30.4.08

50.000 Euro Planungskosten für einen Schießstand, der wohl nie gebaut wird

Irgendwie müssen den Verantwortlichen bei der Kreisjägerschaft Euskirchen die Pferde durchgegangen sein, als sie die Vision eines eigenen Schießstandes ins Auge gefasst hatten und großzügige Fördermittel des Landesjagdverbandes Nordrhein-Westfalen lockten.

Auch der Hang zur Prunksucht, die dem Rheinländer oft nachgesagt wird, gepaart mit rheinischen Klüngel machten diese Provinzposse wohl erst möglich.

Scheinbar war man sich der Finanzierung des neuen Schießstandes schon sicher, als man ein Planungsbüro großzügig mir der Planung beauftragte.
("Dat hoole mo uns beim LJV widder")

Doch kleinlaut musste man nun auf der Jahreshauptversammlung zugeben, dass die Finanzierung durch den Landesjagdverband Nordrhein-Westfalen wohl nicht zustande kommt.

Auf den Planungskosten von insgesamt fast 50.000 Euro bleibt die Kreisjägerschaft wohl nun sitzen. Von der Realisierung des Schießstandes ist man aber weiter entfernt, als je zuvor.

Von der teilweise chaotischen Jahreshauptversammlung der Kreisjägerschaft Euskirchen berichtet das Onlinemagazin des Kölner Stadtanzeigers.

waidmannsheil

Euer

stefan


Bei den Jägern ging es drunter und drüber

von Gudrun Klinkhammer

Kall - In der Kaller Bürgerhalle schlugen am Samstagnachmittag die emotionalen Wellen während einer Versammlung der Kreisjägerschaft (KJS) äußerst hoch. Das Ganze gipfelte darin, dass die Mitglieder dem Vorstand der Kreisjägerschaft sogar die Entlastung verweigerten. Die Mehrheit der gut 200 Anwesenden reagierte damit verschnupft auf die Ausführungen des KJS-Vorsitzenden Walter Schmitz.

Aus beruflichen und persönlichen Gründen hatte er bereits das Amt des Kreisjagdberaters niedergelegt. Der Schmidtheimer Emanuel Graf Beissel von Gymnich übernahm zwischenzeitlich diese Funktion. Im Vorstand der KJS arbeitet Walter Schmitz seit 2000 mit, zunächst als stellvertretender Vorsitzender, seit drei Jahren als Vorsitzender. Auch von diesem Amt wollte er sich eigentlich verabschieden. Es kam aber anders.

Doch der Reihe nach: Mit halbstündiger Verspätung setzte das Jagdhornbläsercorps Mechernich-Zülpich zur Begrüßung an. Danach trat Walter Schmitz ans Rednerpult. Er sprach in seinem Bericht zunächst Themen wie die „jetzt hoffentlich gehaltene" Schweinepest, den Transport von Waffen und die vom Land versprochene Abschaffung der Jagdsteuer, auf die man immer noch wartet, an.

Dann kam Walter Schmitz auf die Planung der Schießanlage in Blankenheim zu sprechen. Sein Vorgänger, der verstorbene Max Weiß, hatte während seiner Amtszeit auf eine hohe Summe an Fördermitteln gehofft, um das Projekt realisieren zu können. Umso überraschender traf die Jäger jetzt die Erklärung von Schmitz: „Wir haben dem Landesjagdverband (LJV) das Projekt vorgestellt. Uns waren zunächst große Hoffnungen gemacht worden, was Fördermittel anging. Von 80 bis 100 Prozent war die Rede." Mittlerweile habe der LJV aber deutlich gemacht, dass die Kassen leer seien - Unterstützung gebe es keine.

Teure Planung

„Doch wir schmeißen die Flinte nicht ins Korn. Ein Sponsor soll Interesse haben", so Schmitz. Mitte Mai 2008 gebe es Gespräche. Fußen soll die Schießanlage auf drei Säulen: Jagd, Sport und Tourismus.

Auch der Kreis prüfe momentan, was auf dem Gelände in Blankenheim machbar sei, berichtete Schmitz weiter. Zur Zeit sei das Grundstück verpachtet. Was nur die wenigsten wussten: Für die bisher geleistete Planungsarbeit hatte ein noch von Weiß beauftragtes Büro bereits im Dezember 2006 eine Rechnung erstellt. Zunächst belief sich die Summe auf 100 000 Euro plus Mehrwertsteuer. Nach Verhandlungen, bei denen die Kosten gedrückt werden konnten, soll die KJS nun binnen 15 Tagen noch einen Betrag von 30 000 Euro netto zahlen, wie Kassenprüfer Hubert Appelhoff (Kall) im Verlauf der Sitzung bekannt gab.


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29.4.08

Durch konsequente Rehwildbejagung den Jagdpachtpreis gesenkt

Diese Überschrift hört sich erst einmal verwirrend an.
Doch die Jagdpachtpreissenkung durch punktuell starke Rehwildbejagung basiert auf einem einfachen Rechenmodell.
Durch die immer mehr praktizierte Waldbewirtschaftung durch Naturverjüngung spart die Forstwirtschaft immense Kosten durch Einsparungen beim Kauf und Setzen der Jungpflanzen. Zudem entfällt die sehr kostenintensive Gatterung der Flächen. Dafür muss auf die früher übliche Totalabholzung ganzer Waldflächen verzichtet werden.

Wenn aber der Borkenkäferbefall oder Sturmschäden einen Kahlhieb erfordern, ist die Bepflanzung mit Setzlingen unumgänglich. Solche Pflanzungen mit den zwischen den Setzlingen wachsenden Pionierpflanzen ziehen das Rehwild magisch an. Kaum ist der Bock oder das weibliche Stück erlegt, wird dieser bevorzugte Einstand schon nach wenigen Tagen erneut besetzt.

Es ist also weniger der erhöhte Rehwildbestand des Reviers, das den Verbiss verursacht, sondern die Magnetwirkung von üppiger Nahrung und Deckung, die den Verbiss verursacht.

Diese Erkenntnisse führten zu einer für den Außenstehenden sonderbare Kooperation zwischen Jagdpächter und Waldbesitzer:

Der Waldbesitzer, der mit den Gatterungskosten kalkulieren musste, bot dem Jagdpächter an, die Jagdpacht zu senken, wenn er den Verbiss durch punktuell starke Bejagung auf der verbissgefärdeten Flächen verhindern würde.

Für den Waldbesitzer im Erfolgsfall immer noch gutes Geschäft, schließlich wären viele tausend Euro für die Gatterung aufzubringen und nur einen Teil der eingesparten Kosten würde er an den Jagdpächter in Form einer Jagdpachtpreisminderung weitergeben.

Nach 4 Jahren der intensiven Bejagung auf den Neuanpflanzungen zogen nun die Verantwortlichen, der Leiter des Amtes für Landwirtschaft und Forsten des Kreises Ansbach, Herr Friedrich Luger, der Vorsitzende der Jagdgenossenschaft Wernsbach, Herr Bernhard Popp, der Bürgermeister Hans Emmert, Revierleiter Wolfgang Fuchs und der Jagdpächter Herr Hans Webersberger bei einem Ortstermin Bilanz und alle Beteiligten sind hochzufrieden.

Die Pflanzen sind prächtig gewachsen und zeigen keinen Verbiss. Die Gatterungskosten konnten vollständig eingespart werden und ein Teil der Einsparung wird zur Reduzierung der Jagdpachtkosten an den Jagdpächter weitergereicht.

