompetente Ersthelfer dabei zu haben. 
Mir wird klar: recht haben sie! Jeder ist darauf bedacht, erste Hilfe Kurse für Hunde auf der Jagd zu machen. Aber nur wenige denken daran ihr Wissen in Sachen Ersthelfer bei verletzen Menschen auf dem laufenden zu halten...
Ich will sofort noch einen Schnaps!
What a Day.....
( Fotos von den Ereignissen erspare ich Euch. Ich habe stellvertretend ein anderes Bild genommen.)
Einige Details wie Alter der Beteiligten, Zeitpunkt der Geschehnisse und Ortsangaben habe ich bewusst herausgelassen, das Geschehene hat sich aber genauso abgespielt. 
Es soll als Warnung für viele gelten:
Jagdausrichter, Treiber, Hundeführer und vor allem auch Spaziergänger, Pilzesammler, Reiter oder Jogger die Warnungen mit den Worten: auf mich wird ja wohl niemand schiessen! in den Wind schlagen. 
Nein. Auf sie wird niemand schiessen! Aber krankes oder verletztes Wild- ob durch die Jagd oder einen Autounfall- ist sehr gefährlich! Auch für nicht jagende freilaufende Hunde...
Und:
es macht Sinn, immer mal wieder sein Wissen in Sachen Erstversorgung von Verletzten aufzufrischen...
Das gleiche Szenario hätte sich exakt so auch nach einem Autounfall mit einem Wildschwein ereignen können...
Also bitte JEDEN Wildunfall melden. Das könnte evtl. Menschenleben retten….
An die Jagdgegner: 120 kg Wildschweine sind gefährlich und haben keine natürlichen Feinde hier. Auch ein Wolf meidet so ein Stück! Es ist an uns Jägern, da ab und zu einzugreifen und den Bestand im normalen Verhältnis zu halten- unter Einsatz unserer Gesundheit, vielleicht sogar unseres Lebens, damit alle weiterhin sorgenfrei ihren Spaziergang in der Natur geniessen zu können….
Danke für´s zuhören.




31.10.16

Das Schweigen der Jäger



Das Sprichwort zu den 3 Affen: „Audi, vide, tace, si tu vis vivere pace (zu deutsch: Höre, sieh und schweige, wenn du in Frieden leben willst).“

Einige aufmerksame Jagdblogleser haben es schon bemerkt: Das JagdBlog ist weitestgehend verwaist.
Stattdessen widme ich mich seit einem Jahr ausschließlich der Administration des Deutschen Jagdportals. Diese Arbeit nimmt so viel Zeit in Anspruch, dass zum Kommentieren aktueller jagdlicher Ereignisse keine Zeit mehr bleibt. Doch seit einigen Wochen brennt mir etwas auf den Nägeln, dass ich unbedingt zu Papier bringen muss:

Meine Haupttätigkeit ist zur Zeit die Recherche im Internet nach aktuellen, jagd- und naturrelevanten Themen. Diese fasse ich in den Jagdnachrichen auf der Eingangsseite des Deutsche Jagdportals zusammen. Diese tägliche Zusammenfassung aktueller Meldungen freut sich größter Beliebtheit, macht es doch die mühsame Recherche des einzelnen Jägers im Internet, zumindest was die Jagdnachrichten angeht, überflüssig.
Dabei bin ich bemüht, möglichst alle Verbände, Unternehmen oder Organisationen durch Beiträge zur Jagd und zum Naturschutz zu Wort kommen zu lassen, damit nicht der Eindruck entsteht, ich würde einzelne Interessensgruppen bevorzugen.

Doch insbesondere von den Jagdverbänden und der Jagdpresse suche ich Stellungnahme zu aktuellen jagdrelevanten Themen im Internet oft vergebens. Dabei sind die Themengebiete, bei denen die Jäger ein gewichtiges Wort mitzureden haben und sich profilieren könnten, nicht wenig. Doch seitens der Jagdverbände herrscht weitestgehend Funkstille.

