Rex, der treue Wachtelrüde der Autorin
... oder was eine Schwarzwälder Jungjägerin und ein Welpe so alles durchgemacht haben, bis aus beiden ein brauchbares Gespann wurde.
Der Bericht zeigt aber auch, wie wenig Kenntnisse - auch bei den Jägern- vorhanden sind, um einem Erstlingsführer den Einstieg in das Jagdhundewesen zu erleichtern.
Der Bericht dieses steinigen Weges der Ausbildung, den die Autorin gegangen ist, soll auch als Bitte an die Vereine des Jagdgebrauchshundverbandes und die Hundeobleute der Kreisjägerschaften sein, die Vereinsarbeit im Bereich Ausbildung der Erstlingsführer zu intensivieren und das Augenmerk vermehrt auf die Ausbildung der Hunde und ihrer Führer zu richten.
Nachwuchsarbeit ist immer Ausbildungsarbeit!
Alle Jungjäger und Erstlingsführer soll der Bericht dazu aufmuntern, trotz aller Rückschläge die Hoffnung nie aufzugeben, irgendwann den richtigen Ausbilder zu finden, der einem hilft, wie man aus seinem Hund einen brauchbaren Jagdgehilfen macht.
Vom Welpen zum Jagdhund
von Susanne Beck
susanne.beck(at)jaeger-zollernalb.de
Die Kaufentscheidung:
Im Kalenderjahr 2002 wurden in Albstadt die Reviere neu verpachtet. Mein Mann hatte die Möglichkeit, in Albstadt-Onstmettingen als Pächter in ein Revier mit einzusteigen. Mit aus diesem Grund wollte ich nun endlich einen Jagdhund. Nach langen Überlegungen, welche Rasse in Frage kommt, haben wir uns beide auf einen Wachtel geeinigt. Nun war nur noch die Anschaffung des Welpen ein Problem. Damals wohnten wir noch in einer Eigentumswohnung. Mein Mann war der Meinung, ein Hund gehört nicht in die Wohnung. Der Hund macht zu viel Dreck. Mir was das egal. Man kann ja schließlich putzen und einen Hund auch erziehen. Außerdem meinte er, ich hätte ja auch gar keine Zeit und ob ich wüsste, was das für eine Arbeit ist, einen Hund auszubilden. Nach langem hin und her war es dann endlich so weit. Im April 2003 suchte ich meinen Welpen aus den ich dann endlich am 18. Juni voller Freude abholen konnte.
Die Welpenerziehung:
Nun begann die Arbeit. Ernst, ein Mitpächter meines Mannes, kaufte aus dem gleichen Zwinger einen Rüden. Er war der Meinung unsere Welpen müssen gleich wissen wo ihr Platz ist und verfrachtet die beiden in den Kofferraum. Wir waren noch nicht lange unterwegs, dann begann das Gebell. Alle paar Kilometer musste angehalten werden, um die kleinen zu beruhigen. Ernst ließ sich nicht davon abbringen:" Die Hunde bleiben hinten!" Auch das Winseln nahm er nicht wahr.
Das Resultat war, dass einer der Rüden in den Kofferraum kackte!
Zuhause war alles vorbereitet mit allem, was ein Welpe so braucht. Es war ja mein erster Hund und so habe ich schon vorher Bücher gelesen. In einem der Bücher wurde beschrieben, wie man es fertig bringt, dass das neue Familienmitglied stubenrein wird. Es wurde ein Zimmerkännel empfohlen. Auch dieses Zimmerkännel war aufgebaut; mit dem Ergebnis, dass klein Welpe durch die Gitterstäbe kroch. Also blieb nichts anderes übrig, als den Hund zu beobachten. Sein Körbchen war immer in meiner Nähe (auch nachts). Zum Glück muss ich sagen, dass sich Rex sehr schnell bemerkbar machte, wenn er Gassi musste. Er begann sofort zu winseln. Also bin ich die erste Woche alle vier Stunden mit ihm in den Garten, damit er seine Geschäfte verrichten konnte. Ist mein Mann aufgewacht, weckte er mich und meinte: "Stell jetzt endlich den Hund ab."Er kümmerte sich überhaupt nicht um den Welpen. Meine Konsequenz aber führte dazu, dass Rex bereits nach drei Wochen stubenrein war.
