21.8.10

Fünf Freunde und vier Böcke


Erfolgreiches Jungjägerseminar zur Blattzeit im Lehrrevier:
5 Jungjäger erlegen 4 Böcke


Der Einstieg in das aktive Jagen ist für Jungjäger ohne jagdliche Kontakte aus meiner Sicht das größte Problem bei der Rekrutierung des Jägernachwuchses. Hier ist zur Lösung dieses Problems von Seiten der Jungjäger viel Kreativität und Einsatzbereitschaft gefordert.
Bei den Intensivkursen in den Jagdschulen bilden sich wohl deshalb auch schnell Gruppen, die dieses Problem gemeinsam lösen wollen. Zudem kommen in den Kursen der Jagdschulen Menschen zusammen, die die Freuden und das Leiden einer anstrengenden Jungjägerausbildung mit anschließender Prüfung teilen. Dadurch entstehen Freundschaften, die über die Jägerprüfung hinaus bestehen bleiben.

Es war Anfang Juni, als mich beim Absuchen der Wiesen nach Kitzen der Anruf eines Mitglieds einer solchen Gruppe ehemaliger Absolventen der Jagdschule Emsland erreichte. Man wollte die in der Jagdschule geschlossenen Freundschaft durch eine gemeinsame Jagdwoche mit dem Abschuss des ersten Bockes vertiefen.
Schnell stellte sich ein Seminar über eine ganze Woche als nicht praktikabel heraus. Deshalb wurde das Jungjägerseminar auf zwei verlängerte Wochenenden verteilt. Ein Wochendseminar sollte in der Blattzeit, das zweite im Herbst stattfinden.
Am 5.8.2010 war es dann soweit. Zur Gruppe der vier Jagdschulabsolventen hatte sich noch ein fünfter Jungjäger gesellt. Zudem reisten 2 Teilnehmer mit Familie an, sodass eine Gruppe, alle Kinder mitgezählt, zehn Personen am Wochenendseminar teilnahmen.
Es war für mich das erste Seminar dieser Größe und ein wenig mulmig war mir schon zumute, ob des Gelingens, zumal ich keinen der Teilnehmer vorher kennen gelernt hatte.
Doch alle meine Bedenken sollten sich in Luft auflösen.
Die Wochen vor Beginn des Seminars waren geprägt vom Kontrollieren der Sitze und vor allem vom Versuch, Böcke ausfindig zu machen. Letzterses war problemlos, denn an fast an jedem Sitz konnte ich ein oder mehrere Böcke bestätigen, das Niederoderbruch ist schließlich bekannt für seinen Wildreichtum.
Doch beim Kontrollieren der Sitze vielen immer mehr Leitern und Kanzeln durch die strenge Prüfung. Eilig wurde Stangenholz geschnitten und der Neubau mehrere Hochsitze in Angriff genommen. Leider schaffte ich es nicht, das von mir gesteckte Ziel, 5 Hochsitze noch vor Beginn des Seminars fertig zu stellen; die bestehenden noch nutzbaren mußten ausreichen.
Als die Seminarteilnehmer dann am 8.8.2010 nach und nach auf dem Lieper Vorwerk eintrafen, wurden erst einmal die Formalitäten erledigt und danach gab jeder Jungjäger seinen obligatorischen Probeschuss ab.
Nach einem Imbiss ging es dann hinaus zum ersten Abendansitz. Obwohl keiner der Jungjäger zu Schuss kam, konnten sich alle Teilnehmer vom großen Wildreichtum des Reviers überzeugen. Anlass zum Feiern gab es aber trotzdem: Revierpächter Dr. Lipps hatte einen sehr guten Sechserbock gestreckt.
Am nächsten Morgen ging es dann in aller Frühe hinaus und das Niederoderbruch zeigte sich in seiner ganzen Schönheit. Dichter Nebel lag über den Wiesen, der sich bei aufgehender Sonne langsam auflöste. Innerhalb von fünf Minuten fielen zwei Schüsse. 2 Jungjäger hatten ihren ersten Bock erlegt!


