23.12.10

Winterliche Saujagd im Oderbruch oder: 10 Sauen in 4 Nächten

Der Winter hat dieses Jahr bereits Anfang Dezember Brandenburg fest im Griff.

Selbst die älteren Einwohner können sich nicht daran erinnern, dass bereits vor Weihnachten so viel Schnee fiel, wie diese Jahr. Zudem sinken die Temperaturen bereits deutlich unter die -10 Grad Grenze.
Zum Vollmondwochenende um den 20.Dezember haben sich wieder Jungjäger angesagt. Vollmond, klare kalte Nächte und über 30 cm Neuschnee. Traumhaftes Saujagdwetter!!!

Täglich prüfe ich in den verschiedenen Revierteilen die Wildbewegungen und beschicke wie seit 2 Monaten die Kirrungen. Wo stehen die Saufährten? Wo haben sie gebrochen?

Die Erfahrung hat gezeigt, dass die zigeunerhaft herumziehenden Sauen in den kalten schneereichen Tagen standorttreu werden und oft mehrere Tage in einem Revierteil bleiben.
In nur 2 Revierteilen kann ich Sauen bestätigen, der Rest des Revieres scheint "saufrei" zu sein. Mein mühevolles tägliches Kirren über 2 Monate war scheinbar völlig umsonst, seit dem ersten Schnee werden die Kirrungen nicht mehr angenommen. Mehrere Jungjäger haben sich zur Saujagd angesagt und die Kirrungen sind verwaist!!!
Nach und nach sagen wegen der teilweise chaotische Straßenverhältnisse die von weit her anreisenden Jagdgäste ihre Teilnahme ab.
Doch auf Stefan aus Brokstedt bei Hamburg ist Verlass. Gut ausgerüstet mit einem Geländewagen kämpft er sich bis nach Ostbrandenburg durch und auch die ortsansässigen Jungjäger stehen in den Startlöchern und melden sich zur bevorstehenden Ansitzjagd an.
Doch alles der Reihe nach:

Sonntag, 19.Dezember:
Stefan wird direkt bei seiner Ankunft in den einzigen Revierteil, in dem Sauen bestätigt wurden, geschickt. Schon 3 Stunden nach seiner Ankunft meldet er "Sau liegt" Zwei Nächte vor dem eigentlichen Vollmond streckt er gegen 23.00 Uhr die erste Sau, eine 65 kg schwere, gescheckte Bache. Lange hatte die 14 köpfige Rotte hinter dem Sitz gebrochen, ohne an die Kirrung zu kommen. Erst die Pirsch hinter den Sitz brachte den Erfolg. Das Vollmondwochenende mit klaren Nächten und klirrender Kälte scheint hoffnungsvoll zu beginnen. Doch die weiteren Tage sollten alle Erwartungen noch weit übertreffen.




Die gescheckte Bache (65 kg) des ersten Tages.














Photo: Stefan Habermann





Montag, 20.Dezember:

Beim Inspizieren des Revierteils am nächsten Tag lasse ich mir von Stefan an der Wiese, wo er die Sau erlegte, zeigen, wo er die Sau erlegt hat. Ich will wissen, welche Richtung die 14 köpfige Rotte nach dem Schuss genommen hat. Ich komme zu dem Schluss, dass sie den Revierteil nicht verlassen hat oder sich bestenfalls im benachbarten Revierteil "An den Weihnachtsbäumen" eingeschoben haben muss, eine dichte Schilfdickung mit altem Fichtenbestand.

Am Nachmittag wird wegen der enormen Schneehöhe begonnen, die Wiesen mit einem Schneepflug vom Schnee zu befreien. Der Schneepflug ist eine einfache Konstruktion aus 2 hochkant zusammengefügten Gerüstdielen, die mit einem Rundholz zu einem "A" geformt ist. Mit einer Kette wird der Pflug an den Geländewagen gehangen. Ich fahre über die Wiesen und Luzerneäcker des Oderbruchs und der Endmoräne, die gerne vom Wild angenommen werden . Schon am Abend stellen sich große Sprünge von Rehen auf den freigepflügten Flächen ein und auch die Sauen nehmen das freiliegende Gras an, wie sich später herausstellt.



Futterschneisen werden angelegt, sie sollten sich für die kommenden Jagdtage auf Sauen als äußerst vorteilhaft erweisen.



















Der Landy mit angehängtem Schneepflug arbeitet sich durch den über 30 cm hohen Schee auf den Luzerneäckern und den Wiesen und legt das Grün frei.












Photos: Stefan Habermann




Am Abend werden die 2 Kanzeln in den 2 Revierteilen, in denen ich die Rotte vermute, besetzt.

Mein Konzept geht auf: Erneut kann Stefan an der Stelle wie Tags zuvor einen Frischling strecken. Im benachbarten Revierteil "An den Weihnachtsäumen" kann Jungjäger Martin einen Überläufer strecken. Der zweite Überläufer zeichnet und wechselt schwer krank ins Niederfinower Revier. Gegen 23.00 Uhr informiere ich Jagdpächter Burkhardt über die bevorstehende Nachsuche in seinem Revier und dann kämpfe ich mich mit dem Landy durch die verwehten Wege in diesen weit abgelegenen Revierteil. Bei der Fahrt sehe ich 2 Sauen auf den durch den Mond hell erleuchteten Wiesen des Oderbruchs. Mühsam arbeite ich mich mit DD Rüde Ajax auf der Wundfährte durch den hohen Schnee. Mehrfach rutsche ich auf den Eisflächen, die sich unter dem Schnee befinden, aus. Die Wiesen waren nach tagelangen Regenfällen überschwemmt, bevor der Frost und Schnee kam. Die Sau hat nach einer Flucht von über 300 Metern über die offene Wiesenfläche ein fast undurchdringliches Schilf-Dornengestrüpp angenommen. Ajax wird geschnallt und gibt nach 30 Meter standlaut.
Doch der Standlaut ist bissig, die Sau lebt noch!
Mühsam kämpfe ich mich mit Jungjäger Martin Meter für Meter an die Sau. Auf dem umgeknickten Schilfhalmen liegt der Schnee, was das ohnehin mühsame vorwärts arbeiten im Schilfdickicht zusätzlich erschwert. Nur wenige Meter vor der Sau ist der Blick frei und Martin kann ihr den erlösenden Fangschuss geben. Später zeigt sich, warum die Sau trotz gutem Schuss eine solch lange Flucht hervorbrachte. Der Schusskanal lag unter dem Rückgrat, aber über der Kammer, ohne dass sich das Geschoss entfaltet hatte.
Nun beginnt die anstrengende Bergung der Sau aus dem Schilf über die eisbedeckten zugefrorenen Wiesen. Nach fast 2 Stunden Nachsuche, Aufbrechen und Bergung sind wir am Landy angekommen. Ich bin trotz tiefer Frosttemperaturen nass geschwitzt. Als die 3 Sauen im Kühlhaus hängen und ich mit den Proben und den Wildursprungsscheinen nach Hause fahre, ist es 3.10 Uhr. Ich blicke ins verschneite Oderbruch.
Der Vollmond läßt die Landschaft unwirklich hell erscheinen. Mit dem Erlebten überkommt mich diese eigenartige Gefühl, das wir als Jäger nach solch einer Jagd haben: Ich habe etwas Einmaliges erlebt.

