Wild in einem sich selbst verjüngenden Wald - bis dahin ist es noch ein weiter Weg
Es fehlt eine sachliche Diskussionskultur
Ich habe mir aber die Kommentare in der Odermärkischen Zeitung
durchgelesen. Es ist grausam. Warum? Vieles
nur Geschwafel, Stammtischgerede und der Versuch, die eigene Meinung zu
diesem Thema mit Argumenten aus dem
großen Vorratstopf zu belegen. Was hilfreich sein könnte, wird erwähnt, was der
eigenen Meinung widerspricht, wird weggelassen.
Es gibt nur wenige gute Kommentare. Ich finde die Verallgemeinerung unerträglich, wie
Der Wähler
Der Förster
Der brandenburgische Wald
Der Jäger
Der Bauer usw.
um nur einige zu
nennen.
Mit der Benutzung solcher Begriffe ist eine sachliche
Argumentation und Diskussion nicht möglich.
Was feststeht ist, dass wir Jäger keine eigenen,
wissenschaftlich nachgewiesenen Argumente zu vielen Themen ins Spiel bringen
können. Wir sind immer auf die Erkenntnisse anderer Stellen angewiesen und tun
uns somit schwer, wenn keine
Studien, die an irgendwelchen Hochschulen
oder in Forschungsgruppen erstellt wurden, vorliegen.
Der DJV hat die Entwicklung verschlafen
Ursache hierfür ist ein nach traditionellen
Vereinsstrukturen organisierter DJV, der es verpennt hat, sich dem total
veränderten Weg der allgemeinen Meinungsbildung anzupassen.
Als Beispiel sei nur erwähnt, dass der DJV aus dem
deutschen Naturschutzring ausgetreten ist, weil der damalige Präsident sich von
irgend so einer grünen Tussie beleidigt gefühlt hat und meinte die deutsche reiterliche
Vereinigung oder der Organisation der Waldbesitzer ( da sind ja viele adelige
Kumpels drin ) könnten die Interessen der Jäger in dieser Institution
wahrnehmen. Oder: Um wieviel schwächer
wäre Position des DJV, wenn des keinen Prof. Pohlmeier an der Uni Hannover gäbe.
Bei uns in Niedersachsen hat die Landesjägerschaft eine
Halbtagsstelle für eine Biologin geschaffen, als Wolfsbeauftragte. Als
Resultat ist bislang zu mindestens dabei herausgekommen, dass es einen Vertrag zwischen dem Landesjagdverband
Niedersachsen und der Landesregierung gibt, dessen Inhalt in Kürze ist:
“ In
Sachen Wolfsmanagment vertraut die Landesregierung auf die Sachkompetenz der
Landesjägerschaft“ und damit haben wir gegenüber anderen Landesjägerschaften
schon mal etwas zum Vorzeigen.
Es bedurfte nicht mal eines Institutes, oder einer
Forschungsgesellschaft, oder eines gesponserten Lehrstuhls, nein es reichte
eine Halbtagsstelle für irgendeine junge Biologin! Das irgendeine ist nicht
negativ gemeint.
Ich besitze selber Wald, und beobachte das was darin
geschieht seit nun ca. 45 Jahren, das ist immerhin ein Zeitraum, der kaum einem
Förster zur Beurteilung seiner Arbeit zur Verfügung steht, vor allem in der heutigen Zeit, wo eine
Forstreform die nächste jagt. Ich gehe seit ca. 1992 auf Drückjagden beim
Staatsforst und komme so immerhin etwas rum und schaue mir in Hinblick auf
Waldstruktur und Wilddichte an, was da so passiert.
Das einzige, was feststeht ist: Es gibt nicht “den Wald“
!!!!
Jeder Wald ist anders.
Es gibt nicht den Wildbestand.
Manchmal sieht man die Folgen eines ehemals überhöhten
Wildbestandes und heute lebt da kaum noch ein Tier.
Ob in dem ein oder anderen Wald die Wilddichte zu hoch,
angepasst oder zu gering ist, das wird
die Zukunft zeigen aber heute entscheiden darüber auf Umwegen und durch
Mittelsmänner Politiker einer bestimmten Richtung, und das ist das, was falsch
ist.
