30.1.09

St. Johann (Schwäbische Alb) gründet Wildschadensausgleichskasse

Die Jagdverpachtungen stehen vor der Tür und viele Jagdgenossenschaften müssen handeln:
Immer weniger Jagdpächter in Baden-Württemberg sind noch bereit, eine Jagd zu pachten, ohne eine Deckelung der Wildschäden oder zumindest fordern sie von den Jagdgenossenschaft mehr Solidarität. Über 5.000 ha kaum noch zu verpachtende Jagdflächen stehen auf dem Spiel.

Die kleine Gemeinde St. Johann auf der Schwäbischen Alb hat gehandelt und eine Wildsschadensausgleichskasse ins Leben gerufen.

Aus meiner Sicht der erste Schritt in die richtige Richtung, der hoffentlich Schule machen wird.

waidmannsheil

Euer

stefan

Von der ersten Wildausgleichskasse Baden-Würtemberg berichtet das Onlinemagazin des Reutlinger Generalanzeigers:


Wildschäden - St. Johann gründet Wildschadensausgleichskasse als Solidargemeinschaft.
Großes Interesse am Modell


Schwarzwild geht's an die Schwarte

von Julie-Sabine Geiger

ST. JOHANN. Soeben vom Gemeinderat abgesegnet, bekunden die Nachbargemeinden bereits Interesse am »Modellprojekt Wildschadensausgleichskasse St. Johann«. »Irgendeiner muss beginnen«, hatte sich St. Johanns Bürgermeister Eberhard Wolf gesagt und Jagdpächter und Landwirte am Tisch versammelt, um zu beratschlagen, wie der zunehmenden Schäden an Ackerfrüchten und der Feldflur durch marodierende Wildschweinerotten Einhalt geboten werden kann. Auch, was zu tun ist, damit den Jägern die Passion nicht abhandenkommt.

Herausgekommen ist eine Vereinbarung für eine Wildschadensausgleichskasse, die auf freiwilliger Basis funktionieren soll. Vorerst als Modell für ein Jahr per Vertrag angelegt. Eine Solidargemeinschaft, um die Belastung der Jäger, die zur Jagdpacht mit Jagdsteuer von den Landwirten zur Kasse gebeten werden, wenn sich die Schwarzkittel über Mais und Kartoffeln hergemacht haben, im erträglichen Rahmen zu halten. Etliche bezahlen bereits mehr für die Wildschäden als für die Jagd und sind damit zunehmend finanziell überfordert.

Finanzierung aus der Jagdpacht

Dem potenziellen Problem, die Jagden auf gut 5 000 Hektar Fläche womöglich nicht mehr an die Waidmänner zu bringen, kommt St. Johann mit der innovativen Idee Wildschadensausgleichskasse zuvor, aus der Schäden künftig ersetzt werden sollen. Die Einlage von 18 000 Euro - in dieser Größenordnung bewegen sich die Wildschäden in St. Johann - wird aus der Jagdpacht finanziert. Zwei Euro pro Hektar und Jahr legt die Gemeinde als Jagdgenossenschaft in die Kasse. Ein Euro pro Hektar und Jahr ist der Beitrag der Jäger. Die Grünröcke müssen zudem ein Viertel der Schäden berappen. »Als Anreiz, Schwarzwild zu schießen«, so Wolf. Als weiteren Anreiz, den vermehrungsfreudigen Wildschweinen nach der Schwarte zu trachten, hat die Gemeinde eine Abschussprämie in Höhe von 25 Euro pro Schwein und Jahr ausgesetzt. »Wir gehen von 50 Wildschweinen im Jahr aus«, erklärte Wolf.

Auch die Landwirte haben Pflichten. Sie informieren die Jagdpächter darüber, wo die von Schwarzwild bevorzugten Feldfrüchte Mais und Kartoffeln angebaut werden, sodass gefährdete Kulturen mit Elektrozäunen geschützt werden können. Bei waldnahen Mais- und Kartoffelfeldern muss ein mindestens fünf Meter breiter Abstand zwischen Wald und Feld eingehalten werden. Des Weiteren appellierte Herbert Feucht an die Bauern, die Jäger umgehend zu alarmieren, sobald Sauen gesichtet werden. Feucht: »Da sollte man schnell reagieren.«

Das Solidarmodell sieht noch mehr vor: revierübergreifende Drückjagden, bei denen die Bauern als Treiber mitmachen. Unternehmen zwar, die generalstabsmäßige Organisation erfordern, wie Hegeringleiter Norbert Reich dem Gremium erläuterte, die aber von Jagderfolg gekrönt sind. »Alle dürfen mitmachen«, appellierte Wolf an die Runde.

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