1.4.13

Rückblick auf 3 Jahre Schwarzwildbejagung im Lehrrevier

"Wenn es Brei regnet, dann muss man den Löffel bereit halten"

Auf  diese einfache Formel läßt sich das Schwarzwildbejagungskonzept im Lehrrevier nach der diesjährigen Rekordstrecke reduzieren.

Am Ende des nun 3. Jagdjahres im Lehrrevier möchte ich einen Einblick in die Bejagung des Schwarzwildes im Lehrrevier geben.

Gruppenansitzjagd als Alternative zur Drückjagd

Zunächst einmal muss für jedes Revier eine andere Strategie gewählt werden, da die revierspezifischen Besonderheiten keine generelle, allgemeingültige Strategie zulassen.
Im Lehrrevier fehlen große Dickungen, sodass große Drückjagden nicht statt finden können. Selbst kleinere Drückjagden sind, von einem Revierteil einmal abgesehen, nicht möglich, da die Gefahren für Treiber und Hunde einfach zu groß sind.
Die Menge der Sauen, die bei dem jährlich zwei- dreimal durchgeführten Drückerchen erlegt werden, ist vernachlässigbar, sodass fast alle Sauen in den letzten 3 Jahren mühsam bei der Ansitzjagd zu Vollmond und bei Schnee erlegt wurden.

Hier die Strecken der letzten 3 Jahre:

Jagdjahr       Strecke
2010/11          48
2011/12          28
2012/13          59
Summe          135

Hohe Kosten für Reviereinrichtungen bei einer reinen Ansitzbejagung

Die Bejagung des Schwarzwildes in Revieren mit überwiegend Feld- und Wiesenflächen mittels Ansitzjagd setzt allerdings auch eine enorme Anzahl von Hochsitzen voraus, die es gilt, zu erstellen. Bei zahlreichen Jagdgästen, die man für die Gruppenansitze benötigt, und für die man die Verantwortung übernimmt, gilt es ein besonderes Augenmerk auf einen dauernden hohen Sicherheitsstandard der Ansitzeinrichtungen zu werfen (jagdgasttauglich). Insbesondere deshalb, weil viele Ansitze bei Nacht erfolgen und die Jagdgäste kaum die Möglichkeit haben, den Zustand des Hochsitzes bei Dunkelheit zu prüfen.

Bei 1.000 ha, die das Lehrrevier umfasst, stehen heute den Jagdgästen 61 Hochsitze zur Verfügung. Damit werden ca.75% der Revierfläche zur Sauenbejagung abgedeckt. Erst bei 80 Hochsitzen wäre eine flächendeckende Bejagung möglich. Somit muss man bei einem reinen Feldrevier für eine effiziente Sauenbejagung von 8-9 Hochsitzen/100 ha ausgehen, die sich ständig in einem tadellosen Zustand zu befinden haben.

Jede Büchse zählt!
 
In den letzten Jahren haben sich die Jäger des Lehrreviers zu einer schlagkräftigen Truppe entwickelt. Vollmondnächte werden weit im voraus im Terminkalender vermerkt. Vor diesen Vollmondnächten führe ich ausgiebige Reviergänge und  -fahrten durch, um die Schwarzwildbewegungen auf 1.000 ha zu erfassen.

Gegen 20.00 Uhr nach einem gemeinschaftlichen Abendessen und wenn der Wind geprüft ist, werden die Ansitze zugewiesen. Ich selber stehe mit den Hunden und Bergefahrzeug in Bereitstellung.    
Da es, wie bei Drückjagden üblich, keine festgelegte Zeit für Bergen und Nachsuchen gibt, kann es bei erfolgreichen Vollmondansitzen vorkommen, dass ich über mehrere Stunden nur mit dem Anstellen und Einsammeln der Schützen und dem Nachsuchen und Bergen der Sauen beschäftigt bin und mehrere Stunden im Dauereinsatz bin.

