24.2.12

Die Jägerschaft steht am Ende des Holzweges

Jedem von uns wurde es schon einmal zugerufen: "Du bist auf dem Holzweg!". Doch was ein Holzweg ist, wissen nur sehr wenige.

Der Wanderer, der an einer Weggabelung die falsche Richtung nimmt, läuft, im Glauben an den rechten Weg, in die falsche Richtung. Irgendwann endet der Weg mitten im Wald. Er war nicht auf dem Weg, der ihn zu seinem Ziel bringen sollte, sondern auf einem Holzweg, der im Nichts endet.
Hier, am Ende des Holzweges, kommt er jedoch nicht nur zu der bitteren Erkenntnis, einen falschen Weg gegangen zu sein. Eine tiefe Niedergeschlagenheit macht sich breit, muss er doch mit viel Mühen nun an den Punkt zurück, an dem er falsch abbog.

Dass die Jägerschaft an eben diesem Endpunkt des Holzweges angekommen ist, wurde mir beim Besuch des Wald-Wild-Forums 2012 in Göttingen schlagartig bewusst.

Warum dies so ist, möchte ich in einer Rückblende auf meine 36 Jagdjahre und die in dieser Zeit vollzogenen Veränderung in Forstwirtschaft und Landwirtschaft einerseits und der Jagd anderseits darstellen.

Die Jagd, die Land- und die Forstwirtschaft vor 30 Jahren

Meine Zeitreise möchte ich beginnen, als ich im Jahre 1976 wieder meine Sommerferien in einem kleinen Dorf im badischen Odenwald antrat und stolzer Besitzer meines ersten Jugendjagdscheins war. Zu diesem Zeitpunkt war die Welt der Forst- und Landwirtschaft und der Jagd noch in Ordnung, genauer gesagt: Es ging in dieser Welt der Jäger, Bauern und Förster recht beschaulich zu.

Die Gemarkungsfläche von 1.600 ha wurde von nicht weniger als 22 Landwirten bewirtschaftet, die alle ihr Auskommen hatten. Der Gemeindeförster wohnte im Ort und kümmerte sich um 450 ha Gemeindewald. Sein Tagwerk, was er zu verrichten hatte, war, wie auch bei den 22 Landwirten, überschaubar. Da viel es auch weiter nicht auf, dass er einige Jahre mehr im Wirtshaus als im Wald verbrachte. Auch die jagdliche Welt war einfach strukturiert. 2 Jagdbögen waren an 2 Jagdherren als Alleinpächter verpachtet, denen jeweils ein treuer Jagdaufseher zur Seite stand. Den autoritären Führungstil dieser beiden Jagdherren würde man heute höflich mit "nicht mehr zeitgemäß" umschreiben. Der Rest der Jäger waren Jagdgäste.

Die Jagd, die Land- und die Forstwirtschaft heute

An dem Wandel, den Forst- und Landwirtschaft vollzogen haben, wird deutlich, wenn man heute durch die Gassen des Dorfes läuft. Keine Kuhkette rasselt mehr, kein Misthaufen mehr, der dampft, keine Sau die grunzt. Von den 22 Betrieben hat kein einziger die Agrarwende überlebt. Ein einziger Agrargroßbetrieb bewirtschaftete nun die Flächen, von denen vor 30 Jahren 22 Landwirte leben mussten.
Auch das Schild "Revierförsterei" am Haus des Gemeindeförsters ist verschwunden, es hat die Fortsreform in Baden-Württemberg nicht überlebt. Nach der Frühpensionierung des Gemeindefösters rückte kein Nachfolger nach. Ein junger Förster, ausgestattet mit Laptop und GPS, ist an seine Stelle gerückt. Er sitzt irgendwo in einem Dienstzimmer im Landratsamt und betreut von dort aus mehrere Dutzend Gemeindewälder gleichzeitig. Wahrscheinlich braucht er ein Navigationsgerät, um die vielen kleinen Orte, deren Wälder er betreut, zu finden. Gesehen haben ihn viele Dorfbewohner noch nie, aber sie sind sicher, dass es ihn gibt. Und auch die beiden Jagdherren von vor 30 Jahren sind schon lange tot und viele Dorfbewohner kennen auch sie nur noch vom Hörensagen.

