23.12.09

Im Landkreis Uelzen eskaliert der Streit um die Jagdsteuer

Nachdem in zahlreichen Landkreisen die Jagdsteuer abgeschafft wurde oder man sich zwischen Jägerschaft und Kreistagen zumindest auf eine schrittweise Abschaffung geeinigt hat, eskaliert der Streit zwischen der Kreisjägerschaft Uelzen und deren Landrat.
Landrat Theodor Elster argumentiert, dass bei einer Streichung nicht nur die Jagdsteuer als Einnahme entfällt, sondern dass zudem die Zuwendungen durch das Land in nochmaliger Höhe entfällt. Aus Sicht des Landrats eine doppelte Einnahmenreduzierung.
Die internen Verrechnungsmodalitäten zwischen Land und Kreis können aber nicht als Argument zur Abschaffung einer Bagatellsteuer herhalten, weshalb der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Uelzen, Klaus Bullerjahn, nun seine Mitglieder dazu aufgerufen hat, auf die "Aneignung des Fallwildes zu verzichten".
Für die Entsorgung des Fallwildes und die damit einhergehenden Kosten muss nun der Kreis aufkommen.

Der Beschluss der Kreisjägerschaft Uelzen im Wortlaut:

Mitgliederversammlung der Jägerschaft des Landkreises Uelzen gibt dem Vorstand, befristet für drei Jahre, das Votum für die Handlungsoption, einen kreisweiten Verzicht auf das Aneignungsrecht von Fallwild sowie die Unterstützung von Monitoringmaßnahmen durchzusetzen.

Die Abstimmung hierüber erfolgt ausdrücklich unter dem Hinweis auf mögliche negative Auswirkungen für die Jägerschaft oder einzelne Mitglieder.

Diese Handlungsoption ist ausdrücklich und ausschließlich, als eine letzte Option zu sehen, die geeignet ist, die finanziellen Aufwendungen, um die der Landkreis durch die bisher erbrachten freiwilligen Leistungen der Jägerschaft entlastet wurde, zu verdeutlichen.


Die Mitglieder der Jägerschaft des Landkreises Uelzen e.V.verzichten für die Dauer von drei Jahren auf jegliche Einzelaktionen in der vor beschriebenen Form. Falls der Handlungsbedarf erkennbar ist, diese, als Option und äußerstes Mittel gedachten,Maßnahmen durchzuführen, verpflichten sich die einzelnen betroffenen Mitglieder sich dem Votum der Versammlung zu beugen und daran geschlossen mitzuwirken.



Bleibt abzuwarten, wer hier den längeren Atem hat. Doch Jäger lernen, sich bei der Jagd in Geduld zu üben, dies könnte sich auch im Falle der Abschaffung der Jagdsteuer als Tugend erweisen.

Über den eskalierenden Streit über die Jagdsteuer im Landkreis Uelzen berichtet das Onlinemagazin der Allgemeinen Zeitung.

waidmannsheil

Euer

stefan



Das Wild bleibt liegen
Protest gegen Jagdsteuer: Jäger stellen Entsorgung nach Unfällen ein

Von Thomas Mitzlaff
Uelzen. Im Landkreis Uelzen eskaliert der Streit um die Jagdsteuer: Die Jäger weigern sich ab sofort, das bei Verkehrsunfällen getötete Wild von den Straßen zu entsorgen. Einen entsprechenden Beschluss fasste jetzt der erweiterte Vorstand der Kreisjägerschaft, der den Jagdausübungsberechtigten empfiehlt, "auf die Aneignung zu verzichten". Damit ist derzeit völlig unklar, wie die Beseitigung der Kadaver ablaufen soll.

Die Kreisjägerschaft hatte nach Angaben ihres Vorsitzenden Klaus Bullerjahn im September den Antrag gestellt, die Jagdsteuer schrittweise um drei Prozent pro Jahr zu verringern und schließlich ganz abzuschaffen. Begründet wurde dies mit den freiwilligen geldwerten Leistungen der Jägerschaft, die den Betrag der Jagdsteuer übersteigen. "Die Beseitigung des Wildes haben wir gewissermaßen ehrenamtlich übernommen", sagt Bullerjahn und verweist auf andere Landkreise, die mit der Entsorgung externe Firmen beauftragen müssen und dadurch Kosten von rund 150 Euro pro Tier hätten. Bei rund 900 Wildunfällen auf den Straßen des Kreises sei es somit eine Leistung von rund 135000 Euro, die die Jäger bislang kostenlos übernahmen, argumentiert Bullerjahn: "Die freiwilligen Leistungen der Jägerschaft stellen zum einen ideelle, zum anderen auch geldwerte Vorteile für den Landkreis dar."

Derweil verweist Landrat Theodor Elster darauf, dass durch die Abschaffung der Jagdsteuer dem Landkreis nicht nur Einnahmen in Höhe von rund 125000 Euro fehlen würden. "Das Land würde uns weitere 125000 Euro an Bedarfszuweisungen streichen", erklärt Elster. Denn die angekündigte Finanzspritze des Landes für den klammen Kreis in Höhe von drei Millionen Euro gebe es nur bei einem strikten Sparkurs. "Davon würden wir mit der Abschaffung der Jagdsteuer abweichen, somit würde das Land nicht in voller Höhe zahlen und wir würden gleich doppelt bestraft", rechnet der Landrat und betont, dass niemand im Kreishaus das Engagement der Jägerschaft entwerte.

Das sieht Bullerjahn anders. Er verweist darauf, dass in zahlreichen Bundesländern und auch mehreren niedersächsischen Städten und Kreisen mittlerweile auf diese Steuer verzichtet werde, denn: "Durch die Jagd ist kein wirtschaftlicher Gewinn zu erzielen, der eine Besteuerung rechtfertigt."

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo,
gut gemeint, aber unrealistisch!
Wenn ein Pächter "Verkehrsopfer" liegen lässt, dann machen die Landwirte und die Dorfbevölkerung Druck. Die erwarten das von ihrem Jäger. Wenn er da "schlampert" hat er schlechte Karten bei der Pachtverlängerung. Zumindest ist das in meiner Gegend so.