5.8.09

Moderne Jungjägerausbildung -wie das Internet die Jagd verändert

Streckenbilder, wie man sie eher aus dem Ausland kennt.














Das Internet verändert die Gesellschaft. Davon bleibt die auch die Jagd nicht verschont.
Dass die Jagd vor großen Herausforderungen steht, wird unter den Jägern insbesondere in den zahlreichen Jagdforen diskutiert.
Die hohe Flexibilität, die heute junge Menschen im Beruf mitbringen müssen, macht es für Jungjäger immer schwieriger, die Jagd am oder in der Nähe des Wohnortes auszuüben. Dies macht es nicht leichter, wenn man beabsichtigt, die Jagd über einen Begehungsschein auszuüben.
Dieser scheinbaren Unvereinbarkeit von Beruf und Jagd entgegenzuwirken, bedarf es völlig anderer Konzepte.
Die Jagdpächter müssen sich mit der Idee der Intervalljagd anfreunden. Die Jungjäger, die eine hohe Flexibilität im Beruf mitbringen müssen und Familie haben, müssen von der Idee eines Begehungsschein Abschied nehmen und die Zeit bis zum eigenen Revier oder einer passenden dauerhaften Jagdgelegenheit mit Jagdwochen überbrücken.

Zudem haben diese geselligen gemeinschaftlichen Jagdwochenenden, an denen die Intervalljagd ausgeübt wird, einen enormen Vorteil:
Die Jagd ist in erster Linie auch Geselligkeit und gemeinschaftliches Werken. Kommunikation zwischen Altjägern und Jungjägern sind von ebenso großer Bedeutung, wie die Erlegung des Wildes selbst. Dies wird bei der Ausübung der Jagd oft unterschätzt und kommt bei der Jagd mittels Begehungsschein oft zu kurz.

Im größten deutschsprachigen Form Xing hat sich in den letzten Jahren eine kleines, aber dafür umso effizientes Jagdforum etabliert, in dem sich die Kommunikation zwischen Jungjägern und Altjägern nicht nur auf den Erfahrungsaustausch begrenzt.
Viele Forenmitglieder haben mittlerweile ein kameradschaftliches Verhältnis untereinander entwickelt, was seine Ursachen wohl auch in der Nichtanonymität hat.

Im Rahmen der Forendiskussion wurde das Problem der Jagdmöglichkeiten für Jungjäger ohne jagdliche Kontakte deutlich und man nahm sich des Problems an. So konnte im Jagdforum nun von einem geselligen und erfolgreichen Bockjagdwochenende der "Xingjäger" berichtet werden.

Der Bericht des Jagdpächters, der zu einem Bockjagdwochende eingeladen hatte, zeigt, welche Richtung die Jagd in der Zukunft nehmen wird.

Da das Jagdforum auf Xing nur angemeldeten Mitgliedern möglich ist, veröffentlichen wir den Beitrag über das Bockjagdwochende in Form einer Jagdpartie der Xingjäger hier im JagdBlog.

Bleibt zu hoffen, dass nachfolgender Beitrag des Jagdpächters, der das Bockjagdwochenende organisierte, Schule macht und wir der Idee einer modernen Jagd näher kommen.

waidmannsheil

Euer


stefan




Von Burschen und Böcken
von Axel Schneemann

Die Einladung war kaum als elektronische Post verschickt, als auch schon die ersten Rückmeldungen kamen. Fast ausnahmslos alle, die ich gern dabei haben wollte, sagten sofort zu. Nur zwei Absagen aufgrund von Terminschwierigkeiten ließen den Kreis der Teilnehmer auf 14 Personen wachsen. Kurzzeitig verließ mich meine anfängliche Freude und wich der Befürchtung, alles vielleicht doch eine Nummer zu groß aufgehängt zu haben. Doch, ohne vorgreifen zu wollen, muss ich sagen: Es hätte keiner fehlen dürfen.
Einer fehlte dennoch, trotz seiner sofortigen Zusage: Pit. Vom Schicksal derzeit heftig durchgeschüttelt, steht jagen bei ihm im Moment hintan. Die Prioritäten sind klar: Erst die Familie, dann die Jagd. Dafür haben selbstverständlich alle Verständnis, nichtsdestotrotz wurde sein Fehlen allseits sehr bedauert.