Da wäre zum einen der Dauerbrenner „Wölfe in Deutschland“. Mittlerweile stellen sogar vereinzelt unsere Politiker jetzt fest, dass der Populationsanstieg -ähnlich wie bei den Flüchtlingen- die Toleranz der Landbevölkerung auf eine harte Probe stellt, bzw die Geduld irgendwann erschöpft ist. Dass einzelne Wölfe kaum gesundes Wild erbeuten können und die eigentlichen Probleme erst beginnen, wenn sich größere Rudel gebildet haben, kann man zur Zeit sehr gut in Sachsen beobachten. Auch werden Stimmen laut, die schon das Ende der ökologisch wertvollen Weidetierhaltung kommen sehen. Die Jagd auf Wölfe zur Bestandsreduktion ist zumindest in Niedersachsen und Sachsen schon länger kein Tabu mehr.
Doch von der sächsischen Jägerschaft hörte man in den letzten Wochen lediglich, dass sie einen neuen Präsidenten gewählt haben. Zum Thema Populationsbegrenzung der sächsischen Wölfe kein Wort.

Ein weiteres ungelöstes Problem sind unsere Neozonen. Der Waschbär hat sich im Osten Deutschlands derart ausgebreitet, dass mühevoll gepflegte Vogelschutzgebiete durch diesen üblen Nesträuber bedroht sind. Voraussichtlich werden in den nächsten Jahren mehrere seltene Wasservogelarten wegen dieses Neubürgers für immer verschwinden. Selbst Naturschützer und Ornithologen, die der Jagd skeptisch gegenüber stehen, fordern die jagdliche Unterstützung, um die seltenen Vögel in den Schutzgebieten zu retten. Schaut man auf die Internetseiten der Jägerschaften, so findet man zu diesem Thema nichts. Scheinbar fühlen sich die Jagdverbände auch hier weder kompetent noch zuständig.

Ein weiterer Neozon mit furchtbaren Auswirkungen auf unsere Tierwelt ist der Komoran. Erschwerend kommt hier hinzu, dass er nicht nur die Fische , sondern die Existenzen ganzer Fischwirtfamilien bedroht. Einige Karpfenzüchter melden Ausfälle von über 90 % der eingesetzten Brut. Hier wäre eigentlich seitens der Jägerschaft eine willkommene Gelegenheit, mittels über die Kreisjägerschaften koordinierte Gemeinschaftsjagden den komorangeplagten Fischern und Teichwirten zur Seite zu stehen und neue Allianzen gegen medienstarke Jagd- und Angelfeinde zu bilden. Auch hier herrscht seitens der Jäger weitestgehend Ruhe.

Seit einigen Jahren fallen die Sauen von Osten kommend in Divisionsstärke in Bayern und Baden-Württemberg ein. Auch in Gebieten in Nordrhein-Westfalen, wo sie weitestgehend unbekannt waren, gehen Rotten mittlerweile zu schaden. Nun weiß eigentlich jeder, dass sich Jäger tendenziell lokal orientieren und selten über die Kreisgrenze hinausschauen oder dort jagen. Viele Jäger in Bayern kennen die Sauen nur aus den Jagdzeitungen und dem Internet. Eine aktive Jagd auf Sauen ist den Jägern in den südwestlichen Bundesländern in der Regel unbekannt. Dass die Erlegung einer Vollmondsau mit anschließender Nachsuche rein gar nichts mit der sommerlichen Rehbockjagd gemeinsam hat und eine Drückjagd auf Sauen mit sauscharfen Hund in keinster Weise mit einer gemütlichen herbstlichen Hasenjagd zu vergleichen ist, merken die meisten Jäger erst dann, wenn die erste Wildschadensregulierung vom Bauer eingefordert wird. Eigentlich müssten die Jagdverbände die neuen Saujäger in den südwestlichen Bundesländern durch erfahrene Schwarzwildjäger schulen, die Ausbildung sauscharfer Hunde müsste vorangetrieben werden und allgemein müsste die Jägerschaften darauf vorbereitet werden, was da so bei weiter zunehmenden Schwarzwildpopulationen auf sie zukommt. Immer mehr Städter fordern, die Jäger mögen mehr schießen, um die marodierenden Rotten aus den Städten und stadtnahen Gebieten zurückzudrängen. Und auch hier gäbe es eine wunderbare Möglichkeit, das ramponierte Ansehen der Jäger bei der Stadtbevölkerung aufzubessern. Doch von den Jagdverbänden hört man wenig von konzertierten Aktionen zur Bejagung der steigenden Schwarzwildbestände. Dass man solche ein einmalige Chance einer Imageverbesserung ungenutzt verstreichen lässt, versteht wohl kein Mensch.

