5.4.08

Warum wir Jäger mehr für unser Ansehen tun müssen

Jagdhaus "Am Weinberg"















5 wunderschöne Tage liegen hinter mir. Mit dem DK Rüden "Joe" und dem Pensionshund "Traugott", einem Magyar Vizsla Rüden fuhr ich in meinen geliebten badischen Odenwald. Im Jagdhaus "Am Weinberg" von Christel, einer begeisterten Reitlehrerin, fanden die 2 Hunde und ich herzlichste Aufnahme.
5 Tage keine emails lesen, keine Blogbeiträge schreiben, keine Akten sichten, keine Strategiebesprechungen abhalten, mir war einfach nur nach Ruhe und Besinnlichkeit.

Jeden Tag marschierte ich dann nach dem Frühstück los. Vorbei an den für das Bauland typischen Grünkerndarren ging ich mit den Hunden in das Umland und für mehrere Stunden genoss ich die Stille, Ruhe und Einsamkeit und die Gegend des badischen Odenwaldes.


Grünkerndarre im Badischen Odenwald






Photo: www.ravenstein.de



Wenn das Wetter es zuließ und die warme Frühlingssonne durch die Wolken kam, legte ich mich auf eine Waldwiese und ließ die Seele baumeln, neben mir die Hunde, die immer wieder ihren Kopf in den Wind streckten, um den Wind zu prüfen. Der badische Odenwald ist bekannt für seine rehwildreichen Reviere, und so bekamen wir auf allen unserer ausgedehnten Spaziergängen zahlreich Rehwild zu sehen, das durch das erste Grün und die ersten Sonnenstrahlen die Scheu vor dem Menschen verloren zu haben schien. Die zahlreichen teilweise noch im Bast befindlichen Böcke weckten die Hoffnung auf eine erfolgreiche Bockjagd im Sommer.

Zufrieden und gestärkt ging es dann gestern wieder zurück nach Hause und nachdem die Hunde wieder auf ihre Familien verteilt waren, arbeitete ich die emails durch.
Eine dieser emails machte mich traurig und sie zeigt, wie viel Arbeit wir als Jäger noch vor uns haben, um unser Ansehen in der Öffentlichkeit zu verbessern.


Nachfolgend der Text der email:

Moin
folgendes habe ich bei euch gelesen:

"Und da ist noch etwas. Der Jäger verbringt viel Zeit mit sich selbst, ohne Ablenkung oder Beschäftigung. Viele Jäger sagen, dass sie die besten Einfälle ihres Lebens auf dem Ansitz hatten. Man sitzt und denkt. Oder träumt.
Auf alle Fälle ist man oft und lange in Ruhe mit sich und seinen Gedanken alleine.

Diese erlernte Gelassenheit und die Ruhe zum Nachdenken formen einen Menschen ganz zwangsläufig. Man kann das Gehirn nicht am Lernen hindern. Wer beim Jagen bleibt, kommt um diese Erfahrungen und die daraus resultierende charakterliche Entwicklung nicht umhin.

Darum, glaube ich, findet man unter Jägern so viele sympathische Menschen."

Da muß ich mich fragen, ist das euer Ernst, oder eine Selbstverarschung, oder fehlt die Bezeichnung "Witzecke"?????
Menschen die die meiste Zeit ihres Lebens an Beute denken, also an Tiere töten und dabei während ihrer ""Denkzeit"" sich immer fiesere Tötungsmethoden und Hinterhalte ausdenken sind sicherlich keine sympathischen Menschen. Eher Heuchler einer besonders fiesen Freundlichkeit.
Ich kenne nur wenige Jäger, die ehrlich freundlich sind. Die meisten sind fassadenfreundlich und dahinter schweißgetrieft, link und Kreaturverachtend.
Also bitte demnächst solche Beiträge als ""Humor"" kennzeichnen.
MFG Conny


Hier meine Antwort:


Liebe(r) Conny,

Aus Deinem Kommentar spricht Verbitterung. Das macht mich traurig.

Ich selbst habe in den letzten 35 Jahren unzählige Stunden auf dem Hochsitz gesessen oder auf Baumstümpfen verharrt, meinen Hund neben mir, meinen Gedanken freien Lauf gelassen. Ich empfinde das Ausüben der Jagd immer auch als Meditation und ein wenig nach der Suche zu sich selbst. Wenn ich dann noch ein Stück Wild erlegt habe, so war das dann der Punkt, mit dem der Satz endet. Im Mittelpunkt steht aber immer der Wunsch, nach Wochen der Hektik des Alltags wieder zu sich selber zu finden.

Natürlich gibt es unter den Jägern, wie in allen gesellschaftlichen Gruppen solche und solche. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

Es gibt keine einzige Kultur auf der Welt, von den Indianern im Amazonasgebiet bis zu den Lappen in Finnland, die das Ausüben der Jagd verdammen oder die Jäger in ihrem Land als hinterlistig bezeichnen. Doch diese Kulturen haben auch eines gemeinsam: Das verantwortungsvolle Jagen muss erlernt werden und hieran fehlt es in Deutschland, da gebe ich Dir recht.
Doch meine Aufgabe ist es, daran zu arbeiten, dass sich dies ändert. Das Beschimpfen der Jäger, denen die Achtung vor unseren Tieren verloren gegangen ist, oder diese Achtung nie hatten, bringt uns nicht weiter.
Dein verbitterter Kommentar bestärkt mich darin, an meiner Aufgabe, junge Jäger an das verantwortungsvolle Jagen heranzuführen, weiter zu arbeiten.


Ein traurig gestimmter

stefan fügner

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