Geplant war, ein gemeinsamer Bockansitz mit der Korona und ein nettes gemeinsames Drumherum an unserer Jagdhütte. Der letzte Julitag rückte immer näher und die Vorfreude stieg knisternd immer weiter an.
Die letzten Tage und Stunden konnten nicht schnell genug vergehen. Ich freute mich wieder einmal wie ein kleiner Junge auf den heiligen Abend.

Nachdem ich Bertram, der bereits am Vortag angereist war, in Hannover aufgesammelt hatte, ging es auf fast direktem Wege ins Revier. Wir kehrten noch kurz bei Volker, unserem Jagdaufseher ein, um schnell die letzten Dinge zu besprechen und vielleicht schon etwas mit zur Hütte zu nehmen.

Nach einer schnellen Tasse Kaffee fuhren Bertram und ich weiter, erst kurz durchs Revier und dann gleich zur Hütte, wo wir erst einmal ein wenig Gemütlichkeit aufkommen ließen.
Bertram hatte mir versprochen, ein kleines Blattjagdseminar für die ganze Korona zu geben und lies nun schon einmal die ersten Strophen auf den handgeschnitzten Instrumenten seines Großvaters erklingen.

Nach und nach trudelten die Männer ein, so dass wir schließlich in großer Runde frisch gegrillte Würstchen und mitgebrachte Delikatessen aus allen Ecken Deutschlands essen konnten. Wir schwelgten in Wildwürstchen aller Arten, in Hirschschinken und krönten den Schmaus mit unvergleichlichen Linzertorten und diversen Florentinerinnen, welch eine Orgie. Genau so hatte ich es mir erträumt.
















Voll gefressen und satt machten wir eine Siesta am Teich hinter der Hütte. Währenddessen versuchten die Petrijünger unter uns ihr Glück mit selbst ausgegrabenen Würmern und Brotkrumen, die sie aber hauptsächlich an Gustav, Volkers jungen Drahthaar, verloren.


Deutsch Drahthaar "Gustav"














Die Fischwaid diente überwiegend der allgemeinen Erheiterung und Zerstreuung, weniger dem Drang nach Beute, der hierbei auch weitgehend unerfüllt blieb.




Am Nachmittag nahte dann der erste Höhepunkt des Tages: Bertram lies die Locker klingen. Ein begnadeter Klarinettist, der nicht nur die Noten, sondern auch alles andere drumherum perfekt beherrscht und sehr gut erklärte. Wir blatteten und tröteten, jeder wie er konnte oder wollte, in unsere Instrumente und hatten unseren Spaß. Ich habe über diese Jagdart sehr viel dazugelernt. Lieber Bertram, vielen Dank für den Exkurs.


Mittagsschlaf nach anstrengendem Morgenansitz













Der Abend nahte und wir verteilten die Jäger auf die Hochsitze, wo alle bei herrlichem Wetter den abendlichen Ansitz genießen konnten. Nach einer Weile knallte es zweimal schnell hintereinander. Nach fünf Minuten klingelte mein Handy und Bertram meldete den ersten Bock des Abends. Nachdem ich ihm Waidmannsheil gewünscht hatte, fragte ich zur Sicherheit noch einmal hach, ob wirklich beide Schüsse von ihm kämen, schließlich wusste ich, dass er eine Kipplaufbüchse führte. Hut ab vor dieser Geschwindigkeit, da muss sich manch anderer anstrengen, so schnell mit dem Repetierer wieder im Ziel zu sein.
Im Laufe des gemeinschaftlichen Ansitzes erlegten Felix, Niels, Uli und AxelSüd noch weitere Böcke. Besonders erwähnenswert sind der schwarze Bock von Axel und der ungewöhnlich starke von Niels. Aber auch die anderen Erleger freuten sich über ihre Beute und ich mich mit ihnen, schließlich wird erst durch den erreichten Jagderfolg solch ein Ereignis so, wie man es sich erhofft hatte. Und auch die anderen Freunde hatten ihren Anblick und konnten teilweise große Damwildrudel, teils starke Hirsche und überall reichlich Rehwild beobachten.

