30.8.13

Tierschutzwidrige Gamsjagd in Tirol- Eine Dokumentation des Totalversagens der Jagdleitung

Das Video, das seit einigen Tagen durch das Internet kursiert und eine stümperhafte Gamsjagd duch Gastjäger in den Tiroler Alpen zeigt, kann man getrost als den Supergau der jagdlichen Öffentlichkeitsarbeit ansehen.
Selbst die Spätnachrichten im österreichischen Fernsehen brachten einen ausführlichen Bericht über das im Internet aufgetauchte Video über die tierschutzwidrige Gamsjagd in Tirol.

Wir möchten allen diesen Film über die qualvolle Erlegung einer Gams ersparen, alleine ein Bild aus dem Video sollte ausreichen.



Doch wie kann es passieren, dass 2 Gastjäger in den Tiroler Alpen durch ein einziges Video die jahrelange mühsame Öffentlichkeitsarbeit der internationalen Jägerschaft mit einem "Klick" zunichte gemacht haben?

Dieser Frage möchte ich mit meinen Erfahrungen als Jagdführer auf den Grund gehen:

Die Erlegung eines Stück Wildes als psychische Grenzbelastung.

Bei der Begleitung von über 20 Jungjägern bei der Erlegung ihres ersten Stückes in den letzten Jahren ist mir klar geworden, dass es sich beim Schuss auf das lebende Tier um eine absolut psychische Grenzbelastung handelt. Insbesondere die "Ersterlegung" eines Stück Wildes stellt den im Alter fortgeschrittenen Jäger vor höchste psychische Belastungen und ist mit der Abgabe eines Schusses auf dem Schießstand nicht im geringsten zu vergleichen. Schon um einen Menschen bei dieser Extembelastung nicht alleine zu lassen, ist es geboten, dem Jungjäger einen erfahrenen Jagdführer zur Seite zu stellen, damit er das Erlebte in einem Gespräch mit einem erfahrenen Jäger verarbeiten werden kann.
Doch ist die psychische Belastung bei einem guten Schuss noch beherrschbar, kann sich bei Abgabe eines schlechten Schusses die Situation zu einer Kathastrophe auswachsen, wie man beim Betrachten des Videos leicht erkennen kann. 
Weder Schütze noch "Kameramann" sind sich bewußt, dass hier routiniertes schnelles Handeln zwingend geboten war. Stattdessen versucht man kopflos das Beste aus der Sache zu machen. 
Nun soll man sich hüten, Situationen, bei denen man nicht anwesend war, zu beurteilen. Doch im Video wird erkennbar, wie hoffnungslos überfordert der Schütze ist und so ziemlich alles falsch macht, was man falsch machen kann. Und auch der Jagdgast, der filmte, schien wohl sich überhaupt nicht im Klaren zu sein, welche Notsituation hier vorherrschte. Anders ist es nicht zu erklären, weshalb er nicht Eingriff und stattdessen filmte. Durch die extreme psychische Stressituation, die bei der Abgabe eines schlechten Schusses eintritt, war von den Jagdgästen wegen fehlener Routine die Situation nicht mehr beherrschbar.

Professionelle Jagdführung muss zur Pflicht werden, wenn Jagdgäste die Jagd ausüben
 
Wir werden auch in Zukunft die Jagd überwiegend von Jägern ausüben, die die Jagd in ihrer Freizeit betreiben. Die Routine, die ein Jäger bekommt, wenn er die Jagd täglich ausübt, werden diese Jäger deshalb nie bekommen. Eine für den Laien nicht mehr beherrschbare Stressituation wird aber bei der Jagd nie auszuschließen sein. Damit wir als Jäger uns diese öffentlichkeitsschädlichen Berichte in Zukunft ersparen, werden wir um eine professionelle Jagdführung von Jagdgästen nicht herum kommen.An dieser professionellen Jagdführung fehlte es bei der Gamsjagd in Tirol. Ich hoffe, dass man den Jagdpächter, der für die fehlende Jagdleitung verantwortlich zu machen ist, mit härtesten Strafen belegt. Sollte er hingegen einen Jagdleiter ernannt haben, der dieses Desaster zuließ, muss auch dieser strengstens bestraft werden. 