Dienstag, 21.12.

Wir hatten erkannt, dass es sich um mehrere Rotten in den beiden Revierteilen handeln musste und hatten uns entschlossen, auch am 3. Tag die Bejagung in diesen 2 Revierteilen dort fortzusetzen.

Stefan meldet schon gegen 20.00 Uhr 2 erlegte Frischlinge, die er aus einer 5 köpfigen Frischlingsrotte ohne Bache erlegt hat. Ein dritter Frischling hatte auf den Schuss hin geklagt, kurz gezeichnet und war dann den 2 flüchtenden Frischlingen gefolgt. Am Schilfrand hatten die 3 sich wieder zusammengefunden und waren ins Schilfdickicht gewechselt. Zwar finden wir spärlich Schweiß, aber als wir mit Ajax am Wundbett im Schilfdickicht ankommen, flüchten die 3 Frischlinge scheinbar alle gesund ins undurchdringliche Schilf. Ajax wird geschnallt und setzt den 3 Frischlingen nach, kommt aber bald wieder zurück.

Als wir die 2 Frischlinge im Kühlhaus aufgehängt haben und die Wildkammer verschließen, lassen wir nochmal den Blick über die mondgeschienen Schneelandschaft schweifen. Wir können von der Wildkammer aus in mehren 100 Meter Entfernung auf den Wiesen im Revierteil "Am Steinberg" 8 Sauen im hellen Mondlicht auf der schneebedeckten Wiese brechen sehen. Widrige Windverhältnisse und völlig verwehte Feldwege machen ein Erreichen der Rotte auf Schussentfernung nur unter großen Mühen möglich. Wir beschließen, die Jagd dort morgen fortzusetzen.

Mittwoch, 22.12.2010
Den ganzen Tag über stehe ich im Zerwirkraum. Gegen Abend nach 5 Stunden habe ich fast 200 kg Sauen abgeschwartet und zerwirkt. Die Kühlkammer ist wieder frei.
Auf einen Abendansitz habe ich keine Lust mehr, aber die beiden Jungjäger Mathias und Martin wollen auch die vierte mondklare Nacht mit Schnee zur Saujagd nutzen. Martin geht ins Bruch, Mathias an den Steinberg, dort wo wir des Nachts die Rotte vom Kühlhaus aus gesehen hatten.
Als Mathias seinen provisorischen Sitz in Form eines Stuhles bezieht, steht die Rotte schon brechend vor ihm.
Einen Frischling kann er stecken. Beim Aufbrechen klingelt das Handy. Martin hat Probleme mit der Waffe, sie läßt sich nicht mehr spannen und er hat eine Rotte von 3 Frischlinge vor, scheinbar der Rest der Rotte von gestern. Mathias läßt den geschossenen Frischling liegen und bringt Martin seine Waffe ins Oderbruch. Dort streckt Martin mit der geliehenen Waffe 2 der 3 Fischlinge. Einer hat eine kleine Verletzung an der Afterklaue des Vorderlaufes, es ist zweifelsfrei der krankgeschossene Frischling vom Vortag.

Als die 2 Frischlinge von Martin versorgt sind und im Kühlhaus hängen, will Mathias seinen zurückgelassenen Frischling und seine Sachen am Steinberg holen. Als er dort erscheint, steht ein starker Keiler brechend auf der Wiese. Nach dem Schuss flüchtet der Keiler direkt auf ihn zu, um wenige Meter vor ihm abzudrehen. Dann stürzt er noch den Hang hinunter, um dort mit einem guten Schuss zu verenden.
Zu zweit bergen die beiden den 75 kg schweren Bassen mit dem Landy im unwegsamen Gelände. Nach mehreren Stunden bergen, aufbrechen und versorgen endet die vierte Nacht der Ansitzjagd erst in den frühen Morgenstunden.


Donnerstag, 23.12.
Ich stehe wieder im Kühlhaus, um die Wildursprungsscheine auszustellen. Bei der Fahrt zum Tierarzt stelle ich fest, dass der warme Südwind, der seit dem Morgen weht, starkes Tauwetter auslöst. In wenigen Stunden hat das Tauwetter die Wege des Niederoderbruchs durch Scheematsch unpassierbar gemacht. Der warme Wind und der kalte Boden erzeugen dichte Nebel, der oft nur weniger als 30 Meter Sicht ermöglicht.
Jagd vorbei. Hahn in Ruh.
Das plötzlich einsetzende Tauwetter beendet die bisher erfolgreichste Ansitzjagd zu Vollmond im Lehrrevier.



Die Strecke der letzten Nacht vor der Kühlkammer: 1 starker Keiler, 3 Frischlinge.
Im Hintergrund das Jagdhaus am Vorwerk.

Das Besondere dieser Strecke:
Alle 4 Sauen wurden mit nur einer Waffe aber von 2 Jungjägern erlegt


























Hier nochmal die Strecke in der Zusammenfassung:
19.12. 1 Bache (65 kg)
20.12. 2 Frischlinge (21 kg und 23 kg)
21.12. 2 Überläufer (46 kg und 55 kg), 1 Frischling (19 kg)
22.12. 3 Frischlinge (17 kg , 16 kg und 21 kg) 1 Keiler (75 kg)



waidmannsheil

Euer

stefan

19.12.10

Warum Wildfleisch nicht billig aber preiswert ist

Wildschweinfleisch verliert beim Braten bis zu 30 % weniger Wasser, als herkommliches Schweinefleisch.
Zudem wurden Wildschweine, wenn sie vom Jäger geliefert werden, nicht medikamentös behandelt.
Auch Laien schmecken den Unterschied zwischen Wildschwein und Hausschwein heraus. Es ist wesentlich geschmackvoller.














Erlegte Sauen in der Kühlkammer im Lehrrevier Liepe
Photo: Jan Lehmann



Seit Jahren zerbricht sich die Jägerschaft darüber den Kopf, dem Bürger das Wildfleisch im wahrste Sinne des Wortes schmackhaft zu machen.
Wie bei der Lösung aller Verkaufsproblemen und dies ist beim Verkauf von Wildfleisch nicht anders, kommt man um den direkten Kundenkontakt und um ein Gespräch mit Demselbigen nicht herum.

Von einem solchen Kundengespräch und dessen Erkenntnisse möchte ich hier berichten.

Seit einem Jahr wird das gesamte Wildfleisch des Lehrreviers in Liepe direkt vermarktet. Kein einziges Kilogramm Wildfleisch geht zum Wildhändler.

