Hallo!
Der Beitrag zur steigenden Zahl der Jäger, der mit der Frage endet „Wo jagen die alle?“, und der Beitrag zum Artikel im Manager Magazin sind - ungewollt und zufällig - fast gleichzeitig erschienen.
Beide Beiträge verdeutlichen:
Das Jagen in Deutschland ist im Umbruch.
Wie war das mit dem Jagen vor 25 Jahren?
Es gab hauptsächlich:
- Förster im Staatswald
- Eigenjagdbesitzer
- jagende Einheimische (zumeist im ländlichen Raum)
- Pächter von Revieren mit mehreren 100 ha
- Revierlose Jäger auf der Suche nach Jagdmöglichkeiten.
Die größte Gruppe stellten die revierlosen Jäger und die waren, der Ausdruck sei mir verziehen, gekniffen.
Denn nur wenige Förster mussten damals Gäste zulassen. Und die vergleichsweise wenigen Beständer - Pächter und Eigenjagdbesitzer - waren von Revierlosen quasi umlagert.
Viele Beständer benahmen sich schlimmer als mittelalterliche Feudalherren. Man ließ sich umschmeicheln, verteilte Abschüsse wie Orden und so mancher Revierlose wurde missbraucht, im Sinne von: „Ihren Hund brauchen wir für Treibjagd oder Nachsuche, aber Sie als Schützen brauchen wir nicht“.
Viele revierlose Jäger versuchten, sich zum gern gesehenen Jagdgast zu „qualifizieren“. Ein Hund wurde angeschafft und ausgebildet. Mancher arbeitet fleißig in Hegering und Verbänden. Einige lernten Jagdhorn blasen und gar nicht wenige boten sich in der Not sogar als Treiber an. Hauptsache der Passion Jagd nachgehen.
Dann änderten sich zwei wesentliche Dinge.
1. Der Forst hatte weniger Geld und brauchte zusätzliche Einnahmen.
Für Gatterung gab es kaum noch Budgets und durch immer häufigere Naturverjüngung stieg der Wild-Bestand. Folglich musste der Wald per Abschuss vor Verbiss geschützt werden. Drück- und Bewegungsjagden auf Schalenwild wurden populär.
Und dazu braucht der Forst viele gute Schützen sowie gute Hunde und Hundeführer.
Für revierlose Jäger eine neue Chance zur Jagd. Und dazu musste kein Beständer mehr umschmeichelt werden.
Gleichzeitig entdeckte der Staat die Einnahmequelle „Pirschbezirk“.
Auch das nutzten viele revierlose Jäger und kamen so an eine – zwar kleine und unter Direktive des Försters stehende, doch eigene – Jagd. Auch wenn diese fast nur aus Grenze besteht.
2. Die Zahl der Unternehmens-Jagden und Pächter großer Reviere nahm drastisch ab.
Früher hatten Banken und Großunternehmen ein oder sogar mehrere große Reviere. Regelmäßig wurden „gute Kunden“ zur Jagd eingeladen. Das ist heute immer seltener der Fall.
Parallel wollten immer weniger einzelne Jäger sich auf neun oder 12 Jahre ein großes Revier „ans Bein binden“.
Als Konsequenz wurden viele große Reviere mit 500 bis 1.000 Hektar in mehrere kleine Jagdbögen aufgeteilt. Die neuen, kleinen Reviere bestehen leider quasi auch nur aus Grenze.
Diese beiden großen Veränderungen verschärften ein bekanntes Leid:
Jagd-Neid
Die Pächter kleiner Reviere wollen einen hohen Bestand, denn dafür zahlen sie ja Pacht. Ein hoher Bestand garantiert ihnen ereignisreiche Ansitze mit reichlich Wild und ab und zu eine schöne Trophäe. Dies sehen sie nun immer öfter durch nachbarschaftliche Bewegungsjagden bedroht.
Der nachbarliche Forst will gegen Verbiss einen niedrigeren Bestand und braucht Einnahmen aus Wildbret-Verkauf und Pirschbezirken.
Und auch die verbliebenen Beständer großer Reviere haben, teils wegen der hier, hier und hier beschriebenen zunehmenden Wildschäden und teils zur Erfüllung des Abschussplans, Bewegungsjagden aufgenommen.
Dieser Konflikt zwischen "Ansitzjäger" und "Bewegungsjäger" gipfelte zuletzt im Erschießen eines während einer Bewegungsjagd überjagenden Hundes durch den nachbarlichen Pächter eines kleinen Reviers.
Zurück zur veränderten Lage in der Jagd.
Heute gibt es die:
- Forste mit Pirschbezirken und Bewegungsjagden
- Eigenjagdbesitzer, teils mit Bewegungsjagden
- jagende Einheimische mit immer kleineren Revieren
- wenige Pächter großer Reviere, teils mit Bewegungsjagden
- Jäger mit kleinem Pirschbezirk
- Pächter mit Klein-Revier
- immer mehr Jäger auf der Suche nach Jagdmöglichkeit
Allen Jägern lege ich eine alte Kölner Weisheit ans Herz:
Man muss auch Gönnen können!
Ihr etwas besorgt zuschauender,
Kaspar Hauser
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