18.11.07

Wildruhezonen statt Wildfütterung



Rehe im Winter, Fotograf: Siegel

www.lernort-natur.de





Wer kennt es nicht, das Gefühl , das uns Jäger beschleicht, wenn wir jetzt im Winter das Rehwild bei klirrender Kälte und beißendem Ostwind auf den Feldern liegen sehen. Sofort glaubt man, den Tieren mit einer Winterfütterung über den strengen Winter helfen zu müssen.

Dass dieses schlechte Gewissen bei Nicht-Fütterung völlig unbegründet ist, und dass Füttern oft mehr schadet als nutzt, beweist eine Langzeitstudie, die unter der Leitung von Professor Dr. Walter Arnold von der Bundesanstalt für alpenländische Landwirtschaft Gumpenstein in Irdning/Österreich erstellt wurde.

Bei der Studie über das Verhalten unseres Schalenwildes kamen erstmals moderne Telemetrietechnik zum Einsatz. Der Sender, der die Tiere nicht beeinträchtigte, wurde einem Dutzend Stück Rotwild eingesetzt und meldete über mehrere Jahre die Herzschlagrate der Tiere. Gleichzeitig wurde die Nährstoffzusammensetzung der geästen Pflanzen untersucht.

Ohne Sie nun mit Details aus der Studie zu langweilen, wurde durch die Studie eine bisher völlig unbekannte Fähigkeit der wiederkäuenden Hirschtiere nachgewiesen, die man nachfolgend zusammenfassen kann.

Unser Rot- Reh- Dam- und Gamswild verfügt über die Fähigkeit, den Pulsschlag und somit den Grundumsatz auf das gleiche energiesparende Niveau herunter zu fahren, wie ein Winterschlaf haltendes Wildtier.
Da die Telemetriegeräte nur ab einem Puls von 30 Herzschlägen pro Minute zu messen begannen, konnte nicht festgestellt werden, wie weit das ruhende Wild den Pulsschlag in absoluten Ruhephase wirklich senken kann. Das Senken der Herzfrequenz deutlich unter 30 Schläge pro Minute ist aber an Tagen mit strengem Frost nicht selten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das wiederkäuende Schalenwild sich viel besser an einen kalten Winter anpassen kann, als bisher angenommen.

Fazit:

Die Bedeutung, die Wildruhezonen für das Wild insbesondere in den Wintermonaten haben, wurde bisher weit unterschätzt und die Einrichtung von Wildruhezonen muss bei der Hege eine viel höhere Bedeutung zu kommen.
Auch sollte zum Ende des Kalenderjahres die Bejagung des wiederkäuenden Schalenwildes weitestgehend abgeschlossen sein, um dem Wild die notwendige Ruhe zu garantieren.

Eine Winterfütterung in Notzeiten hingegen ist für wiederkäuenden Schalenwild eher schädlich.
Der Organismus der wiederkäuenden Schalenwildes befindet sich in einem Winterschlaf. Eine nährstoffreiche Winterfütterung würde den energiesparenden Stoffwechsel stören und den Organismus des Wildes "auf Sommer umstellen" bzw. die Umstellung auf "energiesparenden Winterbetrieb" verhindern.

Die Studie beweist, das es keinerlei Anlass gibt, unserem Wild durch Fütterung über den Winter zu helfen. Die Evolution hat unseren Tieren beste Voraussetzungen mitgegeben, um auch strenge Winter zu überstehen.

Die aufwendige Studie liegt mir als PDF Datei vor und kann unter



angefordert werden.


waidmannsheil

Euer

stefan

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Oy wey,
da haben wir jahrelang und tonnenweise Rüben, Rübenschnitzel und ähnliches in den Wald geschleppt. Alles vergeblich und sogar schädlich.
Hoffentlich findet die Studie Verbreitung!