Als Anfang November das Telefon klingelte, fragte eine Dame, ob wir denn auch eine abgeschwartete und zerwirkte Sau von 20 - 25 kg frisch liefern könnten. Ich notierte die Vorbestellung und mit großer Neugier ging es dann mit dem zerwirkten 20 kg Fischling in der Edelstahlwanne zum Kunden. Bei der Dame angekommen, verteilte ich Keulen, Schlegel, Bauchlappen, Rippen, Kopf und Schulter auf dem Küchentisch und sie begutachtet das Fleisch. "Traumhaft, bestes Fleisch, genau so will ich es haben".
Ihr fachmännischer Blick und ihre Begutachtung steigerte meine Neugier und ich fragte, wo sie die Fähigkeit der Fleischbegutachtung erlernt hat. Sie sagte mir, dass sie viele Jahre als Fleischerfachverkäuferin gearbeitet hatte. Leider gibt es dieses Geschäft nicht mehr, es wurde, wie viele dieser Geschäfte, von den Supermarktketten verdrängt.
Im Verlauf des Gespräches erfuhr ich, dass sie als gelernte Fleischerfachverkäuferin den Frischling nun vollständig entbeint, zu Bratenteilen, Nackensteaks, Schweinskopfsülze und Hackfleisch verarbeitet und alles einfriert. Dadurch habe sie für 3 - 4 Monate genügend Fleisch, ohne ein einziges Mal Fleisch im Supermarkt kaufen zu müsssen.

Doch den echten Vorteil des Wildschweinfleisches verriet sie mir am Schluß und der läßt Wildfleisch in einem ganz anderen Licht erscheinen:

Sie hatte nach dem Braten eines Schweinebratens aus dem Supermarkt festgestellt, dass dieser nach dem Braten erheblich geschrumpft war. Beim Braten von Wild passiert ihr dies nicht. Dort bleibt der Braten fast gleich groß.

Fazit:
Der Schweinebraten aus dem Supermarkt verliert fast dreimal soviel Wasser beim Braten wie der Wildscheinbraten!

Bei einem solch immensen Wasserverlust herkömmlichen Schweinefleisches relativiert sich der anfänglich höhere Preis für Wildfleisch. Zudem sollte man bedenken, dass das herkömmliche Schweinefleisch zwar das Wasser verliert, aber die für die Wasseransammlungen im Fleisch verantwortlichen Medikamente zurück bleiben.

waidmannsheil

Euer


stefan

17.11.10

Das Studienobjekt "Revierbetreuung"

Viele aufmerksame Leser des Jagdblogs haben sich schon gewundert, weshalb hier seit einiger Zeit keine Beitrage mehr erschienen sind.
Der Grund ist ganz einfach: Es blieb seit Beginn des Jagdjahres keine Zeit, sich um Beiträge und somit der Pflege des Blogs zu kümmern.
Eine andere, sehr zeitraubende Tätigkeit steht im Mittelpunkt meiner Tätigkeit.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Jagd, Umwelt und Naturschutz (Juni), mit Beginn es Jagdjahres 2010/11 erstelle ich über einen Zeitraum von 3 Jahren eine sehr aufwendige Studie, deren Zweck darin besteht, alle Kosten und Einnahmen einer effizienten Jagdbewirtschaftung zu erfassen.

Studienobjekt ist der fast 1.000 ha große gemeinschaftliche Jagdbezirk der Gemeinde Liepe, in dem das Institut auch seinen Sitz hat und das auch vom Jagdverein Lehrprinz e.V. als Ausbildungsrevier für Jungjäger genutzt wird.

Es hat sich gezeigt, dass viele Jagdpächter den zeitlichen Aufwand und auch die kostenintensive Bewirtschaftung eines Jagdbezirkes unterschätzen. Bisher liegen vielen jungen Jagdpächtern keine verlässliche Planzahlen vor, mit denen sie den Zeit- und Kostenaufwand einer gepachteten Jagd im Vorfeld abschätzen kann. Die Daten der 3-jährige Studie sollen es ermöglichen, die Kosten, die über die Jagdpacht hinaus anfallen, zu erfassen.

Das Revier Liepe mit fast 1.000 ha hat eine Größe, die eine eine effiziente Bewirtschaftung zwingend notwendig macht. Die dort im Laufe der nächsten 3 Jahre erfassten Kosten der Bewirtschaftung ergeben dann durch Zehntelung eine Kostenstruktur pro 100 ha.

Die bei der Bewirtschaftung des Revieres anfallenden Kosten werden in nachfolgende Kostenstellen unterteilt:

Neubau Reviereinrichtungen
Instandhaltung und Pflege Reviereinrichtungen
Revierfahrten
Wildbergung und Erstversorgung
Verarbeitung des erlegten Wildes
Vermartung des verarbeiteten Wildes
Kühl- und Zerwirkraum
Jagdgast- und Jungjägerbetreuung


zusätzlich wird über 3 Jahre die eine effiziente Schwarzwildbejagung entwickelt und exakt dokumentiert. Hierzu werden nachfolgenden Kriterien erfasst:

Verteilung der Abschüsse auf die Monate des Jahres
Erlegung Ansitzjagd/Drückjagd
Kirraufwand
Auswirkungen Schwarzwildbejagung/Wildschadenentwicklung


Doch ein sicherlich für viele Jagdpächter interessantes Ergebnis steht schon jetzt fest:
Solange der Preisdruck auf unser erlegtes Wild weiter anhält -und damit ist auch in den nächsten Jahren zu rechnen- ist der Verkauf des Wildes in der Decke/Schwarte an den Wildhändler ein Zuschussgeschäft.
Nur wer sich in Kooperation mit anderen Jagdpächtern um eine ertragsstarke Vermarktung des Wildes kümmert, kommt auf seine Kosten. Im unzugänglichen Gelände des Versuchsrevieres Liepe übersteigen die Bergungs- und Erstversorgungskosten schon heute die Einnahmen beim Verkauf zu Dumpingpreisen an den Wildhändler.

Damit aber nicht der Eindruck entsteht, dass vor lauter Zahlen das Jagen zu kurz kommt, hier einige Bilder von der Jagd im Lehrrevier, obwohl das Jagdjahr noch lange nicht zu Ende ist:



Im April fand das Retrieverseminar unter Leitung von Walter Coenen statt, ...

















... im Juli dann das Retrieverseminar unter der Leitung von Marion Kuhnt.























Beim traditionellen gemeinschaftlichen Morgenansitz zum Auftakt der Bockjagd mit den Niederfinower Jägern am 1. Mai kam dieser abnorme Bock zur Strecke.















Durch den nassen Mai vielen das Mähen der Wiesen und das Setzen der Kitze unglücklich zeitgleich in die erste Juniwoche.
Eins von sechs Kitzen, die dieses Jahr im Niederoderbruch dem Mähtod zum Opfer fielen.
















Erfolgreiches Jungjägerseminar zur Blattzeit:
3 Jungjäger erlegen ihre ersten Böcke














Im August kommt zur Verstärkung von Ajax die zarte BGS Hündin Dana ins Lehrrevier




















Jungjäger Mathias erlegt in der Vollmondnacht am 21.8.2010 diese 2 Sauen





















Kleine Entenjagd am 20.9.2010 an der alten Fine


















In der Vollmondnacht 22.10/23.10.2010 erlegt Jagdgast Stefan diese 2 Sauen.














