Photo: Marion Kuhnt
Dies ist wohl die häufigste Frage, die sich unbedarfte Hundehalter mit einem verhaltensauffälligen Hund stellen.
Das Ziel, dass der Halter nach dem Besuch der Hundeschule einen sozialverträglichen Hund an der Leine führt, haben alle Hundeschulen, alleine die Wege, die zum gehorsamen Hund führen, sind so zahlreich, wie es Hundeschulen gibt.
Zunächst gilt es einmal zu unterscheiden, mit welcher Absicht ein Halter eine Hundeschule aufsucht.
Benötigt er lediglich den Rat eines Fachmanns, der ihm Hilfestellung beim Einüben der Grundkommandos gibt, unterscheiden sich die Hundeschulen nur wenig.
Handelt es sich hingegen um einen Hund, der wenig soziale Verträglichkeit zeigt, bei dem also Korrekturen von Fehlverhalten notwendig sind, gestaltet sich die Suche schon wesentlich schwieriger.
Alleine diesen verhaltensauffälligen Hunden und der Suche eines passenden Trainers, der in der Lage ist, diese Hunde zu korrigieren, widmet sich dieser Artikel, da viele Hundeschulen diese sehr wichtige Unterscheidung oft nicht machen.
Was ist ein verhaltensauffälliger Hund?
Ich weigere mich im Gegensatz zu vielen Hundeschulen von Problemhunden zu sprechen. Zwar bezweifle ich nicht, dass viele Halter ein Problem mit dem Hund haben, aber deshalb gleich von einem Problemhund zu sprechen, verbietet mir meine Achtung vor unseren vierbeinigen Begleitern. Es sind lediglich Fehlverknüpfungen aus der Welpenzeit, die beim Hund zu Fehlverhalten führen. Schuld daran ist wiederum eine falsche oder gar keine Ausbildung im Grundgehorsam. Besonders der Import von Hunden aus den südeuropäischen Ländern, in denen es kaum Kenntnisse über die Ausbildung von Hunden gibt, haben die Menge der verhaltensauffälligen Hunde in unserer Gesellschaft massiv ansteigen lassen.
Wie erkenne ich einen Hundetrainer, der Erfahrungen in der Korrektur verhaltensauffälliger Hunden hat?
Zunächst einmal meidet er, ebenso wie ich, das Wort Problemhund, da er weiß, dass 90% aller Probleme am oberen Ende der Leine zu suchen sind. Das Problem ist deshalb beim Halter zu suchen. Nun braucht ein unerfahrener Hundehalter nicht erschrecken, da die Korrektur verhaltendsauffälliger Hunde ein großes Erfahrungspotential an Hundewissen voraussetzt, über das der unbedarfte Halter niemals verfügt.
Dieses Wissen ist es aber, was der ratsuchende Hundehalter bei der ersten Kontaktaufnahme abfragen muss, bevor er sich für einen Fachmann zur Korrektur des Hundes entscheidet.
Der oder die Inhaberin der Hundeschule sollte auch über ausreichende Referenzen verfügen, um seine Kenntnisse auf diesem Gebiet zu untermauern.
Es hat sich in den letzten Jahren immer mehr herausgestellt, dass die Korrektur dieser Hunde in die Hände von Hundeführern und Hundeführerinnen gehört, die sich auf die Korrekur verhaltensauffälliger Hunde spezialisiert haben. Hundeschulen, die sich auf das Beibringen des Grundgehorsams von Junghunden spezialisiert haben, sind mit den Hunden, bei denen sich Fehlverhalten tief eingeprägt hat, oft überfordert.
Wie finde ich den Spezialisten?
