Photo: www.rocky-doggy.de
Jeder Jagdhundeführer kennt das Problem, aber kaum einer spricht gerne darüber:
Die Begeisterung unserer Jagdhunde, sich in Aas, oder Fäkalien zu wälzen.
Ist der Hund in der Nähe, so kann man noch rechtzeitig eingreifen, hat der Hund aber genügend Zeit, sich ausgiebig in den bestialisch stinkenden Fäkalien zu wälzen, ist danach allein die Nähe des Hundes unerträglich und der Hund muss gebadet werden. Nun lieben die meisten Jagdhunde das Wasser, aber der Gang zur Badewanne ist für die meisten wie der Gang zu ihrer Hinrichtung.
Vom Badetag seiner Bracke berichtet der Brackenführer Robert Hoffmann. (Habe lange nicht mehr so über eine Hundeschichte gelacht!)
waidmannsheil
Euer
stefan
Badesau
von Robert Hoffmann
Lässt man bei uns ein Fenster offen, kann man davon ausgehen, dass die Bracke "auf Trebe" geht. Zwar nicht weit, nur mal eben Sträßchen rauf und runter, aber trotzdem...
Nun bin ich ja Strohwitwer und außerdem wars kalt in der Bude, kurz, ich war Brennholz holen, komme aus dem Stadl zurück, ist dieser Mistkö... doch auf und davon. Knapp 20 Minuten hat's gedauert, bis er wieder kam. Aber in welchem Zustand... Das war nicht Hund. Das war auch nicht Hund mit Schafschei..., das war Schafschei... mit ganz wenig Hund.
Wer uns kennt, weiß dass wir ein etwas cholerisches Temperament haben, er mehr, ich weniger. Also ignorierte ich den Duft und sperrte ihn in seinen Kennel. Eine Viertelstunde später, mir liefen ob des pestilenzartigen Gestanks die Tränen aus den Augen, beschloss ich, der Gefahr todesmutig ins Auge zu sehen und Herrn Hund zu baden, übrigens zum ersten mal in seinem 5 jährigen Leben. Mir war völlig klar, es wird Blut fließen. Die Frage war nur, wessen Blut, aber Realist der ich bin, sah ich die Chancen für meine zukünftige körperliche Unversehrtheit eher gering. Ich liebe es, meine Frau zu fragen: "Mein Hase, gib mal ein Pflaster?" Weil ich weiß, dann gibt's Pflaster, einen Cognac aus der guten Flasche und vor allem Trost und Zuspruch. Aber wie eingangs erwähnt, ich bin alleine.
Es galt nicht mehr und nicht weniger, als Vorsorge für den III. Weltkrieg zu treffen. Telefon, um den Notarzt zu verständigen, Pflaster, elastische Binde, um Arterienverletzungen abzubinden, Seile, um den Hund zu bändigen, alte Badetücher.
Dann räumte ich das Badezimmer auf, barg alle Matten und sonstigen verschmutzbaren Gegenstände im Schrank und dann, ganz zum Schluß, zog ich meine pelzgefütterte Lederjacke über, denn die hat schon so manchen Hundebiß abgehalten. Schließlich verband ich meine älteste Leine mit dem Bündel Schafschei... und zog ihn mit einem "Nunc est bibendum" - nun will getrunken sein - ins Bad.
Der Versuch, den luftdicht mit Schafschei... umhüllten Hund in die Wanne zu wuchten, gelang, nur das drinbleiben, das rutschen, das warten, das widerstrebte dem geplanten Opfer zu sehr. Ein Satz und er war draussen, gottlob stoppte die Leine seinen Freiheitsdrang. Als ich ihn zu mir zog, knurrte er vernehmlich. Ging also nicht, wenn ich mich jetzt mit ihm prügeln würde, was eindeutig erforderlich war, hätte ich die Schafschei... Nein, das ging überhaupt und ganz und gar nicht.