Nach der "Abstauberjagd" anlässlich der Drückjagd im Choriner Forst am Kloster Chorin bei der Lehroberförsterei zum Strecke Verblasen am 12.11.2010














Wie man erkennt, reiht sich ein Jagdwochenende an das andere. Natürlich wird es zum Jagdjahresende einen ausführlichen Bericht über alle Veranstaltungen im Lehrrevier geben.

waidmannsheil

Euer

stefan

16.9.10

Jagd,Macht und Verantwortung

Mit der Waffe ist der Jäger Herr über Leben und Tod.
Größer als seine Macht ist aber seine Verantwortung.

Dr. Istvan Sterbetz

8.9.10

Eine BGS Hündin zieht ein

BGS Hündin "Dana vom Haus Kamp" beginnt ihren Dienst im Lehrrevier Liepe













Dass Ajax Verstärkung bekommen sollte, stand bereits seit einigen Monaten fest, alleine bei der Suche nach einem geeigneten Nachsuchenhund wollte ich mir Zeit lassen, zudem Ajax mit jeder Nachsuche besser wird. Doch der immense Anstieg der Sauenpopulation und die erhöhte Bejagung durch Gastjäger schafft den Bedarf für einen Spezialisten.
Doch dann ging alles sehr schnell. In einem internen , der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Internetforum wurde eine BGS Hündin angeboten, von der sich ihr Besitzer wegen seiner Scheidung trennen musste. Als ich dem Halter den zukünftigen Arbeitsplatz seines Hundes darlegte, war er bereit, seine liebgewonnene 1 1/2 Jahre alte Hündin abzugeben.

600 km ging es dann quer durch Deutschland, um Dana, wie die BGS Hündin heißt, abzuholen.
Die Bedenken, es gäbe Schwierigkeiten mit DD Rüden Ajax, dem Chef, sollten sich sofort in Luft auflösen. Wenige Kilometer nach der Abholung bezogen wir Quartier und im dortigen Garten waren DD Rüde Ajax und Dana sofort ein Herz und eine Seele. Bis zur völligen Erschöpfung wurde getobt und das Eis war binnen wenigen Minuten gebrochen.

Dann folgten die anstrengenden 3 Tage der Eingewöhnung. Dana wirkte oft ängstlich und schreckhaft. Zudem bellte sie schon bei geringen Anlässen anhaltend. Scheinbar war sie oft und zu früh alleine gelassen worden. Doch durch meine ständige Anwesenheit konnten die Eingewöhnungstage gut überstanden werden und nach einigen Tagen war sie dann auch angekommen.
Hilfreich waren die täglichen mehrstündigen Aufenthalte auf dem Lieper Vorwerk. Die herrlichen Spätsommertage der letzten Wochen bieten ihr die Möglichkeit, entweder mit Ajax zu toben, oder das weit abgelegene Vorwerk mit seinem großen Garten und alten Stallungen zu erkunden und danach erschöpft in der Sonne zu liegen.

Da sie nach Aussage des bisherigen Halters kaum jagdlich gearbeitet wurde, war es nicht verwunderlich, dass sie beim Kontakt mit der ersten Sau wenig Interesse zeigte, das Beuteln überließ sie Ajax.

Um so erstaunlicher war ihre Reaktion auf Ajax Fährenarbeit:
Ajax musste in den letzten Wochen zur Vorbereitung auf die Brauchbarkeit fast täglich die freie Verlorensuche üben und zahlreiche Schleppen mit dem Kanin, der Ente und dem Fuchs wurden gelegt. Wurde Ajax zur Schleppe geführt, gebärdete sich Dana wie wild. Wenn Ajax mit den Schleppen fertig war und die Hunde toben sollten, kam Danas großer Auftritt: Alle Schleppen wurde -oft mehrmals- mit der für BGS so typischen stoischen Ruhe nachgearbeitet. Und wenn am Ende nichts lag, ging sie zurück und versuchte es erneut!

Nächste Woche ist die Zeit der Eingewöhnung vorbei und dann beginnt für Dana der Ernst des Lebens. Schweißfährten mit Schweiß von erlegten Sauen müssen gelegt werden und Dana eingearbeitet werden, damit sie zu Beginn der Saujagdsaison fit ist.
Viel Zeit bleibt nicht, das Laub beginnt sich zu verfärben, bald beginnt die Drückjagdsaison.

waidmannsheil

Euer

stefan


Hier die ersten Photos von der BGS Hündin "Dana"


Ein Herz und eine Seele:
Mit DD Rüden Ajax im Geländewagen
















Ihr Interesse an Wild hält sich noch in Grenzen











































Das Toben mit Ajax baut Stress ab




















Den Drosselgriff gilt es zu üben!!














Ajax muss das Opfer spielen


















Weitere Berichte zur BGS Hündin Dana:
 

Die Prinzessin und der Macho
 
Dana, die Hundefühererausbilderin


Sie sind Nichtjäger und benötigen Hilfe bei der Erziehung Ihres Jagdhundes?

Jagdhundeseminar für Nichtjäger und Erstlingsführer von Jagdhunden

29.8.10

Warum ich Jäger bin

Jeder von uns Jägern kennt die Frage: Warum bist Du Jäger?"
Der Journalist Karl Lüönd hat sich zu dieser Frage geäußert und es ist ein Beitrag entstanden , dem ich vorbehaltlos zustimme.

Sein Beitrag wurde im Onlinemagazin des Züricher Tagesanzeigers veröffentlicht.


Warum ich Jäger bin
von Karl Lüönd


30 000 Jäger gehen in der Schweiz auf die Pirsch, um Tiere zu töten. Ein Hobby, das vielerorts Befremden und Misstrauen auslöst. Doch Jagen sei nichts Grausames, sondern etwas Magisches, schreibt Karl Lüönd


