11.9.13

Ein 5-Punkte-Programm zur Schaffung eines schlagfertigen Jagdverbandes



Gastbeitrag von Werner Steckmann:

1) Otto Normaljäger ist (Verbands-) politisch nicht sonderlich interessiert und wacht erst auf, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist und Legislative/ Judikative am jahrzehntealten Status Quo etwas ändern. Hier schlägt das St. Floriansprinzip voll durch: Kopf einziehen und hoffen, dass es an einem vorbeizieht und wo anders einschlägt. Aber Jammern und Lamentieren, wenn es einen selbst trifft.

2) Unsere Verbände sind untereinander verstritten und deren Struktur nicht sonderlich transparent und flach. Hier regieren/ taktieren die grauen Eminenzen hinter verschlossenen Türen. Diplomatie und Lobbyismus als oberste Maxime der Verhandlungsführung anstatt auch einmal auf den Tisch zu hauen und für eine Sache zu kämpfen. Auch hier wie sonst überall die unheilige Verknüpfung von Privat-/ Wirtschafts- und politischen Interessen. Im Denken fest im letzten Jahrtausend verhaftet.

3) Diese Lücke hat der Ökologischer Jagdverband genutzt und sich zum unentbehrlichen Ansprechpartner für Legislative/ Judikative präsentiert und somit in eine ungesunde Konkurrenzsituation mit den etablierten Jagdverbänden getreten. Keine schlechte Leistung für einen so „jungen“ Verband (gegründet 1988).

Ist in meinen Augen eigentlich kein Jagdverband, sondern der bewaffnete Arm der kommerziellen Waldbesitzerlobby...

4) Das wirtschaftliches Denken im Forst (Staat) und deren Kampf gegen den kleinen roten Knospenbeißer führt zu teilweise grotesken Situationen.

Die erfahrenen Jäger, die früher beim Staat Pirschbezirke hatten oder auf diversen (Intervall-) Drückjagden zur waidgerechten Reduzierung der Schalenwildbestände sorgten, meiden inzwischen aus genau diesem Grund (Waidgerechtigkeit) diese Veranstaltungen. Von den verschiedenen Landesforsten werden dann für die ahnungslose nachwachsende Generation Bezahljagden organisiert, bei dem Strecke die einzige Maxime ist.

Sinngemäßer O-Ton: „sollten Sie ein Stück Schalenwild schießen, dass nicht freigegeben ist oder keine Jagdzeit hat, dann verzichtet der Landesforsten XYZ auf eine Anzeige und stellt das erhöhte Erlegungsentgelt von XYZ € in Rechnung“.

Jagd geht für mich irgendwie anders…

Ein Großteil der Sauenproblematik geht imo zum Großteil auf die Rechnung der staatlichen Forstämter. Der "Staat“ (s-Forst) fördert Schweine in seinem Beritt ob Ihrer bodenverbessernden Funktion und Ihrer Attraktivität für Pirschbezirksinhaber. Was dann draußen in den Maisfeldern in den angrenzenden Pachtrevieren los ist, interessiert den "Staat" kein bisschen.

5) Eines der gefühlt heikelsten Themen aber ist die Außenwirkung der Jagd.

Hier sind unsere Offiziellen noch zu 100% im Denken des letzten Millenniums verhaftet. Wer ernsthaft glaubt mit vierteljährlich zugesandten Werbeblättchen und Plakataktionen Öffentlichkeitsarbeit machen zu können, der hat den Schuss einfach nicht gehört und befindet sich immer noch im seligen Dornröschenschlaf…

Aktionen wie 1000Hörner und Jörgs Postkartenaktion/ Webseite und die Pressearbeit müssten deutschlandweit strategisch vernetzt und getaktet werden um die öffentliche Meinung nachhaltig positiv zu beeinflussen. Als weiteren Schritt würde ich eine Art Internet- Taskforce einführen, bei der in PR Dingen geschulte und jagdaffine Mitarbeiter der Verbände in den sozialen Netzwerken mit Argumenten und notfalls auch vor Gericht den ins Kraut schießenden Antijagdgruppen Einhalt gebieten und natürliche Personen die zu Straftaten aufrufen oder grob beleidigend unterwegs sind auch einmal öffentlichkeitswirksam abstrafen.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr geehrter Herr Steckmann,
in vielen Punkten bin ich mit Ihnen einer Meinung. Aber es fehlt ein wichtiger Punkt Ihrer Argumentation - die Schlussfolgerung. Was sollte denn die Konsequenz aus dieser unbefriedigenden aktuellen Situation sein? Auf einen Sinneswandel der "grauen Eminenzen" hoffen?

Der Ökologische Jagdverband hat es vorgemacht. Auch wenn ich mit Ihnen zu 100% über den Sinn und Zweck dieses Verbandes übereinstimmen, eine Lehre können wir doch aus der Existenz dieses Verbandes ziehen: Niemand hindert uns daran, mehr Wahlfreiheit zu schaffen und einen weiteren Jagdverband zu gründen. Und selbst wenn die erste Mitgliederversammlung noch in einer Telefonzelle stattfinden kann - wenn die Themen und die aussenwirksame Arbeit stimmen, können zwei Aspekte erreicht werden. A) Wir rütteln die "grauen Eminenzen" zumindest wach und födern durch Konkurrenz eine Erneuerung der wichtigsten jagdlichen Dachorganisation (leichterer Weg "um die Ecke", oder B) wir errichten tatsächlich eine Alternative (steinig).

Sie haben zumindest das Problem benannt, sich schon einmal vertiefend gute Gedanken gemacht, und diese sauber formuliert - wie wäre es mit einer ersten Initiative?

