19.5.07

Zunahme der Biberpopulation macht nicht nur den Jägern in den Elbauen Sorge

Elbbiber.
Den Bestand schätzt man zur Zeit auf 2.200 Exemplare














Photo: www.faunoekjmueller-magdeburg.de



Als Braunbär Bruno im letzten Jahr über die Alpen nach Deutschland einwanderte, wurde die Wiedereinbürgerung von Wildtieren in der Öffentlichkeit heftig diskutiert. Leider lässt man aber die Menschen, die sich dann um die Folgeprobleme dieser Einbürgerung kümmern müssen, oft alleine.

Wer trägt denn die Kosten der Schäden, die von diesen Tieren verursacht werden, wenn sie sich in unserer dichtbesiedelten Landschaft wieder häuslich einrichten?
Diese Frage wird bei der Diskussion oft vermieden oder heruntergespielt.

Als der Biber in unseren Breiten fast gänzlich verschwunden war, rief dies die Naturschützer auf den Plan und es wurden Wiedereinbürgerungsgebiete geschaffen. Im Gegensatz zum Bären, bei dem die Probleme beim Stillen seines großen Appetits beginnen, wird es beim Biber problematisch, wenn er seine immensen baulichen Aktivitäten entfaltet. Was er ja tun muss, wenn er sich - wie gewünscht - fortpflanzen und sprichwörtlich häuslich einrichten soll.

Zum neuen Verbreitungsgebiet der Brandenburger Biber zählt nun seit einigen Jahren nicht nur der Elbe-Havel-Kanal zwischen Elbe und Brandenburg/Havel, sondern auch dessen Nebengewässer. War die rege Bautätigkeit des Bibers im Gebiet der Seenplatte westlich von Brandenburg/Havel und den Elbauen noch hinnehmbar, breitet er sich zunehmend entlang des Kanals, einer künstlichen Wasserstraße, aus.

Da hier große Weichholzbestände an den Ufern fehlen und der Fortpflanzungstrieb bekannterweise immense Kräfte frei setzt, scheut sich der zahlreich vorkommende Biber nicht, auch das viel härtere Kiefern- und Eichenholz entlang des Kanals zu fällen. Die Schäden an den Nutzholzbeständen nehmen nunmehr bedrohliche Ausmaße an.

Die erfreuliche Zunahme der Biberpopulationen im dünnbesiedelten Brandenburg zeigt hier, dass jeder Wiedereinbürgerung enge Grenzen gesetzt sind.

Der Gesetzgeber ist aber aufgerufen, die Menschen, die mit der Einbürgerung direkt konfrontiert werden, mit den Problemen nicht alleine zu lassen.

Eine kontrollierte und auf den Bestand abgestimmte Bejagung des Bibers wird wohl früher oder später unumgänglich sein.

Über die Probleme der Zunahme der Biberpopulation berichtet die Volksstimme:


Die Streiche der Biber setzen den Kader und Karower Jägern zu;
Eichen und Kiefern à la carte

Der Biber hat über den Elbe-Havel-Kanal kommend längst dessen Nebengewässer erobert. Der unter strengem Naturschutz stehende Nager hinterlässt in den Gemarkungen Kade und Karow zunehmend seine Spuren. Eichen und Kiefern gehen auf das Konto der Biber. Die Kader Jäger fordern deshalb schonende Eingriffe in die Population.

Wenn Norbert Holzberger, Jäger aus Kade, in sein Auto steigt, um all jene Stellen zu zeigen, wo der Biber sein Unwesen getrieben hat, wird dies eine lange Tour. Es ist bittere Ironie, wenn der Weidmann sagt, dass es nun wahrscheinlich nicht mehr lange dauern werde, bis die Biber über den Kader Dorfplatz laufen werden.

Das rasante Tempo, mit dem sich der hungrige Vegetarier auf dem Vormarsch befindet und die Schäden, die er dabei angerichtet hat, bestätigen die Jäger der Gemarkung Kade in dieser Vorahnung.

Seit vier bis fünf Jahren beobachten die Waidleute das ungestörte Wohlergehen der streng geschützten Biber. Dagegen konnten sie allerdings nicht viel ausrichten. Eine Bejagung ist den Jägern streng untersagt, es ist verboten, Biber zu fangen oder zu vertreiben. Lebt der Biber in der Nachbarschaft des Menschen, sind Probleme jedoch vorprogrammiert : "Wir können im Wald nicht um jeden Baum Maschendraht wickeln", weist Norbert Holzberger auf das derzeit einzig probate Mittel hin, Ärger zu vermeiden und sich auf die Streiche des Bibers einzustellen. Dass manch Pflaumenbaum dran glauben musste, sei nicht das Schlimmste. Inzwischen hat der Biber – sonst bekannt als Weichholznager – auch Kiefern und Eichen auf seinen Speiseplan gesetzt. Norbert Holzberger geht davon aus, dass in der heimatlichen Gemarkung etwa 20 der 50- bis 60-jährigen Eichen durch die Nager massiv im Bestand bedroht sind. Weitere jüngere Eichen – etwa entlang des Weges am Kanal von Kader Schleuse nach Wusterwitz – leiden bereits sichtbar unter dem Appetit der Biber.

Entlang des Fienerhauptkanals, schätzen auch die benachbarten Karower Waidmänner, könnten es noch einmal 15 bis 20 vor allem ältere Eichen sein, deren Tage gezählt sind.

Inzwischen sei es deshalb Zeit, dass der Mensch zumindest in problematischen Bereichen schonend in die Biber-Population eingreift, um den Nager Grenzen aufzeigen zu können, so die Auffassung der Kader Jägerschaft. " Naturschützer, Jäger, Land- und Forstwirte müssen dringend an einen Tisch kommen, um der Biber-Plage Herr werden zu können ", fordert Holzberger.

Kader, aber auch Karower Jäger befürchten vor allem mit dem Kanalausbau weitere, durchaus erheblichere Biber-Sorgen auf sich zukommen. Schon jetzt weisen die Eichen entlang des Kanals Biberspuren auf. Irgendwann, so die Befürchtungen, würden auch die zurzeit noch durch einen Zaun geschützten Ersatzpflanzungen das sichere Ziel bei der Nahrungssuche der Biber sein.

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