Die Jägerschaft am Scheideweg: Mehr Professionalität oder Zurschaustellung von Stümperei

Im Zeitalter des Internets, in dem Photos, Videos und Berichte sich tausendfach in sekundenschnelle verbreiten lassen, können Verfehlungen die jahrzehnte lange Öffentlchkeitsarbeit zunichte machen.

Solange sich die Jägerschaft einer teilweisen Professionalisierung widersetzt, diese als Teufelszeug verdammt und mit dieser Professionalisierung den Untergang der traditionellen Jagd beschwört, werden wir uns auch in Zukunft mit solchen oder ähnlichen Bilder und Videos konfrontiert sehen. 

Bleibt zu hoffen, dass dieses Video die Jägerschaft zum Umdenken bewegt. Zeit ist es allemal.

waidmannsheil

Euer

stefan


Weitere Beiträge zum Thema "Tierschutzwidrige Gamsjagd in Tirol":


19.8.13

Dana, die Hundeführerausbilderin





BGS Hündin Dana konnte bei Mathias die Begeisterung für das Jagdhundewesen wecken.

Unter den  Jungjägern den Nachwuchs für Hundeführer zu rekrutieren, wird die Jägerschaft in den nächsten Jahrzehnten  sicherlich vor große Herausforderungen stellen.
Doch es ist weniger die fehlende Begeisterung für den Jagdhund als vielmehr die Zeit, die man braucht, um sich als Jungjäger an die schwierige Materie „Jagdhundeausbildung“ heranzuarbeiten.

Vor über einem Jahr saß Jungjäger Mathias bei mir in der Wohnung und fragte mich, ob er Dana nicht am Wochenende mit auf seine zahlreich vorhandenen Einladungen zu Drückjagen mitnehmen kann. Für einen eigenen Hund fehle ihm die Zeit, aber am Wochenende könne er sie sich doch ausleihen. Als Hundeführer ist man vorsichtig, wenn es darum geht, seinen Hund zu verleihen, aber ich willigte ein und so zogen die beiden am Wochenende los. Doch nach den ersten Wochenenden kamen bei Mathias Zweifel auf, wollte es nicht so richtig klappen mit dem jungen Gespann. „Lass ihr Zeit, nimm sie überall mit hin, auch auf den Hochsitz und lass sie nicht im Auto. Lass sie teilhaben am Beute machen.  Es dauert oft Monate, bis sich Hund und Führer aneinander gewöhnen, insbesondere wenn der Hund schon aus dem Welpenalter heraus ist. Das wird schon.“

Und so hat es sich ergeben, dass die beiden langsam zusammenwuchsen und nun jeden Freitag das Telefon geht. „Kann ich Dana abholen“. Dana ist nun seit über einem Jahr Mathias „Wochenendjagdhund“. Wenn dann freitags Mathias Auto vorfährt, ist Dana nicht mehr zu bremsen. Freudig jaulend begrüßt sie Mathias und ohne sich nach mir umzusehen, verschwindet sie in Mathias Geländewagen. Sicherlich ist auch die Abwesenheit  des dominanten Ajax bei der Jagd mit Mathias ein Grund, weshalb sie bei ihm aufblüht und erst hier ihre jagdlichen Fähigkeiten voll zur Entfaltung kommen.

Als Mathias Dana gestern wieder ablieferte, wollte er nochmal nach den Sauen sehen. Gegen 22.00 Uhr ging dann das Handy. Mathias hatte eine Sau beschossen und am Anschuss lag Lungenschweiß. „Ich komme Dana holen, ich finde die Sau in der Dunkelheit nicht“ . Wenig später zogen die beiden davon und eine Stunde später kam die Meldung:“Dana war nach 180 Metern an der verendeten Sau. Ohne Dana hätte ich sie nie gefunden. Nehme sie mit nach Hause und bringe sie morgen in aller Früh.“
Als ich heute morgen in das Wohnzimmer schaue, liegt Dana tiefschlafend auf der Couch und auf dem Küchentisch lag das kleine Jägerrecht.