Ein ganz anderes Problem hat zur Zeit unser Nachbarland Österreich. Doch auch hier wird versucht, durch Totschweigen ein Problem auszusitzen. Zwar steht dort die Jagd in einem wesentlich besseren Ruf bei der Bevölkerung, als bei uns in Deutschland, aber dort betreiben scheinbar noch sehr viel wohlhabende Jäger professionelle Jagdgatter. Auch ist das Bejagen von kurz vorher ausgesetzter Zuchtfasane scheinbar in einigen Revieren in Österreich noch usus. Diese Gatterjagden und Jagden auf Zuchtfasane nehmen Tierrechtsvereine und Antijagdgruppen zum Anlass, das Image der Jäger in Österreich mit medialer Professionaliät massiv zu schädigen. Nun wird man auch unter den österreichischen Jägerinnen und Jäger genügend Stimmen finden, die diesen Jagdformen eine Absage erteilen. Auch werden viel Jägerinnen und Jäger es in einer Diskussion es ablehnen, solche Ballereien auf halbzahme gemästete Tiere als eine Form der Jagd zu bezeichnen.
Weder unterlassen die Veranstalter es, unter dem Druck der Tierrechtsorganisationen, diese Jagden abzuhalten, noch nehmen österreichische Jagdpresseorgane oder Jagdverbände zum aktuellen imageschädigenden Verhalten dieser "Jagdveranstalter" Stellung. Auch hier herrscht konsequentes Schweigen im Walde.

Für mich stellt sich hier ein ganz anderes Problem: Ich möchte über das Für und Wider der Gatterjagd und der Jagd auf Zuchtfasane berichten, aber das ganze Internet ist voll von Artikeln der Jagdgegner. Ich wurde übelst beschimpft, weil ich auf Artikel der Jagdgegner verlinke und den Jagdgegnern dadurch ein Forum biete. Aber was aber soll man als Betreiber eines Jagdnewsblog machen, wenn es keine Stellungnahmen der Jägerschaft gibt. Insbesondere in diesem Fall zeigt sich, dass der Schuss des Totschweigens und des Aussitzens von Problemen im Internet schnell nach hinten los gehen kann.

Vor einigen Tagen ging ein sehenswerter Jagdtalk mit dem Titel "Tradition und Fortschritt - Das Jägerimage im Wandel" des Internetsenders JagdundNatur TV online, in dem über das Image der Jäger im Internet diskutiert wurde. Hier zeigte sich einmal mehr, dass die Jäger bei dem Thema Öffentlichkeitsarbeit noch einen sehr, sehr langen Weg vor sich haben

waidmannsheil

Euer

stefan   

30.5.16

Vor 40 Jahren

Es war ein Sonntag, der 30.Mai 1976.

Um 4.10 erlegte ich auf dem Frühansitz meinen ersten Bock 5 Tage nach meiner letzten (mündlichen) Prüfung. Es war ein Knopfbock mit einem Gewicht von 10,5 kg. Der Bock kam im Revier der Gemeinde Ringen (Kreis Ahrweiler) im Revierteil Klewedrisch zur Strecke.


Für die heutigen Jungjäger einige Informationen zur Waffe:

Ich bekam von meinem Vater in den ersten Jahren des Jagens seinen abgelegten Drilling Fabrikat Krieghoff, Modell Trumpf mit dem Kaliber 7 x 65 R zur Verfügung gestellt.
Hierbei  gilt es zu beachten, dass ich damals 55 kg wog und der Drilling geladen mehr als 10% meines Körpergewichtes ausmachte. Gewicht und Rückstoß hatten etwas von einer Panzerfaust, auch wenn  ich niemals mit sowas geschossen habe. Auch das Tragen dieser überdimensionalen Jagdwaffe hat dazu geführt, dass ich heute Drillinge mit großer Skepsis betrachte. 


