25.9.07

In nur 8 Jahren- von der Jagscheinanwärterin zur staatlich geprüften Jagdaufseherin

Da soll ein Jäger noch einmal sagen, man kann Menschen im reifen Alter und Frauen schon gar nicht für die Jagd begeistern.

Das Problem, dass Familien- und Berufsplanung junge Menschen dazu zwingt, das Ablegen der Jägerprüfung in einen spätere Lebensabschnitt zu verlegen, haben viele junge Menschen, die gerne zur Jagd gehen würden. Diesen Meschen deshalb fehlende Passion für die Jagd zu unterstellen, ist ungerecht.

Den Beweis für ihre große Passion beweist die Jägerin Brigitte Pothen aus Velbert, Mitglied der KJS Düsseldorf-Mettmann. Sie hat in den letzten 8 Jahren nicht nur heimlich ihre Jägerprüfung gemacht, sondern zusätzlich noch die Prüfung zur staatlich geprüften Jagdaufseherin abgelegt.

Doch am beindruckendsten finde ich ihre Aussage über ihre Zeit bei ihrem Lehrprinz: "Da lernt man sehr schnell, was man alles falsch macht".

Diese Erkenntnis ist aber vor allem für Revierpächter wichtig, denn solange sie den Jungjägern nicht die Möglichkeit geben, Fehler machen zu dürfen, können diese später auch keine vorbildlichen Jäger werden.

Ich wünsche Frau Brigitte Pothen noch viele fröhliche Stunden im Revier und

waidmannsheil

stefan

Hier der Bericht des Onlinemagazins der Rheinische Post:

Jede freie Minute im Revier

Jägerin Brigitte Pothen ist der Kontakt zur Bevölkerung wichtig. Ihre beiden Hunde hat die staatlich geprüfte Jagdaufseherin selbst ausgebildet.

Dass die Velberterin Brigitte Pothen heute fast jede freie Minute in ihrem Jagdrevier in Wülfrath verbringt, sei ihr wahrlich nicht in die Wiege gelegt worden, verrät sie. In ihrer Familie hatte niemand etwas mit der Jagd im Sinn. Aber ihre Eltern seien sehr naturverbunden gewesen, „als kleiner Stupp war ich immer mit draußen", berichtet sie, damals sei wohl auch bei ihr die Liebe zu Flora und Fauna begründet worden. Dann aber standen zunächst Familiengründung und Aufbau einer Existenz im Vordergrund.

Im ersten Anlauf geschafft
Doch 1999, das Familienleben lief in geordneten Bahnen, hat sie ihrer Passion nachgegeben und ohne jemand was zu sagen, den Jagdschein gemacht. „Und gleich im ersten Anlauf geschafft", betont die heute 56-Jährige. Doch mit der Theorie allein sei es nicht getan, „die Praxis ist was ganz anderes", meint Brigitte Pothen. Das habe sie sehr schnell gelernt. Sie hatte das Glück, gleich einem erfahrenen Jäger zu begegnen, der sie ein Jahr lang als Lehrprinz mit in sein Revier nahm. „Eine gute Sache, die in Bayern sogar Pflicht ist, bevor man selbst ein Revier betreuen darf. Da lernt man sehr schnell, was man alles falsch macht".

Im folgenden Jahr legte sie sich zwei Jagdhunde zu, die sie auch selbst ausbildete. Doch ihre eigene Jagdausbildung hat sie ebenfalls vervollständigt, erwarb vor einem Jahr die Zulassung zum staatlich geprüften Jagdaufseher, ist damit Vollzugsdienstkraft der Jagdbehörde.

Und wie fühlt man sich als Frau in einem Metier, das doch meist als Männersache dargestellt wird. „Gut“, sagt Brigitte Pothen, im Umgang mit den Jägern habe sie bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Und sie sei ja keine Exotin mehr, immerhin sind etwa 10 Prozent der Jäger im Kreis Mettmann bereits Frauen. Und die Zeiten, als die Jäger noch meist die großen Herrschaften waren, die sei ohnehin vorbei. Heute stehe es fast jedem frei, seinen Jagdschein zu machen. Ihr sei im Revier besonders der Kontakt zur Bevölkerung wichtig. Wenn sie Halter von freilaufenden Hunden gezielt anspreche, sähen die in der Regel ein, dass ihre Tiere die Unterstände des Wildes stören oder sogar Jungtiere aufscheuchen.

Hege und Pflege
Dem Vorurteil in der Bevölkerung, Jagd sei vor allem durch die Lust am Töten bestimmt, widerspricht Brigitte Pothen vehement. Jagd, das sei auch Hege und Pflege im Revier. „Natürlich will ich auch Wild erlegen, wir wollen das Wild ja auch essen“, räumt sie ein. Wichtig sei ihr aber immer, auch wenn sie Raubwild jagt, „dass das Geschöpf nicht leiden muss“. Das Raubwild wie Dachs, Fuchs und Marder sei leider wieder auf dem Vormarsch, weil es hier bei uns keine natürlichen Feinde wie Bär Bruno mehr habe. Es müsse deshalb konsequent bejagt werden, damit es nicht die Bestände von Fasan, Hase und Kaninchen dezimiere.

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