Zufriedene Jungjäger beim Jägerfrühstück.
2 Böcke wurden am ersten Frühansitz gestreckt


Gemeinsam wurden die beiden Böcke aufgebrochen und nach dem Einlagern in der Wildkammer ging es zum Jägerfrühstück ins Rosencafe. Doch es sollte noch besser werden. Der heiße Augusttag war ideales Blattzeitwetter und einen am Morgen bestätigten treibenden Bock konnte vom 3. Jungjäger am Abend gestreckt werden.
3 Jungjäger hatten am 9.August jeweils ihren ersten Bock erlegt!
Auch die weiteren Ansitze brachten den Jungjägern viel Anblick und am Morgen des letzten Tages konnte ein Jungjäger noch seinen zweiten Bock erlegen.



Grillfest auf dem Lieper Vorwerk anlässlich des Jungjägerseminars


Für mich war das Jungjägerseminar in mehrfacher Hinsicht ein Erfolg. Wieder konnte ich einigen Jägern die Einmaligkeit der Natur im Niederoderbruch und der Barnimer Endmoränenlandschaft näherbringen. Viel Anblick und eine ansehnliche Strecke rundeten das Jagdwochenende ab. Besonders aber möchte ich betonen, dass sich die Jungjäger äußerst disziplinert verhalten haben und kein einziger Fehlschuss abgegeben wurde. Alle erlegten Böcke hatten hervorragende Schüsse, kein Bock musste nachgesucht werden, alles Wildbret konnte vollständig verwertet werden.
Das Jungjägerseminar hat gezeigt, dass der Jagdverein Lehrprinz mit seiner Idee, revierlosen Jungjägern den Weg in das aktive Jagen zu ebnen, auf dem wichtigen Weg ist.
Mit großer Freude erwarte ich die Jungjäger zur zweiten Hälfte des Seminars im Herbst.

Die Photos vom Seminar kann man sich hier ansehen.

waidmannsheil

Euer

stefan



Das Seminar aus Sicht eines Seminarteilnehmers:


Jungjägerseminar Blattjagd in Liepe

Wie macht man als Jungjäger die ersten Schritte, vor allem ohne jagdliche Kontakte oder Zugang zu einem Revier?

Die Frage stellen sich wohl viele Jungjäger nach Bestehen der Jägerprüfung. Der Jagdschein ist gelöst, mit dem Kauf einer geeigneten Waffe wurde bereits geliebäugelt, aber eine Jagdmöglichkeit ist noch nicht in Sicht. Dies trifft vor allem für Jungjäger zu, die sich nicht schon im jugendlichen Alter für die Jagd begeistern oder keine Jäger in der Familie und im Bekanntenkreis haben.

Ohne Erfahrung kann es sehr schwierig sein kann, einen Begehungsschein oder eine Jagdeinladung zu ergattern. Daher finden sich sowohl im Internet als auch in den einschlägigen Jagdzeitschriften die immer gleichen Tipps. Diese reichen von freiwilliger Übernahme von Arbeiten im Revier, Übernahme der Raubwildbejagung (sogar die Spezialisierung auf Krähenjagd wird empfohlen) bis hin zur Empfehlung, sich einen gut ausgebildeten Jagdhund zuzulegen oder das Jagdhornblasen zu erlernen, um so die Chance auf eine Teilnahme bei Gesellschaftsjagden zu erhöhen.

Dies sind sicher alles gut gemeinte Vorschläge, aber nicht jeder will oder kann diesen Weg gehen. Wie soll man sich ohne Revierzugang zum Spezialisten machen oder einen Hund ausbilden?

Wir wollten einen anderen Weg gehen. Mit einem erfahrenen Profi die ersten Schritte machen war unser Ziel, um die Themen Waffe und Ausrüstung näher zu beleuchten und auf den Prüfstand zu stellen.

