27.7.13

Wichtiger Schritt im Schwarzwildkonzept getan: Stadt Münsingen schreibt 21 Jagdbezirke mit über 10.000 ha Fläche gleichzeitig aus

Wappen der Stadt Münsingen


Das Schwarzwild war vor einigen Jahren noch kein wirkliches Problem im Südwesten Deutschlands.Doch in den letzten Jahren haben auch hier die Schwarzwildstrecken bundesdeutsches Niveau erreicht.
Die Stadt Münsingen im Landkreis Reutlingen mit ihrem umtriebigen Bürgermeister Mike Münzing wollte den ausufernden Wildschäden auf den Flächen ihrer Landwirte nicht tatenlos zusehen. Schell wurde erkannt , dass die gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen Jägern und Landwirten die Lage eher verschlimmert, als verbessert. Eine über den Landwirten und Jägern angesiedelte Koordiniersstelle musste geschaffen werden.

Zudem liegt die Stadt Münsingen inmitten des Biosphärengebiet  Schwäbische Alb. Deshalb war schnell erkennbar, dass nur ein großflächiges integratives Jagdgesamtkonzept eine Lösung versprach, schließlich müssen auch die Belange des Naturschutzes in einem Biosphärengebiet in ein revierübergreifendes Jagdkonzept mit einfließen. Nach mehrjähriger Vorarbeit ist es nun gelungen, alle Jagdreviere für die gesamte Gemarkungsfläche gleichzeitig auszuschreiben.

Die Neuerungen kann man im wesentlichen wie folgt zusammenfassen:

1. Die gesamte jagdbare Fläche der Gemarkung der Stadt Münsingen wird zum 1.4.2014 vollständig neu verpachtet und die Jagdbögen erhalten alle einheitliche Pachtverträge. (Über 10.000 ha und 21 Jagdbezirke)
1.Die Jagdbögen wurden insoweit neu gestaltet, dass sie sich nicht mehr an den Gemarkungsgrenzen, sondern vielmehr an einem sinnvollen Bejagungskonzept orientieren.
2. In den Jagdpachtverträgen wurden die Jagdpächter verpflichtet, revierübergreifende Drückjagd zuzulassen.
3. Die Jagdpächter sind dadurch auch verpflichtet, überjagende Hunde anlässlich dieser Drückjagden zu akzeptieren.
4. Zudem ist jeder Jagdpächter verpflichtet, an den jährlich stattfindenen Informationsveranstaltungen im Rahmen des Schwarzwildkonzeptes teil zu nehmen.

In der Stadt Münsingen hat endlich ein Bürgermeister erkannt, dass die Jäger ein revierübergreifendes Jagd- und Wildtiermanagement benötigen, das den erhöhten Anforderungen der Forstwirtschaft, der Landwirtschaft, sowie des Tier- und Naturschutzes  gerecht wird.

Als großer Beführworter eines solchen revierübergreifenden Wildtiermanagements wünsche ich dem Bürgermeister der Stadt Münsingen, Mike Münzing, natürlich viel Erfolg und hoffe, dass sein Schwarzwildkonzept eine Leuchtturmfunktion bekommt und weitere Städte und Gemeinden  folgen werden.
Das Jagdblog wird das Schwarzwildkonzept der Stadt Münsingen in den nächsten Jahren aufmerksam  verfolgen und weiter berichten.


Informationen zu den 21 Jagdverpachtungen der Stadt Münsingen erhält man auf der Seite Jagdverpachtungen 2014 Baden-Württemberg 


waidmannsheil

Euer


stefan


23.7.13

Thüringenforst geht neue Wege bei der Jagdbewirtschaftung




Verfolgt man die Jagdpresse der letzten Monate, kommt man zu dem Schluss, dass sich die Fronten zwischen der etablierten Jägerschaft, vertreten durch Ihre Verbände einerseits und die der Forstleute andererseits, verhärtete haben und eine Einigung bezüglich einer modernen Bejagung von Waldflächen in weite Ferne gerückt ist.

Um der traditionellen Jagd mehr Nachdruck zu verleihen, hat sich in Bayern neben dem Bayerischen Jagdverband die Jagdagenda 21 gegründet, die am 19.7.2013 beim Forstminister Helmut Brunner vorstellig wurde. Unter der Überschrift: "Wütende Jäger treffen auf Forstminister" berichtet das Onlinejagdportal "Jagd erleben" über das Treffen des neuen Jagdvereins mit Forstminister Brunner. Schon am Titel des Artikels wird erkennbar, wie aufgewühlt die Emotionen sind. Die unterschiedlichen Vorstellungen über eine zukunftsfähige Jagd zwischen Forst und Jägerschaft scheinen unüberwindbar zu sein.