Anfang September beginnt die Hochwildjagd. Dieses Jahr hat die Kontroverse um den im Wallis abgeschossenen Wolf die Gemüter schon in der Schonzeit erhitzt und die Probleme um Jäger und Gejagte, um widerstreitende Nutzungsansprüche und gegensätzliche Naturwahrnehmung offengelegt. «Wie bitte, Sie jagen?», höre ich dann und wann. Oder, etwas tückischer und hörbar gedehnt: «So, so, Jäger . . . Du bist einer von denen, die Tiere töten. Wie erklärst du das deinen Kindern? Hast du noch Blut an den Händen? Und was macht ihr eigentlich mit dem Wildbret?» Befremden und Misstrauen sind fast körperlich spürbar. Es sieht so aus, als sei die Jagd definitiv nicht (mehr) gesellschaftsfähig. Die Zeiten sind vorbei, da in guten Zürcher und Berner Bürgerfamilien der Jagdpass – wie das Offizierspatent, der Fechtunterricht und das Zunftwappen – zum selbstverständlichen Lebensgepäck männlicher Nachkommen gehört hat. Der Zeitgeist ist definitiv in Richtung Golfplatz abgebogen. In der Wildbahn geblieben sind die wirklich Passionierten, die ihr Engagement durch Zeitaufwand und Kompetenz beglaubigen. Derzeit sind rund 30 000 Schweizerinnen und Schweizer Jäger, eine verschwindende Minderheit, Tendenz stagnierend. Ich bin froh, ihr anzugehören, denn die Jagd bereichert seit mehr als dreissig Jahren mein Leben. Es war vor einigen Jahren in meinem Revier am Stadtrand von Winterthur. Ich kam vom Morgenansitz zurück. Eine junge Mutter mit ihrem vielleicht achtjährigen Sohn kreuzte meinen Weg. So vernehmlich, dass ich es hören musste, sagte sie zu ihm: «Sieh mal, das ist jetzt ein Mörder!» Ich blieb stehen, stellte mich vor und erwiderte: «Sie sollten den Buben richtig informieren. Ich bin sogar ein Lustmörder. Ich finde es nicht nur richtig, was ich tue, ich habe auch Freude daran.» Das war natürlich überspitzt. Nein, ich empfinde keine Lust, wenn ich abdrücke, so wenig, wie wenn ich im Herbst einen Apfel vom Baum pflücke. Ich tue es eher selten, mit Bedacht, möglichst nie impulsiv oder hastig. Ich mustere das Tier genau. Ist es schussbar, das heisst, entspricht es den Auswahlkriterien, die das Gesetz und die selbst auferlegten weidmännischen Regeln definiert haben? Steht das Tier so, dass ich einen sicheren Schuss anbringen kann, der schneller und mit weniger Leiden wirkt als jeder Tötungsvorgang im Schlachthof? Aber klar: Das Töten ist Teil der Jagd. Salvador de Madariaga, spanischer Diplomat und Autor, hat es mit einem schwierigen, aber für mich stimmigen Satz ausgedrückt: «Ich jage nicht, um zu töten; ich töte, um gejagt zu haben.» Wir Jäger müssen uns eingestehen: Hier liegt der Hauptgrund für das Misstrauen und die Ablehnung, die uns manchmal entgegenschlagen. Ich verstehe und respektiere diese Vorbehalte; ich lasse die emotionale Ablehnung stehen und versuche unser Tun zu erklären. Die junge Mutter und ihr Bub haben mir übrigens aufmerksam zugehört. Nach zwanzig Minuten haben wir uns freundlich verabschiedet. Manchmal sehe ich die beiden im Revier. Dann müssen wir lächeln. Schweigen und lauschen Warum heute noch jagen? Niemand ist mehr darauf angewiesen, um die Familie zu ernähren. (Noch bis in die Nachkriegszeit hinein war das anders; viele Jäger und Wilderer in den Alpen jagten um des Fleisches willen.) Auch Tradition und gesellschaftlicher Brauch allein tragen nicht mehr, wie wir gesehen haben. Die Abwehr von gefährlichen Raubtieren steht dem gewöhnlichen Jäger nicht zu, höchstens und in Ausnahmefällen, wie soeben im Wallis, dem beamteten Wildhüter. Ja, was ist es denn dann? Zunächst ist es einfach die Freude. Das magische Erlebnis, schweigend und lauschend den Anbruch des neuen Tages zu erleben. Vermutlich ist auch die temporäre Rückkehr zur Tradition, das heisst zur Lebensart von früher, nicht das geringste unter den Motiven, die heutige Menschen noch zur Jagd führen. Indem ich Fährten lese, den Wind prüfe, Schuss- und Pirschzeichen deute und Brüche lege, bewahre ich verloren geglaubte Kulturtechniken für die Nachwelt. In der Tradition des alten Weidwerks – eines Handwerks eben, nicht eines Hobbys – übe ich mich, meist ungeschickt genug, in Fertigkeiten, welche die arbeitsteilige Welt vom modernen Menschen längst nicht mehr fordert: pirschen, schiessen, das getötete Wild versorgen, das erbeutete Tier aus der Decke schlagen und zerwirken, Hunde führen, das Horn blasen, Feuer anfachen, kochen. Wer so wieder einmal die ganze Nahrungskette durchdekliniert, isst und geniesst mit einem anderen Gefühl und einem neuen Bewusstsein. Mir persönlich hilft die Jagd auch, die Bodenhaftung zu bewahren. Ich bin dankbar, unter meinen Jagdkameraden einen Querschnitt des Volks anzutreffen, vom Polizisten und Zimmermann bis zum Bauern und zum Professor. Wir sind, jeder mit seinen Begabungen und Schwächen, Gleiche unter Gleichen. Die Jagd erdet ihre Anhänger. Sodann hat die Jagd zu allen Epochen immer auch eine ausgesprochen weitläufige Kultur mit eingeschlossen: Musik, Gesang, Skulptur, Malerei und das ganze, weite Feld der Kunsthandwerke – von Gravur und Schnitzerei bis zur Kunst der Büchsenmacher und der Messerschmiede, der Sattler, Gürtler, Drechsler, Kürschner und Präparatoren, zur Kochkunst und zur Verlängerung der Verwertungskette der Jagdbeute: Räuchern, Pökeln, Dörren. Je mehr ich vom Jagen und von den Gejagten weiss, desto stärker wird mein Lebensstil durch Natur und Weidwerk geprägt. Verbundenheit mit der Natur und Tieren, Respekt vor der Schöpfung, Achtsamkeit in Umweltverhalten und Ressourcengebrauch verfestigen sich zur Lebenshaltung und zu einem Gerüst der Werte. Vor diesem Hintergrund habe ich auch keinen Anlass, mich für den «ökologischen Fussabdruck», den ich als Jäger hinterlasse, zu schämen. Unsere nachhaltige und behördlich eng reglementierte Art des Jagens ist ein Beitrag zur Regulierung der Wildbestände, die durch die Übernutzung der Landschaft und die Exzesse der Zivilisation durcheinandergeraten sind. Die Regulierung der Wildschweine ist nur ein Beispiel, diejenige der Füchse ein anderes. Die Jagd prägt unsere Sprache Können wir uns auf Folgendes einigen? Jagd ist ein Teil unserer menschlichen Aktivität und gehört als uralte Kulturtechnik zu unserem Erbe. Für die einen ist sie wichtig, den anderen ist sie gleichgültig. Prägend ist sie allemal, wie schon unsere Alltagssprache verrät. Wir pirschen uns an. Blattschuss? Wir bringen zur Strecke. Manchmal geht etwas durch die Lappen, oder es wird abgeblasen. Mitunter kommt es zum Kesseltreiben oder zu einer Hatz. Erfolge kann ich mir an den Hut stecken. Wir Jäger zählen uns mit Überzeugung und mit Recht zu den Naturfreunden und ‑schützern; wir gehören unter den Ausübenden von etwa 50 Sommer- und Winteraktivitäten in unseren Wäldern zu der Minderheit, die die Natur nicht einfach konsumieren, sondern auch aktiv etwas für sie tun. Als Revierpächter verpflichten wir uns auf acht Jahre verbindlich zu nicht geringen Leistungen. Dabei ist es nicht einmal die Hauptsache, aber erwähnenswert, dass wir zusammen mit den Fischern die Einzigen sind, die für ihre naturverbundene Passion bezahlen und keine Subventionen verlangen. Wir engagieren uns in vielfältiger Weise und häufig zusammen mit den lokalen Naturschützern für Biotophegeprojekte aller Art, in der Revierpflege, Wildunfallverhütung, Fallwildbergung und mehr. Ohne die Jäger wäre weder die Wiederansiedlung der Steinböcke noch der Bartgeier gelungen. Mit Ausnahme des Genfer Jagdverbots von 1972 haben die Schweizer Stimmbürgerinnen und ‑bürger bis jetzt alle Initiativen zurückgewiesen, welche die Jagd verbieten oder behindern wollten. Aus den wenigen vorhandenen Umfragen spricht wohlwollende Gleichgültigkeit. Nicht Radikalforderungen werden in den vor uns liegenden Jahren das Problem sein, sondern die Auseinandersetzung mit Einzelfragen, welche die Jagd direkt betreffen oder indirekt berühren. Der Tierschutz greift die Baujagd auf Fuchs und Dachs an und sabotiert mit seiner undifferenzierten Anti-Pelz-Kampagne den Absatz der Pelze weidgerecht erlegter Füchse und Marder. Der Vogelschutz fordert in Verkennung der regional sehr unterschiedlichen Bestände und Verhältnisse einen flächendeckenden Artenschutz auf nationaler Ebene. Projekte für Nationalparks und Schutzgebiete enthalten offene oder versteckte Jagdverbote. Mit Argumenten des Lärm- und Bodenschutzes werden Jagdschiessanlagen behindert und bekämpft wie in Embrach; zugleich fordert der Tierschutz – hier durchaus einig mit den Jagdverbänden – eine bessere Schiessausbildung und eine regelmässige Prüfung der Schiessfertigkeit. Jagd ist vieles in einem: gesetzlicher Anspruch, öffentliche Aufgabe und noble Selbstverpflichtung, ein ländlicher, aber nicht zwangsläufig konservativ geprägter Lebensstil.

