2.12.13

Der fehlende Nachwuchs bei den Nachsuchengespannen wird zur Achillesferse des deutschen Jagdwesens



Manfred Lindsey, Hundeobmann des bayerischen Jandesjagdverbandes fordert die Kreisgruppen im bayerischen Landesjagdverband auf, sich um eine flächendeckende Versorgung mit Nachsuchengespannen zu kümmern


In der neuesten  Ausgabe der Verbandszeitung  des Bayerischen Jagdverbandes "Jagd in Bayern"  kommt der Landesobmann für das Hundewesen des BJV, Herr Manfred Linsey zu Wort. Unter der Überschrift „Im Zweifel für den Tierschutz“ nimmt er ausführlich zu den veränderten Anforderungen, die  das Tierschutzgesetz an die Jagdhundeführer stellt, Stellung.

Interessant sind seine Ausführungen deshalb, weil er Anstand, Waidgerechtigkeit, Jagdkultur und Tierschutz in einem Satz nennt. Dies ist insofern eine Besonderheit, da man die Nennung dieser Begriffe in einem Atemzug  bei Jäger eher selten findet. Als erfahrender Hundemann zeigt Manfred Linsey in seinem Artikel die Verpflichtungen, aber auch die Grenzen bezüglich Hygiene und Tierschutz der Nachsuchenarbeit auf. 

Gegen Ende des Artikels richtet er mahnende Worte an die bayerischen Kreisgruppen, die Hundearbeit stärker zu unterstützen. Vielen Kreisgruppen fehlt es an erfahrenen Nachsuchengespannen und als Landeshundeobmann von Bayern wird Herr Linsey wissen, wovon er redet.  

Doch wer „A“ sagt, der muss auch „B“ sagen

      
Was Herr Linsey verschweigt, ist der Grund für das Dilemma des  Hundeführernachwuchses : Seitdem  die Schwarzwildstrecken auch in Bayern enorm angestiegen sind, ist ein ganz anderer  Hundeführertypus gefordert, der mit dem gelegentlich zur Rehwildnachsuche gerufenen Hundeführer nichts mehr gemeinsam hat. Bei der Jagd  auf Schwarzwild müssen 30-35% der beschossenen Stücke nachgesucht werden. Kontrollsuchen sind hier noch nicht mitgezählt.  Dazu benötigt man erfahrene Nachsuchenmänner mit sauscharfen Nachsuchenhunden. Bei Nachsuchen auf Schwarzwild benötigt man Hundeführer und Hunde, die mit Mut und Entschlossenheit das kranke, aber auch wehrhafte Wild zur Strecke bringen. Die Verletzungsgefahr für Hundeführer und Hunde ist enorm hoch und der Verlust des Hundes, besonders in der Einarbeitungsphase,  muss bei jeder Nachsuche mit einkalkuliert werden. Diese Nachsuchenarbeit ist mit den Risiken einer Reh- oder Rotwildnachsuche nicht ansatzweise vergleichbar.

Solange aber die Kostenverteilung  der Nachsuchenarbeit ungeklärt bleibt, wird der Appell des bayerischen Hundeobmanns, den Hundeführernachwuchs zu fördern,  ungehört verhallen.
Noch immer setzen die Kreisgruppen der Jägerschaften auf das Ehrenamt in der Nachsuchenarbeit. Doch woher sollen die zukünftigen Hundeführer das Geld für Schutzkleidung, Schlagschutzwesten, Welpenkauf, Hundeausbildung, Fahrt- und Tierarztkosten nehmen? Hierauf müssen die Hundeobleute in den Kreisgruppen, wollen sie sich ernsthaft für den Hundeführernachwuchs einsetzen, Antworten finden.

Die Nachsuchenarbeit in den Zeiten hoher Schwarzwildbestände hat mit der traditionellen Nachsuchenarbeit nichts mehr gemeinsam. Addiert man die jährlichen Kosten eines Nachsuchengespanns, das  1/3 der beschossenen Sauen in einem Kreis nachsuchen soll, kommen schnell mehrere 1000 Euro/Jahr zusammen, die niemals  durch einen ehrenamtlichen Hundeführer erbracht werden können.  Dabei ist noch gar nicht berücksichtigt, welchen Beruf der ehrenamtliche Hundeführer haben muss, um den Zeitaufwand für dieses Ehrenamt zu erbringen.

Solange sich die Jägerschaften nicht dazu bereit erklären, für Nachsuchengespanne rechtsverbindliche Vereinbarungen abzuschließen, die ihnen zumindest eine teilweise Erstattung ihrer Kosten ermöglicht, wird sich an dem Dilemma des Nachsuchennachwuchses nichts ändern.

Es liegt wohl auch daran, dass vielen Vorständen in den Kreisjägerschaften die Kenntnisse fehlen, welche Mühen und Kosten ein Nachsuchenmann mit sauscharfen Hunden  auf sich nimmt, damit die Saujagd nicht nur waidgerecht erfolgt,  sondern vor allem auch die Auflagen des Tierschutzes erfüllt werden.

Die Weigerung der Jagdverbände, sich des Hundeführernachwuchsproblemes anzunehmen, kann schnell zur Achillesverse des deutschen Jagdwesens werden, wenn die Jäger aus Mangel an guten Hundeführern in Zukunft  die Auflagen aus dem Tierschutz bezüglich der Nachsuchenarbeit nicht mehr erfüllen können.

waidmannsheil

Euer

Stefan
  

 Sie sind Nichtjäger und benötigen Hilfe bei der Erziehung Ihres Jagdhundes?

