24.7.08

Zwangsapport mal anders

Sicherer Apport des Dummys am 2. Tag
Weimaranerhündin Chayenne vom Hengstberg mit dem 1000- gramm-Dummy










Photo: Franziska Heinig




Dass der Zwangsapport ein Gehorsamsfach ist, wird jedem Jagdhundeausbilder beim Einarbeiten schnell klar. Doch über den Weg zum perfekten Zwangsapport wird auch im Kreis der Jagdhundeausbilder oft heftig gestritten. Der harte Weg mittels Stachler und Apportierbock war für die Führerin der zarten Weimaranerhündin Chayenne ein nicht gangbarer Weg ist, weshalb sie nach einer alternativen Ausbildungsmethode suchte.

Hier der Bericht von Franziska Heinig über ihr zweitägiges Ausbildungsseminar "Einstieg in den Zwangsapport" im badischen Bauland.

Die Autorin ist Dozentin an der Berufsakademie Gera, passionierte Jägerin und betreibt im Vogtland eine tierpsychologische Praxis.



Zwangsapport mal anders!

von Franziska Heinig

franziska-heinig@t-online.de



Als ich mich mit meinen zwei Weimaranern am Sonntag auf den Weg aus dem wunderschönen Vogtland ins nordbadische Sindolshein gemacht habe, wußte ich nicht so richtig, was mich erwartet oder was ich erwarten sollte. Ich hatte Stefan Füger in der Woche zuvor über Krambambulli Jagdhundehilfe kennengelernt, als er mir meinen Pflegeweimaraner Nelson gebracht hat. Wie das dann so ist unter Jagdhundeführern, kamen wir schnell ins Reden über Hundeausbildung. "Zwangsapport mal anders", war dabei ein ganz großes Thema. In der Theorie wurde also alles durchgesprochen und eine Woche später war es dann soweit: Ich war auf dem Weg zur Praxis. Meine Weimaraner Hündin "Chayenne vom Hengstberg" gewölft am 30.05.2007 hatte die Jugendsuche im März erfolgreich bestanden und mit Zwangsapport noch nicht viel am Hut. Wir hatten also ein unbeschriebenes Blatt vor uns.

Nach einer langen Nacht mit viel Gesprächsstoff ging es also am Montag früh frisch und frei ans Werk.

Ich hatte meine bisherigen Jagdhunde mit Apportierbock und Stachelhalsband ausgebildet, der denke ich immer noch "leider" sehr gängigen Methode.

Stefan Fügner geht einen anderen Weg: Er arbeitet anfangs nur mit Dummy, erst 500g und mit viel Ruhe und Konsequenz. Wir machten uns also auf den Weg zum Sparzierengehen und Arbeiten. Chayenne konnte sich in der wunderschönen Natur frei bewegen und allgemeiner Grundgehorsam wurde geübt. Erst dann wurde sie an die Halsung (Kurzführer) genommen, ohne Stachelhalsband, ins Kommando "Sitz" befohlen und ihr der Dummy in den Fang gelegt mit dem Kommando "Apport". Diese Übung wiederholten wir am Montag mehrmals täglich, "Sitz", Dummy in Fang, "Apport" und dann mit Dummy im Fang "Fuss". Und das alles mit einer absoluten Konsequenz und vor allem mit viel Ruhe.

Ich möchte nicht sagen, dass das alles völlig ohne Druck passiert, weil der Lefzengriff, dem Hund ja auch unangenehm ist, aber auf alle Fälle ist es nicht so wie beim Zwangsapport. wo der Hund ja völlig gebrochen wird. Wir liefen mehrere Stunden am Tag mit den 2 Weimaranern. Chayenne immer wieder über kurze Abschnitte mit Dummy im Fang, sie musste "Sitz" und "Platz" mit Dummy machen und diesen "Halten" während wir uns Nelson widmeten. Und immer wieder, wenn sie "Aus"ließ und den Dummy ohne Kommando aus ließ, dasselbe Szenario. Wichtig war Stefan Fügner, dass die Übung immer wieder mit "Aus" aufgelöst wurde und Chayenne zum Relaxieren nach der Apportübung frei laufen durfte.

Am Abend gingen wir also wieder unsere Runde und man glaubt es kaum, Chayenne öffnete zwar bei dem Kommando "Apport" noch nicht den Fang und nahm auf aber sie hielt den Dummy in jeder Lebenslage fest, ich konnte sie Ablegen und sie hielt. Meine Skepsis blieb.



Am Dienstag war ich also gespannt, wir erhöhten das Gewicht vom Dummy auf 1000g und arbeiteten wie Montag, immer und immer wieder kurze Übungseinheiten mit unterschiedlicher Ablenkung, egal ob andere Hunde, Sparziergänger oder Fahrradfahrer, Chayenne hielt. Wir erhöhten den "Druck", indem wir beim Fuss gehen mit Dummy Linkswendungen einbauten und mit dem Knie gegen den Dummy traten. Ich selbst hätte nie gedacht, wie schnell ein Hund lernt. Bereits nach der 5. Linkswendung beim bei Fuss gehen und gegen den Dummy treten hielt Chayenne. Am Abend waren wir soweit, dass Chayenne beim Kommando "Apport" den Fang öffnete und den Dummy auffnahm, ohne Druck und Lefzengriff.

Es funktioniert also doch, Zwangsapport ohne Zwang und trotzdem sicher. Meine Arbeit beginnt eigentlich erst jetzt, ich als Hundeführer bin gefragt, ich muss mit Konsequenz und Ruhe meine Hündin weiter Arbeiten, die man unbedingt braucht, um diesen Weg zu beschreiten.

Zeit und Geduld aber das sollten uns unsere jahrelangen treuen Begleiter doch wert sein, oder ?

Ich für meinen Teil, möchte mich bei Herrn Fügner bedanken, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, Jagdhundeausbildung mal anders kennen zu lernen.

Es war eine sehr schöne, lehrreiche Zeit und ich kann diesen Hundeausbilder und seine Kurse nur weiterempfehlen.



Tierpsychologische Praxis

Franziska Heinig

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3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hm ... ich kenn das nur so. Stachelhalsband ... wer macht denn sowas? Haben die Leute keine Geduld mehr? *kopfschüttel*

Anonym hat gesagt…

hmm ... ich kenne das nur so. Stachelhalsband, wer macht denn sowas? Haben die Leute keine Geduld mehr und machen die das bei ihren Kindern auch so? Sanfte Gewalt, Konsequenz und viel Lob (letzteres haben viele Leute anscheinend eh verlernt).
Na dann Wachtel heil!

Anonym hat gesagt…

Keep on working, great job!

my blog post ... bruno o