Doch bei der Verpachtung der Jagdreviere hat sich ein völlig anderer Wandel vollzogen: Im Gegensatz zur Land- und Forstwirtschaft kam es hier nicht zur Konzentration. Im Gegenteil: Die Reviere wurden in mehrere kleine Jagdbögen zerschlagen. Doch nicht genug der Zersplitterung. Zudem werden diese kleinen Jagdbögen von Pächtergemeinschaften geführt. Die Gemeinde hat nun keine 2 Jagdbögen mehr, sondern 4 und die Zahl der Pächter hat sich vervierfacht. Zwar erkannte ich schon damals, dass hier irgend etwas in die falsche Richtung läuft, maß dieser divergierenden Entwicklung gegenüber der Land- und Forstwirtschaft keine Bedeutung bei, schließlich war die Jagd mein Freizeitbeschäftigung und nicht mein Beruf.

Ich mache nun einen Sprung in das Jahr 2008. Ich habe das kleine Dorf im badischen Odenwald hinter mir gelassen und bin in das östliche Brandenburg gezogen, um mir einen 40 Jahre alten Jugendtraum zu erfüllen. Ich möchte als Berufsjäger arbeiten und mit möglichst vielen Menschen meine Begeisterung für die Jagd teilen und vor allem bei Jungjägern diese Begeisterung wecken. Hier in Brandenburg ist alles um ein vielfaches größer, als in meinem beschaulichen Dorf im Odenwald, die landwirtschaftlichen Betriebe, die Forstflächen, der Wildreichtum. Aber auch die Jagdreviere haben hier noch eine Größe, die eine Jagdbewirtschaftung, wie ich sie mir vorstelle, ermöglichen.
Schon nach wenigen Wochen fand ich in Dr. Wolfgang Lipps einen Jagdpächter, wie man ihn sich für diese Arbeit nur wünschen kann. Er unterstützt meine Idee der "Jungjägerausbildung nach der Jägerprüfung" nach Kräften und auch bei der Umsetzung meiner Idee, in seinem Revier ein modernes Jagdmanagement aufzubauen, lässt er mir freie Hand.

Meine Aktivitäten im Bereich Jungjägerausbildung und professionellem Jagdmanagement sprachen sich bei jungen Jägern im Internet schnell herum, aber der Kontakt zur regionalen Jägerschaft blieb völlig aus. Kein Jagdpächter der regionalen Jägerschaft ließ sich in den letzten 3 Jahren bei mir blicken oder nahm Kontakt zu mir auf. Ich sprach mehrere Einladungen zur Besichtigung des Lehrreviers an die Vorstände von Kreisjägerschaften aus, aber alle wurden zurückgewiesen.
Ich maß auch diesem Verhalten des Ignorierens durch die etablierte Jägerschaft keinerlei Bedeutung bei. Das Betreuen eines Revieres in einer der wildreichsten Regionen Deutschland und das Führen von Jagdgästen und Jungjägern füllte mich voll aus und ließ mir keine Zeit, über jagdpolitische Dinge zu philosophieren.

Jagdverbände versus Forst- und Waldbesitzerverbände , zwei Welten prallen aufeinander

Mit dem Entschluss, meinen Lebensunterhalt mit der Jagd zu verdienen, konnte ich mich nicht länger der Jagdpolitik verschließen. Dies war der Grund, weshalb ich mich am 8.2.2012 früh morgens um 5.10 Uhr auf den langen Weg von Brandenburg nach Göttingen machte, um dem Wald-Wild-Forum beizuwohnen.