Dana ist nun als gleichwertiger Ersatz für Ajax aufgerückt und hat so ganz nebenbei beim Jungjäger Mathias die Leidenschaft der Jagd mit den Hund  geweckt. Sie hat es mit ihrer unbekümmerten Art geschafft, Mathias an die Arbeit der Jagdhundeausbildung heranzuführen.

Der Beruf verhindert bei vielen Jägern die Anschaffung eines Hundes, doch mit ein wenig Geschick konnte ein gelungener Kompromiss gefunden werden. Dana hat hier wesentlich zum Erfolg beigetragen, bei einem Jungjäger die Begeisterung für das Jagdhundewesen zu wecken.


waidmannsheil

Euer

Stefan 


Weitere Berichte zur BGS Hündin Dana:

Eine BGS Hündin zieht ein

Die Prinzessin und der Macho

Sie sind Nichtjäger und benötigen Hilfe bei der Erziehung Ihres Jagdhundes?

Jagdhundeseminar für Nichtjäger und Erstlingsführer von Jagdhunden

15.8.13

Die Darstellung der Jagd im Internet- Stil ist gefragt

Die Jagd wird gerne von der sensationslüsternen Presse als blutiges Handwerk von kulturlosen Grobianen  dargestellt, die zum Zwecke des Tötens in den Wald gehen. Leider ist es aber so, dass man oft den Eindruck hat, dass viele Jäger dieses Image selbst pflegen. Im Zeitalter des Internets kann nun jeder Jäger sein erlegtes Wild stolz der Öffentlichkeit präsentieren. Da wird dann das erlegte Wild zerschossen auf den Fliesen des Kühlhauses von oben fotografiert, mit dem Hinweis, mit welcher Waffe und mit welchem Kaliber die Erlegung erfolgte. Das Ganze wird dann bei Facebook hochgeladen, das wars.

Mir werfen sich dabei 2 Fragen auf:
1. Denken diese Jäger sich überhaupt etwas dabei, wie diese niveaulose "Zurschaustellung" der Beute im Internet auf den nichtjagenden außenstehenden Betrachter wirkt?
2. Haben diese Jäger jemals einen Lehrprinzen gehabt, der ihnen etwas von Würde und Anstand gegenüber unserem Wild beigebracht hat?

Leider beweisen diese Jäger durch ihre stillose "Publikation", dass man beide Fragen mit einem eindeutigen "Nein!" beantworten muss!     

Dass es sich bei der Jagd um ein hohes Kulturgut handelt, wird dabei von diesen Jägern völlig außer Acht gelassen. Wir erweisen unserem Wild, auch wenn es nur eine Symbolik ist, die letzte Ehre. Dies geschieht durch den letzten Bissen, die Totenwacht oder das würdige Hinlegen des erlegten Stückes auf dem Waldboden. Wir Jäger sind eben keine Schlachter, die das Wild aus reiner Notwendigkeit der Nahrungsbeschaffung töten. Zwar gehöre ich nicht zu den Jägern, die das jagdliche Brauchtum in allen erdenklichen Situationen wie eine Monstranz vor sich hertragen, aber das stilvolle Zelebrieren der Jagd ist das wichtigste Instrument unserer Öffentlichkeitsarbeit. Im Zeitalter des Internets kann man dies gar nicht oft genug wiederholen.

Doch wenn man dann beim Durchstöbern des Internets auf die Facebookseite eines noch jungen Jägers stößt, der mit viel Hingabe seinen erlegten Bock stilvoll fotografiert und sich die Mühe macht, in einer Geschichte das Erlebte zu beschreiben, dann keimt bei mir Hoffnung auf.

Es gibt sie noch, die jungen Jäger, die die Jagd so zelebrieren, dass die Jagd in der Öffentlichkeit so wahrgenommen wird, wie wir es uns wünschen!

Einer dieser Jäger ist der erst 23 Jahre junge Forststudent Benjamin Schroll, der 2007 seinen Jagdschein gemacht hat. Auf seiner Facebookseite stellt er seine Art der Jagd so dar, wie man es von einem einem passionierten Jäger mit einem Bewußtsein für die Öffentlichkeit erwarten kann.