Doch während man in vielen Bundesländern noch über neue Wege der Jagd- und Wildbewirtschaftung streitet und einen Kompromiss zwischen Jägern und Forstbetrieben sucht, geht der Landesbetrieb Thüringenforst ganz eigene Wege. Stolz übergab der Umweltminister und oberste Dienstherr von Thüringenforst, Jürgen Reinholz, zwei frisch gebackenen Berufsjägern letzte Woche ihr Zeugnis. Ihre Aufgabe wird darin bestehen, die jagdlichen Belange innerhalb des Landesbetriebes Thüringenforst zu koordinieren. Durch die beiden Berufsjäger sollen die Belange der Jagd und des Naturschutzes intensiver berücksichtigt werden, als dies bisher der Fall war.
Der Landesforstbetrieb Thüringenforst hat damit bewiesen, dass ihm die Jagd und die damit verbunden Konflikte am Herzen liegen und man mit der Anstellung zweier hauptamtlicher Berufsjäger eine Lösung im Wald-Wild-Konflikt anstrebt.

Von der feierlichen Zeugnisübergabe an die beiden Berufsjäger berichtet das Onlineportal agrar-presseportal.

Das Jagdblog wünscht den beiden Berufsjägern ein gutes Gelingen bei Ihrer Arbeit, Forst und Jagd in eine harmonische Zukunft zu führen.


waidmannsheil

Euer

stefan
 

10.7.13

Die Psychologie von Jägern, Nichtjägern und Jagdgegnern

Professor Dr. Heubrock im Interview mit dem Jagdportal Jawina
 Photo: Jawina


In der öffentlichen Diskussion wird über das Thema Jagd und Waffenbesitz heftig und hochemotional gestritten. Doch leider fehlt oft auf beiden Seiten an Sachverstand und fundierten wissenschaftlichen Kenntnissen.

Einer, der sehr sachlich mit den Themen rund um die Sache Jagd und Waffen umgeht, ist Professor Dr. Heubrock von der Universität Bremen. 
Als Rechtspsychologe hat er sich intensiv mit der Problematik des legalen Waffenbesitzes im Rahmen der Waffenrechtsverschärfung duch die Amokläufe der letzten Jahre auseinandergesetzt und kommt hierbei zu erstaunlichen Ergebnissen.

Traurig ist es, wie wenig die Jagdverbände und auch die Politik von seinen Erkenntnissen aus seiner Forschung Notiz nehmen, obwohl wir doch genau diese sachliche Diskussion brauchen.

Zitat aus dem Interview:

Frage: Auf eigene Kosten? Haben die Jagdverbände, der DJV, Sie bei Durchführung, Auswertung oder Verbreitung der Studienergebnisse nicht unterstützt?

Prof. Heubrock: Die Verbände waren zunächst so misstrauisch, dass wir gar keine Unterstützung bekommen haben. Als die Ergebnisse für die Jäger dann günstig ausfielen, wurden sie etwas aufgeschlossener. Aber wissenschaftliche Erkenntnisse sind – selbst wenn sie unsere Position stärken – nicht wirklich gefragt. Das habe ich etwa bei der Präsentation der Jungjägerstudie vor dem DJV-Präsidium erfahren, für die ich extra nach Berlin gereist bin. Ich durfte da ganz schnell meine Power-Point-Präsentation in einer vollgepackten Tagesordnung abspulen. Es ging dabei für den DJV doch um wichtige Fragen: Was machen wir für die nächste Jägergeneration, die übernächste? Aber keiner der anwesenden Präsidenten hat auch nur eine Frage gestellt oder Interesse gezeigt. Ich wurde dann schnell aus der Tür herausgeschoben, etwa so: Prof. Heubrock hat es jetzt gesagt, sonst noch was? Wir haben auch noch Wichtigeres zu tun.

Frage: Ein Armutszeugnis…
 
Prof. Heubrock: Muss man wohl so sagen, ja. Leider bezeichnend dafür, wie die organisierte Jägerschaft mit Wissenschaft insgesamt umgeht.