Schon zu Beginn der Veranstaltung wurde klar, dass die Strukturreformen der Forstwirtschaft auch an ihren Verbänden nicht spurlos vorübergangen war. Sowohl der Verband der Forstleute, als auch der Waldbesitzerverband sind straff organisiert. Hier gibt es keine profilierungssüchtigen Regionalfürsten aus irgendwelchen Landesverbänden, wie man sie von der Jägerschaft kennt. Eine lahmende fünfgliedrige Hierachie (Jagdpächter, Hegering, Kreisjägerschaft, Landesjägerschaft, Bundesverband) haben diese dynamischen Verbände nicht. Die beiden Verbände von Förstern und Waldbesitzern treten geschlossen auf und sie eint ein klares Ziel:
Den Umbau der Wälder nach ökologischen und ökonomischen Grundsätzen.
Und noch etwas war augenscheinlich: Bei den wenigen Treffen der Jägerschaft, an denen ich teil nehme, bin ich seit 30 Jahren immer einer jüngsten Teilnehmer, bis heute. Auf einer Hegeringversammlungen komme ich mir immer vor , wie auf einer Kaffeefahrt eines Seniorenheims. Beim Wald-Wild-Symposium fielen sofort die vielen jungen Forstleute auf, die unter den Zuhörern saßen. Auch hier wurde klar, dass die Reformen in der Forstwirtschaft eine massive Verjüngung des Personals nach sich gezogen hat, die die Jägerschaft nicht kennt.

Daheim angekommen, hatte ich die Zeit, die Besucherliste des Symposium zu studieren. Auf der Liste findet ich von einigen Verbandsfunktionären einmal abgesehen, kein einziger Vertreter der Jägerschaft. Hier fragt man sich natürlich, wie ein Jagdverbandspräsident vom Dialog sprechen kann, wenn seine Mitglieder diesen Dialog nachweislich durch vollständige Abwesenheit bereits aufgekündigt haben.

Die Forstwirtschaft hat in den letzten Jahren Veränderungsprozesse durchlaufen, wie kaum eine andere Branche. Immer weniger Mitarbeiter müssen immer größere Flächen bewirtschaften. Treibende Kraft für diese Veränderung ist der Begriff Effizienz. Dies ist bei der Landwirtschaft nicht anders.

In der Jägerschaft hingegen, das ist meine Erkenntnis aus den letzten Jahren, wird Effizenz und die damit einhergehende Professionalität im Jagdwesen verteufelt.
Kosten-Nutzen Analysen haben aus Sicht der Jägerschaft bei der Bewirtschaftung von Revieren nichts zu suchen. In der Konsequenz hat man die Bewirtschaftung Hobbyjägern überlassen, die auf kleinsten Revieren nicht wirtschaften, sondern - sicherlich mit guten Absichten- vor sich hin wurschteln. Unabhängig von fehlender Wirtschaftlichkeit - die Jäger sind sogar anscheinend stolz darauf, Geld mitzubringen - fehlt es häufig auch an einem Schritthalten mit wissenschaftlichen, vor allem aber wildbiologischen Erkenntnissen, sowie der Kenntnisnahme und Umsetzung rechtlicher und gesellschaftlicher Gegebenheiten. Genannt seien beispielhaft die einschlägigen Tierschutz- und Hygienebestimmungen sowie die schwindende gesellschaftliche Akzeptanz der Jagd mit einhergehendem massivem Terrainverlust der Jäger gegenüber den sogenannten Naturschützern.

Land- und Forstwirtschaft einerseits und Jägerschaft andererseits haben sich in den letzten 30 Jahren in zwei völlig unterschiedliche Richtungen entwickelt. Die divergierende Entwicklung ist nun soweit fortgeschritten, dass es überhaupt keine Basis der Kommunikation mehr gibt. Das Symposium in Göttingen hat es gezeigt.

