14.8.09

Jungjägers erster Dachs




von Carsten Vogt

21:05 Uhr. Dank der Bahn bin ich mal wieder verspätet zu Hause angekommen, die Eltern seit Wochen nicht mehr gesehen, leicht genervt durch das Verpassen des ursprünglichen Anschlusszuges in Frankfurt, hungrig und durstig da seit Stunden nichts mehr zu mir genommen und die Dämmerung ist in vollem Gange.. Egal! Ich habe 2 Tage Urlaub, es ist Blattzeit und das Schönste daran ist, dass ich mit meinem Bruder und 2 Freunden die kommenden Tage nonstop im Revier verbringen werde. Mein Bruder wird allerdings erst tagsdrauf zu uns stossen.
Claudius und Stephan pirschen gerade auf der gegenüberliegenden Talseite, sodass sich mich für den Abschnitt um das Wolfsloch herum entscheide. Auto in genügender Entfernung geparkt, Glas umgehängt, Stutzen genommen und los geht die Pirsch. Kaum ist die Autotür geschlossen höre ich auch schon rings um mich herum Geraschel, Äste knicken und nicht zu deutende Geräusche, die an eine Mischung aus Bellen, Schrecken, Grunzen und Quieken erinnern. Keine Ahnung, wem diese Geräusche gehören...
So pirsche ich mit Zeitlupenbewegungen Meter für Meter vor, bis zur Kanzel sind es gut 200 Meter. Diese werde ich anpirschen und mich ansetzen, auf dem Weg dorthin nach Möglichkeit den Geräuscheverursacher ausfindig machen. Mir ist heiss, aber nicht wegen der Temperatur! Ich stehe vermutlich nur wenige Meter neben Wild, aber sehe es nicht, ja weiss nicht einmal, welches Wild es ist. Das zehrt an den Nerven, ist zeitgleich aber irgendwie beruhigend und angenehm, andererseits macht es mich wahnsinnig! Muss scheinbar irgendwas mit Jagd zu tun haben.... Schritt für Schritt nun kämpfe ich mich Richtung Eisenleiter, kann derweil nichts ausmachen, die Geräusche werden leiser, mal wieder lauter, sind ganz weg, dann wieder an einer anderen Stelle und plötzlich scheinbar direkt neben mir.
Sitz erreicht, Gewehr liegt auf den Oberschenkeln, Blick nach links, Blick nach rechts. Nichts zu sehen und es wird allmählich dunkel. Erneuter Blick nach links, war dieser helle Fleck dort eben auch schon zu sehen? Glas hoch, Dachs!!! Liegt auf einmal frech auf der Wiese und, man verzeihe den unwaidmännischen Ausdruck, chillt beneidenswert gemütlich und lässt seine Blicke Richtung Wolfsloch schweifen. Ein Dachs! Habe mit allem gerechnet aber doch nicht mit einem Dachs! Wie haben Dachse Schonzeit? Ich erinnere mich an eine aktuelle Xing Diskussion und mir kommt der 1. August als Beginn der Jagdzeit in den Sinn. Passt also. Grimbart hat sich mittlerweile aufgerichtet und zeigt mir seine rechte Breitseite. Der Stutzen ist angebackt, eingestochen ebenso und im selben Moment fällt auf der anderen Talseite ein Schuss! Kurzes Innehalten meinerseits, der Dachs schaut in Richtung des Schusses, mein Schuss bricht und der Dachs geht zu Boden. Mein erster Dachs liegt! Ich bin überglücklich! Jagdfieber setzt wieder ein, meine Beine zittern wie Espenlaub, der ganze Körper ist in Bewegung.
Kaum stehe ich etwas später bei meinem Dachs erhalte ich einen Anruf von Claudius: Stephan hat soeben seinen Hochzeitsbock geschossen. Über meinen Dachs freut er sich ebenso wie ich, ehrliche Jagdfreude und Jagdfreunde sind etwas ganz besonderes! Was für eine Ausbeute am ersten Tage, innerhalb der ersten Stunde!
Danach Treffpunkt bei Claudius zu Hause, Pils steht kalt, Bock und Dachs werden anständig totgetrunken. Nie schmeckt ein Bier besser als nach erfolgreicher Jagd im Freundeskreis!

Waidmanns Heil!


Carsten

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