von Volker Wollny
Tja, was sind das nun für Menschen, die auf die Jagd gehen? Es mag wohl den einen oder anderen brutalen Zeitgenossen geben, der aus Spaß am Töten auf die Jagd geht, genau wie es den beutegierigen Trophäenergatterer gibt und denreichen Protz, der sich ein kostspieliges Jagdrevier als Statussymbol hält.
Die Masse der deutschen Jäger jedoch besteht aus gewöhnlichen Leuten, die sich ganz einfach den kleinen Luxus erlauben, Steinzeitmensch zu spielen, ihrem Jagdtrieb nachzugehen, die Befriedigung zu erleben, Beute zu machen und selbst erlegtes zu verzehren oder anderen Menschen auf den Tisch zu bringen. Man jagt nicht um zu töten, sondern tötet um gejagt zu haben, wie es der spanische Philosoph José Ortega y Gasset ausdrückte.
Das Ausleben des angeborenen Jagdtriebes ist also die Hauptmotivation dafür, Jäger zu werden. Daneben spielen aber oft auch andere Gesichtspunkte eine Rolle: Das Errichten von Hochsitzen und dergleichen zum Beispiel erinnert stark an das Budenbauen in der Kinderzeit und man bezeichnet die Jagd auch als "Abenteuerspielplatz für Erwachsene". Die Reviertätigkeiten sind für viele auch ein Ausgleich zum Allltag, bei dem man in Werkstatt, Büro oder Fabrik eingesperrt ist und sich nicht oder nur einseitig bewegt. Der Jäger ist im Revier an der frischen Luft, bewegt sich vielseitig und erfährt zu dem die Freude am Bauen und Gestalten.
Die Geschichte vom reichen Jäger ist ebenfalls ein Ammenmärchen, auch wenn Jagdgegner mit den seltsamsten Erklärungsversuchen an der Statistik der deutschen Jagdscheininhaber herumzudeuteln versuchen. Der große Anteil an Landwirten wird damit zu erklären versucht, dass ja Großgrundbesitzer auch Landwirte sind und die Kaufleute unter den Jägern werden mit dem Hinweis darauf kommentiert, dass ja Firmeninhaber grundsätzlich Kaufleute im juristischen Sinne seien.
Solche Spitzfindigkeiten sind lächerlich.
Wären alle jagenden Landwirte Großgrundbesitzer, müsste Deutschland erheblich größer sein oder es bliebe zumindest kein Land mehr übrig, welches die nicht jagenden Bauern bearbeiten könnten. Sicherlich ist das Duchschnittseinkommen der Jagdscheininhaber höher als das der Gesamtbevölkerung und es finden sich dort prozentual mehr Menschen mit gehobenen Berufen als in der Gesamtbevölkerung. Für ganz arme Leute ist die Jagd tatsächlich nichts, jedoch will das nichts besagen: Ganz arme Leute fahren zum Beispiel auch nicht Auto oder Motorrad. Niemand wird jedoch deswegen den Besitz eines Autos und/oder eines Motorrades als Indiz für Reichtum werten.
Tatsache ist jedoch, dass man sich bereits mit einem durchschnittlichen Einkommen das Jagen durchaus leisten kann, was sich in etwa auch in der Statistik widerspiegelt: Außer den von Jagdgegnern beargwöhnten Kaufleuten und Landwirten gibt es unter den deutschen Jägern jede Menge Facharbeiter, einfachere Angestellte und Beamte wie Busfahrer, Meister, Steuergehilfen, Polizisten, Waldarbeiter und vieles mehr.
Betuchte Leute findet man schon eher unter den Inhabern eines eigenen Revieres, denn ganz billig sind die Pacht, die laufenden Ausgaben für den Unterhalt und vor allem der Ersatz des Wildschadens an die Bauern nicht. Da Menschen mit überdurchschnittlichem Einkommen aber meist weniger Freizeit als andere haben, da sie in gehobenen Jobs oder als Unternehmer arbeiten, benötigen die meisten Revierinhaber für die Revierarbeiten Hilfe von anderen
Jägern. Allerdings sind wiederum die wenigsten Inhaber eines Jagdrevieres so wohlhabend, dass sie sich bezahltes Jagdpersonal leisten können. Daher nehmen diese Jagdherren Mitjäger auf, die bei den Revierarbeiten zupacken und dafür umsonst jagen dürfen. Das ist der Grund dafür, dass das Jagen heutzutage für viele erschwinglich geworden ist.
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Des Jägers Ursprung liegt entfernt, dem Paradiese nah,
Da war kein Kaufmann, kein Soldat,
kein Arzt, kein Pfaff noch Advokat,
Doch Jäger waren da...
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