Die Veränderungen in Land- und Forstwirtschaft war für viele Menschen hart, ja oft bitter, aber notwendig. Dies haben alle Beteiligten dort schon lange eingesehen und sich mit der Situation abgefunden. Entscheidend alleine aber ist, dass sie unumkehrbar ist.

Die Jägerschaft aber hat mit der fortwährenden Verkleinerung der Reviere deren effiziente Bewirtschaftung unmöglich gemacht. Dies wäre weiter nicht schlimm, wenn sich die Schalenwildbestände in den letzten 50 Jahren nicht fast vervierfacht hätten, was zu immensen Wildschäden im Wald und auf den Agrarflächen geführt hat. Dies führt wiederum dazu, dass die auf ehrenamtliche Helfer setzende Jägerschaft bei der Schalenwildreduzierung zur Wildschadensverhinderung an ihre Grenzen stößt, genauer: Sie ist mit der Aufgabe schlichtweg überfordert. Hohe Schalenwildbestände als Ursache für hohe Wildschäden werden zwar von der Jägerschaft zugegeben, eine effiziente und vor allem aber professionelle Bejagung wird kathegorisch abgelehnt. An alternativen Konzepten fehlt es allerdings vielerorten, obwohl diese vorhanden sind.

Wildschadensregulierung "einst und jetzt"

Mit dem Vergleich "Wildschadensbegleichung einst und jetzt" wird die verfahrene Situation der Jägerschaft allzu deutlich.
Wir gehen wieder zurück in des Jahr 1976, in dem Jahr, als ich meinen ersten Jagdschein löste. Ein Wildschaden wird dem Jagdpächter gemeldet und man trifft sich auf der Wildschadensfläche. Am Acker erscheinen der Kleinbauer mit Trecker und Latzhose und der Jagdpächter mit seinem Jagdaufseher. Jeder legt seinen Standpunkt dar, es werden lautstark die jeweiligen Argumente ausgetauscht und nach einiger Zeit wandern einige große Geldscheine aus dem Geldbeutel des Jagdpächters in die Brusttasche der Latzhose des Kleinbauern. Der Jagdaufseher wird angewiesen, der Frau des Kleinbauern das nächste Reh zerwirkt vorbeizubringen. Jeder glaubt, ein gutes Geschäft gemacht zu haben und man geht wieder seines Weges.

Heute im Jahre 2012 sind in der Regel gleich mehrere Pächter am Acker, schließlich ist man eine Pächtergemeinschaft. Doch den Kleinbauern mit Trecker und Latzhose gibt es nicht mehr. An seiner Stelle betritt der Geschäftsführer einer Agrar GMBH die Bühne. Sein Agrargroßbetrieb hat es bei mehreren 1000 ha Betriebsgröße gleich mit einem Dutzend Jagdpächtergemeinschaften zu tun, schließlich bewirtschaftete er die Flächen mehrere Gemeinden. Würde er ein Ergebnis aushandeln wie es der Kleinbauer einst tat, müsste er mit der fristlosen Kündigung seines Arbeitgebers, den Gesellschaftern seiner GMBH rechnen. Und er hat aus guten Gründen auch weder Lust noch Zeit, über z.B. zwanzig Schäden mit einer fast genauso hohen Anzahl von Freizeitjägern – am besten noch am Wochenende – zu debattieren und zu korrespondieren. Doch es kommt für die Jagdpächter noch schlimmer: Er ist als Geschäftsführer verpflichtet, den Wildschaden ordnungsgemäß durch eine Gutachter ermitteln zu lassen. Danach hat er den ermittelten Schaden als Forderungen in die Bilanz einzustellen und für die Auskehrung zu sorgen, andernfalls macht er sich als Geschäftsführer gegenüber seinem Arbeitgeber der Untreue strafbar.