Die Gegner langfristigen Denkens: Politische Karrieristen und grüne Ideologen
An die gut bezahlten Stellen kommt man nur, wenn man den
Politikern nach dem Maul redet und handelt, und leider werden die
Landwirtschafts- oder Umweltministerien oft von den Grünen geführt, die
mehrheitlich ein, salopp gesagt, gestörtes Verhältnis zu Jägern Tieren und
Waffen haben und vor allem bei einer
großen Gruppe von Wählern, den NABU und BUND Mitgliedern, Stimmen einheimsen
wollen.
Immer wieder wird als Argument ins Spiel gebracht, wie
hoch der Schaden ist, den das Wild durch den Verbiss anrichtet. Das rechnet
jedes Forstkompetenzzentrum so aus, wie es ideologisch geprägt ist! Und darüber entscheiden dann Politiker, bzw. deren
Handlanger in den Führungsetagen der Ministerien.
Schäden, die in keiner Statstik auftauchen
Wie hoch ist denn der Schaden, der dadurch entsteht, dass
völlig zugewachsene Buchennaturverjüngungen oder noch schlimmer Anpflanzungen
gelichtet werden müssen, damit die sich weiterentwickeln können, bzw. beim
Fällen der reifen Bäume zerschlagen werden? Ein paar Bäume weniger und man
könnte sich das Freischneiden sparen.
Wieviel Geld wird vernichtet, wenn die dichten
Kiefernwälder gelichtet werden, in denen man Buchen oder Eichen drunter
gepflanzt hat, von der Qualität dieser Bäume mal ganz abgesehen? Überwiegend nicht maschinengerechtes
Brennholz für die Handaufarbeitung, kaum jemals wertvolles Holz für Möbel oder
Furnier. Das kann man vielerorts jetzt nach ca. 20 Jahren ideologisch geprägter
Forstwirtschaft schon erkennen.
Wie hoch ist der Schaden beim Verbraucher der dadurch
entsteht, das Nadelholz knapp und damit teuer wird?
Wie hoch ist der
Umweltschaden, der durch die daraus resultierenden elendig langen Transportwege
entsteht?
Wie hoch ist der Umweltschaden dadurch, dass das aus Osteuropa
eingeführte Holz um die Mengenlücke zu schließen und überwiegend nicht aus
nachhaltiger Forstwirtschaft stammt?
Wie hoch ist denn der Schaden, den der Kleinwaldbauer
tragen muß, weil seine 3 Fichten, 4 Birken, 5 Buchen und eine Eiche und dazu noch von unterschiedlicher Qualität nur
unter einem Abzug vom Verkaufspreis
abgeholt werden? Die Industrie braucht volle LKW gleicher Güte.
Wie hoch ist denn der Schaden, der den Bauern und
Waldbesitzern entsteht, weil Großrudelbildung beim Rotwild durch bereits heute
lokal überhöhte Wolfsbesätze Schälshäden verursacht?
Wie hoch ist denn der Schaden der durch das Wild
in den wenigen verbliebenen Ruhezohnen entsteht, weil jeder Honsel zu jeder
Tages-und Nachtzeit mit oder ohne angeleintem Hund, mit oder ohne Blinklichter
am Körper durch den Wald rauschen darf?
Wie hoch ist der Schaden, weil niemand mehr zu den Jagden
kommt, weil kein Wild, kein Anblick, kein Jagderfolg mehr da ist? Noch
funktioniert‘s, dank der Holländer und Dänen, was ist wenn selbst die nicht
mehr kommen? Da wird manch einem Waldbesitzer richtig Geld in der Kasse fehlen,
Jahr für Jahr.
Mir hat mal ein Bundesforstamtsleiter gesagt, er würde 2500
Jagdgäste im Jahr an der Jagd (Abschusserfüllung) beteiligen, das sind ca. €
500.000 + Trophäenentgeld + Wildpreterlös. Dafür kann man viele Kilometer Zaun
bauen, wenn man dann wirklich muß. All
diese Schäden werden ignoriert, es zählt nur, was verbissen wird.
