6.11.08

Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschland fordert Zwangsbejagung des Schwarzwildes

Fast täglich erscheinen in den Tageszeitungen Meldungen über die Schäden durch die Schwarzwildüberpopulation. Doch nicht nur der starke Anstieg der Wildunfälle und die Schäden auf Wiesen und Feldern fordern einen massive Bejagung. Eine bisher unter der Jägerschaft kaum wahrgenommene Gefahr durch die drohende Schweinepest fordert entschiedenes Handeln.

Wenn die Jägerschaft es allerdings nicht schafft, durch revierübergreifende großflächige Drückjagden der Überpoulation des Schwarzwildes Einhalt zu gebieten, muss sie sich gefallen lassen, wenn man ihr die Schuld für das Ausbreiten der Schweinepest gibt.

Ein einheitliches Vorgehen der Jägerschaft ist gefordert. Nur großflächig Drückjagden sind geeignet, der Überpopulation Herr zu werden. Jagdpächter, die sich gegen die revierübergreifenden Bejagung widersetzen, müssen mit Zwangsbejagung rechnen. Eine andere Lösung ist nicht erkennbar, da Einzelansitze kaum nennenswerte Erfolge bei der Eindämmung der Population gebracht haben.

waidmannsheil
Euer

stefan



Gefahr der Wildschweinepest steigt – Zwangsbejagung anordnen!
- Kommentar von August Rietfort -
ISN - Vorstandsmitglied und Schweinemäster


Auf uns Schweinehalter rollt eine neue Gefahr zu. Dieses Mal kommt sie nicht von den Behörden sondern aus dem Wald, und zwar nicht erst seit gestern: Deutschland hat eine echte Wildschweineplage. Fast täglich hört man neue Meldungen von überall her.
Ursache ist die dramatische, deutschlandweite Bestandsentwicklung des Schwarzwildes. Vor dem zweiten Weltkrieg wurden in Deutschland insgesamt ca. 10.000 Sauen pro Jahr erlegt. In den Jahren 2001/2002 waren es etwa 520.000 Stück!

Das Ausmaß der Lage zeigt sich in der rasanten Entwicklung der Schwarzwildstrecken in veredlungsstarken Kreisen wie Vechta, Cloppenburg, Coesfeld oder Borken. Waren dort Wildschweine bis vor ca. 10 Jahren nahezu unbekannt, so breiten Sie sich heute explosionsartig aus. Und das inmitten der Zentren der Schweinehaltung! Eine Ursache liegt in dem starken Anbau von Mais für Biogasanlagen. Konventionelle Jagdmaßnahmen greifen hier nicht mehr!

Aus Sicht der Schweinehalter ergibt sich dabei eine ganz andere Bedrohung: das Risiko der Wildschweinepest. Das stellt eine enorme Gefahr da, denn der Export von Schweinefleisch boomt: Im ersten Halbjahr 2008 sind die Verkäufe von Schweinefleisch um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,04 Millionen Tonnen gestiegen! In diesem Jahr dürfte Deutschland Dänemark als Weltmeister im Schweinefleischexport überholen!

Exporte beruhen in der Regel auf Handelsabkommen, für deren Zustandekommen Deutschland seuchenfrei sein muss. Nur ein einziger Wildschweinepestfall würde sehr schnell zu einem Exportstop in viele wichtige Exportmärkte führen, wie beispielsweise China, Japan oder Südafrika. Da diese Handelsabkommen erst in jahrelanger Arbeit wieder aufgebaut werden müssen, würde der deutsche Schweinemarkt von heute auf morgen vom Verkäufermarkt zum Käufermarkt mit finanziell unabsehbaren Folgen für die Schweinehalter. Und eine Epidemie käme einer Katastrophe biblischen Ausmaßes gleich!

Zur Erinnerung: Die Kosten der letzten Schweinepest im Jahr 2006 in NRW lagen laut MUNLV bei insgesamt rund 80 Mio. Euro!

In der Wertschöpfungskette Schwein gibt es ca. 500.000 Arbeitsplätze, diese dürfen wir nicht durch einen leichtfertigen Umgang mit der aktuellen Wildschweineplage gefährden!

