19.9.08

Waidmannsheil beim Nachsitzen

von Uwe Paschedag

Ende Juli/Anfang August hatte im Revier von Hans Webersberger in Egenhausen das zweite Jungjägerseminar des Lehrprinz e.V. stattgefunden.
Da ich ohne Waidmannsheil geblieben war, lud mich Hans direkt ein, an einem weiteren Wochenende mein Jagdglück noch mal zu versuchen. Schnell hatten wir uns dann auf das Wochenende vom 12.-14. September geeinigt. Nur um eine Unterkunft sollte ich mich selbst kümmern - kein Problem im Gasthof Rose, wo man Bobby und mich ja schon kannte.
Also Freitagmittags „Schicht gemacht“, fix die 60 km ab nach Hause, Jagdutensilien und Golden Retriever Bobby in den Avant gepackt und weiter gings. Schließlich lagen noch rund 400 km vor uns und abends sollte es ja dann auch noch los gehen. Die Aussichten waren schon viel versprechend, denn nach den Jagdzeiten war ja im Vergleich zum Seminarzeitraum viel Wild frei gegeben.
Unterwegs rief Hans schon an. Er hatte bereits eine Ente erlegt, die man auch für die Hundearbeit nutzen könnte und stellte mich vor die Wahl, ob ich abends lieber auf die Entenjagd oder lieber auf Schalenwild ansitzen wollte.
Entenjagd mit der Flinte war ja etwas völlig Neues. Und zum Ansitzen gab es in den nächsten Tagen ja auch noch Gelegenheit. Die Entscheidung „pro Ente“ war also für den Abend schnell gefallen. Gut, dass ich in den letzten Wochen einige Male auf dem Wurfscheibenstand trainiert hatte, so brauchte ich mich vor den Breitschnäbeln nicht zu blamieren.
Um 18 Uhr war ich dann vor Ort. Schnell Quartier bezogen und weiter gings zu Hans, damit wir noch rechtzeitig an die Gewässer kamen, bevor Enten einfielen. Vor Erreichen des ersten Weihers bekam ich genaue Instruktionen, wie wir vorgehen wollten. Es konnten ja schon Breitschnäbel da sein. Hans pirschte von der einen Seite um den Weiher, und ich kam in Deckung von vorne. Am anderen Ufer sah ich auch schon Quaker auf dem Wasser und konzentrierte mich darauf, von ihnen nicht entdeckt zu werden. Dabei hatte ich einen Erpel auf meiner Uferseite schlicht übersehen, der natürlich sofort los machte und abstrich. Dabei nahm er das andere Federwild lautstark zeternd gleich mit. Für mich durch das Buschwerk am Ufer unerreichbar.
So fuhren wir dann zunächst einen anderen Weiher an. Hier schickten wir Jagdhelfer Bobby zu seinem ersten Einsatz aus der Deckung heraus Schwimmen um so ggf. vorhandene Enten hoch zu machen - wir wollten die Breitschnäbel dann in der Luft „abfangen“. Die Gefiederten spielten aber nicht mit – sie waren schlicht noch gar nicht da.
Doch mein Lehrprinz hatte schon einen neuen Plan: zurück zum ersten Weiher und in Deckung ansitzen, bis die Breitschnäbel einfliegen. Gesagt – getan. Und in der Dämmerung fielen sie ein. Dann lernte ich die Bedeutung des Wortes Hebeschuss kennen. Den gab Hans von der anderen Uferseite aus ab, um die Stockenten in meine Richtung hoch zu machen. Und sein Plan ging auf. Meine erste Schrotgarbe galt einem Erpel über dem anderen Ufer, der mit einem guten Treffer unter einem Busch nieder ging. Eine Dublette war mir mit dem zweiten Schuss nicht vergönnt. Das war aber nebensächlich, denn ich freute mich über meine erste Ente, das spannende Erlebnis und die vielen neuen Dinge, die ich dabei schon wieder gelernt hatte! Und das Lernen ging weiter. Denn die Ente wollte ja nun auch versorgt werden. Stockentenbrust schmeckt übrigens richtig lecker. :o)