Die Odyssee durch die Hundeschulen:
Mein erster Hund, also sofort zur Welpenschulung.
Der 18. Juni war ein Donnerstag, so ging es dann am Sonntag zum Hundekurs. Rex im Auto, Auto gestartet, und es begann ein Gebell und ein Gewinsel bis zum Hundeplatz. Man hat uns nicht gesehen aber gehört. Es war schrecklich. Jetzt begannen schon die Prophezeiungen. Das bekommst du nicht mehr weg. Mir war schon Angst und Bange. Was mach ich nur?
Die Züchterin empfahl mir ein Spielzeug. Aber auch das half nichts. Kaum war Rex im Auto, fing er an zu bellen. Am Montag (es war ein sehr heißer Tag) hatte ich eine Bankbesprechung in Dornstetten (1 Stunde Fahrzeit). Den Hund konnte ich ja nicht zu Hause lassen. Also nach hektischem Aufbruch ging die Fahrt nach Dornstetten. Im Auto war eine drückende Hitze, Rex bellte nur einmal. Ich war genervt und nun versuchte er auch noch von hinten nach vorn zu klettern! Ich war so wütend, dass ich ihn mit „Bleib“ anschrie. Rex war so erschrocken, dass er sich wieder im Kofferraum verzogen hat. Nach ein paar kläglichen Lauten war Ruhe und von dort an für immer. Bei der Besprechung in der Bank war Rex auch dabei. Er war sehr lieb und ist ohne Murren drei Stunden ruhig liegen geblieben. Die weiteren Fahrten zu anderen Mandanten verliefen ebenfalls problemlos und so entschloss ich mich, auf dem Rückweg noch am Hundeweiher vorbeizufahren. Rex sah das Wasser und schwamm nach kurzer Zeit bereits im Weiher.
Schon war die erste Aussage aus dem Hundekurs widerlegt. So ging es weiter. Ich wollte doch Tipps und Tricks. Leider hatte man nicht sonderlich Zeit für uns. Im Kurs wurden Hunde auf die Brauchbarkeitsprüfung vorbereitet.
Jeder wusste etwas anderes, aber keiner machte eine korrekte Aussage!
Ich war einfach überfordert. Rex beobachtete die größeren Hunde. Kaum 10 Wochen alt nahm er eine Ente auf und wollte damit verschwinden. Natürlich kamen schon wieder die unnötigen Kommentare, von wegen dein Hund ist ein Totengräber. Darauf rief ich Rex. Er kam und gab die Ente auch her. Zuhause las ich in meinen Büchern, was ich alles tun und lassen sollte. So habe ich mit Rex geübt. Was aber nicht klappte, war das Gehen bei Fuß. Die Schläge mit einem Stock ließen meinen Hund nicht erschüttern. Er zog und zerrte, ich wusste mir keinen Rat mehr. Dann kaufte ich als letzten Ausweg ein Stachelhalsband. Das Gehen bei Fuß wurde besser. Nach mehreren Versuchen ohne Stachelhalsung ging es auch so, aber wehe uns begegnete ein anderer Hund oder der Rüde vom Nachbarn war dabei. Dann war es, als hätte ich noch nie mit Rex gearbeitet. Heute weiß ich, dass sich meine Angst auf meinen Hund übertragen hat. Rex wusste aus diesem Grund nicht wie er sich verhalten soll.
Aber das hätte einem doch einmal gesagt werden können; oder nicht?
Durch Zufall bin ich dann an eine Hundeschule in Empfingen geraten. Der Ausbilder hat mich beobachtet und mir meine Fehler verdeutlicht (Rex war inzwischen drei Jahre alt).
Heute frage ich mich warum unser Hundeobmann mir den Hinweis nicht schon gegeben hat, als Rex noch ein Welpe war.
