Das Internet ist voll von Kochrezepten. Auch an Rezepten zur Zubereitung von Wildgerichten fehlt es nicht, weshalb hier im JagdBlog die Wildküche bisher kaum Beachtung fand.
Doch an der Schnittstelle zwischen Metzger und Koch sitzt bei der Wildzubereitung der Jäger. Deshalb hier die Anleitung zur Herstellung des Wildfonds durch den Jäger, der für ein Gelingen eines guten Wildbratens für den Koch unerlässlich ist.
Wer gerne Wild zubereitet, der weiß, dass ohne eine gute Sauce dem eher trockenen Wild etwas fehlt.
Doch nur wir als Jäger können, weil wir das Stück Wild im Ganzen zur
Verfügung haben, die notwendigen Zutaten für eine Sauce herstellen.
Einleitung:
Da ich jährlich 2 Tonnen Wild verarbeite und fast alles als einzelne
Bratenteile verkaufe, müssen alle Stücke abgeschwartet oder aus der
Decke geschlagen und zerwirkt werden. Damit möglichst viele Stücke als
Bratenteile in die Kühltruhe passen (ca. ½ Jahresstrecke muss man
vorhalten können) wird fast alles, auch die Rückenteile entbeint. Dabei
fallen große Mengen an Knochen an. Diese werden von vielen Jägern oft
achtlos weggeworfen, obwohl sie die Basis der guten Sauce sind.
Zeitpunkt:
Nach dem Entbeinen des Rehs oder der Sau die Knochen einfrieren und
abwarten, bis man einen ganzen Tag Zeit hat und der Küchenreinigungstag
ansteht, da das Abkochen der Knochen Stunden dauert und die Küche danach aussieht wie nach
einer Kochtopfexplosion.
Auskochen der Knochen im Zerwirkraum auf dem Lieper Vorwerk
Photo: Dr. Wolfgang Lipps
Hilfsmittel:
Man benötigt zum
Auskochen der Knochen einen Kochtopf „xxl“, in dem früher die Großmutter
die Suppe für 15 Personen kochte. (Siehe Bild)
Alle Knochen mit dem Beil zertrümmern, insbesondere die Röhrenknochen und den Rücken, damit das Mark herausgekocht werden kann.
Das Abkochen:
Die zertrümmerten Knochen in den Topf tun und mit Wasser füllen. Wenn
nach einigen Stunden die Knochen gut abgekocht sind, die Knochen mit der
Spagettizange oder dem Schöpfer herausholen und die nächste Charge Knochen in den Topf
geben, ohne das Wasser zu wechseln und wieder einige Stunden kochen
lassen. Das Fleisch von den Knochen entfernen und an die Hunde
verfüttern.
Wenn alle Knochen ausgekocht sind, wird das Wasser
stark reduziert und anschließend durch ein Sieb abgegossen. Das
durchgesiebte Wasser mit dem Schöpfer in kleine Tupperwarebehälter
abfüllen und wenn sie erkaltet sind mit einem Etikett „Saufond“ oder
„Rehfond“ in die Tiefkühltruhe.
Verwendung:
Wenn man den
Braten oder das Gulasch im Kochtopf scharf angebraten hat, wird er mit Rotwein
abgelöscht. Wenn dann die vorher gedünsteten Zwiebeln und das Suppengrün
dazugegeben sind, nimmt man den tiefgefrorenen Fond aus der
Tiefkühltruhe und hält ihn kurz unter kaltes Wasser, damit er sich aus
der Tupperwaredose löst und legt den „Eisklumpen“ zum Braten. Wenn
man nun immer wieder mit Rotwein nachgießt und die Sauce sich reduziert,
erhält man eine tiefbraune sämige köstliche Bratensauce ohne Wasser und
Saucenbinder!!!!
Auch zur Herstellung einer schmackhaften Sauce zu den Wildschweinbratwürsten ist der Fond bestens geeignet. Hier werden Zwiebeln in einem Topf angebraten, mit ein wenig Rotwein abgelöscht und der Fond hinzugegeben.
Wer es einmal gemacht hat, schmeißt den Saucenbinder feierlich in den Abfalleimer
waidmannsheil
Euer
stefan
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