30.10.08

Nachhaltigkeit, oder was Topmanager von einem Revierförster noch alles lernen können

Das Wort Finanzkrise ist in aller Munde. Auslöser, dies haben nun alle Menschen ausgemacht , ist bei allen Menschen vorhandenene Gier nach Geld. Bei allen Menschen?
Mitnichten! Gier ist das Ergebnis einer falschen Erziehung. Sowohl den Anlegern, als auch unseren Managern und Politikern fehlt es an Erziehung in elementaren Grundsätzen des menschlichen MIteinander. Bei der Suche nach diesen Erziehungsdefiziten fallen immer wieder 2 Worte:

Eigenverantwortung und Nachhaltigkeit

Nun wird oft behauptet, Menschen entwickeln nur Eigenverantwortung, wenn es um Dinge geht, die ihnen gehören oder die sie direkt betreffen. Auch dieser Grundgedanke, dass der Mensch Eigenverantwortung nur in Zusammenhang mit Egoismus entwickelt wird, ist grundweg falsch.
Schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts, also vor fast 200 Jahren, als an den Hochschulen noch keine Vorlesungen über Shareholder value und Profitmaximierung abgehalten wurden, beschäftigte man sich mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit, allerdings beschränkte sich die Forschung der Nachhaltigkeit auf die Forstwirtschaft.

Vom ersten Tag seiner Ausbildung begleitet den Förster der Gedanke der Nachhaltigkeit, sei es beim Praktikum im Forstamt oder während des Studiums. Immer wieder wird ihm dabei verdeutlicht, dass man später die Betreuung des Waldes in seine Hände legt. Eigenverantwortlich hat er dafür zu sorgen, dass er den Wald wirtschaftlich nutzen muss, ohne dabei Raubbau zu betreiben. Ihm wird gelehrt, dass er den Wald in seiner Dienstzeit von 30-40 Jahren so zu betreuen hat, dass der Waldbestand bei seiner Übergabe an seinen Nachfolger immer noch den gleichen Holzbestand aufweist, wie zu Beginn seines Dienstantritts in seinem Revier.
Diese Verantwortung und die Pflicht zu nachhaltigem Wirtschaften begleitet ihn seine Leben lang und ist durch seine Ausbildung selbstverständlich. Erstaunlich ist es aber, dass er diese Verantwortung für ein öffentliches Gut, nämlich den Wald übernimmt und seine Eigenverantwortung eben nicht auf sein persönliches Eigentum beschränkt beibt. Es bedarf auch keiner großzügigen Bonuszahlungen oder exorbitanter Gehälter für Förster, um diese Idee des nachhaltigen Wirtschaftens zu erzielen, alleine eine Erziehung zu verantwortlichem Handeln reicht dazu aus.

Damit ist bewiesen, dass Habgier, Profitsucht und rücksichtsloses Wirtschaften eben keine natürlichen oder gottgegebenen Charaktereigenschaften des Menschen sind, sondern durch fehlende Bildung und Erziehung hervorgerufen werden.

Aber dass man bis heute die Lehre der Nachhaltigkeit als wichtigstes Ausbildungsziel nur auf die Forstwirtschaft begrenzt hat und der Begriff von Eigenverantwortlichkeit an keiner Schule oder Universität gelehrt wird, hat eine gesellschaftliche Elite in Politik und Wirtschaft entstehen lassen, die für die Finanz- und Wirtschaftkrise verantwortlich ist.

Die Politiker können noch so viele Milliarden in das marode Bankensystem pumpen, können noch so viele Kontrollen einführen oder Anreize schaffen, solange der Begriff Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit ein Begriff weltfremder, außerhalb der Gesellschaft stehender Förster und Weltverbesserer bleibt, wird sich nichts ändern.

Vielleicht sollten ab und an ausnahmsweise keine Schulklassen oder Kindergärten mit dem Förster durch den Wald laufen, sondern einige unserer gesellschaftlichen Eliten aus Wirtschaft und Politik, bevor sie sich an die scheinbar unlösbaren Probleme unserer Gesellschaft wagen. Dort könnten sie dann erfahren, wie man ein öffentliches Gut eigenverantwortlich über viele Jahrhunderte erhält und wirtschaftlich betreibt, ohne dabei tausende von Existenzen zu vernichten.

Aber so ein kleines Försterlein hat nun mal keinen Professorentitel und sitzt auch nicht in vielen Aufsichtsräten, als das man ihn für wichtig erachtet. Zudem würde er Shareholder value für eine neue Baumart aus Kanada halten und überhaupt nicht versehen, wie man Bäume, die zwar in der Bilanz stehen, aber die es nun plötzlich doch nicht mehr gibt, nun abschreiben muss.

Wenn aber Frau Merkel, Herr Ackermann und Co irgendwann in Begleitung eines Revierförsters durch deutsche Wälder streifen, sind wir auf dem Weg zur Lösung unserer Finanz- und Wirtschaftkrise einen wesentlichen Schritt weiter.
Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben.

waidmannsheil

Euer

stefan

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wie sehr mir mit diesem Artikel mal wieder aus der Seele sprechen.