Eine solche Kooperation zeigt, dass es durchaus möglich ist, eine Lösung zwischen den Interessen der Forstwirtschaft einerseits und den Interessen der Jagdpächter andererseits zu finden.

waidmannsheil

Euer


stefan



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28.4.08

Jagd verpflichtet

Vor einigen Wochen erschien ein Artikel im Manager Magazin, in dem die neue Begeisterung der Wirtschaftseliten der Generation Golf für das Jagen beschrieben wurde.
Auf viele Jäger wirkte der Artikel befremdend, da die Ausübung der Jagd als Trend aufgezeigt wurde, den man auf keinen Fall verpassen darf.
Exklusive Jagdschulen und deren Kosten, sowie der finanzielle Aufwand des Jagens stand im Mittelpunkt des Artikels. Als Alternative zum Golfen wurde das Jagen als Ort der Geschäftsanbahnung aufgezeigt.

Nun hat auch das österreichische Onlinemagazin www.wirtschaftsblatt.at sich des Themas angenommen.
Doch der Artikel zielt in eine ganz andere Richtung. Schon der Titel zeigt es:

"Jagd verpflichtet".

Scheinbar hat das Jagen in Österreich doch einen anderen gesellschaftlichen Stellenwert, als in Deutschland.
Auch werden im Artikel sehr deutlich die Probleme für Quereinsteiger aufgezeigt. Völlig im Gegensatz zum Artikel des Manager Magazin ist dieser Beitrag gut recherchiert und bremst die Erwartungen vieler, mit dem Erwerb des Jagdscheins in höhere Kreise vordringen zu können.

Ein absolut lesenswerter Artikel!

waidmannsheil

Euer

stefan




Jagd verpflichtet

von Anna Offner, Alexis Johann


Wer über den Hochsitz die Karriereleiter erklimmen will, sei gewarnt: Anders als beim Golfen zählen nicht Klub oder Ausrüstung, sondern Passion und Tradition. Ein Leitfaden.


Ansitz auf 5000 Meter Höhe. Es ist 200 Kilogramm schwer, hat runde, leicht nach außen gebogene Hörner, ein goldbraunes Fell und gilt als extrem scheu. Das „Ammon-Ammon" aus der Familie der Argali-Schafe, zählt zu den begehrtesten Trophäen jener Waidmänner, die den Rest der Welt bereits bejagt haben.


„Der Jäger hat zwei bis drei Wochen Zeit, um den Argali-Bock vor die Linse zu bekommen", erzählt Hubert Walterskirchen, Inhaber von Austrohunt, der seine Kunden weltweit auf die Pirsch „anführt". Es sei dabei keineswegs sicher, dass es auch zum Schuss komme, schließlich gehört das Argali-Schaf zu einem der seltensten Tiere der Welt, das auf 5.000 bis 7.000 Metern Höhe im südlichen Sibirien und der westlichen Mongolei beheimatet ist.


„Doch es geht eigentlich nicht um den Schuss, sondern um das Erlebnis. Bei nichts ist man einander so nahe wie bei einem Jagdaufenthalt in freier Wildbahn. Man übernachtet im Zelt oder auf der Hütte, wäscht sich im Brunnen mit kaltem Wasser und teilt sich alles", erzählt der Jagdvermittler. Vielleicht ist Jagen gerade deshalb eine Männerdomäne. Gerade einmal acht Prozent der 118.000 Österreicher, die einen Jagdschein besitzen, sind weiblich. Auch wenn immer mehr Frauen Wild ins Visier nehmen würden, wie Peter Lebersorger, Generalsekretär des österreichischen Landesjägerverbandes betont.


Jährlich werden 260.000 Rehe, 200.000 Feldhasen, 180.000 Fasane, 90.000 Wildenten, 65.000 Füchse, 47.000 Stück Rotwild, 21.500 Gämsen, 20.000 Wildschweine, 2000 Muffel und 500 Auerhähne zur Strecke gebracht. Doch es sind weit mehr als nur das Wildbret und die Trophäe, für welche die Waidmänner jährlich eine halbe Milliarde Euro in die Taschen von Jagdausrüstern, Reiseveranstaltern und Grundbesitzern wandern lassen.


„Es gibt kein Telefon, das läutet, niemanden, der dich anquatscht und generell keine Hektik, die dich treibt, sondern nur dich und die Natur", erklärt Kärntens Landesjägermeister Ferdinand Gorton seine Liebe zur Jagd. Anders als bei Golf oder Segeln würden dabei nicht der Preis der Ausrüstung, nicht die Zugehörigkeit zu einem Club oder die Exotik der Umgebung, sondern Präzision und Tradition zählen.

Wer den vollständigen Artikel lesen will , möge bitte hier klicken

27.4.08

Stöberhundseminar des ÖJV

Die Erschießung des Wachtelrüden "Hannibal" anlässlich einer Drückjagd im thüringischen Ilmenau hat in der Jagdpresse für großes Aufsehen gesorgt.
Doch damit ist auch eine Diskussion in Gang gekommen, die dringend nötig war.
Die Bewegungsjagden, die durch die überhöhten Schwarzwildbestände an Bedeutung zunehmen, müssen in ihren Abläufen überdacht werden. Nicht nur das eklatante Missverhältnis von abgegebenen Schüssen zu gestrecktem Wild zeigt, dass es hier oft an der Schussleistung der Schützen mangelt.
Die Tötung des Wachtelrüden "Hannibal" hat auch gezeigt, dass den nicht wenigen Gegnern der Bewegungsjagden die oft zahlreich schlecht ausgebildeten Stöberhunde ein Ärgernis sind.

Welche Anforderungen in Zukunft an Jäger, Hundeführer und Jagdleiter gestellt werden, wenn wir auch weiterhin Bewegungsjagden abhalten wollen, soll in einem Seminar des ÖJV dargestellt werden.

Hier das Programm des Seminars:


Motto: Mit Hunden jagen

Tag: 5. Juli 2008

Ort: Nürnberg Naturkundehaus des Nürnberger Tiergartens

Dauer: 9.30 - 16.00 Uhr


Vorläufiges Programm:

(Die Reihenfolge kann sich noch ändern)
(Stand 25.4.2008; alle Referenten haben zugesagt)
Referate (ca. 30 Minuten)

Begrüßung durch Dr. W. Kornder
Nikolai Savov (Kurzdarstellung): Der Fall Hannibal

Berthold Merkel (Vorsitzender des Bayerischen Tierschutzbundes): Haustierabschuss und Hetzjagden aus der Sicht des Tierschutzes.

Johannes Hügel (Rechtsanwalt): Überjagende Hunde, ein Dauerbrenner

Hans Sleik (FD; BaySf): Wohin entwickelt sich das Jagdhundewesen?

Hans-Uwe Ickler (Vorsitzender Wachtelhundeverband): Erfahrungen zur Ausbildung von Stöberhunden (Arbeitstitel)

Ulrich Mergner (LFD; Betriebsleiter BaySf): Ärger vermeiden und effektiv jagen.
Grundsätzliches zur Organisation von Bewegungsjagden mit Hunden

Franz Obermeier (Förster, BaySf): Mit Hunden im Gebirge jagen

Thomas Boschen (Hatzfeldsche Forstverwaltung): Spurlaut zum wirtschaftlichen Erfolg! Hundeeinsatz unter dem Gesichtspunkt der Betriebswirtschaft


Interessierte, die an dem Seminar teilnehmen wollen, melden sich bei:
ÖJV Bayern
-Geschäftsstelle-
Erlanger Str.19
91341 Röttenbach
Fax: 09195 - 923224
Fax: 09195 - 923225
email: bayern@oejv.de

Tagungsgebühr (bitte vor Seminarbeginn überweisen)
Für ÖJV Mitglieder 15,00 Euro
für Nichtmitglieder 25,00 Euro

Bankverbindung:
Raiffeisenbank Seebachgrund e.G.
Kto.Nr.:420611
BLZ 76069602

23.4.08

Explodieren die Schwarzwildbestände?