Einige Saujagdwochenenden bei Vollmond haben sich für einige Jäger zu einer festen Institution entwickelt.
Über 3 dieser vielen Gruppenansitzjagden, die Jungjägeransitzjagd, die Damenjagd oder auch die Rhenanenjagd berichtete das Jagdblog. Bei diesen gemeinschaftlichen Sauansitzwochenenden wird die Geselligkeit groß geschrieben. Das Abendessen vor dem Ansitz oder das anschließende Zusammensitzen sind obligatorisch und nebenbei entstehen trotz anstrengender Sauansitzjagd neue Freundschaften.  

Einbinden der örtlichen Jägerschaft

Ausschließlich auf oft weit anreisende Jagdgäste zu setzen, reicht nicht aus. Die örtliche Jägerschaft muss in ein Schwarzwildbejagungskonzept eingebunden werden. Örtliche Jäger verfügen oft auch über mehr Routine bei der Saujagd und sind wegen der kurzen Anfahrtswege schnell einsatzbereit. Ein Blick in die Statistik zeigt, wie sich die Gesamtstrecke auf die anreisenden Jagdgäste und örtlichen Jäger verteilt.

                        Sauen     in % der Strecke
 Jagdleitung         14          11,67 %
örtliche Jäger       69          57,50 %
Jagdgäste            52          43,33 %


Strategie des Jagdkönigs: Saupirsch bei Vollmond!

Die sicherlich effizienteste Jagd auf Sauen in Feldrevieren ist die Saupirsch. Sie setzt aber hohes jagdliches Geschick und Erfahrungen voraus, die man ich in der Regel nur als ortsansässiger Jäger erwerben kann, der das Revier vor der Tür hat. Sehr gute Revierkenntnisse und ein Gespür für das Verhalten des Schwarzwildes im Revier, in dem man die Saupirsch ausübt, sind zwingend notwendig.
Obwohl erst seit 5 Jahren Jäger, hat der ehemalige Jungjäger Mathias die Saupirsch im Lehrrevier perfektioniert. Mit 24 Sauen in diesem Jahr, die er überwiegend bei der Saupirsch erlegte, wurde er in diesem Jahr Jagdkönig im Lehrrevier.
Mittlerweile führt er Jagdgäste erfolgreich  bei der Saupirsch, was sich bereits bis nach Bayern herumgesprochen hat, weshalb wir dieses Jahr erstmals einen Münchner zur Saupirsch in Brandenburg begrüßen konnten.



Jäger Mathias, erstellte nicht nur die meisten Reviereinrichtungen, sondern wurde mit 24 Sauen der diesjährige Jagdkönig


Zusammenfassung:

Aus meiner Sicht ist unser aktuelle Schwarzwildüberpopulation ausschließlich auf fehlende effiziente revierübergreifende Bejagungskonzepte zurück zu führen. Alleine die Schuld bei den Landwirten oder der Forstwirtschaft zu suchen, greift zu kurz.
Die großflächige Bejagung der Feldjagden setzt eine hohe Logistik voraus. Mehrere Hundeführer müssen zum Zeitpunkt der Jagd abrufbereit stehen, eine große Menge an "jagdgasttauglichen" Reviereinrichtungen müssen vorgehalten werden und schließlich und endlich fallen bei einer solchen Bejagung, wie wir sie im Lehrrevier durchführen, auf 1.000 ha jährlich 2,5 Tonnen Wildfeisch an, die es zu vermarkten gilt.

Mögen sich einige Jagdpächter diesem Problem stellen, um die aktuelle Schwarzwildüberpopulation in den Griff zu bekommen. Aber: Die meisten Jagdpächter sind mit dieser Aufgabe schlichtweg überfordert und haben bereits aufgegeben, wie ich aus zahlreichen Gesprächen mit Jagdpächtern heraushören konnte.

waidmannheil

Euer

stefan
 




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