31.5.11

Ferngläser für Jäger - eine Einführung für Jungjäger

von Kathrin Hambach

Dies ist ein Gastbeitrag von Kathrin Hambach. Die Biologiestudentin und passionierte Jungjägerin aus Schleswig-Holstein schreibt unter www.fernglasagentur.de über Ferngläser, Spektive und Zubehör.

Die Jagd ist neben der Astronomie und der Vogelbeobachtung eines der wichtigsten Anwendungsgebiete für Ferngläser. Die Anforderungen der Jagd unterscheiden sich allerdings ganz grundlegend von denen anderer Disziplinen. Ich möchte in diesem Beitrag daher darauf eingehen, was ein gutes Jagd-Fernglas ausmacht und wie man es findet.

Kleine Fernglaskunde

Wer noch nicht weiß, wie ein Fernglas funktioniert, dem sei nur so viel gesagt: Es besteht grundsätzlich aus 3 Einzelteilen. Das Licht fällt durch die (1) Objektive hinein, wird durch (2) Prismen korrigiert und erreicht über die (3) Okulare das Auge des Betrachters. Objektive und Okulare bestehen meist aus mehreren Linsen, die Faustregel lautet: Je mehr Linsen, desto höher die Qualität und damit auch der Preis. Bei den Prismen unterscheidet man das Dachkantprisma vom Porroprisma. Das Porroprisma ist kleiner und günstiger und findet daher häufig in Kompaktferngläsern Verwendung. Hochwertige Modelle beinhalten aber meist ein Dachkantprisma und sind größer, massiver und schwerer als Porro-Ferngläser.

Ferngläser sind im Katalog immer in der gleichen Notation angegeben. Zuerst steht eine Zahl, gefolgt von einem "x" und dann wieder eine Zahl. "10x45" bezeichnet zum Beispiel ein Modell mit 10facher Vergrößerung und einer Objektivöffnung von 45mm. Generell lässt sich festhalten: Je höher die Vergrößerung, desto kleiner ist das Sichtfeld, also der Ausschnitt im Fernglas, den man sehen kann, und desto anfälliger ist auch das Bild für Verwackler. Bei der Objektivöffnung gilt, je größer diese ausfällt, desto mehr Licht fällt in das Fernglas und desto heller ist das Bild. Natürlich gibt es noch wesentlich mehr zu wissen, aber diese Grundlagen sind für den Anfang ausreichend, um sich in der Welt der Ferngläser zurecht zu finden.

Was sind die Anforderungen an ein Fernglas für Jäger?