Sein aktuelles Jagderlebnis von der Erlegung seines Bockes am Ende der Blattzeit mit stilvollem Foto möchte ich hier als leuchtendes Beispiel einer Internetpublikation als Gastbeitrag einstellen.
Hätten wir noch mehr dieser passionierten Jäger, die ihre Jagderlebnisse stilvoll präsentieren, wäre es mir um die Zukunft der Jagd nicht bange.


 Ende der Blattzeit
 von Benjamin Schroll 


Der Bock des Verfassers als stilvolle Photographie

Es ist der 12. August 2013. 
Die hohe Zeit des Rehwildes ist in der Rhön zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon vorbei. Im Alpenland treibt sicherlich noch der eine oder andere Bock die Gaisen über die Almwiesen, doch hier deutlich tiefer im „Land der offenen Ferne“ wird’s wohl schon vorüber sein, so meine Gedanken. Gerne wäre ich dieses Jahr in die Berge gereist und mir vielleicht das „Spektakel“ dort oben angesehen, doch ich bin hier und zuhause ist es eh am schönsten.

Ich sitze auf meinem Sitz und wie immer war es den ganzen Nachmittag schön gewesen und nun verdunkelt sich der Himmel und ein Wolkenbruch fällt über mir ein. Es regnete wirklich den ganzen Abend und außer einem Hasen, der schnell über die kleine Wiese hoppelt, kommt kein Wild in Anblick. Warum sollte es auch, bei solch einem Wetter treibt es sicherlich kein Wild aus dem schützenden Dickicht. Nur ich verharre auf meinem Sitz wie ein begossener Pudel.

Es ist Mitte August und normalerweise sollte es jetzt schön warm sein, doch in den letzten Tage hatte es sich deutlich abgekühlt. Nur 14 ° C zeigte das Thermometer an, als ich zuhause aufbrach. Und als es deutlich dunkler um mich wurde, begann es mich zu frösteln und ich beschloss, den Ansitz an jenem Abend abzubrechen. Doch einmal noch wollte ich den Blatter heraus holen und fiepen. Nach zwei Serien sah ich ein Reh aus dem Wald über die schmale Wiese kommen und wie es in großen Fluchten die Distanz zu mir verkürzte. In etwa 100 m war Schluss, dort wo das Gras zu kurz war, weil es bis dorthin gemäht wurde, kam der inzwischen angesprochene Bock nicht mehr näher.

Der Bock war reif und ich begehrte ihn in der kurzen Zeit sehr. Jedoch half alles fiepen nicht mehr weiter. Der Bock stand auf 100 m breit, jedoch so vom hohen Gras verdeckt, dass ich ihn nicht beschießen konnte. Im Alter erfahren geworden, wollte er nicht aus der Deckung ziehen, sondern zog immer wieder am Rande des Grases hin und her. Durch das weitere Blatten war am hinteren Ende der Wiese ein weiterer roter Fleck und durch Glas konnte ich einen weiteren Bock, einen jungen Sechser erkennen. Noch hatte der Alte den Jungspund nicht mit bekommen und meine Angst, den Bock zu verlieren, war groß. Mit Sicherheit hätte er den Jüngling verjagt und wäre auf nimmer wiedersehen verschwunden, wenn sich beide bemerkten.

Der zweiten Akteur des Abends bemerkte aber den Greis sehr bald und verzog sich wieder, nicht aber ohne dass der Begehrte den roten Fleck beim Zurückziehen bemerkte und vielleicht die Ricke dahinter vermutete und augenblicklich hinterher wollte. Erneut fiepte es wild über die Wiese und schon drehte der Bock sich um und machte in großen Sätzen in meine Richtung – es war ein Satz zu viel und er stand im Freien vor dem hohen Bewuchs. Er drehte sich breit und der Schuss peitschte im selben Moment. Der Bock quittierte die Kugel mit eine Flucht über die Wiese und verschwand aus meinen Augen. Ich zitterte am ganzen Leib und musste mich beruhigen. Nach einiger Zeit fiel mir wieder das schwindende Büchsenlicht ein und der immernoch anhaltende Dauerregen. Zügig war die Stelle gefunden, wo der Bock die Kugel erhielt mit etwas Lunge am Anschuss, doch der Bock war im hohen Gras nicht zu finden, der Regen ließ auch gleich jeglichen Schweiß mit dem abfließenden Wasser im Boden versickern.