Auch für dieses Jagdjahr ist mit großen Schwarzwildstrecken zu rechnen









Photo: Ulrich Döring





Der April ist traditionell der Monat der Jahreshauptversammlungen der Kreisjägerschaften und Landesjägertage.
Die Mitteilungen über den Ablauf der Tagungen erscheinen dann überall in der lokalen Presse.
Auch wenn es nichts Sensationelles zu berichten gibt, so zieht sich ein Aufruf durch alle Meldungen:

Die Schwarzwildbejagung muss intensiviert werden!

Der Schwarzwildstrecken sind im Vergleich zum Vorjahr stark angestiegen, teilweise haben sie sich verdoppelt und der Schwarzwildbestand ist unvermittelt hoch. Es ergeht der dringende Aufruf, die Bejagung zu verschärfen.

Doch auch die Bevölkerung hat den starken Anstieg der Schwarzwildbestände wahrgenommen. Längst ist das Phänomen, dass Scharzwild in die stadtnahen Siedlungen eindringt, nicht mehr auf Berlin beschränkt.
Bad Schwalbachs Kurpark sieht sehr zum Ärger der Bürger aus wie ein Sturzacker und selbst bisher verschonte Friedhöfe, Kleingarten- und Parkanlagen werden bei den nächtlichen Streifzügen der Sauen aufgesucht.

Doch noch größere Sorge sollte uns der geänderte Tagesablauf machen. Lagen noch im Winter genug Eicheln und Bucheckern im Wald, waren die Sauen erst in der Nacht aktiv. Seit einigen Wochen aber erscheinen sie schon zeitig bei schwindendem Licht an den Kirrungen. Auch ein erhöhtes Aggressionspotential durch Futterneid ist unter den Rottenmitgliedern erkennbar. Waren Kirrungen nach der Erlegung eines Stückes oft tagelang verwaist, kann man schon am nächsten Tag wieder mit Anblick rechnen. Das lässt nur einen Schluss zu:

Das Nahrungsangebot im Wald reicht für die großen Schwarzwildbestände nicht mehr aus und die Rotten treibt der Hunger auf die Flächen, die sie bisher gemieden haben!

Dies lässt schlimmes erahnen, wenn die Frischlinge in einigen Wochen nicht mehr alleine von der Milch der Bache ernährt werden können und selbst mit der Futtersuche beginnen.

Auch wenn es für viele Jäger noch ungewohnt ist, die "Sommersau" zu schießen, der Eingriff in die völlig überhöhten Bestände sollte schon jetzt im Frühjahr beginnen. Natürlich gilt der Abschuss ausschließlich den Überläufern, aber sie begleiten oft die Bache mit ihren Frischlingen und Überläufer sind auch für den Jungjäger leicht ansprechbar, wenn man die ganze Familie vor sich hat.

In den letzten Wochen wurden die Kartoffeln gesetzt. Große Flächen Mais werden für die Biogasanlagen in den nächsten Wochen gesät. Wenn wir nicht jetzt schon die Bejagung massiv verstärken, werden einige Jagdpächter im Sommer und Herbst eine böse Überraschung erleben.
Auch wenn der starke Abschuss des Schwarzwildes auf einige Jäger wie Schädlingbekämpfung wirkt, es bleibt uns Jägern zur Regulierung der momentanen Überpopulation keine Wahl.


waidmannsheil

Euer

stefan

19.4.08

Intervalljagd- eine Alternative zum Begehungsschein

Am Anfang der Jagdausübung nach dem Ablegen der Jägerprüfung stellt sich für den Jungjäger immer wieder die Frage nach einer Jagdmöglichkeit.
Da am Anfang der jagdlichen Laufbahn keine Jagdpachtfähigkeit besteht und man aus fehlender Erfahrung das Risiko einer Jagdpachtung auch nach Erlangung der Jagdpachtfähigkeit nicht eingehen will, oder dies aus Kostengründen nicht in Frage kommt, bleibt die Suche nach einem Begehungsschein.
Doch in Gesprächen, die ich mit Jungjägern geführt habe, die ihre ersten jagdliche Schritte mit einem Begehungsschein beginnen, häufen sich die schlechte Erfahrungen. Auch stellen sich scheinbar interessante Angebote durch eine genauere Prüfung als unseriös heraus, wenn ein von mir vorgegebener Fragenkatalog abgearbeitet wurde.

Die extreme Häufung des Scheiterns von Begehungsscheinen hat einen sehr einfachen Grund:

Auf der einen Seite die Jagdpächter.
Nach 2-3 Jahren der Pachtung ist die ersten Euphorie der Ernüchterung gewichen.
Die oft nicht richtig kalkulierten Jagdnebenkosten übersteigen das geplante Niveau bei weitem.
Für die notwendigen Revierarbeiten, die sie selbst erbringen, findet sich kein Helfer.
Von unerfahrenen Jungjägern, denen man gegen Mithilfe im Revier eine Chance geben wollte, ist man enttäuscht.
Das ruhig angepriesene Revier wird doch häufiger von Erholungssuchenden bevölkert, als angenommen.
Der Umgang mit Anwohnern und Landwirten ist doch nicht so problemlos, wie erwartet.

Als einzige Möglichkeit, zumindest dem finanziellen Problem Abhilfe zu schaffen, wird dann die Beteiligung eines Jägers mittels Begehungsschein gesehen.

Auf der anderen Seite sitzt ein Heer von oft blauäugigen, naiven Jungjägern, die natürlich unbedingt nach dem Ablegen der Jägerprüfung zur Jagd gehen wollen.
Wie man die Revierbeschaffenheit und die Bejagbarkeit des freigegebenen Wildes prüft, ist unbekannt.
Die klare Offenlegung der Jagdpacht und Jagdnebenkosten, sowie die Zahl der Mitjäger wird aus Furcht vor Ablehnung der Bewerbung um den Begehungsschein nicht angesprochen.
Die zusätzlich zu den Kosten eines Begehungsscheins anfallenden Kosten für Fahrten ins Revier und der Zeitaufwand werden unterschätzt.

Unterschiedlicher können Interessenlagen einerseits und Wissensvorsprung andererseits gar nicht sein.

Da bracht man sich nicht zu wundern, wenn die meisten ausgestellten Begehungsscheine eine nur geringe Laufzeit aufweisen. Die Enttäuschung allerdings findet man auf beiden Seiten gleichermaßen.

Eine echte Alternative ist die Intervalljagd. Das gilt sowohl für den Pächter, als auch für den Jungjäger.
Betrachtet man das Jagdjahr wie auf einem Schulplaner, so wird dem erfahrenen Jäger klar, dass sich die Jagd nur in wenigen Wochen im Jahr lohnt. Als Beispiel soll hier die Bockjagd dienen.