Am Beispiel der "Wildschadensregulierung einst und jetzt" wird die hoffnungslos verfahrene Situation der Jägerschaft deutlich. Bei der Bewirtschaftung der Jagdreviere ausschließlich auf ehrenamtliche Arbeit zu setzen bei gleichzeitiger Zerschlagung der großen Reviere zeigt sich nun als Irrweg. Wütend und hilflos stehen die Jäger den professionell und auf Effizienz getrimmten bewirtschafteten land- und forstwirtschaftlichen Betrieben gegenüber. Anstatt aber zu reagieren und sich den Herausforderungen zu stellen, beschimpft man Forst und Landwirtschaft wegen ihrer überhöhten Abschussforderungen, und malt den Niedergang der deutschen Jagdkultur an die Wand.

Dem Wanderer, der erkennt, auf dem Holzweg zu sein, muss man Zeit lassen, sich seiner Situation bewusst zu sein und er muss Kräfte sammeln, um den mühsamen Rückweg anzutreten.
Vielen Jagdpächtern ist in den letzten Jahren, in denen die Wildschäden massiv zunahmen, ihre schwache Position gegenüber der professionellen Land- und Forstwirtschaft bewusst geworden. Die Jagdverbände, die zugestehen müssten, in den letzten Jahrzehnten eine falsche Richtung bei der Bewirtschaftung vorgegeben zu haben, stehen unter massivem Rechtfertigungsdruck. Die Jagdverbände spielen mit Hilfe runder Tische auf Zeit. Sie werden diese aber nicht mehr haben, denn auf dem Wald-Wild-Forum in Göttingen wurden Fakten geschaffen, an denen niemand mehr vorbei kommt, auch die Jägerschaft nicht.


waidmannsheil


Euer


stefan

19.2.12

Wildkamera liefert erste gute Tageslichtaufnahmen

Nachdem in der ersten Testphase die Wildkamera gute Aufnahmen lieferte, wurde sie in einem sehr ruhigen Revierteil installiert.
Und tatsächlich konnten erste Tageslichtaufnahmen gemacht werden. Als Lockmittel dient eine Salzlecke und ein Malbaum. Es zeigt, dass auch Rotwild in Wildruhezonen tagsüber aktiv ist.


Hier die ersten Ergebnisse:












































































































































































13.2.12

Wildkamera im Lehrrevier liefert erste Ergebnisse

Im Zeitalter der Digitalfotografie und kleinster leistungsfähiger Akkus haben wir die Möglichkeit, sehr preiswert Langzeitstudien über das Verhalten unseres Wildes zu machen. Da wir als Jäger unsere Beobachtungen nur in der Dämmerung machen, ist unser Zeitfenster sehr klein, in dem wir Informationen über die Aktivitäten unserer Wildtiere erhalten.

Diese Neugier war nach dem Jungjägerseminar bei Jungjäger Stephan geweckt und er kaufte sich eine Wildkamera, die nun als Basis für unsere Langzeitstudien im Lehrrevier eingesetzt werden soll.
Nach einer kurzen Erprobungsphase kam die Kamera über eine Dauer von 4 Wochen, genauer gesagt, vom 14.1.2012 bis zum 11.2.2012 im Revierteil "Astrid´s Weide"zum Einsatz. Es ist eine Waldwiese direkt an den Forst angrenzend. Die Kamera wurde gegenüber einem frisch mit Buchenteer bestrichenen Malbaum befestigt, unter dem im Laufe der Beobachtung einige male gekirrt wurde.

Die Ergebnisse der Aufnahmen sind in soweit verblüffend, als nur zweimal eine Aufnahme am Tage erstellt wurde, beide Aufnahmen zeigen einen Fuchs. Mehrmals zeigen sich Rehe, Sauen und der Waschbär, jedoch ausschließlich zu Zeiten, an denen wir Jäger nicht im Revier sind.
Als häufigster Gast mit 7 Besuchen erschien, und das war erstaunlich, der Dachs.
Die landläufige Meinung, dass dieses Tier eine winterschlafähnliche Winterruhe hält, sei hiermit widerlegt. Selbst in den Nächten mit bitteren Frosttemperaturen weit unter -10 Grad verließ er den Bau, um am Malbaum nach Mais zu graben.
Die Studie zeigt, wie sehr unser Wild nachtaktiv ist. Alleine unsere Wildbestände danach beurteilen zu können, was wir an Abend- oder Morgenansitzen sehen, ist nachweislich ein Irrglaube. Das viele Wild zur Nachtzeit vor der Wildkamera beweist dies.