So konnten wir am Ende des Abends auf fünf Böcke stolz sein und den gemütlichen Teil einläuten. Niels und Axel fuhren mit Volker das Wild in die Wildkammer und übernahmen das Versorgen. Wir anderen trafen uns zum Abendvesper in der Hütte, wo sich der Tisch unter mitgebrachten Leckereien wieder einmal bog. Das ganze trockene Zeug wurde zum gesunden Verzehr entsprechend angefeuchtet, um Rissverletzungen der Speiseröhre zu vermeiden und - falls sie doch entstehen sollten - sie gleich zu desinfizieren.

Max trug wieder einmal zur Gestaltung des Abends bei, indem er eine Geschichte nach der anderen zum besten gab. Auch die anderen gaben ihr bestes, den Abend nicht enden zu lassen und die Stimmung hoch zu halten.

In Anbetracht der Tatsache, dass um halb vier die Wecker klingeln würden, strichen wir um eins die Segel und rollten uns in unseren Kojen zusammen, um wenigsten noch ein bisschen Schlaf zu bekommen.

Der Morgen sah uns wieder auf unseren Ständen. Wiederum viel Anblick, doch leider kein weiteres Waidmannsheil. Einige unter uns hatten Sauen gehört, gerochen oder auch flüchtig im Anblick gehabt. Alle Kontakte waren rund um „Seemanns-Schonung“ gewesen, so dass wir uns kurzfristig entschlossen, dieses Wäldchen abzustellen und zu drücken. Leider war uns auch hier kein weiterer Erfolg beschert.

Pünktlich um 0900 Uhr fielen wir ausgehungert bei Uwe in der Kneipe zum Frühstücken ein und stärkten uns, bevor wir schnell an der Hütte aufräumten und zu Volker fuhren, um dort die Strecke zu verblasen.


Die Jagdgesellschaft mit der Strecke des Tages













Bei herrlichstem Sonnenschein legten wir unsere Böcke zur Strecke und verbliesen sie, nachdem die Erleger ihre Brüche erhalten hatten. Leider fehlten schon zwei in unserer Runde, die jedoch nicht, wie vielleicht erwartet, dem Alkohol zum Opfer gefallen waren, sondern auf den Frühansitz verzichteten, um pünktlich an der Fähre in Calais zu sein, um eine Woche Bockjagd in England zu genießen - Euch beiden ein herzliches Waidmannsheil.

Nachdem die Böcke wieder gut gekühlt verstaut ihrer weiteren Verwertung harrten, wurde es Zeit, sich schon wieder voneinander zu verabschieden. Viel zu schnell gingen diese Tage vorüber; viel zu schnell war schon wieder alles vorbei. Aber die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, wird noch oft ein Teil unserer jagdlichen Erinnerungen sein.

Ich danke Euch, die Ihr die weiten Wege nicht gescheut habt, um ein wenig zu plaudern, zu essen, zu fischen, zu blatten, zu trinken, zu scherzen und gemeinsam zu jagen. Ich danke Euch für Eure waidgerechte Jagd und die arbeitslosen Hunde. Ich danke Euch für die vielen leckeren Gaben, an denen ich mich noch lange laben und immer wieder gerne an dieses schöne Wochenende zurückdenken werde.


Die Bilder wurden alle von Michael Gubitz gemacht und seine Bildergalerie kann hier angesehen werden.

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