Zwar erlaubt der Gesetzgeber die Jagd auf den Bock fast ein halbes Jahr, wer aber ausreichend Böcke geschossen hat und aufmerksam deren Erlegung in einem Schussbuch oder Jagdtagebuch notiert hat, wird feststellen, dass deren Erlegung sich auf die 4 Wochen des Monats Mai und die 3 Wochen der Blattzeit (20.7--10.8.) verteilt.
Die Jagd auf den Bock außerhalb dieser 7 Wochen auszuüben, macht nachweislich wenig Sinn. Wer einmal versucht hat, seinen freigegebenen Bock Ende Juni zu erlegen, wird bestätigen, wie mühsam dies ist.
Wochen, in denen die Jagd besonders erfolgversprechend ist, gibt es bei fast allen Wildarten.

Über viele Jahre habe ich meine Jagdaufenthalte immer in die Zeit gelegt, in der die Jagd besonders erfolgsversprechend ist. Allerdings habe ich die Jagd dann auch immer mindestens eine Woche ausgeübt. Ein verregnetes Wochenende gibt es öfters, eine verregnete Woche eher selten. Die Fahrtkosten ins Revier, auch wenn dies weiter weg liegt, relativieren sich. Dadurch kann das Revier auch einige hundert Kilometer weit weg liegen. Entscheidend aber ist die Wahl des Zeitpunktes, denn man jagt dann, wenn die Wahrscheinlichkeit des Jagderfolges am größten ist.

Auch für den Jagdpächter hat die Intervalljagd große Vorteile. Das Revier wird nur kurz beunruhigt, die längere Zeit des Jahres aber herrscht Ruhe im Revier. Das Ausstellen von Begehungsscheinen entfällt, da der revierlose Jäger als Jagdgast nur für die Wochen der Jagd betreut werden muss, für die übrige Zeit, in der die Jagd ruht, braucht es keinen Begehungsschein. Stellt man nach einer Woche fest, dass Jagdpächter und Jagdgast sich nicht verstehen, dann trennt man sich eben wieder, und das ohne Streit, Aufwand und gegenseitiger Vorwürfe.

Auch löst die Intervalljagd das Problem des Missverhältnisses zwischen den mit Jägern überbevölkerten Ballungsgebieten und den an Jägern oft dünn besiedelten ländlichen Raum. Hier bietet insbesondere das Internet große Chancen, die notwendige Kommunikation über die Grenzen der Kreisjägerschaften hinaus aufzubauen.

Ich persönlich sehe in der Intervalljagd eine echte Alternative zum Begehungsschein, der aus meiner Sicht zu häufig im Streit endet und den Wünschen, sowohl der Jagdpächter als auch der revierlosen Jäger, zu selten gerecht wird.


waidmannsheil

Euer

stefan


Weitere Berichte zum Thema Begehungsschein:
Der Begehungsschein (Teil 1 rechtlich)
Der Begehungsschein (Teil 2 jagdlich)
Die Bezahljagd-das rote Tuch der deutschen Jägerschaft
Der Begehungsscheininhaber als Jagdaufseher
Die Zukunft der Jagd, oder: Wieviel Professionalität verträgt das deutsche Jagdwesen?

Seminar zum Thema Begehungschein:
Seminarausschreibung: "Jagdbetreibslehre einmal anders"

Seminare für Jungjäger:
Jungjägerseminare im Lehrrevier
Vom Jungjäger zum Jagdpächter

18.4.08

14. Umfrage

Hallo,

Kaspar Hauser hier mit einer neuen Umfrage.


Wie viele Jagd(-hund) Seiten lesen Sie regelmäßig?


Damit meinen wir Internetseiten, die sich dem Thema Jagd oder Jagdhund widmen und die Sie regelmäßig - also mindestens alle 14 Tage - besuchen.


Wir sind gespannt auf Ihre Antwort und
danken schon jetzt für Ihre Stimmen.

Ihr neugieriger,
Kaspar Hauser

11.4.08

Amerikas Alpha-Bloggerin mischt den Wahlkampf auf

Immer wieder werde ich mit der Frage konfrontiert:

"Was ist ein Blog?"

Viele Menschen wissen nicht, was sich hinter dem Namen versteckt. Für Andere ist ein Blog immer noch eine Informationsplattform, die außerhalb der klassischen Medienlandschaft steht.

Von den etablierten Zeitungen werden Blogger oft als Spinner belächelt, die in einer Zeitung sowieso nie einen Job bekommen hätten und sich nun im Internet austoben. Fernsehen und Zeitungen berichten kaum über die Blogosphäre, wie Blogs und Blogger zusammen genannt wird.

Anders in Amerika. Dort wird zur Zeit ein Wahlkampf geführt, wie ihn die USA noch nie erlebt hat, und wie wir ihn uns ihn in Deutschland kaum vorstellen können.

Einen entscheidenden Anteil an der Dynamik des Wahlkampfes haben die politischen Blogger in Amerika. Seit die Präsidentschaftskandidaten das Medium "Blog" entdeckt haben, machen die Blogs dem Fernsehen Konkurrenz.

Über die Auswirkungen, die Blogs im amerikanischen Wahlkampf haben, berichtet das Onlinemagazin des Spiegels:

ERFOLGS-BLOG "HUFFINGTON POST"

Von Marc Pitzke, New York

Was für eine Karriere: Die streitbare Millionärin und Kolumnistin Arianna Huffington hat ihr Blogger-Netzwerk zum einflussreichsten Alternativmedium der USA gemacht. Jetzt forderte sie die größten und wichtigsten Zeitungen des Landes heraus - und bestimmt entscheidend den Vorwahlkampf mit.

New York - Demi Moore hat "fleischige Schenkel". US-General David Petraeus sagt im Senat aus. TV-Star Rob Lowe wird von einem Ex-Kindermädchen erpresst. Hillary Clinton krempelt ihr Team um. Kansas gewinnt die Basketball-Meisterschaften. Salma Hayek klagt über Probleme beim Stillen.

Ein ganz normaler Tag für die "Huffington Post". Politik, Wirtschaft, Buntes, Klatsch: Die Inhalte des im weitesten Sinne politischen Blog-Angebotes sind eine wilde Mischung. Dazu geben Hunderte Gastblogger aus dem riesigem Bekanntenkreis der Gründerin Arianna Huffington ihren Senf: Filmstars wie Alec Baldwin, Steve Martin, Mia Farrow und Tim Robbins. Senatoren wie Evan Bayh, Joe Biden und Barbara Boxer. Sex-Autorin Erica Jong, Watergate-Legende Carl Bernstein, Ex-General Wesley Clark, Über-Producer Quincy Jones und New-Age-Guru Deepak Chopra.

In nicht mal drei Jahren seit ihrer Gründung hat sich die "HuffPo", wie sie nur genannt wird, vom Online-Experiment zur wichtigsten Informationsquelle für Millionen Amerikaner gemausert. So macht sie, als Meinungsführer der Google-Generation, langsam auch den etablierten Medien Konkurrenz - und mischt mit ihrem Kessel Buntes aus News und Kommentar kräftig im US-Vorwahlkampf mit.

Und der hat die ungeniert progressiv-linke Seite jetzt ganz an die Spitze katapultiert: Im Februar schrieb der Ratingdienst Nielsen der "HuffPo" 3,7 Millionen Page-Visits zu, mehr als doppelt so viele wie noch im Dezember 2007. Womit die "HuffPo" erstmals den konservativen "Drudge Report" überholte, den bisherigen Platzhirsch unter den Polit-Blogs - auch das ein Zeichen für das gewandelte Klima in den USA.