Diese Spezialisten kommen in der Regel aus den Bereichen Schutz- und Jagdhundausbildung, da die Ausbildung eines Gebrauchshundes erheblich mehr Kenntnisse verlangt, als die Begleithundeausbildung. Oft meiden sie auch das Wort "Hundeschule", da ihr Schwerpunkt in der Gebrauchshundeausbildung liegt, weshalb man sie auch bei der Eigabe der Suchphrase "Hundeschule" im Internet nicht findet. Erst durch die oft verzweifelten Hundehalter, die nach dem Durchlaufen verschiedener Hundeschulen auf diese Spezialisten gestoßen sind, haben sie sich auf die Korrektur von Hunden spezialisiert. Auch wenn man keinen Gebrauchshund hat, sollte niemand darauf verzichten, diese Gebrauchshundausbilder anzurufen. Auch wenn sie keine verhaltensauffälligen Hunde korrigieren, so kennen sie aber immer jemanden, der sich dieser Hunde annimmt.
Welche Fragen muss ich stellen?
Das erste Gespräch, in dem man seine Probleme mit dem Hund schildert, sollte auf jeden Fall kostenlos sein.
Da es immer noch zahlreiche Gebrauchshundeausbilder gibt, für die Starkzwang ein probates Mittel der Korrektur ist, sollte die erste Frage nach dem Einsatz von Stachler und Elektroreizgerät sein. Diese Frage sollte auf jeden Fall mit "nein" beantwortet werden.
Ein Ausbilder oder eine Ausbilderin, der oder die sich dieser Hunde annimmt, sollte auf jede Art von Gruppenstunden verzichten. Diese Hunde können ausschließlich im Einzelunterricht korrigiert werden. Um den Hund und vor allem das Fehlverhalten des Halters genau zu analysieren, bedarf es am ersten Tag eines intensiven Arbeitens von 2-3 Stunden mit anschließender Nachbesprechung.
Erfolge müssen sofort am ersten Tag erkennbar sein!
Das wichtigste Erkennungsmerkmal einer guten Hundeschule aber ist der schnelle sichtbare Erfolg.
Der Ausbilder korrigiert in erster Linie das Fehlverhalten des Halters in den Situationen, in denen der Hund unerwünschtes Verhalten zeigt. Hier müssen Erfolge, also das richtige Verhalten des Hundes durch richtiges Einwirken des Halters bereits am ersten Tag deutlich erkennbar sein. Sollte dies nicht der Fall sein, sollte man auf eine weitere Zusammenarbeit verzichten.
Der Ausbilder als Lotse des Halters
Der Ausbilder leitet den Halter an, wie er auf den Hund in Versagenssituationen einwirkt. Er korrigiert in erster Linie das Verhalten des Halters. Er ist Lotse des Halters und führt diesen durch die Situationen, die er bisher nicht beherrscht hat. Durch dieses Anleiten erhält der Halter das Rüstzeug, auch ohne den Ausbilder, den Hund zu korrigieren. Am Ende der Übungen muss der Halter ein Bündel klar umrissener "Hausaufgaben" mit nach Hause nehmen, die in den nächsten Wochen abgearbeitet werden müssen.
Dauer und Kosten
Die Erfahrung hat gezeigt, dass nach 2-3 halben Tagen sich sichtbare Erfolge einstellen und der Halter genügend Kenntnisse erlangt hat, um alleine ohne Anweisung mit seinem Hund weiter zu arbeiten. Dies sollte immer das Ziel eines solchen Besuches eines Spezialisten sein.
Auch bei der Zusammenarbeit mit einem Hundetrainer gilt es, klare und deutliche Vereinbarungen zu treffen.
Eine Hundeschule ist als Gewerbe anzumelden und somit ist die Vergütung mehrwertsteuerpflichtig. Fehlt eine solche gewerbliche Grundlage, sollte tunlichst vom Besuch Abstand genommen werden. Die Leistung und die Kosten sind im Vorfeld schriftlich zu fixieren.
Unter dem Aspekt, dass es sich um einen Gewerbebetrieb mit den dazugehörigen oft nicht unerheblichen Nebenkosten handelt, sollte ein solcher halber Tag mit 70 - 100 Euro vergütet werden. Die Dauer sollte 3 Termine nicht überscheiten. Auch kann in der Vereinbarung der Abbruch der Ausbildung nach dem ersten Tag vereinbart werden, sollten sich dort nicht die ersten Erfolge zeigen.