Die Wildkamera wurde mittlerweile umgesetzt. Die nächsten Wochen wird sie aus einem sehr abgelegenen Revierteil, den das Wild als Tageseinstand nutzt, Fotos liefern. Man darf gespannt sein, ob auch dort das Wild überiegend nachtaktiv ist.

Ich möchte ich hier bei Jungjäger Stephan für diese sehr sinnvolle Investition bedanken und freue mich , dass er uns seine Wildkamera im Lehrrevier zur Verfügung stellt.



Jungjäger Stephan beim "Fängig stellen" seiner Wildkamera















Hier eine kleine Auswahl der Bilder aus der Wildkamera:
(Uhrzeit und Temperatur zum Zeitpunkt der Aufnahmen kann man lesen, wenn man auf das Bild klickt)






Der Fuchs löste zweimal ein Foto im Tageslicht aus. Alle anderen Tiere wurden nur nachts fotografiert.













Der Dachs war mit 7 Besuchen der häufigste Gast. Auch Temperaturen deutlich unter -10 Grad konnten ihn nicht abhalten, nach Mais zu graben.











Auch der Waschbär wurde regelmäßig fotografiert.













Eine Rotte war ebenso da...














...wie ein einzelner Keiler











Auch das Rehwild suchte nach dem, was die Sauen übrig gelassen hatten.











Alle Wildfotos chronologisch sortiert kann man im Fotoalbum des Lehrreviers unter Picasa Jagdblog ansehen.


waidmannsheil

Euer

stefan

9.2.12

Wald-Wild-Forum 2012 - Forstwirtschaft hält unbeirrt am Grundsatz "Wald vor Wild" fest

Bereits die Überschrift verrät, dass das Wald-Wild-Forum 2012 in Göttingen keine wirklich neuen Erkenntnisse hervorbrachte. Trotzdem hat das Symposium gezeigt, welche Veränderungen auf die Jägerschaft zukommen. Um dies zu verdeutlichen, möchte ich als "verbandsloser Jäger" meine eigenen Eindrücke vom Besuch des Forums wiedergeben.

Interessant war weniger der Inhalt der Vorträge, sondern vielmehr die Zusammensetzung der Referenten. Zwar waren die Vortragenden in der Summe sehr "forstlastig", was darauf zurückzuführen ist, dass sich die Initiatoren des Symposiums aus den beiden Verbänden der Forstwirtschaft zusammensetzten. Hier erfuhr man tatsächlich wenig neue Fakten zum Thema Wald-Wild.

Von großer Bedeutung, auch für die etablierte Jägerschaft, waren hingegen die hochrangigen Referenten Frau Dr. Heidrun Heidecke in ihrer Funktion als Leitern für Naturschutzpolitik und -koordination beim Bund für Umwelt und Natur (BUND) und Frau Prof.Dr. Beate Jessel als Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz.
Sowohl der Bund für Umwelt und Naturschutz, als auch das Bundesamt für Naturschutz unterstützen die Jagd, weil sie für den Erhalt unserer Wälder notwendig ist. Dies war für mich erstaunlich, würde man doch vermuten, dass der BUND eher die Interessen der Jagdgegner unterstützen würde. Beide Referentinnen schränkten ihre Befürwortung jedoch in der Form ein, dass die Jagd ökologischen Zielen und somit ausschließlich dem Allgemeinwohl zu dienen hat.