Die Jugend- und Brauchbarkeitsprüfung:
Im März habe ich meinen Rüden voller Stolz zur Jugendprüfung angemeldet. Nun musste noch die Hasenfährte erarbeitet werden. Bei uns wollte der Winter einfach kein Ende nehmen. Dann erfuhr ich, dass unser Hundeobmann einen Tag für die Hasenfährte machen würde. Kurz entschlossen nahm ich mit ihm Kontakt auf. Mich wollte man an diesem Tag nicht dabei haben. Warum kann ich nicht genau sagen. In dem Revier, in dem ich jagte und in dem Revier in dem mein Mann jagt, gab es so gut wie keine Hasen. Was nun? Der Hundekurs zur Vorbereitung auf die Brauchbarkeitsprüfung hatte inzwischen begonnen. Beim Hundestammtisch lernte ich dann einen Jäger kennen, in dessen Revier es Hasen gab ohne Ende und vor allem keinen Schnee. Dort durfte ich dann eine Woche vor der Jugendprüfung an einem Morgen mit meinem Welpen noch Hasenfährten ausarbeiten. Das war eine feine Sache. Rex arbeitete mit Laut die Hasenfährten aus. Oft war es so, dass er auf dem Rückweg auf eine neue Fährte gekommen ist und diese dann auch noch ausgearbeitet hat. So ist mein Hund recht weit gekommen. Manches Mal so nah an einer Bundesstraße, dass es mir Angst und Bange wurde! Es war recht wenig Übung für die Jugendprüfung, aber es hat gereicht.
Rex hat den 2. Preis bekommen.
Nun zum Rest der Ausbildung. Klein Welpe fand die Schweißarbeit recht lustig und so ist er mit tiefer Nase der Schweißfährte gefolgt und somit zum Stück gekommen. Auch das Apportieren fand er Anfangs recht gut. Wie immer war dann ein Rückschritt. Eine Woche vor der Brauchbarkeitsprüfung hat Rex das Kaninchen angefressen. Ich war verzweifelt. Dank eines anderen erfahrenen Hundeführers hat man diese Angelegenheit bald wieder abgestellt.
Heute apportiert er alles, was am Ende der Strecke liegt (auch einen Fuchs).
Dann die Brauchbarkeitsprüfung. Der Schweiß war die beste Arbeit aller Hunde. Wir waren in sieben Minuten am Stück und haben dabei mindestens achtmal Schweiß und das Wundbett verwiesen. Beim Apportieren ist Rex auf dem Rückweg in einen Schafzaun geraten. Ich habe gedacht, jetzt ist es aus, aber Rex hat ganz hartnäckig das Kaninchen im Fang behalten und einen Durchlass gesucht und dann gebracht, wie es sich gehört. Dann der absolute Hammer. Bei der Prüfung war eine läufige Hündin. Diese war am Ende der Strecke aufgestellt. Mein Hund konnte trotz allem einfach nicht ruhig sitzen bleiben. Er wollte unbedingt zu der Hündin. Ich habe mich natürlich schrecklich aufgeregt und hatte zum Schluss die Angelegenheit auch nicht mehr unter Kontrolle. Je mehr ich mich aufgeregt habe, desto unruhiger wurde mein Hund. Das gleiche Ergebnis wie schon oben festgestellt. Meine Gefühlschwankungen wirken sich auf meinen Hund aus. Trotz allem habe ich dann die EPB mit ihm gemacht und auch bestanden.
