21.9.09

DJV Präsident Jochen Borchert beschwört den Willen zur Einheit

DJV Präsident Borchert auf der außerordentlichen Delegiertenversammlung am 15.9.2009



Photo:www.jagdnetz.de





Dass die Landesjagdverbände, allen voran der Bayerische Landesjagdverband, mit der Struktur des DJV nicht mehr zufrieden sind, ist schon lange kein Geheimnis mehr.
Ein eher vorgeschobenes Argument zur Reform der Struktur des DJV ist die im Juni und Juli 2006 verabschiedete Föderalismusreform. Diese Reform hatte zur Folge, dass zahlreiche, vorher beim Bund angesiedelte jagdliche Gesetzgebungsverfahren in die Länderparlamente verlagert wurden. Diese Föderalismusreform wurde zum Anlass genommen, den Verteilungsschlüssel der Mitgliedsbeiträge in Frage zu stellen.
Doch DJV Präsident Borchert spielte auf Zeit.
Im März 2009 kam es dann zum offenen Schlagabtausch. Der Präsident des BJV, Professor Vocke, untersagte Borchert und dem gesamten DJV Präsidium die Teilnahme am Landesjägertag.
Unter dem Druck weiterer Landesjagdverbände hat nun der DJV auf einer außerordentlichen Delegiertenversammlung am 15.9.2009 eine Reform des DJV beschlossen und Präsident Borchert beschwört die Einheit der Jägerschaft.

Hier die Punkte im einzelnen:

Der Umzug der Geschäftsstelle nach Berlin wird spätestens 2011 abgeschlossen. Bereits ab dem 2. November 2009 wird der Geschäftsführer in Berlin sein.

Ein Verbindungsbüro in Brüssel wird zeitgleich mit dem Berlin-Umzug eingerichtet.

Die Organisations- und Personalstruktur der DJV-Geschäftsstelle wird weiter gestrafft, die Mitarbeiterzahl wird künftig auf 12,5 Stellen begrenzt.

Die Neuverteilung der Aufgaben von Landesjagdverbänden und DJV sowie die Stärkung des Ehrenamtes über Fachausschüsse und Gremien.


Die Satzung des DJV wird auf Grundlage von Vorschlägen der Landesjagdverbände überarbeitet, der neuen Aufgabenverteilung angepasst und 2010 der Delegiertenversammlung in Templin zur Verabschiedung vorgelegt.

Der in Berchtesgaden beschlossene Sparhaushalt für 2010 bleibt bestehen. Ab 2011 soll dann ein Mittelrückfluss von 3 Euro pro Mitglied an die Landesjagdverbände erfolgen.

Nach Ablauf eines vollen Geschäftsjahres in Berlin – spätestens 2013 – wird ein mittelfristiger Finanzplan vorgelegt. Dieser soll Grundlage sein für den künftigen Mittelrückfluss an die Landesjagdverbände.


Doch diese Schritte werden nicht reichen, denn in Wirklichkeit geht es um den schnöden Mammon und um eine einzige Frage:

Kann sich die Jägerschaft 2 Verbandsebenen, 1 auf Bundes- und 16 auf Landesebene, noch leisten?

Das Jagdblog hat einmal recherchiert und kommt zu nachfolgendem Ergebnis:

Bayern hat 51.000 Jäger, von denen sind laut BJV Homepage 44.500 Mitglieder im BJV.
Laut Obermainzeitung erhebt die Jägerschaft Lichtenfels im BJV einen Mitgliedsbeitrag von 75 Euro.
Davon müssen 47 Euro an den Landesjagdverband abgeführt werden.
Davon wiederum müssen 12,00 Euro Mitgliedsbeitrag vom BJV an den DJV abgeführt werden.

Die Rechnung für den einfachen bayerischen Jäger aus Lichtenfels sieht daher ganz anders aus:

Mitgliedsbeitrag an die KJS 75,00 Euro
abzügl. für den LJV 35,00 Euro
abzügl. für den DJV 12,00 Euro

Restbetrag für die Jägerschaft Lichtenfels 28,00 Euro

Nun darf man hierbei nicht vergessen, dass die Kreisjägerschaften nicht nur die gesamte Last der Mitgliederwerbung tragen. Die KJS bilden die Jagdscheinanwärter aus, stellen die Hundeobleute für die Vorbereitungen auf die Brauchbarkeitsprüfung und halten diese ab. Zudem leisten sie praktische Öffentlichkeitsarbeit in der Region.
Fast die gesamte Arbeit der Vorstände und Obleute erfolgt auf ehrenamtlicher Basis.

Für den einfachen Jäger aus Lichtenfels ergibt sich eine ganz andere Aufteilung:
65,5 % seines Beitrages für Lobbyarbeit
34,5% seines Beitrages für die Basisarbeit der Kreisjägerschaft

2 Dachverbände, die selbst keine Mitgliedswerbung betreiben und sich ausschließlich auf die Lobbyarbeit berufen, benötigen 65,5 % des gesamten Mitgliedsbeitragsaufkommens der organisierten Jägerschaft!

Sowohl Herr Borchert, als auch Herr Professor Vocke sollten sich unter dem Aspekt, dass immer weniger Jungjäger nach der Jägerprüfung bereit sind, Mitglied in den KJS zu werden und dort ehrenamtlich zu arbeiten, und vielen Jägern das Zahlen des Beitrags von 75,00 Euro schwer fällt, über diesen Verteilungsschlüssel Gedanken machen.

Aber hier sind sich die Verbandsfürsten wohl einig und wollen mit ihrem
öffentlich wirksamen Streit über die Frage, wie man 2/3 des Mitgliedsbeitragsaufkommen untereinander aufteilt wohl vom eigentlichen Problem eines nicht mehr zeitgemäßen Verteilungsschlüssels ablenken.


waidmannsheil

Euer

stefan

Update 20.9.2009:
Das Onlinemagazin Blizz meldet: Bayern treten aus dem Deutschen Jagdschutzverband aus.



1 Kommentar:

Tobias hat gesagt…

Situation beim Verein der Jäger im Odenwald:

Mitgliedsbeitrag 50 EUR pro Jahr, davon werden 35 EUR direkt an den LJV abgeführt - dessen Argumentation ist, dass damit das Abbo des Hessenjägers bezahlt wird. Es gibt Familien resp. Haushalte bei uns im Verein, die jeden Monat 4 Ausgaben der Zeitschrift im Briefkasten haben. Alle Anfragen bezüglich einer pragmatischen Lösung mit verminderten Beiträgen oder Fördermitgliedschaften wurden seither ignoriert. Wir könnten deutlich mehr Mitglieder gewinnen, wenn hier mehr Flexibilität an den Tag gelegt würde.

Tobias