Um den vollständigen Bericht über den Erfolg der Bloggerin Arianna Huffington zu lesen, bitte hier klicken.

waidmannsheil

Euer

stefan

6.4.08

Haftpflichtversicherung zahlt nicht

Der Versicherer des DW Rüden Hannibal, der vom Jagdpächter Manfred Ißleib erschossen wurde, lehnt es ab, den Schaden, der dem Hundebesitzer durch die Tötung entstand, zu begleichen. Als Begründung führt der Versicherer die vorsätzliche Tötung an, mit der der Versicherungsschutz verwirkt sei.

Unter der Überschrift
"Hannibal: Es war Vorsatz"

schreibt das Onlinemagazin "Hund & Jagd:

(huj) Der Versicherer des Jägers, der Ende letzten Jahres in Thüringen in der Nähe seiner Reviergrenze den DW-Rüden Hannibal getötet hat, teilte jetzt dem Besitzer des getöteten Hundes, der Schadenersatzansprüche geltend gemacht hatte, mit, dass nach seiner Bewertung der Rechtslage von einer vorsätzlichen und auch nicht von der thüringer Regelung des Jagdschutzes gedeckten Tötungshandlung auszugehen und damit der Haftpflichtversicherungsschutz verwirkt sei.

5.4.08

Vor 10 Jahren...

Als ich vor 10 Jahren, im März 1998 nachfolgende Geschichte schrieb, gab es das JagdBlog noch nicht.
Auch wenn die Geschichte nichts mit der Jagd zu tun hat, so soll sie doch zeigen, dass wir, wenn wir in Einklang mit der Natur leben, Weitsicht und Verantwortung erlernen können. Bei einem Schäfer, der wie kein anderer Beruf, so direkt mit der Natur verbunden ist, kommt verantwortliches Handeln besonders zum Ausdruck. Obwohl ich die Geschichte bereits vor 10 Jahren schrieb, hat sie an Aktualität nichts verloren.




Spätsommertag


Ein Gleichnis besonderer Aktualität




Wie kein anderer ist der Schäfer auf das Miteinander mit der Natur angewiesen












Photo: www.schaeferhunde-zuechter.de






Irgendwo im Hochland eines großen Gebirgszuges führt Schäfer Jakob mit seinen Schafen und seinen Hunden ein idyllisches Dasein. Sein Tagesablauf ist ausschließlich von der Natur und ihren Einflüssen geprägt. Er folgt einem seit Jahrhunderten gleichen Zyklus der Jahreszeiten und all sein Tun ist geprägt vom momentanen Wetter und den uralten Erfahrungen seines Geschlechts der Hochlandschäfer.

Es ist Ende August, als Schäfer Jakob mit seinen Schafen eine der herrlichen Wiesen in den Hochlagen aufsucht. Er hat es sich, an einen schrägen Felsen lehnend, in fast liegender Haltung, bequem gemacht. Sein schwarzer Umhang dient ihm als Unterlage gegen den steinigen
Untergrund. Seinen Hut hat er sich zum Schutz der tiefstehenden Sonne weit in die Stirn geschoben, ohne dass dadurch sein Blick über das herrliche Hochland getrübt wird. Es ist einer dieser Tage, an denen er das Gefühl hat, dass es nichts Schöneres auf der Welt gibt, als Hochlandschäfer zu sein. Der Anblick der Schafherde, die friedlich an der Hangwiese grast, das sich vor ihm ausbreitende Tal und die spätsommerliche Sonne des Nachmittages geben ihm das Gefühl, mit der Natur eins zu sein. Weit unten am Ende des Tales liegt malerisch ein kleines Dorf. Die Bergwelt, die er von seinem Standort überblickt, wirkt paradiesisch und vertraut. Nichts weist darauf hin, dass sich an dieser Idylle irgend etwas ändern könnte.

Sein alter Leithund Ajax liegt neben ihm zu Füßen und genießt ebenso wie er den herrlichen Spätsommernachmittag, ohne jedoch die anderen Hunde und die Schafe auch nur eine Sekunde ohne Aufsicht zu lassen. Ständig wandert sein Blick über die Herde. Ab und an reckt er seine Nase in den Wind und nimmt aus der herangetragenen Brise einen tiefen Zug und überprüft ihn nach den verschiedenen Gerüchen. Sein erhöhter Standort neben Schäfer Jakob ist für seine Oberaufsicht geradezu ideal. Ajax weiß, dass Schäfer Jakob sich auf ihn verlassen kann. Niemals würde er ihn im Stich lassen oder einem Wunsch nicht nachkommen. Durch seinen uralten Instinkt weiß er, daß seine Existenz unmittelbar mit dem Fortbestand der Herde verbunden ist. Ein Versagen seinerseits hätte für ihn und die gesamte Herde fatale oder gar tödliche Folgen. Ajax kennt alle Pässe im Hochland, bei denen die unerfahrenen Schafe abstürzen können. Er weiß die erhöhten Gefahren, wenn die Schafe die Lämmer zur Welt bringen, um die Schwäche junger Lämmer. Er weiß genau, wohin und mit welchem Tempo die Herde getrieben werden muß, wenn Schäfer Jakob die Richtung vorgibt. Noch nie ist ein Schaf verlorengegangen, seitdem er Leithund ist, und er weiß, dass sein Herr ihm den Verlust auch nur eines Schafes niemals verzeihen würde.


Durch sein Alter und seine enge Verbindung zu Schäfer Jakob kann er die meisten Wünsche seines Herrn erahnen. Es sind nur Handzeichen oder kurze Kommandos, die Ajax genau zu deuten weiß, um Schäfer Jakobs Wünsche und Befehle sofort in die Tat umzusetzen.

Die Treue seines Leithundes Ajax gibt Schäfer Jakob Sicherheit und Ruhe.

Verträumt wandert sein Blick über die Gipfel des Hochlandes. Beim Anblick der paradiesischen Schönheit der Bergwelt überkommt ihn immer dieses Glücksgefühl, als gesunder Mensch diesen Anblick unberührter Natur erleben zu dürfen.

Bei seinen Gedanken über den Sinn des Lebens bleibt sein Blick auf den Wipfeln einer Baumgruppe liegen. Unbewusst fixiert sein Blick immer wieder die Spitzen der Bäume. Plötzlich durchfährt sein Körper ein Schauer, und Schäfer Jakob wird jäh aus seinen Träumen gerissen. Die obersten Bäume haben eine leichte Braunfärbung.

Schäfer Jakob erhebt sich aus seiner liegenden Position, setzt sich aufrecht hin und rückt sich seinen Hut zurecht.
Wie hypnotisiert betrachtet er die Erscheinung. Sofort erscheint ihm sein Vater in der Erinnerung, als sei es gestern gewesen, wie er immer vor ihm stand und ihm mit erhobenem Zeigefinger alte Weisheiten seiner Vorfahren weitergab: “Jakob, bedenke,
wenn die Bäume in den Hochlagen schon Ende August braun werden, kommt der Winter schon früh im Oktober!”. Als junger Schäfer hatte er immer über die Weisheiten seines alten Vater gelächelt, aber so nach und nach hat er immer mehr Vertrauen in diese Überlieferungen bekommen. Besonders wenn ihm ein Fehler unterlief, wurde er immer wieder an die Ermahnungen seines Vaters erinnert.
Als sein Blick über die Schafherde schweift, wird er wieder in die Bergidylle integriert. Der Anblick der Schafe, der Hunde und der Bergwelt sind immer noch so malerisch und ungetrübt wie vorher. Keiner erkennt oder deutet die Zeichen oben auf den Wipfeln der Bäume! Warum auch, denkt Schäfer Jakob, es sind nur Schafe, sie sollen fressen und viel Wolle geben. Die Hunde haben zu wachen und zu führen. Es ist nicht ihre Aufgabe, Zeichen zu sehen und zu deuten.

