2.4.08

Gehören Jagdhunde nur in Jägerhände?

Die Frage, ob Jagdhunde nur an Jäger gegeben werden sollten, beschäftigt die Internetgemeinde immer wieder.

Hier nun ein Bericht von nicht aktiven Jägern dazu.

waidmannsheil

Euer

stefan


Anka, das fordernde Ü-Ei

Hallo Stefan!

Die 12-jährige Stichelhaar Dame, Anka, ist nun drei Wochen bei uns. Und sie fordert unsere volle Aufmerksamkeit. Anka ist intelligent, erfahren und geübt in der Jagd.

Was das heißt? Sie ist chronisch unterfordert.

Während wir den Dackel mit Stöckchen-Werfen problemlos eine Stunde beschäftigen und auch erschöpfen können, ist Anka nach dem ersten Mal gelangweilt. Sie schnüffelt kurz am Stock und in ihrem Blick steht: "War das alles?"

Derzeit beschäftigen wir Anka mit dem Apportel. Sie sucht es brav und bringt es ein- oder zweimal. Wenn wir es ihr danach in den Fang geben wollen, sieht sie uns an mit dem Ausdruck: „Das ist nicht Euer Ernst, oder?“ Wenn das zu Apportierende nicht geschossen wurde, noch lebt und nach Fuchs, Hase oder Ente riecht, dann erlahmt Ankas Interesse ganz schnell.

Anka hat vorbildlichen Appell.
Aber gehen wir dreimal dieselbe Strecke mit ihr, dann setzt die Dame den Spaziergang alleine fort. Nach dem Motto: Ich weiß ja, wo es lang geht.

Der Dackel braucht nur ein bis zwei unerwartete Richtungswechsel und schon haben wir seine Aufmerksamkeit. Wenn Anka merkt, dass wir woanders lang gehen, dreht sie gemächlich bei. Ein paar Mal haben wir uns versteckt, damit Anka merkt, dass sie auf uns achten muss. Das Ergebnis? Auf bekanntem Terrain wartet unsere alte Dame an der nächsten Gabelung auf uns. Sie weiß nach nur wenigen Tagen schon ganz genau, wo wir entlang kommen müssen. Der einzige Weg, damit Anka nicht mit sich selber spazieren geht, sind ständige Wechsel im Terrain.

Und an der Leine? An der Pirsch-Leine trabt Anka zumeist ganz brav. Lässt der Gehorsam nach, üben wir das durch Tempo-Wechsel, Drehen, Umkehren, etc. Nun weiß Anka ja ganz genau, wenn Sie sich vergessen hat. Und wenn dann das (Straf-) Üben beginnt, startet Anka ziemlich gelangweilt das Programm vom Vortag. Auch dabei müssen wir also täglich die Übungen wechseln, um Anka zu fordern.


All das zeigt uns, nur ein aktiver Jäger kann einen Jagdhund Art-gerecht halten, ausbilden und fordern. Die Damen des Hause erwägen schon, den Jagdschein zu machen.


Als alte Dame macht uns Anka Spaß, hält uns fit, bringt uns zum Lachen und ist eine wunderschöne Bereicherung. Wäre Anka nicht so alt, mit großem Schlafbedürfnis, wir müssten sie abgeben. Einen Welpen oder einen Jagdhund im Flegelalter könnten wir niemals auslasten und Art-gerecht halten.


Demnächst erhältst Du dann einen Bericht von Ankas Arbeit als Begleitung in der Altenpflege.


Viele Grüße von der Waisencouch

Sie sind Nichtjäger und benötigen Hilfe bei der Erziehung Ihres Jagdhundes?


Jagdhundeseminar für Nichtjäger und Erstlingsführer von Jagdhunden

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