Ich kam nach immerhin noch fast 80 m zum längst verendeten Bock, welcher mit guten Blattschuss im angrenzenden Bestand in seiner Fluchtfährte zusammengebrochen war. Jagd ohne Hund ist Schund.

Der Bock ist alt und hat stark zurückgesetzt, auf einem Licht blind wäre es für ihn vielleicht seine letzte aktive Blattzeit gewesen. Für mich war sie es auch, für dieses Jahr.

12.8.13

Strategiewechsel statt Durchhalteparolen




Das Argumentationspapier des Landesjagdverbandes Baden-Württemberg. 


Seit einigen Tagen kursiert im Internet ein Verbandsrundschreiben des Baden-Württembergischen Landesjagdverbandes mit dem Titel „Argumentationspapier“. In der Endphase der Verhandlungen über ein neues Landesjagdgesetz versucht der Landesjagdverband noch einmal, die Basis zu mobilisieren. Es werden die jagdlichen Argumente gegen ein neues Jagdgesetz ausformuliert und eine Liste aller Landtagsabgeordneter wird direkt mitgeliefert. Scheinbar ist beabsichtigt, dass die Basis  diese Argumente im jeweiligen Wahlkreis dem  Abgeordneten vortragen möge.

Man lässt sich hier von der Devise leiten, die da lautet: Was wir auf Deputiertenebene nicht erreicht haben, das muss die Basis nun rausholen. Unter dem Aspekt, dass die Verhandlungen zum neuen Jagdgesetz schon weit fortgeschritten sind, weckt die Aktion den Eindruck eines letzten Versuchs, mittels der Basis das Ruder noch herumreißen zu können. Diese Generalmobilmachung der Verbandsbasis mittels Argumentationspapier erweckt beim Außenstehenden den Eindruck einer Ansammlung von  Durchhalteparolen an das letzte Aufgebot. Ein Ziel ist im Argumentationspapier nicht erkennbar, alleine das Festhalten an den unverhandelbaren Standpunkten wird proklamiert.


Die Landesjagdverbände in einem neuen Umfeld      


 Seit der Föderalismusreform hat sich das strategische Umfeld der Jagdverbände entscheidend geändert. Nicht nur im Bereich des Jagdwesens, sondern auch in den Bereichen Forst- und Landwirtschaft, der Tier- und Naturschutz sind die Kompetenzen auf Länderebene zugeordnet worden. Dort haben die Länder weitreichende Entscheidungshoheiten zugesprochen bekommen.
Gleichzeitig, und hier liegt wohl der gravierende Unterschied zu früheren Konstellationen,  wird  bei rotgrünen  Regierungskoalitionen in den Ländern das für diese Belange zuständige Umweltministerium immer häufiger dem grünen Koalitionspartner  zugewiesen, der  nun wirklich nicht als die Traumpartner der Jäger gilt, wenn es um die Belange der Jagd geht.
Die zur Zeit in den Bundesländern  Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg angestrebten Jagdrechtreformen und die damit einhergehenden Verhandlungsstrategie der Jagdverbände ist vom Grundsatz her völlig identisch. Man verfährt nach dem Grundsatz der Frontalopposition und weicht keinen Meter von seinen Positionen ab. Und obwohl sich in keinem Bundesland sichtbare Erfolge einstellen, hält man starrsinnig an der einmal eingeschlagenen Strategie fest, nach dem Grundsatz:

“ Wenn einer nur einen Hammer hat, dann sieht jedes Problem wie ein Nagel aus.“

Normalerweise holt man, wenn sich der Verdacht einschleicht, dass das Problem vielleicht doch kein Nagel ist, ein passendes Werkzeug. Manche aber holen stattdessen einen noch größeren Hammer!
  
