Die Schwäbische Alb, einer der eigentümlichsten Landschaften Deutschlands
Schon ein ganzes Jahr hatten wir Emails ausgetauscht und zahlreiche Telefonate geführt. Ein Besuch auf der Schwäbischen Alb wurde vereinbart, aber ein fester Termin konnte nicht gefunden werden.
Auch wollte ich wegen des Berichtes von Susanne Beck im Jagdblog "Vom Welpen zum Jagdhund..." ihren Wachtelrüden Rex einmal im jagdlichen Einsatz beobachten.
Dann erhielt ich die Einladung zu einer Drückjagd auf der Schwäbischen Alb zwischen Weihnachten und Neujahr, die die Möglichkeit bot, sich einmal persönlich kennen zu lernen. Sofort sagte ich zu und am späten Abend vor der Drückjagd fuhr ich los. Nach Verlassen der Autobahn war es noch fast eine Stunde Fahrt über Landstraßen, bis ich nach steilem Albaufstieg bei 850 Höhenmetern Albstadt erreichte.
Und tatsächlich: Eine geschlossene Schneedecke bei strengem Frosttemperaturen überzog die eigentümliche Landschaft der Alb, sodass ich den Eindruck hatte, einen verschlafenen Skiort in Österreich erreicht zu haben.
Nach einer freundlichen Begrüßung durch Familie Beck und Wachtelrüden Rex blieb nur wenig Zeit für lange Gespräche, schließlich ging es am nächsten Tag in aller Frühe zur Drückjagd.
Am Morgen wurde ich mit einem strahlend blauen Himmel, einer geschlossenen Schneedecke und frostigen Temperaturen begrüßt und dies sind nun einmal die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Jagdtag.
Als wir beim Jagdpächter ankamen, wurde ich von der Gastfreundlichkeit der Albbewohner überrascht. Alle Jagdgäste und Treiber erhielten im Hause des Jagdherren ein üppiges Frühstück, sodass alle Jagdteilnehmer die Jagd nicht nur gut gestärkt begannen, sondern auch die Ansprache des Jagdherrn nicht auf einem kalten Sammelplatz statt fand, sondern in seiner gut beheizten Wohnstube.
Bisher glaubte ich, alle Dialekte in Deutschland verstehen zu können, aber die Sprache der Albbewohner war mir dann doch recht fremd. Die Anweisungen des Jagdherrn konnte ich verstehen und wenn ich dann während der Jagd etwas unverständlich schaute, stand Susanne Beck mir als "Übersetzerin" bei.
Nach dem Frühstück ging es dann in den zu bejagenden Revierteil. Enge Täler mit steilen bewaldeten Hängen und felsigen schroffen Abbruchkanten prägen das Revier, das mich sofort an die Täler der Steiermark erinnerte. Man hatte das Gefühl, an einer alpinen Jagd teilzunehmen, dass man sich Mitten in Baden-Württemberg befand, war kaum vorstellbar.
Für die Schützen, die die Stände hangaufwärts besetzen müssen, kommt das Anstellen einer anstrengenden Bergtour gleich. Dies hat den Vorteil, dass man sich beim Erreichen des Standes ausreichend bewegt hat und somit nicht so schnell zu frieren beginnt, schließlich erreicht die tiefliegende Wintersonne die steilen Täler nicht und die Temperaturen liegen dort trotz Sonnenschein auch tagsüber deutlich unter dem Gefrierpunkt.
Schon bald erklang das helle Geläut der Hunde und die Schüsse hallten in den steilen verschneiten Tälern der Schwäbischen Alb wider. Das ganze noch bei herrlichem Winterwetter, Jägerherz was willst du mehr!
Als zwei Wachtelrüden eine Rotte Sauen unweit von meinem Stand hochmachten und ich diese unbeschossen hangwärts das Treiben verlassen sah, wurde mir klar, wie schwer die Jagdausübung in diesem unwegsamen Gelände ist. Hier ist das Jagen und das Bergen des Wildes noch eine durchaus schwierige und vor allem schweißtreibende Angelegenheit.
Trotzdem konnte ich eine bereits beschossene Überläuferbache an meinem Stand erlegen. Alle Versuche den Schützen, der ihr den ersten Schuss antrug, als Erleger zu benennen, schlugen fehl. Großzügig wurde mir die Sau zugesprochen.
Eine bunte Strecke zierte das Ende der Jagd: 1 Sau. 4 Rehe und 3 Füchse
Das Schüsseltreiben nach der Jagd fand in einem alten Gasthof in der Nähe statt und dort erlebte ich dann meine zweite Überraschung bezüglich der schwäbischen Gastfreundschaft: Sämtliche Speisen und Getränke der Jäger und Treiber anlässlich des Schüsseltreibens wurden vom Jagdherrn übernommen!
Die Gastfreundschaft der Albbewohner hat mich tief beeindruckt und ich kann nur sagen, dass jeder, der den Schwaben Geiz vorwirft, mit Sicherheit noch nie deren Gastfreundschaft genießen durfte.
Am nächsten Tag fand dann noch eine Revierbegehung mit Susanne Beck und Wachtelrüde Rex statt, während dessen ich mich bei herrlichem Winterwetter davon überzeugen konnte, dass Familie Beck nicht nur über ein wunderschönes Revier auf der Schwäbischen Alb verfügt, sondern dass auch Wachtelrüde Rex nach vielen Jahren der Ausbildung ein braver Revierbegleiter geworden ist; der Lohn einer mühsamen Jagdhundausbildung.
Bleibt mir der Familie Beck und dem Jagdherrn Werner Götz für das gelungene Jagdwochenende zu danken und ich wünsche ihnen noch viele schöne Jagderlebnisse in einer der eigentümlichsten Landschaften Deutschlands.
waidmannsheil
Euer
stefan
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