17.2.08

Einige Jäger sind die größten Feinde der Jagd

Die weitestgehende Tatenlosigkeit der Jagdverbände im Fall Manfred Ißleib offenbaren ein Problem, das aus meiner Sicht für die Jagdverbände durchaus als existenzbedrohend angesehen werden kann.

Die Informationspolitik der letzten Woche hat bewiesen, dass die Jagdverbände mit schwarzen Schafen aus den eigenen Reihen nicht umgehen können. Dabei stehen wir als Jäger wie kaum eine Gruppe unter der Beobachtung der Öffentlichkeit. Jede noch so kleine Verfehlung durch einzelne Verbandsmitglieder wird von der Gegnerschaft der Jagd aufgegriffen und als "Munition" gegen die Jagd verwandt.

Zwar haben es die Jagdverbände geschafft, sich neben NABU und BUND als Naturschutzorganisation zu etablieren, aber bei der Suche nach einem wirksamen Instrument gegen Mitglieder, die gegen die Grundsätze ethischen Jagens verstoßen und deren Schandtaten an die Öffentlichkeit gelangen, haben die Verbände kläglich versagt.

Nun lässt es sich nie ganz verhindern, dass Jäger gegen die Sitten und den Anstand verstoßen, schließlich gehen Menschen zur Jagd und wo Menschen handeln, passieren Fehler. Aber einen Plan, wie bei solchen Fällen zu verfahren ist, haben die Verbände nicht. Diese Planlosigkeit, wie die Verbandsfunktionäre in einem solchen Falle zu verfahren haben, wird im Fall Manfred Ißleib allzu deutlich.

Den Jagdverbänden fehlte in den letzten Monaten ein klares Konzept, wie man in diesem Fall zu verfahren hat und vor die Öffentlichkeit geht. Stattdessen wurde versucht, den Fall tot zu schweigen.

Doch irgendwie kam mir das Problem bekannt vor und ich blätterte in meinem Jagdtagebuch. Dort stieß ich auf einen aus der Jagdzeitschrift "Wild und Hund" ausgeschnittenen Leserbrief aus dem Jahre 1988, den ich damals an "Wild und Hund" schrieb.
Auch damals, vor 20 Jahren, kritisierte ich diese für die Jagdverbände so typische Verschleierungstaktik als untaugliches Instrument einer wirksamen Öffentlichkeitsarbeit.

Nach nun über 20 Jahren des Erscheinen dieses Leserbriefs muss ich feststellen, dass dieser an Aktualität nichts verloren hat.
Da aber beim Fall Ißleib nun große Teile der Jägerschaft und hier ganz besonders die passionierten Hundeführer betroffen sind, bleibt zu hoffen, dass unter deren Druck sich die Informationspolitik der Jagdverbände massiv ändern wird, da wir ansonsten als Jäger die Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit verlieren.
Ein Umstand, den wohl kein Jäger will.

waidmannsheil

Euer

stefan


Einige Jäger sind die größten Feinde der Jagd
Mein Leserbrief aus "Wild und Hund" Heft 22/1988 Seite 6

Trotz der Polemik, mit der jagdkritische Artikel in der Tagespresse und in den Illustrierten behaftet sind, stößt man oft auf Kritikpunkte, bei denen man auch als überzeugter Jäger, der Wert auf Brauchtum und Ethik legt, leider zustimmen muss.
Die Reaktion der Jägerschaft ist aber bei Fehlverhalten immer wieder die gleiche: Schützend stellt sich die Jägerschaft vor Jäger und verteidigt die angeprangerten Missstände. Leider vermisse ich bei unseren Jagdverbänden Selbstkritik! Hierzu zwei Beispiele:

1. Auf einer Treibjagd, an der fast ausschließlich ortsansässige Jäger teilnahmen, wurde mir als "zugereister" Jagdgast seitens mehrerer Jäger von den Missetaten eines geladenen Jagdgastes erzählt. So mancher wusste von Verstößen gegen Brauchtum und Jagdgesetz zu berichten. Natürlich trug dieser Jäger an seinem Hut das DJV Abzeichen.
Auf meine Frage, warum er eingeladen wurde, antwortete man mir, dass geschäftliche Gründe dafür vorlägen. Nun, wenn diese Schandtaten öffentlich werden sollten, wird sich die Jägerschaft, wenn überhaupt, von diesem Jäger distanzieren. Nur ist es dann leider zu spät!

2. Am eigenen Leib musste ich erfahren, wie man mit Jägern verfährt, die Kritik üben.
Mehrmals verstieß ein Gast gegen Jagdrecht und Brauchtum in einem Revier, in dem auch ich jagen durfte. Als ich daraufhin meine Kritik kundtat, wurde mir klar gemacht, dass diese unerwünscht sei und ich mir doch besser eine andere Jagdmöglichkeit suchen möge.

Bestimmt sind diese Beispiele nicht die Regel, jedoch auch nicht die große Ausnahme. Als Verbindungsstudent habe ich gelernt, für eine Sache, in diesem Falle die Jagd einzustehen, sowohl Kritik anzunehmen als auch zu üben. Leider vermisse ich bei der Jägerschaft weithin Selbstkritik.
Warum verwarnt man Missetäter nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit (Hegeringversammlung) und droht ihnen im Wiederholungsfall mit dem Ausschluss aus dem Verband und mit einer Klage vor einem ordentliche Gericht? Der Schaden, den diese Jäger in der Öffentlichkeit anrichten ist mit nichts aufzuwiegen.
Solange die Jägerschaft immer wieder den Mantel schützend über diejenigen hält, die in der Öffentlichkeit Anlass zur Kritik geben, werden wir als Jäger ständig dem Hohn und Spott der Bevölkerung ausgesetzt sein.

Gern würde ich an der Verbandsarbeit teilnehmen, aber mir fehlt bis heute die Überzeugung. Selbstkritik tut weh, langfristig sehe ich aber darin die einzige Möglichkeit, das Bild der Jägerschaft in der Öffentlichkeit so darzustellen, wie wir es gerne möchten.

Stefan Fügner

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