Mit diesem Bekenntnis hat es die Forstwirtschaft geschafft, auch die Träger öffentlicher Belange aus dem Naturschutz für ihre Ideen des ökologischen Waldumbaus und den damit einhergehenden Bestandsreduzierung beim Schalenwild zu gewinnen. Für mich ist dies der Beweis, das diese Entwicklung unumkehrbar ist.

Das Symposium hat gezeigt, dass sich die Jagd im Wandel befindet. Immer mehr wird der Jäger zum Dienstleister der Grundbesitzer und der Allgemeinheit. Die Jagd wird sich in Zukuft immer mehr an ökologischen und somit gesamtgesellschaftlichen Interessen einerseits und betriebswirtschaftlichen Interessen der Eigentümer andererseits orientieren. Die einseitige Ausrichtung Jagd mit dem Hegeziel, hochwerige Trophäen zu erhalten, wird hingegen immer mehr schwinden.

Diesem dynamischen Veränderungsprozess im Jagdwesen müssen sich auch die Jagdverbände stellen. Dass dies nicht einfach ist, beweist die oft hochemmotionalen Diskussionen rund um das Thema. Dass die Jagdverbände zur Zeit keine treibende Kraft dieser Veränderung sind, sondern eher Getriebene, bewies der Vortrag von Herrn Helmut Dammann-Tamke, der in seiner Funktion als Präsidenten des Landesjagdverbandes Niedersachsen e.V. angereist war. Gebetsmühlenartig wiederholte er in seinem Vortrag den Willen zum Dialog. Über die Form und die Inhalte, wie der Wandel in der Jägerschaft zum Dienstleister vollzogen werden soll, um den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden, schwieg er sich aus. Aber wie sagte Gorbatschow so schön über die Erstarrung in einen unumkehrbaren Wandel: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben."

Doch die schärfsten Pessimisten, die bereits den Untergang unserer Jagdkultur befürchten, kann ich beruhigen. Nur 30% unserer jagdbaren Fläche sind reine Waldflächen der Forstwirtschaft. Selbst dem größten Pessimisten muss klar sein, dass die in der Forstwirtschaft eingeleiteten Bestandsregulierungen beim Schalenwild auf die restliche 70% jagdbare Fläche kaum Auswirkungen hat.
Doch auch außerhalb der Forstflächen droht den Jägern Ungemach. Überhöhte Schwarzwildbestände, die immense Schäden in der Landwirtschaft anrichten, fordern auch hier ein Umdenken in der Bejagung. Handlungsdruck erzeugt hier nicht der Förster, sondern der Landwirt. Verursacher ist nicht das pflanzenfressene Schalenwild, sondern das allesfressende Schwarzwild. Aber auch hier werden überhöhte Wildbestände zum Schaden der Grundbesitzer die Jägerschaft immer mehr in die Pflicht nehmen.

Fazit:
Die Zeiten, in denen sich die Jäger ausschließlich der Hege starker Trophäen widmen, gehen zu Ende. Die damit oft einhergehenden überhöhten Wildbestände werden von der Öffentlichkeit und den Grundbesitzern nicht länger hin genommen. Damit der Jäger seine Existenzberechtigung in der Gesellschaft behält, muss er sich als Dienstleister positioneren, der dem Allgemeinwohl und den Landnutzern und Waldbesitzern als Regulator überhöhter Wildbestände dient.

waidmannsheil

Euer

stefan

Leiter des Symposiums: Freiherr von der Goltz, Leiter Regionalforstamt Oberes Sauerland Begrüßung der Gäste

Liste der Referenten:

Dr. Carsten Leßner, Referatsleiter Jagd- und Forstwirtschaft beim Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (MIL) des Landes Brandenburg
Vortrag 1: Positionspapier des deutschen Forstwirtschaftsrates e.V.
Vortrag 2: Wald und Wild in Einklang bringen

Helmut Dammann-Tamke (MdL), Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V:
Vortrag : Mensch-Wald-Wild: Der Jäger als Partner