Das Ziel ist es, eine Wildschweinepest zu verhindern. Wir müssen alles tun um diesen Heuschreckenschwarm deutlich einzugrenzen. Dafür reichen die heute zugelassenen Maßnahmen allerdings nicht aus:

Die ISN hat einen Zehn-Punkte-Plan erarbeitet, in dem wichtige Forderungen der Schweinehalter zusammengetragen sind. Grundsätzlich müssen verbindliche Abschusspläne für den Mindestabschuss in den einzelnen Revieren erstellt, überprüft, angepasst und konsequent erfüllt werden. Sollten diese nicht eingehalten werden, muss es zur Zwangsbejagung kommen. Die Jagdzeiten für Schwarzwild sollten deutschlandweit gemäß dem niedersächsischen Beispiel geändert werden, d.h. eine Bejagung ist das ganze Jahr möglich außer bei führenden Bachen. Aber eine Änderung der Jagdzeiten alleine reicht nicht aus. Auch in den Köpfen einzelner Jäger muss sich etwas ändern. Frischlinge müssen zu jeder Zeit geschossen werden, auch wenn die Wildbrettausbeute gering ist. Es geht um massive Bestandsreduzierung in den Schweineveredlungshochburgen. So spannend und schön wie die Bejagung des Schwarzwildes auch ist, in diesem Fall müssen die Interessen der Schweinehalter eindeutig Vorrang haben – wir müssen das Schwarzwild bekämpfen, nicht nur bejagen!

Erforderlich ist auch eine Verpflichtung zur revierübergreifenden Drückjagd. Ansonsten muss eine Zwangsbejagung angeordnet werden. Außerdem sollte es endlich möglich sein, bei der Jagd Nachtsichtgeräte und Laservisiere einsetzen zu dürfen! Es müssen Saufänge eingerichtet werden!

Für die Veredlungszentren muss es Sonderregelungen geben. Auch als Schweinehalter sind wir besonders gefordert alle Vorsichtsmaßnahmen im Umgang mit Wildschweinen und der Jagd einzuhalten:

· Auch wenn es auf Jagden leicht aufstoßen sollte, wenn Sie selbst keine Wildversorgung machen können. Erklären Sie Ihren Mitjägern die Gefahr und vermeiden Sie jeden Kontakt mit den Wildschweinen.
· Nehmen Sie als Schweinehalter an keinerlei Wildschweinejagden in Schweinepestgebieten teil.
· Konsequente Schwarz-Weißtrennung bei der Jagdkleidung: Kleidung zur Wildschweinejagd darf nicht mit normaler Jagdkleidung oder womöglich Stallkleidung in räumliche Nähe gelangen.
· Sorgen Sie für eine sichere Einfriedung Ihres Schweinebestandes. Wildschweine dürfen keinen Zugang zu Ihrer Futterlagerung oder Hofbereich erhalten!

Wir dürfen nichts unversucht lassen um die Wildschweine wieder in die Schranken und Gebiete zu weisen, in denen sie natürlich bis vor 10 Jahren vorkamen. Die Bedrohung der Schweinehalter ist enorm groß und die Bestandsreduzierung von öffentlichem Interesse. Da haben Einzelinteressen von Jagdrevierinhabern an hohen Bestandsdichten hinten anzustehen. Die Jägerschaft steht vor einer enorm großen Herausforderung mit einer äußerst hohen Verantwortung und gelingen kann das nur, wenn alle in eine Richtung wollen.

Jeder Jäger muss sich selbst aufraffen, denn ein warmes Federbett oder eine junge Frau haben schon so mancher Sau das Leben gerettet. Und wir müssen Jungjäger fördern – denn wir brauchen die Jagd von voll im Safte stehenden, engagierten, passionierten Jägern, nicht nur die Sitzstock-Schützen im knackigen Alter!

So sollte uns ein altes Deutsches Sprichwort zur Eile und Anstrengung anspornen:

„Wenn die Laus einmal im Pelze sitzt,
so ist sie schwer wieder herauszubringen.“

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Heiliger St. Florian - verschon mein Haus...

Zwangsbejagung des Schwarzwildes... Es ist wohl etwas zu kurz gegriffen, wenn die Schweinehalter uns Jägern den schwarzen Peter zuschieben.

Massive Ausweitung des Maisanbaus, dadurch nicht nur mehr Nahrung für das Schwarzwild, sondern die Bejagung wird beinahe unmöglich gemacht. Welcher Landwirt baut schon Schußschneißen ein? Oder pflanzt kleine Schläge an?

Ohne eine Zusammenarbeit auf allen Ebenen und eine Mitverantwortung auf Seiten der Landwirtschaft läßt sich durch Zwangsbejagung alleine wenig ausrichten.
Und nebenbei: ganz ungefährlich sind die Mais Drückjagden auch nicht. Die Scheinehalter fordern gerne, setzen sich aber nicht den Risiken aus, die wir Jäger eingehen bei solchen Jagden.