Diese Konfrontationsstrategie lässt aber ganz entscheidende Veränderung der Lage außer Acht. Wurden früher Jagdrechtsreformen separat mit den Jagdverbänden verhandelt, streben die Umweltminister in den Ländern durch die gesetzgeberische  Kompetenz eine Paketlösung aller Bereiche (Tier-Naturschutz, Forst, Jagd, Landwirtschaft)  an. Bei dieser Paketlösung, und dies ist den Jagdverbänden noch gar nicht bewusst, spielt die Jagd eine operative Verbindungsrolle ohne koordinierende strategische Bedeutung.
Die von der Politik vorgegebene Paketlösung zwingt allen Beteiligten bei den Verhandlungen eine neue Verhandlungsstrategie auf. Damit haben sich die Spielregeln für alle Beteiligten völlig verändert. Und neue Spielregeln fordern neue Strategien. Deshalb hilft es den Jagdverbänden auch gar nichts, durch das Argumentationspapier die jagdliche Fachkompetenz herauszuarbeiten, wenn diese Kompetenz durch die Spielregeln bereits strategisch ins Abseits manövriert wurde. Und deshalb wirkt das Argumentationspapier auf den Außenstehenden auch trotz inhaltlich erkennbarer Fachkompetenz wie eine Ansammlung von Durchhalteparolen ohne strategische Bedeutung.


Der Dominoeffekt – Wenn ein Bundesland fällt, fallen auch die anderen


Solange die Jagdverbände aber statt eines Strategiewechsels ausschließlich  auf das Vortragen von  Sachargumenten setzen, werden sie in jedem Bundesland nach der Novellierung der Jagdgesetze als zweiter Sieger hervorgehen. Sollten sie die Jagdverbände nicht zu einem Strategiewechsel durchringen können und weiterhin am Konfrontationskurs festhalten, wird ein Bundesland nach dem anderen ein Jagdgesetz bekommen, auf das die Jägerschaft keinen Einfluss hatte.


Der Strategiewechsel fordert Koalitionen


Man muss als Jäger erkennen, dass die Jägerschaft in der von den Umweltministerien angestrebten Paketlösung eine eher untergeordnete Rolle spielt. Noch. Das Muskelspiel des zur Zeit noch kleinsten Teilnehmers am Verhandlungstisches  wirkt dann auf die anderen eher belustigend und ist zudem nicht lange durchzuhalten. Am Ende dieser Strategie steht dann der gänzliche Ausschluss von den Verhandlungen, bzw. das völlige Außerachtlassen unserer legitimen Interessen.
Um im Spiel zu bleiben gilt es, strategische Bündnisse mit den großen Spielern am Tisch einzugehen, um dann, sozusagen im Flottenverband erfolgreich mit zu segeln. Dies fordert aber die Einsicht in einen Strategiewechsel  und die Fähigkeit , sich den anderen Spielern gleich zu stellen, sich kooperativ zu zeigen und taktische Allianzen einzugehen, kurz gesagt: geschickt und situationsangepasst zu reagieren - und weitsichtig- zielorientiert sprich: strategisch zu agieren.

Und wir Jäger haben einiges zu bieten: Neben der Fachkompetenz auch die vielen Milliarden Euro, die wir Jäger – und nur wir- Jahr für Jahr dem Staat durch unsere Passion und unsere Ehrenarbeit an ansonsten fälligen Ausgaben ersparen. Man muss diese Tatsachen der milliardenschweren Leistungen der Jäger nur offensiv kommunizieren, man kann es gar nicht oft genug sagen. Wer aber für die bestellte Musik zahlt, sollte dementsprechend auch Gehör finden. Dies ist ein legitimer und völlig natürlicher Anspruch. Vor allem dann, wenn er es, wie bereits gesagt, als einziger tut!
Wie groß diese ökonomische Macht der Jäger ist, kann man hier nachlesen

Zurück zum Punkt zielorientiertes Handeln:
Hiervon sich die Jagdverbände noch weit entfernt. Noch immer hält man an der Strategie der Konfrontation und dem Glauben fest, es ohne Kooperation mit den anderen Teilnehmer am Verhandlungstisch zu schaffen. Das Argumentationspapier des LJV Baden-Württemberg beweist es einmal mehr.

waidmannsheil

Euer


Stefan

Coautor: Manfred Nolting
Westfälische Str.48
57368 Lennestadt 
Telefon: 02721 989363 
Mobil: 0171 3605640 

10.8.13

Ein Internetinterview mit dem Jagblog über das Thema Jagd

Das Jagdblog gab dem Blog "Einfach gefragt" ein Onlineinterview mit dem Titel: "Stefan über das Jagen".