Bei der ganzen Diskussion um überhöhte Wildbestände geht
es doch vielfach gar nicht um die
Bestände. Die Überlegungen und Versuche einiger Gruppierungen gehen doch immer
in die gleiche Richtung. Auf welchem Umweg auch immer, wie z. B.Totalschonung
der Prädatoren, Verschärfung der Wildschadenshaftung, Verbot der Fallenjagd,
Verkürzung der Jagdzeiten, Verschärfung des Waffenrechtes, Verteuerung des
Waffenbesitzes, den Jägern das Jagen zu versauern, um sie auf diesem Wege zur
Aufgabe der Jagdausübung zu bewegen, weil man aus welchen Gründen auch immer
grundsätzlich gegen die Jagd ist.
Wann ist ein Wildschaden ein Wildschaden?
Bevor wir über das Bezahlen Wildschäden reden, müssen wir
erst einmal klären, wieviel “ Schaden“ eigentlich zu tolerieren ist. Denn alle,
wirklich alle Organisationen sagen, dass das Wild unabdingbarer Bestandteil
unserer Kultur-oder Naturlandschaft ist und bleiben soll. Da wird es immer
einen sogenannten “Schaden“ geben. Das
fehlt in der gesamten Diskussion völlig. Wenn die Politik sagt, autorisiert
durch demokratische Wahlen, wir wollen
Wild, dann gibt es keinen einzigen Grund einen einzelnen abgebissenen
Baum, 1m² umgebrochene Wiese oder 1
Zentner Ernteausfall zu bezahlen. Das hat der Grundbesitzer zu tolerieren.
Tolerierbare Schäden und Wildichten müssen durch unabhängige Institute festgelegt werden
Die
Grenze, ab wann bezahlt werden muss,
muss festgelegt werden. Hier müssen von der Politik unabhängige
Institute und Universitäten ermitteln, welcher nachhaltige
Schaden in der Forstwirtschaft und aktueller Schaden in der Landwirtschaft durch den notwendigen Bestand zur
nachhaltigen Aufrechterhaltung der Arten
verursacht wird, und somit zu tolerieren ist. Vor allem auch, welcher
Lebensraum dem Wild zur Verfügung zu stellen ist, sprich was hat ein Grundbesitzer
zu tun, damit das Wild eine ausreichende Lebensgrundlage hat. ( Eigentum
verpflichtet ). Es kann nicht sein, dass
Schaden, der durch wildunverträgliche Wirtschaftsformen bei notwendiger
Bestandsdichte entsteht, bezahlt werden muß. Es kann nicht sein, dass es einer
Forst-oder Landwirtschaft erlaubt ist, dem Wild die Lebensgrundlage zu entziehen. Wir sind doch schließlich nicht die amerikanischen Siedler, Nur ein
toter Indianer ist ein guter Indianer. Wir prangern Wirtschaftsformen z.B. in
Südamerika an, verhalten uns aber eigentlich genauso.
Die Jägerschaft muss sich in diesem Prozess einbringen
An diesem Prozess muss sich die Jägerschaft beteiligen,
dazu braucht man gute Leute, dazu braucht‘s Ideen. Erfolge und Erkenntnisse
müssen kommuniziert werden, es wird Geld kosten, das kann man den Mitgliedern abverlangen,
die maulen zwar, aber die meisten bleiben in der Organisation ( zumindest bei
uns im Hegering haben die zwei ausgetretenen Geld für die
Öffentlichkeitsarbeit gespendet )
Wenn das alles geschehen ist, dann kann jeder, der das
Jagdausübungsrecht ausübt, für sich selbst entscheiden, wie er mit seinem
Wildbestand umgeht, ob er lieber zahlt, schießt, wildgerechten Wald oder
Landwirtschaft fördert oder zu Hause bleibt.
Die Zeiten von Megastrecken werden dann zwar überwiegend
vorbei sein. Aber jeder Jäger wird mit
einem für sich selbst festgelegtem, kalkulierbaren Einsatz an finanziellen
Mitteln zum einen seiner Passion nachgehen können, und zum anderen Teil und
Mitwirkender an der Aufrechterhaltung einer artenreichen Tierwelt in
Deutschland sein können. Eine Aufgabe, ein Umstand, eine Möglichkeit seine
Spuren für die Nachwelt zu hinterlassen.
In diese Forschung muss die
Jägerschaft sich einbringen!
Mit Waidmannsheil und freundlichen Grüßen
Axel Plümacher