Die sterblichen Überreste der Herren Duck stellten diese ohne Einwand für die Hundearbeit zur Verfügung und fanden somit auch noch eine sinnvolle Verwendung im Verlauf des Samstags.
Der Samstag begann mit einem Morgenansitz in einem schönen Tal mit Wildacker und Weiher im Revier Egenhausen. Leider blieb ich ohne Anblick, abgesehen von einem kleinen Entengeschwader, das sich im Morgengrauen auf den Weg zum Frühstück machte.
Für den Abend hatte ich mir eine Drückjagdbock im Wald ausgesucht, den ich schon vom Seminar kannte und wo ich Rehwild in Anblick gehabt hatte. An diesem Abend sollte mir auf dem Weg dorthin nur eine Ricke beim Abspringen ihre Hinterteil zeigen. Anschließend folgte ich gern Hans Einladung zu seiner Berufs-Ausstandsfeier in geselliger Runde mit vielen „Grünröcken“.
Abendliche Kälte sorgte jedoch dafür, dass der Abend nicht zu lang wurde. So konnte aber am Sonntagmorgen nicht übermüdet eine letzte Jagdmöglichkeit wahr genommen werden.
Ich wollte doch noch mal nach der Ricke vom Abend schauen. Um halb sechs war ich wieder im Wald. Diesmal nahm ich einen anderen Weg in Richtung der Stelle, wo die Ricke abgesprungen war und setze mich mit meinem Dreibeinhocker perfekt positioniert und mit gutem Wind in der Nähe an. Mit Einsetzen der Dämmerung und zunehmendem Tageslicht kam auch die Kälte. Bis kurz vor 7 war nichts passiert und ich so durchkühlt, dass ich mich zur Bewegung in Form eines Pirschganges entschied.
So ging ich einen Forstweg tiefer ins Revier hinein bis ich über eine weite Distanz am Ende eines Rückeweges auf einem Morgenlicht durchfluteten Kahlschlag etwas Rotes sah. Ein Blick durch des Drillings ZF bestätigte meine Vermutung: Rehwild! Aber viel zu weit weg und mit ungünstigem Wind. Seitlich ausweichen um aus dem Wind und näher ran zu kommen ohne dabei Krach zu machen war nicht möglich. Also konnte ich nur so auf dem einigermaßen leise begehbaren Rückeweg versuchen, näher ran zu kommen. Das klappte! Ein auf dem Weg platzierter Drückjagdbock auf halber Distanz bot mir zumindest optisch etwas Deckung, die ich auf dessen Höhe und rd. 150 m Entfernung zur Lichtung dann verlassen musste. Nun sah ich noch mehr Rot, allerdings durch die Stangen am Lichtungsrand. Ein Stück stand aber perfekt in der Verlängerung des Weges. Beim Ansprechen durchs ZF erkannte ich eine Ricke und ein Kitz hinter den Stangen und ein Kitz vor mir, das nach wie vor quer zu mir stand. Also entsicherte ich im Ziel und erhöhte langsam den Abzugsdruck. Als langjähriger GK-Sportschütze bin ich Kurzwaffen mit einem Abzugsgewicht knapp über 1000 Gramm gewohnt. Weiter und weiter erhöhte ich den Druck auf den nicht eingestochene Abzug, der mir durch das höhere Abzugsgewicht schon wie blockiert vor kam, als der Schlagbolzen doch erlösend auf das Zündhütchen der 7x65R im unteren Lauf traf und den Schuss auslöste. Durch das ZF sah ich das Kitz im Knall sofort fallen. Dabei bemerkte ich aber auch, dass die Ricke und das andere Kitz hinter dem Stangenholz ruhig weiter ästen. Sie hatten anscheinend gar nichts mit gekriegt und sprangen auch nicht ab. Also das Laufbündel abgeknickt und schnell den Kugellauf neu geladen. Hinter den Stangen waren sie aber unerreichbar. Ich musste einfach näher ran. Als ich weiter vor pirschte, bekamen sie dann doch Wind von mir und sprangen ab.
Inzwischen war es 7:45 Uhr und das erlegte Kitz stellte sich als Bockkitz heraus. Der Treffer war sauber auf der Kammer angebracht. Den Schussknall hatte es vermutlich schon nicht mehr gehört. Nachdem es seinen letzten Bissen in den Äser erhalten und ich den Erlegerbruch an den Hut gesteckt hatte, nahm ich es nach einer Gedenkzigarette mit zum Auto, wo es von meinem aufgeregten Bobby ausgiebig beschnüffelt wurde. Erster Kontakt mit Rehwild für ihn!
Bei Hans damit angekommen freute er sich mit mir über mein zweites Waidmannsheil an diesem Wochenende. Doch jetzt gabs schon wieder was zu Lernen, denn das Wild musste ja schließlich versorgt werden. Also Premiere für die Aufbrechklinge meines Jagdtaschenmessers. Aufgebrochen und ohne Haupt brachte das Bockkitz dann 6 kg an die Waage. Das kleine Jägerrecht gebührte mir, jedoch fand das Herz nur noch als Happen für Hans kl. Münsterländer Carlo Verwendung, denn es war durch den Kammertreffer für die Pfanne nicht mehr zu gebrauchen.
Was bleibt, ist die Erinnerung an ein schönes, geselliges und erfolgreiches Jagdwochenende als Fortsetzung des zweiten Jungjägerseminars im Revier von Hans Webersberger, von dem ich wieder viel Neues und Spannendes mitnehmen konnte. Hierfür und überhaupt für das großzügige Angebot, an diesem Ergänzungswochenende in seinem Revier jagen zu dürfen, gilt ihm mein besonderer Dank.








Mußte wegen jagdlich erfolglosem Jungjägerseminar nachsitzen. Mit Erfolg:
Uwe Paschedag nach der Entenjagd und Rehwildjagd mit Waidmannsheil

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