Ludwig Huber, Mitglied der Waldbesitzervereinigung Landshut
Vortrag :Auch der private Waldbesitzer als Inhaber des Jagdrechts sagt, wo´s lang geht

Dr.Gerrit Bub, Leiter des Briloner Stadtforstes
Vortrag: Der Kommunalwald zwischen Vorbild und Ertrag


Forstpräsident Meinrad Joos, Geschäftsführer, ForstBW
Vortrag: Wo ein Wille, da ein Weg

Peter Lohner, Bundesministerium für Ernährung Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)

Dr. Ing. Jean Emmanuel Bakaba Bereichsleiter Unfallforschung im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.
Vortrag: Volkswirtschaftliche Kosten und Maßnahmen zur Reduzierung von Wildunfällen

Professor Dr. Thomas Knoke,Leiter des Fachbereichs für Waldinventur nachhaltige Nutzung an der TU München
Vortrag: Stabilitätsrisiko des Waldes durch Entmischung

Professor Dr. Michael Müller, Professor für Forstschutz an der TU Dresden
Vortrag: Zielorientierte Jagd im Wald

Dr.Torsten Vor,
Abteilung Waldbau und Waldökologie der gemäßigten Zonen an der Universität Göttingen,
Vortrag: Fütterung und Kirrung auf dem Prüfstand

Dr. Heidrun Heidecke,Leiterin Naturschutzpolitik und -koordination beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND)
Vortrag: Warum setzt sich ein Naturschutzverband für angepasste Wildbestände ein?

Professor Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfU)
Vortrag: Ausgleich Wald-Wild - eine gesellschaftliche Aufgabe der Nachhaltigkeit

3.2.12

Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Waldwirtschaft Deutschland e.V. widerspricht dem DJV

Am 8.2.2012 veranstaltet der Deutsche Forstwirtschaftsrat in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Waldwirtschaft Deutschland e.V. das Symposium "Wald-Wild-Forum 2012" in Göttingen.

Dieses Symposium hätte kaum Aufmerksamkeit erzielt, hätte der Deutsche Jagdschutzverband e.V. nicht eine Onlinepressemitteilung vor wenigen Tagen ins Netz gestellt, in der er mitteilt, dass er erst unter massiven Protesten eine Einladung zum Symposium erhalten habe. Die vollständige Pressemitteilung des DJV kann man hier nachlesen.

Die Pressemitteilung kursiert nun in verschiedenen Internetforen und hat große Entrüstung bei den Jägern hervorgerufen, geht es beim Symposium schließlich um die zukünftige jagdliche Bewirtschaftung unserer Wälder. In der bundesrepublikanischen Verbänderepublik wie der unsrigen ist es tatsächlich ein Eklat, wenn zu solch einer wichtigen Diskussionsrunde über die Jagd ausgerechnet die Jagdverbände nicht eingeladen werden.

Nun wollten wir die Onlinepressemitteilung des DJV nicht kommentieren, ohne nicht auch die andere Seite zu hören und baten den Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaftung, Hans Freiherr von der Goltz um eine Stellungnahme.
In einem Telefongespräch des heutigen Tages versicherte Freiherr von der Goltz dem JagdBlog, dass alle Landesjagdverbände und auch der DJV zum Symposium ordentlich eingeladen wurden.
Auch versicherte Freiherr von der Goltz ausdrücklich, das der ANW weiterhin am Dialog mit der Jägerschaft interessiert ist.

Scheinbar handelt sich bei der Onlinepressemitteilung des DJV lediglich um den Versuch, sich vor Beginn des Symposiums ein wenig mehr Gehöhr zu verschaffen, anders ist die Empörung des DJV wohl nicht zu erklären.

Das JagdBlog wird nächste Woche nach Göttingen reisen und dem Symposium beiwohnen, um ausführlich zu berichten.

Eine spannende Diskussion ist zu erwarten.

waidmannsheil

Euer

stefan


Den Bericht über das Wald Wild Forum 2012 in Göttingen kann man hier nachlesen