19.12.10

Warum Wildfleisch nicht billig aber preiswert ist

Wildschweinfleisch verliert beim Braten bis zu 30 % weniger Wasser, als herkommliches Schweinefleisch.
Zudem wurden Wildschweine, wenn sie vom Jäger geliefert werden, nicht medikamentös behandelt.
Auch Laien schmecken den Unterschied zwischen Wildschwein und Hausschwein heraus. Es ist wesentlich geschmackvoller.














Erlegte Sauen in der Kühlkammer im Lehrrevier Liepe
Photo: Jan Lehmann



Seit Jahren zerbricht sich die Jägerschaft darüber den Kopf, dem Bürger das Wildfleisch im wahrste Sinne des Wortes schmackhaft zu machen.
Wie bei der Lösung aller Verkaufsproblemen und dies ist beim Verkauf von Wildfleisch nicht anders, kommt man um den direkten Kundenkontakt und um ein Gespräch mit Demselbigen nicht herum.

Von einem solchen Kundengespräch und dessen Erkenntnisse möchte ich hier berichten.

Seit einem Jahr wird das gesamte Wildfleisch des Lehrreviers in Liepe direkt vermarktet. Kein einziges Kilogramm Wildfleisch geht zum Wildhändler.

Als Anfang November das Telefon klingelte, fragte eine Dame, ob wir denn auch eine abgeschwartete und zerwirkte Sau von 20 - 25 kg frisch liefern könnten. Ich notierte die Vorbestellung und mit großer Neugier ging es dann mit dem zerwirkten 20 kg Fischling in der Edelstahlwanne zum Kunden. Bei der Dame angekommen, verteilte ich Keulen, Schlegel, Bauchlappen, Rippen, Kopf und Schulter auf dem Küchentisch und sie begutachtet das Fleisch. "Traumhaft, bestes Fleisch, genau so will ich es haben".
Ihr fachmännischer Blick und ihre Begutachtung steigerte meine Neugier und ich fragte, wo sie die Fähigkeit der Fleischbegutachtung erlernt hat. Sie sagte mir, dass sie viele Jahre als Fleischerfachverkäuferin gearbeitet hatte. Leider gibt es dieses Geschäft nicht mehr, es wurde, wie viele dieser Geschäfte, von den Supermarktketten verdrängt.
Im Verlauf des Gespräches erfuhr ich, dass sie als gelernte Fleischerfachverkäuferin den Frischling nun vollständig entbeint, zu Bratenteilen, Nackensteaks, Schweinskopfsülze und Hackfleisch verarbeitet und alles einfriert. Dadurch habe sie für 3 - 4 Monate genügend Fleisch, ohne ein einziges Mal Fleisch im Supermarkt kaufen zu müsssen.

Doch den echten Vorteil des Wildschweinfleisches verriet sie mir am Schluß und der läßt Wildfleisch in einem ganz anderen Licht erscheinen:

Sie hatte nach dem Braten eines Schweinebratens aus dem Supermarkt festgestellt, dass dieser nach dem Braten erheblich geschrumpft war. Beim Braten von Wild passiert ihr dies nicht. Dort bleibt der Braten fast gleich groß.

Fazit:
Der Schweinebraten aus dem Supermarkt verliert fast dreimal soviel Wasser beim Braten wie der Wildscheinbraten!

Bei einem solch immensen Wasserverlust herkömmlichen Schweinefleisches relativiert sich der anfänglich höhere Preis für Wildfleisch. Zudem sollte man bedenken, dass das herkömmliche Schweinefleisch zwar das Wasser verliert, aber die für die Wasseransammlungen im Fleisch verantwortlichen Medikamente zurück bleiben.

waidmannsheil

Euer


stefan

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