21.8.10

Fünf Freunde und vier Böcke


Erfolgreiches Jungjägerseminar zur Blattzeit im Lehrrevier:
5 Jungjäger erlegen 4 Böcke


Der Einstieg in das aktive Jagen ist für Jungjäger ohne jagdliche Kontakte aus meiner Sicht das größte Problem bei der Rekrutierung des Jägernachwuchses. Hier ist zur Lösung dieses Problems von Seiten der Jungjäger viel Kreativität und Einsatzbereitschaft gefordert.
Bei den Intensivkursen in den Jagdschulen bilden sich wohl deshalb auch schnell Gruppen, die dieses Problem gemeinsam lösen wollen. Zudem kommen in den Kursen der Jagdschulen Menschen zusammen, die die Freuden und das Leiden einer anstrengenden Jungjägerausbildung mit anschließender Prüfung teilen. Dadurch entstehen Freundschaften, die über die Jägerprüfung hinaus bestehen bleiben.

Es war Anfang Juni, als mich beim Absuchen der Wiesen nach Kitzen der Anruf eines Mitglieds einer solchen Gruppe ehemaliger Absolventen der Jagdschule Emsland erreichte. Man wollte die in der Jagdschule geschlossenen Freundschaft durch eine gemeinsame Jagdwoche mit dem Abschuss des ersten Bockes vertiefen.
Schnell stellte sich ein Seminar über eine ganze Woche als nicht praktikabel heraus. Deshalb wurde das Jungjägerseminar auf zwei verlängerte Wochenenden verteilt. Ein Wochendseminar sollte in der Blattzeit, das zweite im Herbst stattfinden.
Am 5.8.2010 war es dann soweit. Zur Gruppe der vier Jagdschulabsolventen hatte sich noch ein fünfter Jungjäger gesellt. Zudem reisten 2 Teilnehmer mit Familie an, sodass eine Gruppe, alle Kinder mitgezählt, zehn Personen am Wochenendseminar teilnahmen.
Es war für mich das erste Seminar dieser Größe und ein wenig mulmig war mir schon zumute, ob des Gelingens, zumal ich keinen der Teilnehmer vorher kennen gelernt hatte.
Doch alle meine Bedenken sollten sich in Luft auflösen.
Die Wochen vor Beginn des Seminars waren geprägt vom Kontrollieren der Sitze und vor allem vom Versuch, Böcke ausfindig zu machen. Letzterses war problemlos, denn an fast an jedem Sitz konnte ich ein oder mehrere Böcke bestätigen, das Niederoderbruch ist schließlich bekannt für seinen Wildreichtum.
Doch beim Kontrollieren der Sitze vielen immer mehr Leitern und Kanzeln durch die strenge Prüfung. Eilig wurde Stangenholz geschnitten und der Neubau mehrere Hochsitze in Angriff genommen. Leider schaffte ich es nicht, das von mir gesteckte Ziel, 5 Hochsitze noch vor Beginn des Seminars fertig zu stellen; die bestehenden noch nutzbaren mußten ausreichen.
Als die Seminarteilnehmer dann am 8.8.2010 nach und nach auf dem Lieper Vorwerk eintrafen, wurden erst einmal die Formalitäten erledigt und danach gab jeder Jungjäger seinen obligatorischen Probeschuss ab.
Nach einem Imbiss ging es dann hinaus zum ersten Abendansitz. Obwohl keiner der Jungjäger zu Schuss kam, konnten sich alle Teilnehmer vom großen Wildreichtum des Reviers überzeugen. Anlass zum Feiern gab es aber trotzdem: Revierpächter Dr. Lipps hatte einen sehr guten Sechserbock gestreckt.
Am nächsten Morgen ging es dann in aller Frühe hinaus und das Niederoderbruch zeigte sich in seiner ganzen Schönheit. Dichter Nebel lag über den Wiesen, der sich bei aufgehender Sonne langsam auflöste. Innerhalb von fünf Minuten fielen zwei Schüsse. 2 Jungjäger hatten ihren ersten Bock erlegt!


Zufriedene Jungjäger beim Jägerfrühstück.
2 Böcke wurden am ersten Frühansitz gestreckt


Gemeinsam wurden die beiden Böcke aufgebrochen und nach dem Einlagern in der Wildkammer ging es zum Jägerfrühstück ins Rosencafe. Doch es sollte noch besser werden. Der heiße Augusttag war ideales Blattzeitwetter und einen am Morgen bestätigten treibenden Bock konnte vom 3. Jungjäger am Abend gestreckt werden.
3 Jungjäger hatten am 9.August jeweils ihren ersten Bock erlegt!
Auch die weiteren Ansitze brachten den Jungjägern viel Anblick und am Morgen des letzten Tages konnte ein Jungjäger noch seinen zweiten Bock erlegen.



