19.5.12

Die deutsche Jägerschaft - eine kapitale goldene Gans, die man pflegen sollte, aber nicht schlachten

Dass die deutschen Jäger immer aus einer Rechtfertigungsposition argumentieren, ist wohl das größte Problem ihrer Öffentlichkeitsarbeit.

Der Großangriff der Piratenpartei auf das ethablierte Parteiwesen geht einher mit der Gründung zahlreicher, für die Öffentlichkeit zugänglicher Arbeitsgemeinschaften, die dazu dienen, dass sich die Partei ein Bild über die Meinung der Bürger bilden kann.

Einer dieser Internetplattformen ist die AG Jagd der Piratenpartei, in der zahlreiche Jäger, die bisher kaum Chancen auf Gehör hatten, zu Wort kommen.

Dort heißt es wörtlich:" Die AG Jagd behandelt alles, was mit heutiger Jagd und Hege zu tun hat. Sie soll eine Anlaufstelle für Jäger und jagdinteressierte Nichtjäger sein und gemeinsam mit der AG Tierrecht, der AG Landwirtschaft und der AG Waffenrecht Positionspapiere zum Thema Jagd und Wildtiermanagement in der heutigen Kulturlandschaft unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse erarbeiten."

Einen sehr interessanten Beitrag von Manfred Nolting behandelt die wirtschaftlichen Konsequenzen für den Staat, wenn er die Hobbyjagd abschafft, den ich den Lesern des JagdBlogs nicht vorenthalten möchte.



von Manfred Nolting

Es wäre sicher ganz angenehm, wenn man sich die Welt zurechtmachen könnte, wie man´s wollte, Wolkenkuckucksheim soll ein toller Wohnort sein.

Vorher sollte man aber auch mal die Fakten registrieren. Ich füge hier mal einen Text an, der das Ganze in Zahlen ausdrückt, mal ganz abgesehen davon, dass auch bei dieser Plattform ganz eindeutige grüne Tendenzen zu verzeichnen sind: Regulieren, verwalten, verbieten und verkomplizieren um jeden Preis. Leute, Piraten wollen gerade das nicht!! Mal ganz abgesehen davon, dass die Welt mit der Jagd bisher ganz gut ausgekommen ist, denn ohne Jagd gäbe es den Menschen überhaupt nicht, man wird es mittlerweile müde, dauernd irgendwelchen Leuten erklären zu müssen, wie die Welt nun mal im tiefsten Innern strukturiert ist: Kühe sind nicht lila, und auch Hunde, Wölfe, Bären, Delfine und Orcas sind Jäger. Wird ja wohl seinen Grund haben. Mal den großen Gasförmigen fragen, warum er das so eingerichtet hat. Aber weil das Transzendentale, das Numinosum nicht so richtig Eingang findet, lasst uns das Ganze mal aus volkswirtschaftlicher Sicht betrachten:

Wir wissen, wir haben ca. 32 Millionen Hektar an bejagbarer Fläche in Deutschland. Ziehen wir hier ruhig noch 10% für städtische Flächen, Baulandreserven etc. ab, verbleiben ca. 29 Mio ha. Nehmen wir an, dass ein Berufsjäger fachgerecht ein Revier oder eine Fläche von maximal 500 ha jagdlich bewirtschaften kann, ergäbe sich damit ein Stellenbedarf von 64.000 Berufsjägern (rein theoretisch natürlich, denn woher sollen wir die nehmen?). Nun sind die Saläre von Berufsjägern bekannt niedrig, aber da die öffentliche Hand einstellen muss, dürfen wir getrost, selbst bei niedrigstem Ansatz, von ca. 3.500 €/ Monat ausgehen, incl. Sozialkosten, Krankheits- und Urlaubszeiten. Jeder Personalchef wird mich jetzt für verrückt erklären, ich weiß, aber belassen wir es bei diesem lächerlich niedrigen Ansatz.

Da ergibt Gehaltskosten von jährlich 42.000 € pro Berufsjäger, bei 64.000 Stellen 2,688 Milliarden €.

Dazu kämen für die Einrichtung eines Arbeitsplatzes, gehen wir hier aus von ca. 10.000 € per anno, auch das lächerlich niedrig angesetzt, noch einmal 640 Millionen €.