 Das Erlegerfoto vom 30.5.1976

40 Jahre später mit deutlich leichterem Stutzen.

waidmannsheil

Euer

stefan

29.5.16

25 Jahre nach der Wende...


Vor 20 Jahren verließ die Rote Armee den Osten Deutschlands. Viele Soldatenfriedhöfe in Brandenburg sind heute noch Zeugen ihrer fast 50 jährigen Besatzungszeit.
Stellt man sein Auto auf der Straße zwischen Neugersdorf und Hohenfinow (Landkreis Barnim) ab und folgt einem Waldweg einige 100 Meter, erreicht man eine verlassene sowjetische Militärliegenschaft.
Zugewachsene Bunkeranlagen,ein vollständig erhaltener Stacheldrahtzaun, der Eingang zum militärischen Bereich und die Schuppen der wachhabenden Soldaten sind noch erhalten.

Den Rest holt sich nach und nach die Natur zurück.
Mitten im Wald liegt hier eine vergessene Liegenschaft, die mit ihren Resten Zeuge einer längst vergangenen Zeit ist.

waidmannsheil

Euer

stefan 
Schuppen der wachhabenden am Eingang



Der Stacheldrahtzaun ist noch fast vollständig erhalten



Reste eines Pflasters vor den Bunkern lassen nur noch erahnen, das hier einst Soldaten lebten.

18.4.16

Der Malbaum an der Idaeiche


Die Idaeiche im Cöthener Park 


Oberhalb von Falkenberg/Mark liegt der verschlafene Ortsteil Cöthen. Einst Sitz des Adelsgeschlechtes derer von Jena. Einer dieser Großgrundbesitzer war ein echter Schöngeist, und er schuf, inspiriert durch Fürst von Pückler in Muskau, den Cöthener Park. Theodor Fontane war vom Cöthener Park derart angetan, dass er des öfteren während seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg nach Cöthen kam und im Park spazieren ging. Fontane gab dem Wald zwischen Falkenberg und Cöthen den Namen "Klein Thüringen".
 Das Schloß in Cöthen wurde in der DDR zu einem Funktionsbau umgestaltet und ist als solches nicht mehr erkennbar. Und auch der Park wurde schnell ein Raub der Natur. Nichts erinnert mehr daran, dass hier einst die preussische Adelsschickeria in einem englischen Garten die Jagd ausübte. Einzig das über 150 Jahre alte Wasserrad, mit dem der Park und Cöthen mit Wasser versorgt wurde, hat die vielen Jahre überlebt und wurde nach der Wende wieder Instand gesetzt .


Das Wasserrad im Cöthener Park 

Oben auf der Höhe des Cöthener Parks steht eine mächtige Eiche. Man erzählt sich, dass ein Gutsherr auf Cöthen einst sehr früh seine kleine Tochter Ida verlor und den Verlust nie überwand. Wenn er sich zur Trauer in die Natur zurückzog, beobachteten ihn die Waldarbeiter, wie er tief insichgekehrt trauernd unter der Eiche saß. In Erinnerung an das verstorbene Mädchen wurde die Eiche nie gefällt und man taufte den mächtigen Baum "Idaeiche".

Gerne verweile ich bei meinen Spaziergängen mit den Hunden unter dem mächtigen Baum und wenn ich den Heimweg antrete, passiere ich nur wenige Meter daneben einen starken Schwarzwildwechel mit einem außergewöhnlichen Malbaum: Es ist von den Keilern nicht nur ungewöhnlich stark angenommen.  Die Rinde der Lärche, die hier von den Waffen malträtiert wird, ist im Bereich der Malstelle völlig verschwunden. Über viele Jahre haben hunderte von kapitalen Keilern ihre Waffen in den Stamm geschlagen und tiefe Narben hinterlassen. 
Doch das alles konnte dem Baum nichts anhaben. Auch gestern konnte ich beim Blick in den Wipfel feststellen, dass das erste zarte Grün der Lärchennadeln erkennbar ist.

Irgendwie haben hier in dem so traditionsreichen Cöthener Park die Bäume einen ganz besonderen Ehrgeiz, der Zeit zu trotzen.  

    

waidmannsheil

Euer

stefan