Seine Gedanken über die Aufgaben der Mitglieder seiner Gemeinschaft werden sanft von Leithund Ajax unterbrochen. Seine nasse Nase fährt in seine halbgeschlossene Hand und schubst sie leicht nach oben. Als Schäfer Jakob seien Blick auf Ajax richtet, schaut er in seine treuen Augen, die erwartungsvoll zu ihm aufsehen. Die Ohren sind gespitzt und als Ajax bemerkt, dass Schäfer Jakob reagiert, geht sein Schwanz leicht hin und her.
Ajax hat bemerkt, daß die Sonne sich dem Horizont nähert und Ajax mahnt zur Eile, denn es ist noch gut eine Stunde bis zum Pferch und der Hütte. “Ach, wenn ich dich nicht hätte, Ajax, ohne dich wäre ich verloren.” murmelt Schäfer Jakob.
Auf das übliche Kommando jagt Ajax den Hang hinunter zur Herde. Sein zweimaliges helles “jiff jiff” zeigt seine Freude über den Aufbruch und die baldige Ankunft zu Hause, wo Fressen und sein Nachtlager auf ihn warten. Im Nu ist die Herde in Bewegung, die anderen Hunde beobachten ihren Leithund genau, und nach kurzer Zeit wissen sie, was Ajax will. Wie von Geisterhand bewegt sich die Herde zügig in die Richtung, die Ajax wünscht. Er kennt den Weg
nach Hause genau, auch ohne die Führung des Schäfers Jakob.
Immer wieder läuft Ajax zwischen der Herde und seinem gedankenverlorenen Schäfer Jakob hin und her. Ajax mag es überhaupt nicht, wenn sich jemand von der Herde entfernt, auch nicht Schäfer Jakob. Er mahnt Schäfer Jakob zur Eile, denn bald ist es dunkel, und er weiß, wie
gefährlich es ist, die Schafe durch die Berge bei Nacht zu treiben. Aber Schäfer Jakob ist mit den Gedanken immer noch bei der Mahnung seines Vaters: “Jakob, bedenke, wenn die Bäume in den Hochlagen schon Ende August braun werden, kommt der Winter schon früh im Oktober!”.
Seine Stirn liegt in tiefen Falten. Immer wieder bleibt er stehen und schaut in den Himmel. Bohrende Fragen quälen ihn. Viele Lämmer sind spät geboren. Sie sind groß geworden durch die saftigen Wiesen, aber den Winterspeck, den sie brauchen, bekommen sie erst in der Eichel- und Bucheckernmast im Oktober. Aber wenn sie jedoch vom Schnee überrascht werden, verliert er die ganze Herde. Im Schnee wird es kaum ein Schaf bis ins Unterland schaffen. Der Marsch von einer Woche ohne Futter im tiefen Schnee würde keines der Lämmer überleben und die Alttiere würden stark geschwächt.
Über diesen Gedanken grübelnd, erscheint vor ihm im letzten Licht der Dämmerung seine Hütte und der Pferch. Als er sie erreicht, ist Ajax schon fertig. Die Schafe sind in der Gatterung, und die Hunde sitzen artig vor dem noch offenen Tor.
Doch erst als Schäfer Jakob es sorgfältig geschlossen hat, stürmen sie zur Hütte. Jetzt ist das Gattertor verriegelt und ihre Arbeit für heute erledigt. Winselnd und schwanzwedelnd stehen sie am Schuppen, denn dort ist ihr Futter. Als Schäfer Jakob gedankenverloren das Futter aufteilt, und die Hunde vor Ungeduld an ihm hochspringen, sitzt Ajax gespannt und aufmerksam abseits. Er weiß, daß er als letzter seine Portion bekommt. Aber er weiß auch, daß es immer ein etwas besseres Stück Fleisch ist!!


Schäfer Jakob, der immer gut und schnell schläft, wälzt sich diese Nacht von einer Seite auf die andere. Viele Gedanken gehen ihm durch den Kopf. Als er schon spät in der Nacht auf seiner Bettkante sitzt und mit Pfeiferauchen versucht, die Gedanken zu vertreiben, betrachtet er die
Hunde, die, wie jede Nacht, auf der Seite liegend, mit ausgestreckten Läufen, tief schlafen. Ab und an bewegen sie ruckartig die Glieder, woran er erkennt, daß sie im tiefen Schlaf träumen. Ach, was haben die es gut! Sie haben keine Verantwortung zu tragen und immer einen ruhigen Schlaf. Es ist weit nach Mitternacht, bis Schäfer Jakob seinen wohlverdienten Schlaf findet.
Sein Schlaf ist auch tief aber ohne Traum.


Es ist schon Mitte September und der Herbst klopft unübersehbar an die Pforte. Die Tage werden merklich kürzer und kälter. Morgens liegt tiefer Nebel in den Tälern, und bis er sich aufgelöst hat, ist meist die Mittagszeit schon vorüber. Immer häufiger muss Schäfer Jakob die Wiesen wechseln, um noch ertragreiche Weidegründe zu finden. Der Tagesablauf ist geprägt
vom ständigen Wechsel des Umherziehens und des Fressens. Auch Ajax und seine Helfer haben nur wenig Zeit der Ruhe. Ständig muss die Herde zusammengehalten werden, da die Tiere immer wieder versuchen, sich von der Herde zu entfernen, um außerhalb nach Gras zu suchen. Schnell geht hierbei ein unerfahrenes Lamm verloren oder es stürzt in eine Gebirgsschlucht, wo es nicht geborgen werden kann. Durch die kurzen Tage erreichen sie den Pferch erst sehr spät. Das Treiben der Herde in der Dämmerung fordert äußerste Aufmerksamkeit. Aber auf Ajax ist Verlaß. Immer wieder muss er den anderen Hunden zu Hilfe kommen, wenn sie der Sache nicht mehr gewachsen sind. Immer hält sich Ajax an den Schwachstellen der Herde auf, an den steilen Hängen oder da, wo die Gefahr des Verlustes eines der Tiere am größten ist. Der schwieriger werdende Tagesablauf nimmt auch Schäfer Jakob voll in Anspruch. Die Zeichen der braungefärbten Bäume im August hat er nicht verdrängt, er ist seitdem auf der Hut. Viel häufiger als sonst beobachtet er Wind, Wolken, Tiere und Pflanzen, um die Zeichen eines frühen Winters bestätigt zu bekommen. Aber trotz aller Aufmerksamkeit deutet nichts darauf hin, dass er die Berge vorzeitig verlassen muss.

Als er am Abend wieder einmal das Gatter schließt und die Hunde erwartungsvoll auf ihr Futter warten, schaut er noch ein letztes Mal an diesem Tage zum Himmel. Schon will er sich den bettelnden Hunden zuwenden, als er am Horizont eine große Anzahl von Krähen wahrnimmt.
Wie schwarze Lumpen wirken sie, die sich ziellos mit dem stürmischen Herbstwind über die Berggipfel treiben lassen. Und wieder durchfährt dieser Ruck seinen Körper. Wieder erscheint schemenhaft das Bild seines Vaters vor ihm. Wieder sieht er den Zeigefinger seines Vaters gehoben und mahnt:“Jakob, wenn sich die Krähen zu Scharen sammeln, sind es noch 14 Tage bis zum ersten großen Schnee!”
Lange schaut er den Krähen nach, fast als ob er noch nie einen solchen Schwarm Krähen gesehen hätte. Erst der wilde Sprung eines seiner jungen Hunde an seine Brust reißt ihn aus seinen Gedanken. Die Hunde haben Hunger und können überhaupt nicht verstehen, warum ihr Herr diesen Krähen nachsieht, zumal man diese hässlichen Tiere weder fangen noch fressen kann, denn ihr Geschmack ist grässlich.