Jagdhundeseminar für Nichtjäger und Erstlingsführer von Jagdhunden
    

4 Kommentare:

Gerhard hat gesagt…

Hallo Stefan,
ein Problem sehe ich auch bei der "Brauchbarkeit" eines Hundes. Der muss so viel können, damit der anerkannt wird. Das meißte von dem ganzen Zeug halte ich für überflüssig. Meiner meinung nach reich es doch völlig aus, den Hund als "brauchbar" anzuerkennen, wenn er das kranke Wild zuverlässig findet. Ich vermute, auf Grund dieser verbesserten Ausbildung als Spezialisierung, wären mehr Jäger bereit einen geeigneten Hund vorzuhalten, schon auf Grund der kürzeren Ausbildungszeit

Anonym hat gesagt…

Es wird wohl daran liegen, dass v.a. selbst ernannte Nachsuchenpäpste die einschlägigen Prüfungen für obsolet halten und damit jegliche Rechtsverbindlichkeit ad absurdum geführt wird: Denn worauf soll denn der Nachwuchs rechtsverbindlich in der Ausbildung vertrauen, wenn einzelne oder mehrere Experten die verbindlichen Prüfung für unnötig halten.

Gerhard hat gesagt…

@ Anonym hat gesagt.....
Ich formuliere das mal anders und nehme mal meinen Wunsch nach einem Hund als Beispiel.
Ich hätte gerene einen Hund, der nur für den Zweck als brauchbar anerkannt ist, um Wild nachzusuchen. Mir ist dabei völlig egal, ob er Schussangst hat, apportieren kann oder bei der Nachsuche keinen Laut gibt.

michael Kraus hat gesagt…

So , nu gebe ichmal meine Senf dazu... das Vorhaben in Ehren !
ABER: als EX- Mitglied der Kreisgruppe Vohenstrauss möchte ich mich zum Thema Nachsuchengespann zu Wort melden...
Im vergangenen Jahr bemühte ich mich, als anerkanntes NS-Gespann von der o.g. Kreisgruppe bestätigt zu werden.. Als lapidare Antwort bekam ich: du bist eh nur Zweitmitglied in unserer kreisgruppe, ausserdem haben wir selber genügend Hunde... das kam aus der Feder des Kreisgruppenvorsitzenden Ertl Christian.. selbst ein Beführworter für die Zulassung von Hunden ohne Papiere auf der BP ! Bei der Abstimmung der Vorstandschaft wurde EINSTIMMIG gegen meinen Antrag entschieden.. Brauchen wir nicht ! Respekt !
So nachdem ich bei der Vohenstrausser Kreisgruppe Schiffbruch erlitten habe ( der dortige Hundeobmann ist übrigens sehr zu empfehlen, wenn jemand günstige DJT sucht, allerdings ohne Papiere ! ) meldete ich mich beim Kreisgruppenvorsitzende der Kreisgruppe Neustadt / Weiden..zunächst wurde mir versprochen in der Vorstandschaft darüber zu sprechen... bei der nächsten Sitzung... nur: laut Aussage eines Anwesenden wurde das eben nicht ! die ganze sache zog sich in die Länge, ich wurde öfters vertrötet.. BIS MIR DER KRAGEN PLATZTE: >Ich schireb unseren lieben Vorsitzenden eine Mail, wo ich ihm nach Erläuterung der Sachlage fragte: " Wollen SIe nicht oder können sie nicht ?" drei Tage später erhielt ich einen bitter bösen Anruf des selbigen Herrn. Was mir einfällt sowas IHM zu fragen ( aha, seine Heiligkeit kann keine Kritik vertragen..na ja, das wahre Leben ist anders als in der Schule Herr Lehrer ! da gibts auch mal Kritik.)... und er sucht sich SEINE Leute aus den eigenen Reihen aus ! ich bin 18 Jahre zahlendes Mitglied der BJV Kreisgruppe Neustadt / Weiden. !
Und auf solche Aussagen kann JEDES Vereinsmitglied dankend verzichten ! Er meinte sogar. sie wohnen doch eh in Vohenstrauss, dass ist eh zu weit zu fahren... aha..von Wohnort ins Zentrum der Kreisgruppe sind es ca. 15 km... der nördlichste Punkt ist ca. 50 km vom südlichsten entfernt.. Ergo: lieg ich fast mittendrin ! leeres Gefasel.. So und nun lese cih . bemüht Nachsuchengespanne zu bekommen ? Da müsst ihr erstmal an die Kreisgruppen rangehen und denen Feuer unterm Huntern machen... damit´s flächendeckende Nachsuchenvereinbraungen git... aber dass wollen ja viele nicht, damit keiner sieht, wie weit die Ansitzeinrichtungen von den FÜTTERUNGEN ( fälschlich als Kirrungen bezeichnet ) weg sind..
Es wird Zweit das der Saustall im BJV endlich mal ausgemistet wird... Nur schwillt mir eh der Kamm wenn ich lese, wieviele HAUPTAMTLICHE Beschäftigte die einfachen Mitglieder " durchfüttern " müssen.. und ? wenn man sich EHRENAMTLICH zur Verfügung stellen will ? dann wird man abgekanzelt wie ein Schulbub ! sowas ist eine Bodenlose Frechheit !
gez: Kraus Michael Vohenstrauss ( mein Name darf ruhig verwendet werden )