  • Die Jagd findet nicht nur bei strahlendem Sonnenschein sondern bei nahezu jedem Wetter statt. Daher sollte ein gutes Jagd-Fernglas so robust wie möglich sein. Es muss große Kälte und auch Schnee über längere Zeit schadlos überstehen können. Darüber hinaus muss es am besten komplett wasserdicht sein, damit auch bei plötzlichen Regenschauern oder dichtem Nebel kein Wasser ins Gehäuse eindringen kann. Dies würde das Gerät ruinieren. Ein normaler Spritzwasserschutz, wie ihn heute viele Hersteller anbieten, ist im Zweifel nicht ausreichend. Wasserdichte Ferngläser mit Stickstofffüllung können dann sogar auf Safari oder in der Wüste eingesetzt werden. Staub oder Sand können dem Fernglas dann nichts anhaben.
  • Ein gutes Bild auch bei schlechten Lichtverhältnissen ist für den Jäger wichtiger als für jeden anderen Fernglasnutzer. Im Morgengrauen oder in der Dämmerung muss ein Fernglas das bestmögliche Bild liefern und deshalb ist ein großer Objektivdurchmesser notwendig. Die Objektivöffnung sollte daher am besten einen Durchmesser von 50mm oder mehr besitzen. 40mm ist auch eine beliebte Größe für Jagd-Ferngläser, diese sind dann aber nur bedingt dämmerungstauglich.
  • Bei der Vergrößerung kommt es ein wenig mehr auf den Einsatzzweck des Jägers an. Auf der Pirsch sind eine niedrigere Vergrößerung und ein kompaktes Porro-Fernglas sinnvoll. Da man sich bewegt, würde bei hoher Vergrößerung das Bild zu leicht verwackeln. Zudem ist ein kleines Fernglas handlicher. Eine hohe Vergrößerung ist dagegen bei der Ansitzjagd zu empfehlen. Hier kann man das Fernglas ruhig halten oder auflegen und befindet sich in größerer Entfernung zum Ziel. Eine Vergrößerung von 8fach oder 10fach ist ratsam. Noch höhere Werte sind allenfalls bei der Jagd im Gebirge anzuraten. Hierzu ein Tipp: Achten sie auf einen Adapter, mit Hilfe dessen man ein Stativ montieren kann. Dies ist fast ein Muss, wenn sie mit einer höheren Vergrößerung als 10fach jagen gehen wollen.
  • Wer eine Brille trägt und mit dieser Jagen gehen möchte, sollte darauf achten, ein Fernglas mit Brillenträgerokularen zu erwerben. Diese haben einen größeren Abstand zwischen Okular und Austrittspupille, so dass man auch mit aufgesetzter Brille noch gut hindurchschauen kann.

Kostspieliges Zubehör

Erfahrene Jäger besitzen meist ein Fernglas der Marke Leica, Swarovski oder Zeiss. Diese zeichnen sich, neben der hohen Qualität und dem edlen Image, auch durch einen besonders hohen Preis aus. Für ein Modell der großen 3 werden mindestens 1000 Euro fällig - wobei nach oben kaum ein Limit gesetzt ist. Wer wie ich Jungjägerin ist und ein begrenztes Budget zur Verfügung hat, der ist beispielsweise mit den Modellen der Marke Steiner oder mit anderen, weniger luxuriösen Herstellern gut versorgt. Hier erhält man für ca. 300 Euro ein qualitativ gutes Fernglas. Dies hat zwar keine lebenslange Garantie, erfüllt aber die wesentlichen Voraussetzungen und ist langlebig. Zu guter Letzt aber noch ein Wort der Warnung bezüglich No-Name-Ware aus Fernost: Wenn ein Fernglas weniger als 100 Euro kostet, dann ist es mit Sicherheit für die Jagd nicht geeignet.

Kathrin Hambach (kathrin@fernglasagentur.de)

23.5.11

Und am Ende stand da eine Kühlbox ...

Jungjägerseminare haben für mich einen besonderen Reiz.
Ist es doch nicht nur das Jagen, was Spannung verspricht, sondern auch das Kennenlernen neuer Jäger und das Teilen der Freude, wenn Jungjäger den gelungenen Einstieg ins Jägerleben schaffen.

Die beiden Jungjäger des diesjährigen Jungjägerseminars auf den Bock im Mai, Paul und Stephan, die fast 40 Lebensjahre trennen, erlebten nicht nur ereignisreiche, sondern auch sehr lehrreiche Tage im Lehrrevier.

Herrliches Bockjagdwetter begleitete die Woche vom 16.5. bis 21.5. Reichlich Anblick und 3 erlegte Böcke standen am Ende der Seminarwoche.
Doch ein Jungjägereseminar beschränkt sich nicht nur auf das Erlegen von Rehböcken. Die erste Kanzel eines neuen Bautyps wurde erstellt. Der Kostenrahmen passt und sie läßt sich mit 2 Mann binnen eines Tages bauen und aufstellen. Dem Ziel, eine kostengünstige Kanzel ohne großen Personalaufwand innerhalb eines Tages zu erstellen, bin ich einen entscheidenden Schritt näher gekommen - dank der Kreativität von Jungjäger Paul, der in den von mir vorgegebenen Daten eine Herausforderung sah.

