Der Steinbock ist der Rolls Royce unter den jagdbaren Wildtieren
Tirols. Ein kapitales männliches Tier kostet mindestens 10.000 Euro.
Photo: www.sagen.at
Fast 35.000 Wildtiere lassen in den Tiroler Bergen pro Jahr
vorzeitig ihr Leben. Ein Millionengeschäft, kritisiert ein Berufsjäger. Mit
manchmal barbarischen Folgen, wie kürzlich ein Jagdvideo zeigte.
Gastbeitrag von Thomas Hörmann, Redaktionsmitglied der Tiroler Tageszeitung
Innsbruck Ein
„Einser-Steinbock“ – mindestens zehn Jahre alt und mit einem möglichst
eindrucksvollen Gehörn ausgestattet – ist quasi der Rolls Royce unter den
Tiroler Wildtieren. Wer den Kopfschmuck eines kapitalen Steinbocks in seine
Stube hängen will, muss etwa 10.000 Euro lockermachen. Mindestens, es können
auch 15.000 Euro sein. Es sei denn, der Abschuss erfolgt
"Ein Aufsichtsjäger konnte ein Reh nicht von einer Gams
unterscheiden" ein Berufsjäger (anonym)
auf Einladung. Günstiger ist ein Hirsch: „Schöne Exemplare kosten
von 4000 bis 10.000 Euro“, sagt ein Hobbyjäger, der allerdings ungenannt
bleiben will. Rehwild fällt im Vergleich dazu beinahe schon in die
Schnäppchenkategorie, für den Jagdtod eines Tieres kassieren die Revierpächter
ein paar Hunderter. „Im Höchstfall einen Tausender, wenn’s ein besonders
schöner Rehbock ist.“
Rund 34.000 Wildtiere
werden in den 1400 Tiroler Jagdrevieren pro Jahr von Jägern erlegt – 17.000
Rehe, 8000 Gämsen, 9000 Hirsche, 300 Steinböcke. Ein Millionengeschäft,
versichert ein Berufsjäger, der aus Angst um seinen Job anonym bleiben will.
Einer von derzeit noch 140, „vor 20 Jahren hatten wir 250 Berufsjäger“, ergänzt
Franz Krösbacher vom Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Jagd und
Fischerei.
Der Aderlass bei den
Profi-Waidmännern hat wohl auch finanzielle Gründe: Sie sind teuer, haben einen
guten Kollektivvertrag. „Daher gibt’s den Trend, die großen Jagdreviere, die
einen Berufsjäger erfordern, zu teilen“, sagt ein Mitglied dieses langsam aussterbenden
Berufsstandes.
An ihre Stelle treten Aufsichtsjäger. Keine Profis, sondern
Amateure mit unterschiedlichsten Brotberufen, die von den Jagdpächtern
eingesetzt werden. „Es gibt gute und schlechte Aufsichtsjäger“, sagt der
Profi-Kollege: „Als Befähigung müssen sie fünf Jahre den Jagdschein besitzen
und einen Kurs absolvieren, mehr ist dazu nicht nötig.“ Ein Kurs, der eine
profunde Jagdausbildung nicht immer garantieren kann: „Ich war zum Beispiel mit
einem Aufsichtsjäger unterwegs, der ein Reh nicht von einer Gams unterscheiden
konnte“, erzählt der Profi.
Abseits der Ausbildung ist es aber die Einstellung zur Jagd, die
der Berufsjäger kritisiert: „Meine Kollegen und ich, wir kennen jedes einzelne
Tier in unseren Revieren und haben eine enge Bindung. Wir berücksichtigen bei
unseren Abschüssen die sozialen Gefüge innerhalb der Populationen.“
Anders die Situation in so
manchen Kleinrevieren: „Ich weiß von Aufsichtsjägern, die nur auf dem Papier
die Aufsicht haben, woanders wohnen und ‚ihr‘ Revier kaum kennen.“
Dementsprechend werde mancherorts „wild drauf los“, aber nicht selektiv
geschossen. Auch aus einem Neidgefühl – „die Tiere halten sich nicht an die
engen Reviergrenzen. So mancher Schuss falle aus Angst, dass am nächsten Tag
der Reviernachbar den schönen Rehbock erlegen könnte.“
Landesjägermeister Anton
Larcher ist anderer Ansicht, verteidigt das geltende System: „Auch wenn die
Aufsichtsjäger keine Profis sind, so haben doch 95 Prozent die gleiche
Einstellung wie die Berufsjäger.“
Eine immer größere Rolle spielt auch in Tirol der Jagdtourismus.
