26.4.07

Meine Stellungnahme zum Kommentar des Vereins für Deutsche Wachtelhunde e.V.

Bevor ich zu den einzelnen Kritikpunkten des Pressesprechers des Vereins für Deutsche Wachtelhunde e. V. Stellung nehme, möchte ich darauf hinweisen, dass ich 13 Jahre eine Wachtelhündin führte, die ich als meinen Lebenshund bezeichne.

Ich habe ihr unter dem Titel "Hommage an (m) eine Wachtel" einen ganz eigenen Bericht gewidmet, in dem ich sehr ausführlich die Besonderheiten dieser einzigartigen Jagdhunderasse beschrieben und meine Erfahrungen im Umgang mit dieser Rasse über die 13 Jahre geschildert habe.


Sehr geehrter Herr Dr. Ochs,


Kritik an der Arbeit mit der Feldleine:

Ich habe meiner Wachtel mit der Feldleine das Stöbern auf dem Feld unter der Flinte beigebracht. Ich hatte damals noch zahlreiche Einladungen zu Niederwildjagden und diese, auf Fingerzeig kontrollierbare und somit steuerbare Stöberarbeit meiner Wachtel ist dort immer auf große Begeisterung gestoßen. Stöbert der Hund in der Wiese oder im Getreide, das 10 cm hoch ist, d. h. die Nase ist auf dem Feldboden , kann er keinen Hasen sehen, der vor ihm hoch geht. Zudem muss ein Wachtelhund, wenn sein Führer Wild erblickt, beim Stöbern ohne Spurarbeit immer abrufbar sein. Das ergibt sich aus dem Gehorsam.


Ihre Behauptung, waidlautes Jagen und Beischlagen sei eine genetische Veranlagung

Dieser Behauptung möchte ich heftig widersprechen. Dass dies nicht so ist, ist meine persönliche Meinung als Jagdhundeausbilder. Weder die Zuchtverbände der Stöberhunde noch ich werden den jeweiligen Gegenbeweis antreten können, solange nicht alle Stöberhunde intensiv auf der Fährte angejagt werden. Aber da vertrete ich seit jeher die Meinung, dass die Zuchtvereine viel zu viel Gewicht auf die Zucht legen und die Ausbildungsarbeit unserer Hunde sträflich vernachlässigen. Die landläufige Meinung, man könnte einem Wachtel keinen Gehorsam beibringen, wie ich ihn fordere, beweist dies zu deutlich. Ich behaupte, dass es für einen selbstbewussten Wachtel, der gelernt hat, alleine zu jagen, unter seiner Würde ist, irgendwelchen Hunden waidlaut gebend hinterher zu jagen.



Was ist Hetzen ?:

Darunter verstehe ich das fehlende Verhalten des Stöberers, bei sichtigem Wild nicht unverzüglich mit der Nasenarbeit zu beginnen und stattdessen weiterhin dem hochflüchtigen Wild sichtig zu folgen.



Die Stöber- und Spurarbeit als Einarbeitung zur Schweißarbeit:

Ich bilde auch Vorsteher aus und fange bei der Fährtenarbeit immer ganz von vorne an. Bei meiner Wachtel habe ich keine einzige Stunde damit verbracht , Fährten zu legen. Ich habe mit zwei einfachen Totsuchen angefangen und dann wusste sie, worum es ging. Sie hat freudig und problemlos viele Wundfährten gearbeitet. In einem stimme ich Ihnen zu: Die Ruhe hat ihr immer gefehlt und dies führe ich auf die viele Stöberarbeit und die dazu verhältnismäßig wenige Wundfährtenarbeit zurück. Aber der Wachtelhund ist nun mal kein Schweißhund und somit für anspruchsvolle Schweißarbeit alleine nicht gezüchtet, sondern soll dem Jäger als universeller Begleithund für die Waldjagd dienen und das tut er so gut , wie kein anderer. Für mich als revierloser Jäger war aber diese Vielseitigkeit geradezu ideal. Es gab nur zwei Suchen, die ich mit meiner Wachtel erfolglos abbrach. Allerdings kamen bei beiden Suchen die zusätzlich hinzugerufenen Schweißhunde ebenfalls nicht weiter. Dass zwischen den Zuchtzielen der Zuchtverbände einerseits und dem Gebrauch und Einsatz der Rasse durch Jagdhundeführer andererseits oft unterschiedliche Auffassungen bestehen, liegt in der Natur der Sache. Jeder Jäger soll sich seinen Jagdhund aus den unterschiedliche Rassen aussuchen und ihn dann ausschließlich für seinen Bedarf ausbilden, auch wenn dies nicht immer mit den Wünschen der Zuchtverbände übereinstimmt.


Allgemeine Anmerkungen zur Stöberhundausbildung:

Die Idee, einen groben Abriss über das Anjagen zu schreiben, kam, weil mich mehrere Wachtelführer fragten, wie sie den jungen Wachtel auf die Drückjagden vorbereiten sollen. Über das Anjagen und das Vorbereiten des Wachtelhundes auf die Drückjagden fanden Sie keinerlei Literatur in den Printmedien oder dem Internet. Ich halte dieses Üben, wie ich es beschrieben habe, für eine ideale Vorbereitung. Auch ich selbst stand alleine da, als ich mit meiner Wachtel anfing und hatte keinerlei Unterstützung durch den Wachtelhundverein. Einzig meine Kenntnisse aus der Vorstehhundarbeit aus Jugendjahren standen mir zur Verfügung. In den Wachelhundbüchern steht über das korrekte Anjagen des Wachtelhundes nichts wirklich hilfreiches, das dem Erstführer weiter hilft.

Ich würde mich freuen, wenn der VDW mehr Literatur über das Anjagen verfassen würde, insbesondere von reinen Wachtelhundführern und nicht von allgemeinen Jagdhundausbildern wie mir. Diese Literatur muss Erstführern von Wachtelhunden zur Verfügung stehen. Schließlich fängt jeder einmal mit seiner ersten Wachtel an, aber deshalb sollte er dies nicht immer wieder ganz von vorne tun. Dann würden wir auch herausfinden, ob das waidlaute Jagen und Beischlagen tatsächlich genetisch bedingt ist oder allein seine Ursachen in der fehlenden Anleitung zum Jagen hat, wie ich behaupte.


Irgendwann müssen wir aber einmal anfangen, dass unerschöpfliche Wissen unserer Zuchtvereine über Jagdhunde und deren Ausbildung zu veröffentlichen, um jungen Hundeführern Zugang zu unseren Jagdhunden und deren Ausbildung zu bekommen.

Damit möchte ich mit diesem Jagdblog einen Anfang machen und freue mich, wenn mich dabei andere jagdhunderfahrene Menschen unterstützen.

Das Vereinsblatt des VDW wird, außer von Vereinsmitgliedern, von niemandem gelesen. Mit den Vereinsblättern erreiche ich auch keinen Nachwuchs, den unsere Vereine so dringend brauchen. Auch habe ich in den 13 Jahren, in denen ich das Vereinsblatt erhielt, keinen Artikel über die jagdliche Ausbildung des Wachtelhundes gefunden.

Deswegen müssen die Vereine andere Wege beschreiben, um ihre Kenntnisse und Erfahrungen zu publizieren. Mein Jagd Blog ist nur ein Weg von vielen, dies zu ermöglichen.

Dazu gehören selbstverständlich auch kritische Beiträge, wie der Ihrige.

waidmannsheil

Euer

stefan

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