In diesem Sinne,
Christian

Werner Steckmann hat gesagt…

Auf mögliche Lösungsvorschläge oder Forderungen an unsere Verbände habe ich in meinen Thesen vorerst bewusst verzichtet, da ich den Status Quo beschreiben und keine öffentlich Diskussion über den besten Weg dorthin initiieren wollte.

Viel wichtiger als hektischer Aktionismus und detailliert ausgearbeitete Lösungen sind meines Erachtens, das Bewusstsein das sich ohne eine wie auch immer geartete Initiative am gegenwärtigen Zustand unserer Verbände nichts ändern wird und dadurch die Jagd, so wie wir sie kennen demnächst Geschichte sein wird.

Für die Terminvereinbarung der ersten Mitgliederversammlung und weitergehende Gedanken: werner@steckmann.com. Ich mach mich schon mal auf die Suche nach einer geeigneten Telefonzelle…

Waidmannsheil & Horrido,
Werner

Manfred Nolting hat gesagt…

Gut gebrüllt, Löwe! Aber wie der Kommentator Christian schon sagte: Gleichgesinnte sammeln und loslegen! Unser Problem aber wird sein: Wir zersplittern, fasern aus. Wir sind eh schon eine Mini- Minderheit mit unseren 357.000 Hanseln, und je uneinheitlicher wir auftreten, desto leichter sind wir auszubremsen und gegeneinander auszuspielen. Genau das macht die bestehenden Verbände so stark, denn sie wissen, dass das an der Basis ein starkes Argument ist. Also bleibt eigentlich nur der Weg, das Ding von innen zu reformieren. Und damit sind wir wieder am Anfang. Denn das setzt voraus, dass wir uns da engagieren. Wer da aber einmal in die Labyrinthe der Kumpanei, gegenseitigen persönlichen Verpflichtungen und internen Machtkämpfe gerät, ist entweder bald angesteckt oder wird ausgebremst und kaltgestellt. Wie sagte es Ex- Präsident Johnson einmal: „Wenn einer pinkeln will, kann man ihn schlecht daran hindern. Dann holt man ihn besser i n s Zelt, dann muss er rauspinkeln!“ Solche Strukturen mitsamt ihrer einmal eingenommenen Geisteshaltung haben ein Trägheitsmoment wie ein Supertanker. Man sieht es überall bei solchen Vereinen: SPD, IOC, Fußballverbände. Bei uns wird das Ganze noch einmal verstärkt durch die geradezu beeindruckende Indolenz der großen Mehrheit der Jäger. Lass´ die doch machen, Hauptsache, ich kann weiter wie gewohnt in meinem Revier rumwurschteln. Nach alter Väter Sitte. Und das gilt nicht nur für den „Basisjäger“: Wie sehr das verankert ist, wie wenig Bedeutung der Jagd in unseren Reihen beigemessen wird, wie sehr sich die Rückzugsgefechts- Mentalität schon in den Köpfen festgesetzt hat, sieht man daran, dass es nicht wenige aktive Jäger unter aktiven Politikern in wichtigen Ämtern in unserem schönen Lande gibt. Nicht einer!! von ihnen, mal abgesehen vom längst abgetretenen Ex- Minister Farthmann in NRW (ausgerechnet ein Sozi), ergreift einmal öffentlich und offensiv Partei für die Jagd, wendet sich wirksam gegen die lächerlichen Kaspereien, die im Namen der grünen Ideologie gegen die Jagd veranstaltet werden. Wie im Beitrag schon gesagt: Eine Steilvorlage. Aber für unsere Gegner! Denn im Gegensatz zu allen anderen Verbänden sind wir Jäger, das glaube ich ganz fest, der einzige Interessenverband auf der Welt, der dämlich genug ist, seinen ausgesprochenen Gegnern auf seinem eigenen Spielfeld nicht nur die Regie zu überlassen, sondern sogar dauernd den Ball aufzudrängen. Wir lassen ungerührt Leute, die von der Jagd völlig unbeleckt sind, ja sie am liebsten generell abschaffen würden, die Duftmarken setzen. Und hinterher jammern wir, wenn sie einmal mehr ihre abstrusen Ideen umgesetzt und in Gesetzesform gebracht haben. Das ist schon kein Trauerspiel mehr.

Manfred Nolting
Ein Jagdmensch



Steffen Schöps hat gesagt…

Die Lösung ist aus meiner Sicht kein neuer Jagdverband, sondern parallele Vereinigungen/Vereine, die dann sehr laut und öffentlichkeitswirksam auftreten können. Der bringt auch den normalen Verband auf Trapp und agiert unabhängig von ihm.

Damit wird der alte Verband nicht aufgegeben, man steht nicht alleine da und man sogar noch steuerliche Vorteile die einem Mitglieder zutreiben in Anspruch nehmen.

S. Habermann - Der Jagdhundblog hat gesagt…

Sollange die Basis der Pyramide, die Pächter, selbst kleinster Reviere, sich in ihren Revieren aufführen wie kleine Könige, solange sich Begehungsscheininhaber um die Richtigkeit von Gehörnzentimetern streiten - solange können die in der oberen Etage beruhigt weiterwursten.
Öffentlichkeit fängt draußen an,beim Hundebesitzer im Revier, beim Jagdgenossen, beim Pilzsammler - wenn der Jäger dort punkten kann, wird die öffentliche Meinung nicht mehr so einfach zu manipulieren sein.Wenn dann die mittleren Ebenen gezielt daran weiterarbeiten ....

Wunschdenken ?

Stefan Altmann hat gesagt…

Dieses 5-Punkte-Programm zur Schaffung eines schlagfertigen Jagdverbandes klingt wie 1934 verfasst.
Schlimm.