Grillfest auf dem Lieper Vorwerk anlässlich des Jungjägerseminars


Für mich war das Jungjägerseminar in mehrfacher Hinsicht ein Erfolg. Wieder konnte ich einigen Jägern die Einmaligkeit der Natur im Niederoderbruch und der Barnimer Endmoränenlandschaft näherbringen. Viel Anblick und eine ansehnliche Strecke rundeten das Jagdwochenende ab. Besonders aber möchte ich betonen, dass sich die Jungjäger äußerst disziplinert verhalten haben und kein einziger Fehlschuss abgegeben wurde. Alle erlegten Böcke hatten hervorragende Schüsse, kein Bock musste nachgesucht werden, alles Wildbret konnte vollständig verwertet werden.
Das Jungjägerseminar hat gezeigt, dass der Jagdverein Lehrprinz mit seiner Idee, revierlosen Jungjägern den Weg in das aktive Jagen zu ebnen, auf dem wichtigen Weg ist.
Mit großer Freude erwarte ich die Jungjäger zur zweiten Hälfte des Seminars im Herbst.

Die Photos vom Seminar kann man sich hier ansehen.

waidmannsheil

Euer

stefan



Das Seminar aus Sicht eines Seminarteilnehmers:


Jungjägerseminar Blattjagd in Liepe

Wie macht man als Jungjäger die ersten Schritte, vor allem ohne jagdliche Kontakte oder Zugang zu einem Revier?

Die Frage stellen sich wohl viele Jungjäger nach Bestehen der Jägerprüfung. Der Jagdschein ist gelöst, mit dem Kauf einer geeigneten Waffe wurde bereits geliebäugelt, aber eine Jagdmöglichkeit ist noch nicht in Sicht. Dies trifft vor allem für Jungjäger zu, die sich nicht schon im jugendlichen Alter für die Jagd begeistern oder keine Jäger in der Familie und im Bekanntenkreis haben.

Ohne Erfahrung kann es sehr schwierig sein kann, einen Begehungsschein oder eine Jagdeinladung zu ergattern. Daher finden sich sowohl im Internet als auch in den einschlägigen Jagdzeitschriften die immer gleichen Tipps. Diese reichen von freiwilliger Übernahme von Arbeiten im Revier, Übernahme der Raubwildbejagung (sogar die Spezialisierung auf Krähenjagd wird empfohlen) bis hin zur Empfehlung, sich einen gut ausgebildeten Jagdhund zuzulegen oder das Jagdhornblasen zu erlernen, um so die Chance auf eine Teilnahme bei Gesellschaftsjagden zu erhöhen.

Dies sind sicher alles gut gemeinte Vorschläge, aber nicht jeder will oder kann diesen Weg gehen. Wie soll man sich ohne Revierzugang zum Spezialisten machen oder einen Hund ausbilden?

Wir wollten einen anderen Weg gehen. Mit einem erfahrenen Profi die ersten Schritte machen war unser Ziel, um die Themen Waffe und Ausrüstung näher zu beleuchten und auf den Prüfstand zu stellen.

Wir sind vier Jungjäger, die zusammen im Mai 2010 die Jägerprüfung absolviert haben und direkt im Anschluss beschlossen, „mal zusammen zu jagen“.

Gesagt, getan!

Nach Internetrecherche stießen wir auf den „Lehrprinzen“. Nach ein paar Telefonaten mit Stefan Fügner, wurden sofort zwei Jagd-Wochenenden gebucht und wir konnten noch einen weiteren Jungjäger als Teilnehmer dazu gewinnen. Zu fünft sollten wir also unseren ersten Jagden beginnen.

Die Vorbereitung erwies sich als unkompliziert. Die Zimmerreservierung und Auswahl erfolgte durch den „Lehrprinz eV“, Waffen und Ferngläser konnten geliehen werden. Gerade letzteres erwies sich als hilfreich, da so keine hektischen Spontankäufe bei diesem wichtigen Thema getätigt werden mussten. Auch die Beköstigung für das gesamte Wochenende war organisiert. Da unser Team beruflich sehr eingespannt ist, trug dieses „Rundum-Sorglos-Paket“ bereits im Vorfeld dazu bei das Wochenende entspannt anzugehen. Das vorhandene „Angebot“ wurde schnell und unkompliziert auf unsere terminlichen Erfordernisse angepasst. Eigentlich ist es geplant das Seminar in einer kompletten Woche durchzuführen.

Das Rahmenprogramm war hervorragend organisiert und begann am Donnerstag mit einem Kaffeetrinken auf dem Lieper Vorwerk mit dem Jagdleiter Stefan Fügner und dem Pächterehepaar Dr. Wolfgang und Astrid Lipps. Nach Klärung der Formalitäten erfolgte die Einweisung in das Revier. Danach wurden die zur Verfügung gestellten Waffen vorgestellt und es fand ein Probeschießen statt.

Nach einem gemeinsamen Abendessen bei hervorragendem Wetter auf der Terrasse des Lieper Vorwerks ging es zum ersten Ansitz.

Schon bei diesem ersten Ansitz wurde der Wildreichtum in diesem Jagdrevier deutlich. Ob ansitzen in den Oderwiesen oder am Waldrand, Ricken, Kitze, Hasen, Füchse und natürlich Böcke konnten immer erblickt werden. Wir waren verteilt auf verschiedene Ansitze des umfangreichen Reviers und jeder hatte Anblick. Mehrere hätten sogar Gelegenheit gehabt doch die Aufregung war noch zu groß ob der Vielfalt die sich bot.

Die Jagdgöttin Diana war uns hold und bereits am Abend des zweiten Jagdtages konnten drei Böcke zur Strecke gebracht werden. Bock vier komplettiere unser Jagdglück am folgenden Tag und wurde ebenso konsequent „totgetrunken“ wie die ersten Abschüsse. Morgen-, Mittag- und Abendansitz hatten sich also gelohnt und auch in Punkto zerwirken wurden unsere Kenntnisse erweitert. Wir wechselten Ansitzstandorte, -kanzeln und –leitern und hin und wieder auch das Wetter. Von schwül und warm bis Regen war alles dabei. Nach jedem Ansitz gab es etwas Neues zu berichten.

Doch nicht nur das Jagen war ein voller Erfolg, auch die Verpflegung sucht ihres Gleichen. Perfektes Frühstück, vorzügliches Mittag- und Abendessen sowie ein leckeres „Nachtmahl“ in Form eines Süppchens, hielten Leib und Seele der Jagdgesellschaft zusammen.

Die vier Jagdtage auf dem Lieper Vorwerk waren für uns ein voller Erfolg und ein unvergessliches Erlebnis. Wir freuen uns schon jetzt auf die Fortsetzung im November, wenn die Saujagd ruft.



9.8.10

Trichinenfund bei einem Wildschwein in Lüchow-Dannenberg

Manchmal empfindet man das Einreichen der Proben bei Schwarzwild zwecks Trichinenbeschau lästig. Proben ziehen, Meldebogen ausfüllen und zum Tierarzt bringen. Das alles kostet Zeit, die zusätzlich zur Versorgung des erlegten Stücks anfällt.
Die äußerst seltene Meldung "positiv auf Trichinen getestet" verleitet dazu, das Einreichen der Proben nicht so genau zu nehmen.
Doch auch dieses Jahr meldet ein Kreisveterinäramt den positiven Befund.
Ein Grund mehr, immer sorgsam darauf zu achten, alle Sauen testen zu lassen, bevor sie in den Handel gebracht werden.
Über den äußerst seltenen Befund eines Trichinenbefalls berichtet das Onlinemagazin des Kreises Lüchow-Dannenberg.