Ausrüstung, Maschinenpark, Betriebskosten etc. veranschlagen wir vorsichtshalber nur auf 10.000 € pro Jahr und Stelle, also noch einmal 640 Mio €.

Damit haben wir Gesamtkosten von 3,968 Milliarden €. Wie gesagt, alles das in Ansätzen, die ganz sicher in der Praxis deutlich übertroffen werden dürften. Beeindruckend, was die so stilvoll verachteten „Hobby“- Jäger für den Staat und die Gesellschaft umsonst leisten, meinen Sie nicht auch?

(Um an dieser Stelle auch mal mit einem weit verbreiteten Vorurteil aufzuräumen: Auch Förster, Forstbeamte sind keine Berufsjäger, um das einmal klar zu machen. Denn sie haben lediglich die Forstwissenschaften studiert. Ihre jägerische Qualifikation erlangen sie mit dem ganz banalen Jagdschein, wie jeder andere „Hobby“- Jäger auch. Darüber hinaus sind sie übrigens die allerteuersten Jäger dieser schönen Republik. Den Beweis führe ich bei Bedarf gern, an dieser Stelle würden wir zu weit abschweifen.)

Aber rechnen wir weiter: Natürlich werden bei diesem Modell keine Pachten mehr gezahlt, wer soll die denn zahlen? Rechnen wir nur einen durchschnittlichen jährlichen Pachtpreis von 15,00 € / ha, ergibt das eine Summe von 480 Mio €, also eine halbe Milliarde, die den Grundeigentümer fehlen. Und wir alle wissen, dass 15,00 € / ha ein Preis ist, für den ein Pachtinteressent heute Kopfstände auf dem Marktplatz machen würde; das tatsächliche Aufkommen dürfte sich locker auf das Doppelte belaufen. Dazu kommen, zumindest bei unseren Bauern, die vielfältigen kleinen Hand- und Spanndienste, die vom Pächter meist großzügig entlohnt werden. Für den Fiskus entsteht ein doppelter Verlust, weil die Hobbyjäger diese halbe Milliarde € nämlich aus bereits versteuertem Einkommen zu zahlen haben, auf der anderen Seite die Grundeigentümer diese Pachteinnahmen dagegen als Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft zu versteuern haben. Steuerlicher Verlust für Vater Staat also, bei angenommener durchschnittlicher Steuerlast von 25%, noch einmal 120 Millionen €.

Man versteht eigentlich nicht recht, wie die Herrschaften ihre Gleichgültigkeit, ja aggressives Auftreten gegenüber der (Privat-) Jagd eigentlich begründen. Eigentlich sollte man alles nur Erdenkliche tun, um eine so kapitale goldene Gans nicht nur nicht zu schlachten, sondern ihr das Leben so einfach wie möglich zu machen. Stattdessen werden in penetrantester Weise Vorurteile bedient, die man dazu auch selbst in die Welt gesetzt hat, und für Bild, Praline, Odysso und Co. die populistischen Messer gewetzt.

Einmal abgesehen von den schlicht unwahren Anwürfen, von den wissentlichen Verzerrungen und Verdrehungen dieser Leute – man scheint in diesen Kreisen tatsächlich der Meinung zu sein, sich das ganz ungerührt leisten zu können. Was schert es einen Linken-, einen Grünen- Politiker, sogar viele Sozis und Christdemokraten! Der Steuerzahler zahlt doch, was geht´s uns an?

Noch eins dazu: Ein Berufsjäger (wohlgemerkt, kein Förster, s. o.) hat nach drei Jahren Ausbildung diesen Titel. Ich kenne Mengen an "Hobbyjägern", die nach spätestens 5 Jahren Hobbyjagd, vor allem, wenn sie Jagdpächter sind, jeden Berufsjäger locker in die Tasche stecken.

Lasst endlich die Kirche im Dorf und genießt die Steuergeschenke von diesen 350.000 ökonomischen Hasardeuren!

FG und Weidmannsheil,

Manfred Nolting

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Manfred,

Deine Zahlen beindrucken mich. Gerne würde ich diese als Argument für die Jagdgegner verwenden. Dazu brauche ich jedoch eine Quelle, die die Richtigkeit belegt. Könnest Du diese angeben?

Vielen Dank und Wmh!

Thorsten