7.4.07

Was ist der Sinn eines Jagdtagebuches?


Als ich vor über 30 Jahren anfing, alle meine Jagderlebnisse niederzuschreiben, habe ich über den tieferen Sinn nicht nachgedacht. Es war mehr die Lust am Schreiben, die wohl schon damals in mir steckte.
Nachdem ich 3 Jagdtagebücher gefüllt hatte, wurde ich ein wenig liederlich und schrieb nicht mehr jede Treibjagd oder jeden Ansitz genau auf. Aber eines habe ich bis heute beibehalten:
Das penibel geführte Schußbuch mit Anmerkungen, sowie das gelegentlichen Niederschreiben wichtiger Ereignisse.

Welchen Wert das Führen eines Jagdtagebuches oder eines Schußbuches hat, weiß man erst viele Jahre nach dem sorgsamen Führen eines solchen Buches zu schätzen.

Wie auch ein Landwirt oder Förster muß der Jäger den Ablauf eines Jahres genau im Kopf haben. Alleine die Jagd- und Schonzeiten des Wildes zu kennen, reicht nicht aus, um erfolgeich zu jagen. Auch wenn die Jagdzeit es ermöglicht, eine bestimmte Wildart mehrere Wochen zu bejagen, so kommen für die erfolgreiche Jagd oft nur wenige Tage mit ganz bestimmten Wetterverhältnisse in Frage. Irgendwann, wenn das Jagdtagebuch schon einige Jahre geführt wurde, gewinnt man erstaunlich Erkenntnisse bei der Auswertung der Erlegungsdaten des erlegten Wildes. Dabei ist es wichtig, auch die Wetterverhältnisse zu dokumentieren.
Mit der Auswertung diesen Daten aus dem Jagdtagebuch kann man dann sehr genaue Prognosen abgeben, ob die Jagd auf bestimmtes Wild an bestimmten Tagen erfolgversprechend ist oder nicht.

Mein Lehrprinz, der mir das Führen eines Jagdtagebuches ans Herz legte, führte über 50 Jahre ein Schußbuch. Weit über 100 Gehörne zierten sein Treppenhaus. Alle diese Trophäen waren penibel genau mit Erlegungsdatum, Wetterverhältnissen und mit dem Flurnamen des Revierteils in seinem Schussbuch erfaßt.
Das Ergebnis seiner Auswertung war erstaunlich:
Obwohl die Jagdzeit das Jagen auf den Bock fast ein halbes Jahr erlaubt, wurden fast alle seine Böcke immer nur in weniger als 6 Wochen der gesamten Jagdzeit erlegt.
Diese 6 Wochen waren aber über die 50 Jahre seines Jagens völlig identisch!

Auch auf der Jagd darf man nichts dem Zufall überlassen und es ist eine besondere Freude, wenn man wissend um die Chance erfolgreichen Jagens in den Wald geht und das erhoffte Wild auch streckt. Dies aber setzt voraus, daß man die Erfahrungen hat, wann man bei welchem Wetter auf welches Wild jagt.

Dies jedoch ist nur möglich, wenn man über viele Jahre ein Schuss- oder Jagdtagebuch geführt hat und die daraus gezogenen Erkenntnisse im praktischen Jagdbetrieb anwendet.



waidmannsheil



Euer


stefan

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