Trichinenfund bei einem Wildschwein in Lüchow-Dannenberg (LK-118/2010)

Lüchow.

Im Juli diesen Jahres wurden erstmalig seit Jahrzehnten Trichinen bei einem Wildschwein im Landkreis Lüchow-Dannenberg amtlich bestätigt. Der Frischling wurde im Nordkreis erlegt und vom Jäger ordnungsgemäß zur Trichinenuntersuchung vorgestellt. Nach Mitteilung des Befundes wurde der Wildkörper amtlich beschlagnahmt, eine weitere Probe für das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gezogen und dann der ordnungsgemäßen Entsorgung zugeführt. Die Entsorgungskosten trug der Landkreis.
Trichinen sind Parasiten, deren Larven im gut durchbluteten Muskelgewebe von Alles- oder Fleischfressern aber gelegentlich auch beim Pferd vorkommen. Insbesondere Schweine können Trichinenträger sein. Durch Genuss von rohem, mit Trichinenlarven infiziertem Fleisch (z.B. auch Mettwürsten oder Schinken) können die Parasiten auf den Menschen übergehen. Hier besiedeln sie zunächst den Darm, wo sie sich auch vermehren. Der betroffene Mensch leidet zu dieser Zeit unter Bauchschmerzen, Erbrechen und Fieber. Die lebend geborenen Larven wandern ab dem neunten Tag vom Darm aus in gut durchblutetes Muskelgewebe, wo sie je nach Sitz schwere Entzündungsreaktionen, Muskel- und Kopfschmerzen, Schwellungen bis hin zu Herz- oder Gehirnhautentzündungen verursachen können. In Einzelfällen führt die Infektion zum Tod.

Europaweit besteht daher eine Unterschungspflicht auf Trichinen, für die Schlachtkörper aller empfänglichen Tierarten, insbesondere für Schweine. Wildschweine sind durch Ihre Lebensart besonders gefährdet und gerade Jäger sind daher verpflichtet alle erlegten Wildschweine auf Trichinen untersuchen zu lassen. Hierfür müssen die Wildkörper vom Jäger gekennzeichnet werden, anschließend wird eine Probe genommen, die von einem Wildursprungsschein begleitet zur amtlichen Untersuchung in ein anerkanntes Labor verbracht wird. Erst nach abgeschlossener negativer Untersuchung ist der Wildkörper für den Verzehr freigegeben. Mit Trichinen infizierte Wildkörper sind von der zuständigen Behörde als genussuntauglich zu erklären und müssen über die Tierkörperbeseitigungsanstalt entsorgt werden. Vor vier Jahren wurde die Untersuchungsmethode auf Trichinen von der weniger sicheren "Muskel-Quetschmethode" auf die sichere "Verdauungsmethode" umgestellt und sehr viele Jäger seither intensiv vom Landkreis bzgl. der Trichinenprobenentnahme geschult. Diese effektivere Methode könnte möglicherweise die Zahl positiver Untersuchungsbefunde erhöhen und zeigt, dass die Trichinen zumindest beim Wildschwein immer noch eine ernstzunehmede Bedrohung darstellen.


Auch dieser vorliegende Fall machte erfreulicherweise wieder deutlich, dass die Zusammenarbeit mit Jäger und Jagdpächter reibungslos funktioniert und von großem Verantwortungsbewusstsein seitens der Jäger geprägt ist.
Dieser Trichinenfund zeigt, wie wichtig es ist, dass die rechtlichen Vorgaben zur Untersuchung eingehalten werden.

3.8.10

Neue Revierjäger-Ausbildung in Kraft

Pressemitteilung des Deutschen Jagdschutz Verbandes (DJV) vom 3.8.2010

– Erste Bundesfachklasse mit 4 Frauen und 25 Männern / zentrale Schulstätte ist Northeim – Die Ausbildungsverordnung für den Beruf „Revierjäger/-in“ wurde umfassend überarbeitet und sieht jetzt generell eine 3-jährige Ausbildungszeit vor. Bundesweites Zentrum für den jetzt deutlich umfassenderen theoretischen Unterricht sind die Berufsbildenden Schulen II im niedersächsischen Northeim. In der ersten Bundesfachklasse drücken vier Frauen und 25 Männer ab 9. August 2010 für ein Jahr die Schulbank. Neue Lerninhalte sind Öffentlichkeitsarbeit und Naturpädagogik. Einen größeren Stellenwert erlangen künftig Nachhaltiges Management und Monitoring von Wildtieren sowie die Vermeidung von Wildschäden. Weiterhin zentrale Inhalte der Ausbildung sind die klassische, aber zeitgemäße Gestaltung der Reviere sowie die Bejagung und Verwertung von Wild. Nach der 1–jährigen Theoriephase verbringen die angehenden Revierjäger zwei Jahre mit der praktischen Ausbildung in anerkannten Lehrrevieren.

Bereits heute wurde der reformierte Ausbildungsberuf in Northeim vorgestellt. Wildmeister Herrmann Wolff, Geschäftsführer und Ausbildungsberater des Bundesverbandes Deutscher Berufsjäger (BDB) betonte: „Die Reform der Revierjägerausbildung ist ein Meilenstein in der Geschichte des Berufsstandes.“ Damit würden jahrhundertealte Traditionen und die Erfordernisse der Moderne erfolgreich verknüpft. Der BDB vertritt rund 1.000 in Deutschland tätige Berufsjäger. Diese arbeiten in privaten, kommunalen oder staatlichen Jagd- und Forstbetrieben, in Schutzgebieten, bei Verbänden sowie in der Aus- und Weiterbildung.


Jochen Borchert, Präsident des Deutschen Jagdschutzverbandes (DJV), sagte: „Wir haben großes Interesse an einer optimalen Ausbildung der hauptberuflich tätigen Jäger.“ Diese arbeiteten in vielen Gremien der Jägerschaft erfolgreich mit und setzten wichtige Impulse. Der DJV vertritt rund 250.000 Jäger in Deutschland und hat die Neuordnung des Ausbildungsberufes „Revierjäger/Revierjägerin“ gemeinsam mit dem BDB initiiert und inhaltlich begleitet.

Dr. Karl-Ernst Wegener, Schulleiter der Berufsbildenden Schulen II (BBS II) in Northeim, sagte: „Wir freuen uns, dass die Ausbildung zum Revierjäger jetzt zentral an unserer Schule stattfindet.“ Er bedankte sich bei allen, die an der Novellierung der Ausbildungsverordnung mitgewirkt haben und kündigte eine partnerschaftliche Zusammenarbeit an.


Die Berufsperspektiven für Berufsjäger sind aussichtsreich: Trotz Wirtschafts- und Finanzkrise wurden 2010 alle frischgebackenen Revierjäger in ein Arbeitsverhältnis übernommen. Revierjäger sind im Spannungsfeld der zunehmenden Nutzungsinteressen in der Natur professionelle Ansprechpartner und Mittler in der Jagdausübung, der Wildbewirtschaftung und der Lebensraumgestaltung sowie für Belange des Natur- und Tierschutzes.