Die Fagen stellte Marten Holzinger.

Einleitung:
Die Jagd hat eine lange Tradition, die bis an den Anfang der Menschheit reicht, als das Fleisch noch nicht in der Kühltheke bei Aldi lag sondern auf vier Beinen durch den Wald getollt ist. Seitdem ist die Jagd aber nicht verschwunden. So gibt es in Deutschland über 350.000 Jagdscheininhaber, die sich teils beruflich teils zum Vergnügen auf die Pirsch begeben. Einer von ihnen ist Stefan, der seinen Jagdschein bereits seit dem 16. Lebensjahr besitzt, heute Inhaber einer Jagdagentur ist und einen Jagdblog schreibt. Im Interview erzählt er uns mehr über das Jagen.

Einfach gefragt: Was hat dich zum Jagen gebracht?

Stefan: Mein Vater, auch er war begeisterter Jäger und hat in mir die Begeisterung für die Jagd geweckt. Allerdings glaube ich, dass meine Sehnsucht zur Natur in frühester Kindheit die Begeisterung für die Jagd zusätzlich beflügelt hat. Schon als kleiner Bub wollte ich immer in den Wald und liebte die Ausflüge meiner Eltern in die Natur. Bereits mit 13 bekam ich dann meinen ersten Jagdhund, mit dem ich fast täglich alleine stundenlange Spaziergänge unternahm, während meine Altersgenossen Fußball spielten oder an ihren Mofas bastelten.
 
 
Das vollständige Interview mit dem Titel " Stefan über das Jagen" kann man hier nachlesen

waidmannsheil

Euer

stefan


7.8.13

Quo vadis Landesjagdverbände? - oder: Wenn man seine Glaubwürdigkeit öffentlich zu Grabe trägt.



In wieweit ist ein Verbandsfunktionär authentisch, wenn er seine Umweltministerin Frau Ulrike Höfken zur Erzfeindin der rheinland-pfälzischen Jäger erklärt und sich dann von ihr das Bundesverdienstkreuz verleihen läßt?



Schwierige Zeiten fordern von Führungspersönlichkeiten Authentizität

Nicht nur die Jagd, sondern unsere ganze Gesellschaft steht in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen. Viele Bürger merken, dass die auf uns zukommenden Zeiten ungemütlich werden und die Suche nach Führungspersönlichkeiten in Politik, Wirtschaft und Verbänden, die diese Herausforderungen meistern können, rückt in den Vordergrund.  Dabei dreht sich die Diskussion immer wieder um ein Wort:


Interessant ist bei den Ausführungen von Wikipedia, dass Sprachwissenschaftler den Ursprung des Wortes vom lateinischen "auctoritas" ableiten, was übersetzt "Autorität"  bedeutet. Wer also führen will, der muss authentisch sein und strahlt damit Autorität aus, die man von Führungspersönlichkeiten verlangt, sollen sie eine Gruppe durch schwere, vor allem aberunsichere Zeiten führen..

Die Strategie der Jagdverbände: Konfrontation statt Konsens


Seit einigen Jahren rücken die Jagdverbände immer mehr von der seit vielen Jahren bewährten Strategie der "Problemlösung  durch Konsens" ab und  fahren zur Durchsetzung der Verbandsinteressen den Kurs der Konfrontation.
Dies zeigt sich nicht nur in Bayern und dem Thema "Wald vor Wild". Auch die die teilweise aggressive Verunglimpfung des Umweltministers in Nordrhein-Westfalen, Herrn Remmel, der ein ökologisches Jagdgesetz fordert, zeigt den Paradigmenwechsel, wie unsere Jagdverbände mit den anstehenden Veränderungen umgehen.

Doch auch in Rheinland-Pfalz sucht man nicht das Gespräch mit der Umweltministerin Höfken und ihrer Idee einer Novellierung der Jagd VO, sondern fährt den harten Konfontationskurs nach dem Motto: "Nicht mit uns!!!"