Fazit:
Auch wenn sich viele Institutionen darum bemühen, Transparenz in den undurchsichtigen Hundeschulmarkt zu bringen, so bleibt die Suche mühevoll, ist doch das Verhältnis von Halter zum Ausbilder in erster Linie Vertrauensache. Beachtet man aber einige Fakten bei der Suche, wird der Weg zum sozialverträglichen Hund keine Odyssee.
Eine Liste von Jagdhundeschulen und Jagdhundausbilder übersichtlich auf einer Deutschlandkarte findet man auf dem Deutschen Jagdportal.
waidmannsheil
Euer
stefan
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Hallo, Stefan.
AntwortenLöschenZitat aus dem Bericht:
"Da es immer noch zahlreiche Gebrauchshundeausbilder gibt, für die Starkzwang ein probates Mittel der Korrektur ist, sollte die erste Frage nach dem Einsatz von Stachler und Elektroreizgerät sein. Diese Frage sollte auf jeden Fall mit "nein" beantwortet werden."
Beim Stöbern durch die Liste der Jagdhundeschulen falle ich dann schon bei der 2. Jagdschule, die von Uwe Heiss, über die Erklärung der richtigen Handhabung von E-Reiz-Geräten.
Hab ich da irgend etwas nicht richtig verstanden?
Hundeschulen, die mit E-Reizgeräten arbeiten, sind abzulehnen. Das sehe ich ganz genau so.Sollten sie dann auch konsequenterweise in solchen Listen nicht auftauchen?
viele Grüße Caro
Lieber Stefan,
AntwortenLöschenich habe deinen Bericht mit Interesse gelesen und konnte dir in vielen Passagen zustimmen.
Einige Aussagen möchte ich jedoch nicht unkommentiert lassen, denn ich halte sie für unrichtig - was eventuell daran liegen mag, dass du nicht aus der Sichtweise eines hauptberuflich tätigen Hundeausbilders schreibst.
Da die Sozialverträglichkeit nach menschlichem Ermessen stark mit dem Grundgehorsam zusammenhängt, darf man meines Ansicht nach die beiden von dir erstellten Kategorien (Gebrauchshundeausbilder versus Hundeschule) ruhig vermischen, mehr noch, ich schätze Trainer sehr, die zwar bei ihren Leisten bleiben, aber dennoch über ein breites Wissen verfügen. Auch darf man nach meinem Verständis in angebrachten Fällen von Problemhunden sprechen, denn man mag es drehen und wenden wie man will, nicht wenige Hunde sind zum Problem ihrer Umwelt geworden, wer immer auch daran beteiligt war.
Zudem kann ich mir langsam leider nicht mehr merken, was aktuell auf der No-Go-Liste der Hundeszene steht: Problemhunde, Dominanzaggression, Zwang...
An deinem Artikel stören mich auch die sehr engen Angaben zum Vorgehen eines guten Trainers: Ein vom Gebrauchshundeausbilder empfohlener Fachmann, der sich nicht als Hundeschule versteht, soll mit sofort sichtbaren Ergebnissen in einem Zeitrahmen von drei halben Tagen die Probleme des Halters mit seinem Hund ohne Zwang erfolgreich auflösen?
Na, deine Kunden möchte ich gerne haben...ich bin schon dankbar, wenn meine Kunden meinem Arbeitspensum eine Stunde lang folgen können und dies zuhause erfolgreich umsetzen.
Liebe Grüße (auch an Herr und Frau Dr. Lipps) von Nina Pfarr
Hallo Stefan,
AntwortenLöschenauch ich habe den Bericht mit Interesse gelesen und Stimme absolut mit Dir überein!
90% der Probleme fangen wirklich 'am oberen Ende der Leine' an, wie Du so schön sagst. Und leider gibt es heute viel zu viele selbsternannte Hundeflüsterer, die von Gebrauchshunden keine Ahnung haben!
Herzliche Grüße
frank