Also ließ ich erst mal Wasser einlaufen, entweder um den Hund zu baden oder mir die Pulsadern aufzuschneiden. Schließlich kommt meine Frau irgendwann mal nach Hause, und wenn dann dieser Haufen Schafschei... immer noch da war...
Als die Wanne halbvoll war, so etwas wärmer als lauwarm, fasste ich meinen ganzen Mut zusammen, ignorierte die Brummerei und packte den Kandidaten am Halsbande. "Prachtvolle Zähne hat der Bursche", dachte ich und ein Blick traf mich, der mir sagte:"Das, mein Freund, bleibt unvergessen, das ist nur mit Blut abzuwaschen."
Es half ihm nichts, mit der Eleganz eines geübten Toreros wich ich seinen zufassenden Zähnen aus und im nächsten Moment saß der Haufen Schafschei... in der Wanne, die sich sofort in eine Art Fangobad verwandelte.
Also zog ich den Haufen in die eine und den Stöpsel in die andere Richtung, ließ das Schlammbad ab und drehte die Brause auf. Hunde hassen abbrausen, meine jedenfalls, doch ich sah dem Tod gefasst ins Auge. "Bin ich ein Mann oder eine Memme?", dachte ich mir und verband Brausestrahl und Fangopackung. "Eine Memme", sprachen die Augen der Fangopackung. "Und wenn du es jetzt nicht weißt, gleich weißt du es."
Ein Satz, und die Fangopackung saß mitten im Badezimmer.
Dali kann übrigens keine Hunde gehabt haben, sonst hätte er die von einer sich schüttelnden Fangopackung an Badezimmerwänden erzeugten Muster in seinen Stil eingearbeitet.
Ich reinigte die Wanne, ließ warm nachlaufen und warf die Fangopackung mit einem "Pfui, lass ab" ins Wasser. Dabei rutschte ich aus und stieß mir den Schädel am Waschbecken. Als ich wieder zu mir kam, saß die Fangopackung friedlich in der trübgraubraunen Brühe und sah mich aufmerksam an. Als ich mich näherte, brummte sie wieder.
Nachdem ich das Wasser gewechselt hatte, ohne gebissen zu werden, kam mir der rettende Gedanke. Ich verband ein Ende der Leine mit dem Abfluss, das andere mit der aufgeweichten Fangopackung, schraubte den Brausekopf vom Schlauch und drehte die Brause auf. Anschließend trat ich drei Schritte zurück und richtete den satten Strahl in die Richtung, aus der das Knurren kam.
Wenige Minuten erkannte ich erste Konturen meines Hundes, dann kam seine attraktiv braune Farbe zum Vorschein und dann endlich sah er wieder aus wie mein Hund. Nur der Gestank, der blieb.
Ich muss heute meinen genialen Tag haben, denn wie ein Blitz durchzuckte mich der Gedanke: "Schwimmende Hunde können nur sehr schwer beißen", also löste ich die Leine vom Abfluß und ließ warmes Wasser einlaufen.
Langsam stieg der Pegel, reichte dem Hund bis unter den Bauch und dann ----legt dieser verdamm.. Drecksa.. sich mit einem Aufseufzen hin. Bleibt liegen, während ich ihn shamponiere, bleibt liegen, als ich ihn abdusche, lässt sich sogar die Behänge und das Gesicht abduschen und sich zum Schluss friedlich in Handtücher hüllen.
Als ich ihn aus der Wanne hebe, brummt er wieder, lässt sich abrubbeln und anleinen. Und dann - ein Satz, und der frisch gewaschene Hund sitzt in der leeren Wanne und bellt.
Der Tag wird kommen, an dem ich ihn umbringe.
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1 Kommentar:
Todesmutig .....Respekt...*g*
Das nächste Mal nimmst Du Tomatensaft, hilft viel besser gegen Gestank als Shampoo, und dann den Gartenschlauch.
In Ehrfurcht vor soviel Mut
Liebe Grüsse
Susa
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