4 Rehböcke, die eine Woche vorher erlegt wurden, konnten die Jungjäger aus der Decke schlagen und zerwirken. Auch das küchenfertige Entbeinen und Häuten der edlen Teile, die anschließend vakuuminiert und eingefroren wurden, stand auf dem Ausbildungsplan.

Doch auch die selbst erlegten Böcke wurden nach der Erlegung geborgen, selbst aufgebrochen und nach dem Abhängen im Kühlhaus vollständig tiefkühlfertig verarbeitet.

Am letzten Tag stand dann das Präparieren der Trophäen auf dem Plan.
Während viele Jäger ihre Trophäen zum Präparator bringen, werden die erstmalig erlegten Böcke im Lehrrevier von den Jungjägern selbst abgeschlagen, abgekocht und gebleicht.

Es ist schon eine ganz eigene Jägeridylle, bei herrlichem Maiwetter auf der Bank sitzend, die Gehörne zu reinigen, umringt von den Jagdhunden, die darauf hoffen, einen Teil des abgekochten Fleisches zu ergattern.

Als man sich verabschiedete, wurde ich dann doch noch überracht:
Jungjäger Stephan wollte selbstverständlich seinen selbst erlegten, zerwirkten und küchenfertig vakuuminierten ersten Rehbock mit nach Hause nehmen. Ich traute meinen Augen nicht, als er aus dem Auto die vor dem Seminar gekaufte und noch frisch verpackte Kühlbox Größe XXL mit Stromanschluss für den Zigarettenanzünder holte und die Teile seines Rehbocks in ihr verstaute.
Er hatte wirklich an alles gedacht!

Jungjägerseminare sind immer wieder anstrengende Tage, aber die Freude der Jungjäger über das Erlebte und der Wille, Neues zu erlernen, sind mehr als ein Ausgleich. Wenn man dann noch wissbegierige Jungjäger auf den ersten Bock führt, macht es Lust auf mehr.


waidmannsheil

Euer

stefan



Die Kanzel an der Seggebuchte im Morgenlicht.

















Ein Utensil, was bei keinem Jäger auf dem Ansitz fehlen sollte, insbesondere bei noch unerfahrenen Jungjägern:
Lederne, mit Sand gefüllte mobile Gewehrauflage.












Revierteil "Wildes Land" bei Vollmond














Die Strecke des Jungjägerseminars
1 Fuchs
3 Böcke

2.5.11

Jagdjahresrückblick: 51 Stück Schwarzwild erlegt, 8 Jungjäger erlegen jeweils ihr erstes Stück Schalenwild

Auf diese zwei wesentlichen statistische Werte läßt sich der Erfolg des Jagdjahres 2010/2011 im Lehrrevier zusammenfassen.

Doch alles der Reihe nach:

Zu Beginn des Jagdjahres 2010/11 lief alles eher zögerlich an, schließlich ist die Idee, ein Lehrrevier für die praktische Jägerausbildung zu betreiben, neu und die Jäger gelten als konservativ und stehen neuen Dingen eher skeptisch gegenüber.
Doch mit der Organisation des ersten Gruppenseminars von 5 Jungjägern zur Blattzeit, dass vom Jagdverein Lehrprinz e.V. ausgerichtet wurde, konnten erste Erfahrungen gesammelt werden und das Seminar war aus Sicht aller Betreiligten ein voller Erfolg.