Während er, wie jeden Abend, die Hunde füttert, fasst er den unumstößlichen Beschluss, noch nächste Woche den mühsamen Abstieg ins Unterland anzutreten. Die schwachen Lämmer wird er sofort nach Ankunft im Tal verkaufen müssen. Die starken und älteren Tiere wird er schon irgendwie ohne die Herbstmast durchbringen.
Als Schäfer Jakob nach dem Essen seine Pfeife raucht, überkommt in die Müdigkeit eines arbeitsreichen Tages. Kaum im Bett liegend, fällt er in einen Tiefschlaf, wie er ihn seit mehreren Wochen nicht erfahren hat.


Der Abstieg ist, wie jedes Jahr, mühsam und schwierig, aber Ajax, die anderen Hunde und Schäfer Jakob sind eine unschlagbare Gemeinschaft.
Auch das Anlernen der Junghunde hat in diesem Jahr große Fortschritte gemacht. Nächstes Jahr sind sie voll ausgebildet und in die Gemeinschaft integriert.
Direkt nach der Ankunft im Unterland hat Schäfer Jakob fast ein Drittel seiner diesjährigen Lämmer verkauft. Es schmerzte Schäfer Jakob sehr, aber die Umstände machten es notwendig.
Als Mitte Oktober Schäfer Jakob seine kleine Herde auf den kargen Stoppelfeldern des Unterlandes weiden läßt, steht er, auf seinen großen Schäferstock gestützt, etwas abseits seiner Herde. Sein Blick schweift über die tiefverschneiten Berge, und sein faltiges, wettergegerbtes Gesicht zeigt ein leichtes Lächeln. Als er zur Herde schaut, fällt sein Blick auf Ajax, der
sitzend die Herde beobachtet, wie er es immer tut. Auch seine Nase reckt er wie immer in den Wind, um tief die Witterung einzusaugen und die verschiedenen Gerüche zu prüfen. Als aber Ajax versucht, sich aufzustellen, um der weiterziehenden Herde zu folgen, bemerkt Schäfer Jakob, dass Ajax das Aufrichten sichtlich schwer fällt. Nur mühsam findet Ajax beim Aufstehen Halt auf den Hinterläufen. Es ist die Kälte, die seinen alten Knochen zu schaffen macht. Das eben noch zufriedene Lächeln des Schäfers Jakob legt sich wieder in tiefe Falten. Seine Erfahrung sagt ihm, dass dies Ajax‘ letzter Winter ist. Schon im nächsten Jahr wird Ajax den Abstieg im Herbst nicht mehr durchstehen. Er würde durch seine Behinderung die ganze Herde aufhalten und gefährden. Den herrlichen Spätsommer soll er noch auf den Bergen erleben. Dann wird Schäfer Jakob seinen Ajax hinter der Hütte beerdigen müssen, eingeschlagen in seinem alten Umhang. So wie es sein Vater schon tat und so, wie es alle seine Vorfahren taten.
Schäfer Jakobs Blick schweift über die Herde zu den anderen Hunden. Sein Blick bleibt auf Bosko liegen, dem fünfjährigen Rüden. Mit seiner Statur und seinem glänzenden Fell strotzt er vor jugendlicher Kraft. Das raue Herbstwetter scheint ihm nichts auszumachen. Er ist von Ajax gut ausgebildet worden. Schon frühzeitig hatte Schäfer Jakob dafür gesorgt, dass Ajax einen treuen Nachfolger bekommt. Sein Blick wird wieder etwas zufriedener, auch wenn er nicht gern an den nahenden Abschied von Ajax denken mag.
Aber als er sich seine Herde besieht, stellt er fest, dass sich keines der Schafe und kein Hund diese Gedanken und Sorgen machen muss, denn die Verantwortung für alle trägt er allein.


An diesem Tage erscheint in der Zeitung eine Kurzmeldung: ”Verfrühter Wintereinbruch überraschte die Hochlandschäfer in den Bergen. Fast alle Schafherden kamen in den Hochlagen im Tiefschnee um. Nur ein Schäfer erreichte unversehrt das Unterland.”

In einer anderen Tageszeitung erscheint ein Leserbrief eines alten Unternehmers:
“In Deutschland fehlen 1.5 Mio Unternehmer. Deutschland braucht wieder Menschen mit Weitblick und Erfahrungen, die bereit sind, die alleinige Verantwortung zu übernehmen. Diese Menschen müssen bereit sein, auch harte Entscheidungen zu treffen, um das Überleben unserer Gesellschaft zu sichern.” Der Leserbrief erschien, ohne Beachtung zu finden, in einer Zeitung irgendwo in Deutschland. Alle Leser genossen einen dieser herrlichen Spätsommertage...

Zwingenberg, im März des Jahres 1998

Warum wir Jäger mehr für unser Ansehen tun müssen

Jagdhaus "Am Weinberg"















5 wunderschöne Tage liegen hinter mir. Mit dem DK Rüden "Joe" und dem Pensionshund "Traugott", einem Magyar Vizsla Rüden fuhr ich in meinen geliebten badischen Odenwald. Im Jagdhaus "Am Weinberg" von Christel, einer begeisterten Reitlehrerin, fanden die 2 Hunde und ich herzlichste Aufnahme.
5 Tage keine emails lesen, keine Blogbeiträge schreiben, keine Akten sichten, keine Strategiebesprechungen abhalten, mir war einfach nur nach Ruhe und Besinnlichkeit.

Jeden Tag marschierte ich dann nach dem Frühstück los. Vorbei an den für das Bauland typischen Grünkerndarren ging ich mit den Hunden in das Umland und für mehrere Stunden genoss ich die Stille, Ruhe und Einsamkeit und die Gegend des badischen Odenwaldes.


Grünkerndarre im Badischen Odenwald






Photo: www.ravenstein.de



Wenn das Wetter es zuließ und die warme Frühlingssonne durch die Wolken kam, legte ich mich auf eine Waldwiese und ließ die Seele baumeln, neben mir die Hunde, die immer wieder ihren Kopf in den Wind streckten, um den Wind zu prüfen. Der badische Odenwald ist bekannt für seine rehwildreichen Reviere, und so bekamen wir auf allen unserer ausgedehnten Spaziergängen zahlreich Rehwild zu sehen, das durch das erste Grün und die ersten Sonnenstrahlen die Scheu vor dem Menschen verloren zu haben schien. Die zahlreichen teilweise noch im Bast befindlichen Böcke weckten die Hoffnung auf eine erfolgreiche Bockjagd im Sommer.

Zufrieden und gestärkt ging es dann gestern wieder zurück nach Hause und nachdem die Hunde wieder auf ihre Familien verteilt waren, arbeitete ich die emails durch.
Eine dieser emails machte mich traurig und sie zeigt, wie viel Arbeit wir als Jäger noch vor uns haben, um unser Ansehen in der Öffentlichkeit zu verbessern.