Wir sind vier Jungjäger, die zusammen im Mai 2010 die Jägerprüfung absolviert haben und direkt im Anschluss beschlossen, „mal zusammen zu jagen“.

Gesagt, getan!

Nach Internetrecherche stießen wir auf den „Lehrprinzen“. Nach ein paar Telefonaten mit Stefan Fügner, wurden sofort zwei Jagd-Wochenenden gebucht und wir konnten noch einen weiteren Jungjäger als Teilnehmer dazu gewinnen. Zu fünft sollten wir also unseren ersten Jagden beginnen.

Die Vorbereitung erwies sich als unkompliziert. Die Zimmerreservierung und Auswahl erfolgte durch den „Lehrprinz eV“, Waffen und Ferngläser konnten geliehen werden. Gerade letzteres erwies sich als hilfreich, da so keine hektischen Spontankäufe bei diesem wichtigen Thema getätigt werden mussten. Auch die Beköstigung für das gesamte Wochenende war organisiert. Da unser Team beruflich sehr eingespannt ist, trug dieses „Rundum-Sorglos-Paket“ bereits im Vorfeld dazu bei das Wochenende entspannt anzugehen. Das vorhandene „Angebot“ wurde schnell und unkompliziert auf unsere terminlichen Erfordernisse angepasst. Eigentlich ist es geplant das Seminar in einer kompletten Woche durchzuführen.

Das Rahmenprogramm war hervorragend organisiert und begann am Donnerstag mit einem Kaffeetrinken auf dem Lieper Vorwerk mit dem Jagdleiter Stefan Fügner und dem Pächterehepaar Dr. Wolfgang und Astrid Lipps. Nach Klärung der Formalitäten erfolgte die Einweisung in das Revier. Danach wurden die zur Verfügung gestellten Waffen vorgestellt und es fand ein Probeschießen statt.

Nach einem gemeinsamen Abendessen bei hervorragendem Wetter auf der Terrasse des Lieper Vorwerks ging es zum ersten Ansitz.

Schon bei diesem ersten Ansitz wurde der Wildreichtum in diesem Jagdrevier deutlich. Ob ansitzen in den Oderwiesen oder am Waldrand, Ricken, Kitze, Hasen, Füchse und natürlich Böcke konnten immer erblickt werden. Wir waren verteilt auf verschiedene Ansitze des umfangreichen Reviers und jeder hatte Anblick. Mehrere hätten sogar Gelegenheit gehabt doch die Aufregung war noch zu groß ob der Vielfalt die sich bot.

Die Jagdgöttin Diana war uns hold und bereits am Abend des zweiten Jagdtages konnten drei Böcke zur Strecke gebracht werden. Bock vier komplettiere unser Jagdglück am folgenden Tag und wurde ebenso konsequent „totgetrunken“ wie die ersten Abschüsse. Morgen-, Mittag- und Abendansitz hatten sich also gelohnt und auch in Punkto zerwirken wurden unsere Kenntnisse erweitert. Wir wechselten Ansitzstandorte, -kanzeln und –leitern und hin und wieder auch das Wetter. Von schwül und warm bis Regen war alles dabei. Nach jedem Ansitz gab es etwas Neues zu berichten.

Doch nicht nur das Jagen war ein voller Erfolg, auch die Verpflegung sucht ihres Gleichen. Perfektes Frühstück, vorzügliches Mittag- und Abendessen sowie ein leckeres „Nachtmahl“ in Form eines Süppchens, hielten Leib und Seele der Jagdgesellschaft zusammen.

Die vier Jagdtage auf dem Lieper Vorwerk waren für uns ein voller Erfolg und ein unvergessliches Erlebnis. Wir freuen uns schon jetzt auf die Fortsetzung im November, wenn die Saujagd ruft.



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