Die ersten jagdlichen Einsätze:
Nach bestandener Eignungsprüfung habe ich Rex dann erstmals mit zu Drückjagden mitgenommen. Selbstverständlich wurde mir dann sofort erklärt, dass mein Hund nicht selbständig jagen kann und dass er nur den Treibern und anderen Hunden nachläuft. Ich selbst konnte das nicht beurteilen. Ich habe meinen Hund vom Stand geschickt. Er hat die Dickungen, so wie ich es mit ihm geübt habe, systematisch abgesucht und hat sie dann je nach Wildvorkommen laut bellend gestöbert. Teilweise hat er auch mir etwas gebracht. Dann wurde Rex in meinem Revier auch für eine Nachsuche eingesetzt. Mein Jagdherr hatte am Rand einer undurchdringlichen Dickung ein Kitz angeschossen. Tapfer bin ich meinem Rüden der Fährte gefolgt. Irgendwann ging nichts mehr und ich habe Rex geschnallt. Keine zwei Minuten später hörten wir das Kitz jämmerlich klagen. Wir liefen schnell zu der Stelle. Rex hat das Kitz am Träger heruntergezogen, wusste nun aber nicht weiter. Wir nahmen ihn weg und brachten den Fangschuss an. Bei der zweiten Drückjagd hat Rex dann im Laufe des Treibens die Fährte eines krank geschossen Kitzes aufgenommen und diese wie selbstverständlich verfolgt. Hier wusste er dann, wie es geht. Er hat das Reh am Träger heruntergezogen, ein Biss und es war tot. Die Treiber haben dem Ganzen zugeschaut. Natürlich wollten sie das Kitz auch mitnehmen. Rex wollte es jedoch nicht hergeben. Frauchen war ja nicht da. So haben die beiden Treiber ihm einen Prügel auf den Kopf gehauen und er hat ausgegeben.(!) Auch das hat er zum Glück verkraftet. Wieder habe ich gedacht ich hätte etwas falsch gemacht. Man hat es mir ja auch oft genug mitgeteilt. Aber trotz allem habe ich immer noch nicht aufgegeben und ab Mai dann mit der Vorbereitung zur GP begonnen. Jeder erzählte mir von einem tollen Ausbilder und so habe ich keine Mühen und Kosten gescheut und bin Woche für Woche nach Michelwinnaden gefahren. Natürlich habe ich auch zu Hause fleißig mit meinem Hund geübt. Hierbei habe ich dann bei der Wasserarbeit einmal einen Fehler begannen. Rex sollte die Ente im tiefen Wasser suchen. Dabei ist er auf eine Schwimmfährte von lebenden Enten gekommen. Diese war selbstverständlich wichtiger als alles andere. Nachdem ich Rex nicht abpfeifen konnte und er irgendwann mal ankam, habe ich ihn bestraft. Seit diesem Zeitpunkt habe ich Schwierigkeiten ihn zum Stöbern im Schilf zu bewegen. Mit viel List hatte ich dann die Situation wieder im Griff, dann kam das nächste Problem. Eine Woche vor der GP bin ich krank geworden. Mir war immer schwindlig. Mein Hund hat sich dann nicht mehr von mir entfernt. Aufgrund dieser Tatsache bin ich dann nicht zur GP angetreten, obwohl der Hundeausbilder meinte, Rex müsste die GP schaffen. Wahrscheinlich war das ein Fehler. Aber auch jetzt gab ich nicht auf. Immer noch übe und arbeite ich mit meinem Hund. Durch den ganzen Aufwand, den wir getrieben haben, haben mein Hund und ich heute eine enge Beziehung. Sein Herrchen hat auch heute noch wenig Interesse an ihm und geht mit Rex nur spazieren, wenn es unbedingt sein muss und so will Rex auch nicht unbedingt mit Herrchen gehen. Er ist zu tiefst beleidigt, wenn er bei meinem Mann bleiben muss, wenn ich ihn nicht mitnehmen kann.
Bei meinen Ansitzen im Revier ist Rex selbstverständlich dabei. Schon als Welpe habe ich ihn unter dem Hochsitz abgelegt. Es war ein harter und steiniger Weg bis er ruhig liegen blieb und geduldig gewartet hat, bis Frauchen wieder abgebaumt hat. Trotz allem bereue ich nichts. Rex ist und bleibt mein bester Gefährte ganz gleich wo.
Inzwischen habe ich auch gelernt, nicht alles für Ernst zu nehmen was die anderen Hundeleute mich belehren wollen.
Zu Schluss noch. Heute ist mein Mann der Meinung ich würden zuviel mit meinem Hund machen. Ich glaube er hat nie geglaubt, dass ich mich so viel mit meinem Hund befassen würde.
Da wünsche ich der Autorin noch viele Jahre fröhlichen Jagens mit Ihrem Wachtelrüden Rex und allzeit
waidmannsheil
stefan
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13.5.07
Vom Welpen zum Jagdhund...
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1 Kommentar:
Toller Bericht. Besten Dank. Sehr konsequent und vor allem mit Erfolg das Projekt "zum ersten Mal (Jagd-)Hundeführer" durchgezogen, chapeau! Machen Sie sich nichts draus, das es familiär nicht den erwünschten Zuspruch erhält.
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