9.2.19

Die Wiedereinbürgerung des Wolfes in unsere Kulturlandschaft ist mit den Grundsätzen der Nachhaltigkeit unvereinbar



Man hat den Eindruck, dass mit der rasanten Ausbreitung des Wolfes in Deutschland die Gräben zwischen Wolfsbefürwortern einerseits und Wolfsgegner anderseits immer größer werden lässt und eine Einigung über eine für beide Seiten akzeptable Lösung unmöglich erscheint. Warum diese beiden Gruppen in ihren Vorstellungen so weit auseinander liegen, hat vor allem etwas mit einer sehr unterschiedliche Sichtweise auf die vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaft und dem Leben der Landbevölkerung in Derselbigen zu tun.

Die fortwährende Fehldeutung des Begriffs „Nachhaltigkeit“ in den Medien.

Wer sich intensiv mit der Historie unserer Kulturlandschaft beschäftigt, kommt nicht umhin, sich intensiv mit dem Begriff der „Nachhaltigkeit“ auseinander zu setzen. Verfolgt man allerdings unsere Medien – auch und insbesondere die öffentlich-rechtlichen Anstalten- kommt man zu der Erkenntnis, dass es bei unseren Eliten zu einer fortwährenden Fehldeutung dieses Begriffes kommt.
Immer wieder wird er als neumodischer Ersatz für den Begriff tiefgreifend-langfristig benutzt, was jedoch eine völlige Fehldeutung ist.
Mit dem Begriff der Nachhaltigkeit ist ein Spannungsfeld gemeint, dass sich aus den Faktoren „ökonomisch, ökologisch und soziokulturell“ zusammensetzt. Nachhaltigkeit mit Langfristigkeit gleich zu setzen, wird dem komplexen Begriff nicht gerecht.

Die Nachhaltigkeit als Grundsatz unserer Kulturlandschaft mit weltweiter Vorbildfunktion

Der Mensch greift immer weiter in den natürlichen Haushalt ein, um seine ständig wachsende Bevölkerung auf diesem Erdball zu versorgen und beansprucht dabei immer mehr Fläche zu Lasten der Natur. Dies erkannten bereits vor vielen hundert Jahren die Mönche in den Klöstern und suchten nach Lösungen, um einerseits es den Menschen zu ermöglichen, den ständig wachsenden Bedarf an Lebensmitteln zu decken, andererseits den Raubbau an der Natur zu verhindern.
Auf diesen Erkenntnissen aufbauend entstand im ausgehenden Mittelalter über mehrere Jahrhunderte unter Federführung der Klöster unserer heutige Kulturlandschaft. Sie steht im Gegensatz zum weltweit üblichen Raubbau an der Natur gilt bis heute als die vorbildliche Bewirtschaftung des ländlichen Raumes.
Es gilt natürlich auch dabei zu bedenken, dass unter der Betrachtung der Natur als Kulturlandschaft Tiere teilweise oder gänzlich verdrängt wurden, (Biber, Großraubtiere, Schädlinge in Landwirtschaft und Forstwirtschaft) weil ihre Existenz mit der Bewirtschaftung von Kulturlandflächen unvereinbar ist. Ein großer Verlierer war bereits vor der Wiedereinbürgerung des Wolfes der Rothirsch. Ihm stehen heute gerade etwas über  5% der Fläche unserer Kulturlandschaft als Lebensraum zur Verfügung. Auf diesen Inselpopulationen fristet er  in jämmerliches Dasein, bis irgendwann  Inzest  die Population auslöschen wird. Kein einziger  Naturschützer nimmt dieses Problem der Arterhaltung in unserer Kulturlandschaft zur Kenntnis oder kämpft dafür, unserem Rotwild ein artgerechtes Leben in unserer Kulturlandschaft zu ermöglichen.


Mit Hans Carl von Carlowitz wurde die von den Klöstern entwickelte resourcenschonenden Bewirtschaftung um die soziale Komponente erweitert. Die Idee der nachhaltigen Bewirtschaftung als ein Spannungsfeld gegensätzlicher Interessen war geboren.
Die Nachhaltigkeit ist somit ein Spannungsfeld der Interessen, das es gilt, bei Veränderungen ständig neu auszutarieren und hat mit der neumodischen Fehldeutung als Alternative zu langfristig nichts gemeinsam.
Bei dieser fortwährenden Fehldeutung des Begriffs durch unsere Eliten braucht es dann niemanden zu wundern, wenn Gruppen unterschiedlicher Interessen keine kommunikative Ebene finden.

Bei der Diskussion um die Wolfsbürgerung des Wolfes in unseren Kulturraum bleibt die soziale Komponente der Nachhaltigkeit völlig unberührt

Immer wieder wundert man sich über den bedingungslosen Vorrang, den die Wolfsbefürworter der Ansiedlung des Wolfes einräumen und dies bei gleichzeitiger völliger Empathilosigkeit gegenüber der Landnutzer. Die soziale Komponente, ein wesentlicher Aspekt der Nachhaltigkeit aber bleibt völlig unberührt, was aber bei der nachhaltigen Betrachtung zwingend notwendig wäre.
Es ist an der Zeit, den wissenschaftlich richtigen Begriff der Nachhaltigkeit an unseren Schulen und den Medien zu publizieren und dessen fortwährende Fehldeutung anzuprangern. Die Diskussion um die Wiedereinbürgerung des Wolfes würde auf einer ganz anderen Basis stattfinden. Dann würde auch vielen Menschen in den Städten klar werden, dass die Wiedereinbürgerung des Wolfes und dessen ungehinderte Ausbreitung mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit absolut unvereinbar ist.



Waidmannsheil


Euer


Stefan