Doch bei der Umsetzung einer solch riskanten, auf Konfrontation ausgelegten Strategie bedarf es autoritärer Führungsperönlichkeiten, die ihren Führungsanspruch durch Authentizität, sprich Glaubwürdigkeit, untermauern.

Und da habe ich, zumindest beim LJV Präsidenten des LJV Rheinland-Pfalz, Herrn Kurt-Alexander Michael so meine Bedenken.
So unterstützt er die auch von der breiten Jägerschaft gewünschte harte Linie gegen die Umweltministerin und Ihre Reform der Landesverordnung zum Landesjagdgesetz.  Und, angelehnt an die Strategie des LJV Nordrhein-Westfalen, greift er die Umweltministerin Ulrike Höfken hart an.

Sieg der Eitelkeit eines Verbandsfunktionärs über die Strategie des harten Konfrontationskurses. 

Am 2.Mai ließ sich der Präsident des LJV Rheinland-Pfalz, Herr Kurt-Alexander Michael das von Herrn Bundespräsidenten Joachim Gauck verliehene Bundesverdienstkreuz in einem Festakt umhängen, einschließlich einer Laudatio, vorgetragen von Umweltministerin Ulrike Höfken.

Spätestens jetzt merkt jeder aufmerksame Beobachter, dass es mit dem harten Konfrontationskurs des LJV Rheinland-Pfalz nicht so ernst gemeint sein kann. Der LJV Präsident wird sich und seinen Verbandsmitgliedern mit der Ehrung einen Bärendienst erwiesen haben, denn seine Authentizität und somit Autorität wird darunter leiden.
Für den außenstehenden Betrachter ein äußerst kluger Schachzug der Umweltministerin Höfken. Sie wird es freuen, mit dieser Preisverleihung die Autorität des Verbandsfunktionärs gegenüber den Jäger weiter geschwächt zu haben. Ziel war es nicht, einen verdienten Bürger zu ehren, sondern die Autorität eines Verbandsfunktionärs zu untergraben. Der Eitelkeit sei Dank.


Protest mit angezogener Handbremse - oder wenn Eitelkeit wehtut

Unter dieser Überschrift schreibt der Chefredakteur der Pirsch, Sascha Numßen in der Ausgabe 15/2013 treffend:

Noch im vorigen Jahr erteilte der LJV BW der Aktion "1000 Hörner in Düsseldorf " per Schreiben eine Absage. Zu früh, nicht unser Zuständigkeitsbereich, lautete die Begründung. Nun, nachdem der Beteiligungsprozess jetzt in BW abgeschlossen ist, stellt Landesjägermeister Dr. Friedmann in einer aktuellen Aussensendung fest, dass es in vielen Punkten mit den Hauptbetroffenen (den Jägern) keineKonsens gibt.
Auf diesen Missstand reagiert der LJV jetzt recht sanft mit einem Drei-Stufen-Protestplan - Postkartenaktion, Lobbying bis hin zu einer großen Demo (!) in Stuttgart. Etwas mehr (verbale) Schärfe wäre angesichts von Forderungen wie Abschaffung von Wildfütterung, Baujagd und Schliefanlage, kein Abschuss wildernder Haustiere, Einführung eines Schießnachweise u.Ä. schon angebracht.
Klare Worte hatte in jüngster Zeit hingegen LJV Präses Kurt-Alexander Michael (RP) an den Tag gelegt, indem er mehrfach der grünen Ministerin Höfken offen und lautstark Paroli bot. Dann überreichte ihm selbige das Bundesverdienstkreuz. Dass er sich damit später auf dem Titel der eigenen Verbandszeitschrift  "Jagd & Jäger in Rheinland-Pfalz" 6/2013 sogar ablichten ließ, ist mindestens taktisch unklug.
Denn seine Kritiker werden ihn, wenn die Jagd-VO doch entsprechend jagdfeindlich ausfällt, fragen, ob er sich damit hat kaufen lassen. Eitelkeit, die spätestens dann wehtut.

Diesen Ausführungen des Herrn Numßen ist nichts hinzuzufügen!
  

 waidmannsheil


Euer

stefan