Die beeindruckende Strecke des ersten Jungjägergruppenseminars zur Blattzeit














Doch die jagdlichen Erfolge zeigten sich auf einem ganz anderen Gebiet. Mit den beiden ortsansässigen Jungjägern Mathias und Martin wurde im Laufe des Sommers die Bejagung des Schwarzwildes sowohl im Revier Liepe Nord (Endmoräne), als auch im Revier Liepe Süd (Oderbruch) ständig verbessert und optimiert. Hierbei stand die Bejagung zu Vollmond im Mittelpunkt der Aktivitäten. Einige Tage vor den Vollmondnächten beginne ich, das Revier abzufährten, um dann in den Vollmondnächten die Sitze mit hohen Erfolgsaussichten zu besetzen.
Diese sehr einfache, aber effiziente Vorbereitung bescherte uns in diesem abgelaufenen Jagdjahr eine stolze Strecke beim Schwarzwild von 51 Stück.
Hierbei gilt es anzumerken, dass über 80% der Strecke von den Jungjägern erzielt wurde und diese sicherlich wertvolle Erfahrungen bei der sehr schwierigen Bejagung des Schwarzwildes sammeln konnten.
Ein echter Höhepunkt war das schneereiche Vollmondwochenende im Dezember, an dem in 4 Tagen 10 Sauen gestreckt wurden.



Jungjäger Mathias mit 4 der 10 Sauen, die in den Vollmondnächten im Dezember 2010 zur Strecke kamen.
Dahinter das verschneite Lieper Vorwerk.











Um auch den jagenden Damen diese Art der Schwarzwildjagd näher zu bringen, fand am ersten Vollmondwochenende im Jahr 2011 die erste Damenansitzjagd im Lehrrevier statt. Leider spielte das Wetter nicht mit und beschwerte uns keine klaren Vollmondnächte, trotzdem kamen 2 Sauen und 4 Rehe zur Strecke. Schon am Ende des Wochenendes stand fest, dass diese Damenjagd wiederholt werden muss, sodass schon jetzt der Termin für die 2. Damenansitzjagd im Januar 2012 fest steht.


Gruppenfoto von den Teilnehmern der ersten Damenjagd im Lehrrevier










Doch auch das Angebot, das Lehrrevier zur Jagdhundeausbildung zu nutzen, wurde zu Anfang eher zögerlich angenommen. Doch mittlerweile ist das Lehrrevier zumindest bei den Retrieverleuten bekannt und wird für die Hundearbeit regelmäßig genutzt.

Marion Kuhnt und Jörg Brach als anerkannte Seminarveranstalter haben auch für das diesjährige Jagdjahr ihr Kommen angekündigt. Somit ist das Lehrrevier zumindest bei den Retrieverleuten in Brandenburg zu einem festen Bestandteil der Hundeausbildung geworden.



Auch Jörg Brach war sichtlich beeindruckt vom Oderbruch und seinen Möglichkeiten der Retrieverausbildung






Foto: Nina Reitz




Zusammenfassend läßt sich sagen, dass die Erwartungen zu Beginn des Jagdjahres weit übertroffen wurden und wir mit großer Freude auf das kommende Jagdjahr blicken, in dem wir weiteren Jungjägern durch das Jagen im Lehrrevier den Enstieg ins Jagen ermöglichen wollen.
Interessierte können sich jederzeit auf der Seite des Jagdvereins Lehrprinz e.V. und dort unter "Seminare und Veranstaltungen des Jagdjahres 2011/12 über die Veranstaltungen des kommenden Jagdjahres informieren.


Ein besonderer Dank aber gilt dem Ehepaar Astrid Lipps und Dr. Wolfgang Lipps, die es durch ihre offene und großzügige Art überhaupt erst ermöglicht haben, das Lehrrevier und den Jagdhof auf dem Vorwerk zu betreiben.


Das großzügige Pächterehepaar Astrid Lipps und Dr. Wolfgang Lipps, die für ihre Gastfreundschaft weit über Brandenburgs Grenzen hinaus bekannt sind, auf der Terrasse des Lieper Vorwerks.












Es bleibt zu hoffen, das noch weitere Pächter und Pächterehepaare diesem Beispiel folgen und die aktive Jungjägerausbildung in dieser Form unterstützen.

waidmannsheil

Euer

stefan