Nachfolgend der Text der email:

Moin
folgendes habe ich bei euch gelesen:

"Und da ist noch etwas. Der Jäger verbringt viel Zeit mit sich selbst, ohne Ablenkung oder Beschäftigung. Viele Jäger sagen, dass sie die besten Einfälle ihres Lebens auf dem Ansitz hatten. Man sitzt und denkt. Oder träumt.
Auf alle Fälle ist man oft und lange in Ruhe mit sich und seinen Gedanken alleine.

Diese erlernte Gelassenheit und die Ruhe zum Nachdenken formen einen Menschen ganz zwangsläufig. Man kann das Gehirn nicht am Lernen hindern. Wer beim Jagen bleibt, kommt um diese Erfahrungen und die daraus resultierende charakterliche Entwicklung nicht umhin.

Darum, glaube ich, findet man unter Jägern so viele sympathische Menschen."

Da muß ich mich fragen, ist das euer Ernst, oder eine Selbstverarschung, oder fehlt die Bezeichnung "Witzecke"?????
Menschen die die meiste Zeit ihres Lebens an Beute denken, also an Tiere töten und dabei während ihrer ""Denkzeit"" sich immer fiesere Tötungsmethoden und Hinterhalte ausdenken sind sicherlich keine sympathischen Menschen. Eher Heuchler einer besonders fiesen Freundlichkeit.
Ich kenne nur wenige Jäger, die ehrlich freundlich sind. Die meisten sind fassadenfreundlich und dahinter schweißgetrieft, link und Kreaturverachtend.
Also bitte demnächst solche Beiträge als ""Humor"" kennzeichnen.
MFG Conny


Hier meine Antwort:


Liebe(r) Conny,

Aus Deinem Kommentar spricht Verbitterung. Das macht mich traurig.

Ich selbst habe in den letzten 35 Jahren unzählige Stunden auf dem Hochsitz gesessen oder auf Baumstümpfen verharrt, meinen Hund neben mir, meinen Gedanken freien Lauf gelassen. Ich empfinde das Ausüben der Jagd immer auch als Meditation und ein wenig nach der Suche zu sich selbst. Wenn ich dann noch ein Stück Wild erlegt habe, so war das dann der Punkt, mit dem der Satz endet. Im Mittelpunkt steht aber immer der Wunsch, nach Wochen der Hektik des Alltags wieder zu sich selber zu finden.

Natürlich gibt es unter den Jägern, wie in allen gesellschaftlichen Gruppen solche und solche. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

Es gibt keine einzige Kultur auf der Welt, von den Indianern im Amazonasgebiet bis zu den Lappen in Finnland, die das Ausüben der Jagd verdammen oder die Jäger in ihrem Land als hinterlistig bezeichnen. Doch diese Kulturen haben auch eines gemeinsam: Das verantwortungsvolle Jagen muss erlernt werden und hieran fehlt es in Deutschland, da gebe ich Dir recht.
Doch meine Aufgabe ist es, daran zu arbeiten, dass sich dies ändert. Das Beschimpfen der Jäger, denen die Achtung vor unseren Tieren verloren gegangen ist, oder diese Achtung nie hatten, bringt uns nicht weiter.
Dein verbitterter Kommentar bestärkt mich darin, an meiner Aufgabe, junge Jäger an das verantwortungsvolle Jagen heranzuführen, weiter zu arbeiten.


Ein traurig gestimmter

stefan fügner

3.4.08

Jungjäger Seminar des Lehrprinz e. V.

Hallo,

Kaspar Hauser in Vertretung für Stefan,
der ist mal wieder jagdlich unterwegs.

Uns erreichten Fragen zum Jungjäger Seminar,
die Antwort auf die häufigste Frage:

Ja, das Seminar findet auf Usedom statt.

Usedom ist zwar als Touristen-Ziel bekannt,
verfügt aber auch über herrliche Reviere.

Hier der Seminar Ablauf:

Read this doc on Scribd: Lehrprinz Flyer


Herzlichst,
Ihr Kaspar Hauser

2.4.08

Gehören Jagdhunde nur in Jägerhände?

Die Frage, ob Jagdhunde nur an Jäger gegeben werden sollten, beschäftigt die Internetgemeinde immer wieder.

Hier nun ein Bericht von nicht aktiven Jägern dazu.

waidmannsheil

Euer

stefan


Anka, das fordernde Ü-Ei

Hallo Stefan!

Die 12-jährige Stichelhaar Dame, Anka, ist nun drei Wochen bei uns. Und sie fordert unsere volle Aufmerksamkeit. Anka ist intelligent, erfahren und geübt in der Jagd.

Was das heißt? Sie ist chronisch unterfordert.

Während wir den Dackel mit Stöckchen-Werfen problemlos eine Stunde beschäftigen und auch erschöpfen können, ist Anka nach dem ersten Mal gelangweilt. Sie schnüffelt kurz am Stock und in ihrem Blick steht: "War das alles?"

Derzeit beschäftigen wir Anka mit dem Apportel. Sie sucht es brav und bringt es ein- oder zweimal. Wenn wir es ihr danach in den Fang geben wollen, sieht sie uns an mit dem Ausdruck: „Das ist nicht Euer Ernst, oder?“ Wenn das zu Apportierende nicht geschossen wurde, noch lebt und nach Fuchs, Hase oder Ente riecht, dann erlahmt Ankas Interesse ganz schnell.

Anka hat vorbildlichen Appell.
Aber gehen wir dreimal dieselbe Strecke mit ihr, dann setzt die Dame den Spaziergang alleine fort. Nach dem Motto: Ich weiß ja, wo es lang geht.

Der Dackel braucht nur ein bis zwei unerwartete Richtungswechsel und schon haben wir seine Aufmerksamkeit. Wenn Anka merkt, dass wir woanders lang gehen, dreht sie gemächlich bei. Ein paar Mal haben wir uns versteckt, damit Anka merkt, dass sie auf uns achten muss. Das Ergebnis? Auf bekanntem Terrain wartet unsere alte Dame an der nächsten Gabelung auf uns. Sie weiß nach nur wenigen Tagen schon ganz genau, wo wir entlang kommen müssen. Der einzige Weg, damit Anka nicht mit sich selber spazieren geht, sind ständige Wechsel im Terrain.

Und an der Leine? An der Pirsch-Leine trabt Anka zumeist ganz brav. Lässt der Gehorsam nach, üben wir das durch Tempo-Wechsel, Drehen, Umkehren, etc. Nun weiß Anka ja ganz genau, wenn Sie sich vergessen hat. Und wenn dann das (Straf-) Üben beginnt, startet Anka ziemlich gelangweilt das Programm vom Vortag. Auch dabei müssen wir also täglich die Übungen wechseln, um Anka zu fordern.


All das zeigt uns, nur ein aktiver Jäger kann einen Jagdhund Art-gerecht halten, ausbilden und fordern. Die Damen des Hause erwägen schon, den Jagdschein zu machen.


Als alte Dame macht uns Anka Spaß, hält uns fit, bringt uns zum Lachen und ist eine wunderschöne Bereicherung. Wäre Anka nicht so alt, mit großem Schlafbedürfnis, wir müssten sie abgeben. Einen Welpen oder einen Jagdhund im Flegelalter könnten wir niemals auslasten und Art-gerecht halten.


Demnächst erhältst Du dann einen Bericht von Ankas Arbeit als Begleitung in der Altenpflege.


Viele Grüße von der Waisencouch

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Jagdhundeseminar für Nichtjäger und Erstlingsführer von Jagdhunden