Dem Betreiber des Jagdportals Jawina - Jagd,Wild, Natur, Stephan Elison, gab er das hochinteressante Interview :
 

Gemischte Gefühle
Ein Gespräch über die Psychologie von Jägern, Nichtjägern und Jagdgegnern, über die Zusammenhänge von Aggression, Jagdtrieb, und Sexualität und die Lust am Töten

Hier geht es zum vollständigen Interview mit Professor Heubrock


waidmannsheil

Euer

stefan

1.7.13

Der Veggietag am Donnerstag hieß früher Eintopfsonntag

In Deutschland hat die Politisierung der Essgewohnheiten eine lange zweifelhafte Tradition



Seit 2010 propagiert ( kommt von Propaganda) der Vegetarierbund Deutschland e.V.  den Veggietag. An diesem Tag soll sich der deutsche Michel angewöhnen, fleisch- und fischlos zu ernähren. Und dem Tag, an dem das zu geschehen hat, wurde auch schon unverrückbar festgelegt:

Donnerstag ist Veggietag

Nun möchte ich, bevor ich mich über das überzogene Sendungsbewußtsein dieser gesellschaftlichen Randgruppe der Vegetarier und Veganer auslasse, klar stellen, dass ich als Jäger und begeisterter Wildfleischhobbykoch nichts gegen Vegetarier habe. Auch ich habe, obwohl ich ständig mehrere 100 kg bestes Wildfleisch vorrätig habe, einen fleischlosen Tag eingerichtet. Dies fällt mir allerdings nicht schwer, weil frische Pellkartoffeln mit einem selbst angemachten Kräutersahnequark und zerlassener Butter meine Lieblingsspeise ist.

Allerdings möchte ich mir von niemanden vorschreiben lassen, ob und wann ich diesen fleischlosen Tag einlege. Doch genau wenn dies politisch propagiert wird, lehne ich es ab, da ich mich bevormundet fühle.

Die wachsende Zielgruppe  dieser "Veggietagpropaganda" sind die LOHAS (Livestyles of health and sustainibility). Wer sich an diesem anglizistischen Begriff stört, ersetze ihn durch die in der urbanen Welt weit verbreitete Gesellschaftsschicht der Ökoschickeria. Von der Natur völlig entfremdet, beruhigt sie ihr schlechtes Umweltgewissen mit dem Kauf von Ökoprodukten aus dem Bioladen.
Will man den Prozess der Ernährungsumerziehung dynamisieren, bedarf es der Politisierung des Themas, weshalb man sehr erfolgreich daran arbeitet, fast täglich mit der Unterstützung der Politik in irgendeiner Stadt in Deutschland den Veggidonnerstag ins Leben zu rufen.

Anfang letzten Jahres war es dann soweit: Stolz verkündet die Albert-Schweitzer-Stiftung "Veggietag im Bundestag". Man ist in der obersten politischen Ebene angekommen!
 
Als Hobbyhistoriker überkommt mich bei der Betrachtung dieser Vorgänge großes Unbehagen, schließlich hat diese ernährungspolitische Umerziehung in Deutschland eine unrühmliche Vergangenheit.
Schon Adolf Hitler waren die riesigen Fleischmengen, die sein Volk so jährlich in sich hineinschaufelte, ein Graus. Hitler, der sich selbst fast ausschließlich  fleischlos ernährte, nutzte seine vegetarischen Essgewohnheiten dazu, mit Hilfe seines Propagandaminsters Dr. Göbbels den Eintopfsonntag zu propagieren.



 Propagandaplakat zum Eintopfsonntag 1933

Es liegt mir völlig fern, die Vegetarierbewegung in eine faschistische Ecke zu drängen. Es sind vielmehr die sich so gleichenden Methoden der Umerziehung durch Unterstützung der Politik, die mich stören.

"Jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden" ist der Grundsatz des toleranten Staates. Dies gilt auch für die Ernährung. Und deshalb hat er es zu unterlassen, den Menschen in Kantinen, Mensen oder sonstigen öffentlichen Gastronomieeinrichtungen das vegetarische Essen aufzuzwingen, auch wenn es nur für eine Tag ist.

Es ist die Aufgabe des Staates, den Menschen durch Bildung im Ernährungsbereich die Möglichkeit zu geben, sich selbstbestimmt zu ernähren. Ein Veggietag löst diese Bildungsdefizite nicht, auch wenn  man den Eintopfsonntag von 1933 in Veggietag umbenennt und statt der Fettlücke, die die Nazis schließen wollten,  diesmal Tieren oder der Umwelt helfen will.


 waidmannsheil


Euer

stefan 
  

Buchempfehlung zum Thema: Autor: Andreas Möller
Das grüne Gewissen: Wenn die Natur zur Ersatzreligion wird