So erreichte ein Internetvideo, das unter dem Titel „Jagen in Tirol –
Hunting-Reserve Tyrol“ mit idyllischen Tieraufnahmen die heimischen
Jagdmöglichkeiten bewirbt, bisher 16.000 User.
Darunter vielleicht auch jenen Russen, der am 15. August auf
ebenso dilettantische wie barbarische Weise eine Gams in der Leutasch
angeschossen, aber eben nicht getötet hat. Vor den Augen mehrerer heimischer
Jäger, die tatenlos zusahen, wie der Gast das schwer verletzte Tier an den
Hinterläufen rücksichtslos über eine Geröllhalde zerrte. Erst nach Minuten
erbarmte sich ein heimischer Jäger und setzte dem Leben
"Ohne Jagdpächter müssten wohl um die 1.000 Berufsjäger
beschäftigt werden" Anton Lacher (Landesjägermeister)
des Tieres mit einem Messer ein Ende. Dann überreichte er dem
stolzen Russen die blutige Trophäe.
Die Jagd als Touristenattraktion – für so manchen Jagdpächter ein
willkommenes Zubrot. „Es gibt einige Pächter, deren finanzielle Möglichkeiten
der Pachtzins eigentlich übersteigt“, weiß ein Insider. Und zwar in einem
Ausmaß, dass sie ihr Revier kaum noch selbst nutzen, sondern die Abschüsse
größtenteils verkaufen. Immerhin sind bereits für ein kleines Revier 5000 Euro
jährlich fällig, große Prestige-Reviere können die Pächter eine halbe Million
Euro per anno kosten. „Wenn ich mir die Berufe der Pächter so anschaue, frage
ich mich oft, wie sie sich das leisten können“, sagt ein Insider. Mit dem
Verkauf der Abschüsse, lautet die einfache Antwort. Je nach Wildbestand ein
gutes bis sehr gutes Geschäft – Rot- und Steinwild machen den Unterschied.
Das Angebot für die Touristen hat teils pauschalen Charakter. Die
Buchung umfasst nicht nur den Abschuss, sondern auch das Hotelzimmer inklusive
Verpflegung und Jagdbegleitung. Die Veranstalter stellen oft sogar die Waffen
zur Verfügung.
Nur das Wild kann zicken und einfach nicht auftauchen, wenn der
Tourist auf die Pirsch geht. Dagegen hilft die Trickkiste – anfüttern (Tiere
mit Futter locken) heißt das Zauberwort. Das ist zwar verboten, beschäftigt
aber zunehmend die Behörden. Allein der Unabhängige Verwaltungssenat hat als
Berufungsinstanz mit 40 bis 60 angeblichen Jagdverfehlungen jährlich zu tun,
Tendenz steigend. „Das liegt aber auch daran, dass das Anfüttern zwar schon
immer verpönt war, aber erst seit 2006 verboten ist“, sagt Larcher.
Der Landesjägermeister verteidigt das Pachtsystem: „Allein der
Pachtzins, der in Tirol jährlich entrichtet wird, liegt bei 13 Millionen Euro.“
Die Pächter würden auch eine gemeinnützige Aufgabe erfüllen. „Ohne sie müssten
wohl um die 1000 Berufsjäger beschäftigt und von der Allgemeinheit finanziert
werden“, gibt Larcher zu bedenken.
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Sorry, aber er Beitrag ist schlichtweg polemisch und schadet genauso wie das Handeln des/der Jagdgäste bzw. des Pirschführers im auslösenden Fall. Diesen Beitrag jetzt unter dem Deckmantel "Meinung der Berufsjäger aus Tirol" zu führen ist schlichtweg entbehrlich und schadet dem Image der Jagd in Tirol.
AntwortenLöschenWenn ein Berufsjäger zu seiner Sicht steht, dann steht er auch mit seinem Namen dafür. Das was hier wieder gegeben wird, ist lediglich anonyme journalistische "Hetze" gegen die Jagd. Zu so Auswüchsen kommt es nur dadurch, dass Jagdvermittler unter Profitdenken derartiges zahlungswilligen Kunden anbietet.
Dies einmal zum Nachdenken, bevor wieder so ein einseitiger Blog in die Welt gesetzt wird.
Jagdliche Grüße aus Österreich - Helmut Rötzer