Die Anwesenheit des Wolfes im Jerichoer Land wird immer häufiger dokumentiert. Nachdem ein Welpe durch eine Nachtsichtkamera aufgenommen wurde, berichtet die Märkische Allgemeine über die Jagd eines Wolfsrudels direkt am Dorfrand von Reppinichen, einem kleinen Ort am Rande des Truppenübungsplatzes Altengrabow.
Im Gegensatz zur Lausitz, wo den Wölfen ein weitaus größeres Gebiet zur Verfügung steht, suchen die Wölfe an der Landesgrenze zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt wohl auch außerhalb des Truppenübungsplatzes in der Nähe zu menschlichen Siedlungen nach Beute.
Über die Jagd der Wölfe in Ortsnähe berichtet die Märkische Allgemeine
waidmansheil
Euer
stefan
Wölfe kommen immer näher
Damhirsch auf freiem Acker zwischen Hohenlobbese und Reppinichen gerissen
REPPINICHEN
Er hatte seine Zukunft noch vor sich. Die nächsten drei, vier Jahre hätte kein Jäger auf den Schaufler angelegt. Trotzdem fand der mittelstarke Damhirsch gestern einen grausamen Tod. Allerdings nicht von Menschenhand. Gleich mehrere Wölfe jagten den Hirsch in den frühen Morgenstunden über eine längere Strecke vom Wutzower Weg hinüber nach Reppinichen. Auf offenem Feld in Sichtweite der Biogasanlage und des Dorfes stellten die Räuber ihre Beute. Das belegen die Fährten. Im Kampf auf Leben und Tod hatte der Hirsch keine Chance.
Als Erster traute Harald Schneider am Morgen seinen Augen nicht. Er war unterwegs um Pfifferlinge zu suchen. Gefunden hat der Mann aus Reppinichen den Kadaver des aufgerissenen Schauflers. Offenbar waren die Wölfe beim großen Fressen gestört worden. „Bisher hieß es immer, Wölfe sind scheu und meiden menschliche Siedlungen. Da kann einem schon mulmig werden“, sorgt sich Schneider.
Der über 60 Kilo schwere Damhirsch gehörte zu einem Rudel von 15 Tieren im Grenzgebiet zwischen dem Truppenübungsplatz Altengrabow und Reppinichen. Er war weder krank noch verletzt. Drucksten die Experten noch zu Jahresbeginn herum, ist sich die Fachwelt inzwischen einig: Der Wolf ist längst in Altengrabow angekommen. Und es geht ihm prächtig. Das liegt auch am Wildreichtum auf dem Übungsplatz. Die ersten Fotos von Isegrimm in Altengrabow gibt es schon (MAZ berichtete).
Was am Dienstag passierte, ist kein Einzelfall. Erst vergangene Woche entdeckte ein Bundesförster auf dem Übungsplatz ein Stück gerissenes Damwild. Und der Reppincher Jagdpächter Ralf Valentin sichtete totes Wild bereits im Herbst 2008 in Dorfnähe. Gejagt worden war es von zwei erwachsenen Wölfen und einem Jungtier. „Nach der Fährtenlage war mir schon damals klar, dass es bereits mehrere Wölfe sein müssen“, berichtet Valentin.
Auch auf Anhaltiner Seite häufen sich die Wolfsmeldungen. Bei einer Ansitzjagd auf Rehwild im Frühsommer in den Fiener Wiesen bei Tucheim wurde sogar ein Wolf erlegt. Für den Gastjäger aus Sachsen hat der Abschuss ein juristisches Nachspiel. Er hielt das Tier für einen streunenden Hund. Wölfe unterliegen in Deutschland nicht dem Jagdrecht und sind streng geschützt.
Wir behalten die Entwicklung im Auge, beteiligen uns aber nicht an einer Panikmache“, sagte Ulf Hochmuth vom Kreisjagdverband dem Landkurier. Unter den Jägern wird die Rückkehr der Wölfe kontrovers diskutiert. Heute will Rainer Aumann von der Bundesforst-Hauptstelle in Möser eine weitere Auswertung der auf dem Truppenübungsplatz stationierten Foto-Fallen vornehmen. (Von Frank Bürstenbinder)